Anton Lehár

Anton Lehár
Anton Freiherr von Lehár

Anton Freiherr von Lehár (* 21. Februar 1876 in Ödenburg; † 12. November 1962 in Wien), auch Baron Anton von Lehár genannt, war ein österreichisch-ungarischer Militär. Sein Bruder war der Komponist Franz Lehár.[1]

Inhaltsverzeichnis

Karrierebeginn

Lehár war der Sohn des Kapellmeisters im Infanterieregiment Nr. 50 der österreichisch-ungarischen Armee Franz Lehár (senior) (1838–1888) und der Christine Neubrandt (1849–1906). Er ging in Bratislava, Prag und Wien zur Schule.[2] Er besuchte eine Offiziersschule in Wien, die er 1893 abschloss. Zunächst diente er im Regiment seines Vaters, wo er bis 1894 als Unterleutnant, zwischen 1894 und 1898 als Oberleutnant diente. Zwischen 1897 und 1899 besuchte Lehár die Kriegsschule in Wien, in der er eine Generalstabsausbildung erhielt. Anschließend hatte er bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs verschiedene Ausbilderposten inne.

Erster Weltkrieg

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erhielt Lehár im Dienstgrad eines Majors den Oberbefehl über das 2. Bataillon des Österreichisch-Ungarischen Landsturms des Honvéd-Landsturm-Infanterieregiments Nr. 13, das er im September 1914 in den Kämpfen bei Chodel südlich von Lublin führte. Sein Bataillon war Bestandteil der Armeegruppe „Kummer“ unter dem Kommando von General Viktor Dankl.[3] Für seinen Einsatz erhielt Lehár später das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresia-Ordens. In den Kämpfen um Lublin wurde er verwundet. Nach seiner Genesung wurde er ins Kriegsministerium in Wien berufen und diente im Tiroler Verteidigungskommando[3]. Nach seiner Ernennung zum Oberstleutnant im September 1915 wurde Lehár an der italienischen Front eingesetzt. Dort kommandierte er die Heeresgruppe "Lehar" im Etschtal-Rovereto-Abschnitt. Seine Truppe bestand aus Tiroler Standschützen und Bosniaken.[4] Im Juni 1916 wurde er in das Technische Militärkomitee versetzt, wo er die Verantwortung für Infanterie- und Artilleriebewaffnung übernahm. Es folgten Einsätze an der Ostfront und im Büro von Hermann Kövess von Kövesshaza. Später wurde Lehár zum Infanterieregiment Nr. 106 versetzt, das er in der Schlacht an der Piave befehligte. In diesem Regiment blieb er bis zum Kriegsende.[5] Im Mai 1918 wurde er zum Oberst ernannt und erhielt die Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere.

Im August 1918 wurde Lehár für seine Verdienste in der Schlacht von Chodel das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens verliehen. Aufgrund der Ordensstatuten wurde Lehár außerdem in den Freiherrenstand erhoben und erhielt (als Ungar) den Titel eines Barons. Bei Kriegsende führte Lehár ein Regiment in die Garnison von Szombathely in Ungarn.

Ungarn

Nach seiner Entlassung aus der Österreichisch-Ungarischen Armee entschied Lehár, in Ungarn zu bleiben und für die Wiederherstellung der Monarchie zu kämpfen.[6][7]

Karl I. reiste auf Anraten Lehárs, der die Situation für eine Rückkehr des Kaisers für günstig hielt, inkognito per Auto quer durch Österreich nach Budapest und forderte den Reichsverweser Miklós Horthy zum Rücktritt auf, was dieser verweigerte. Am 20. Oktober 1921 flog Karl mit seiner Frau Zita nach Sopron, wo kleine kaisertreue Truppen stationiert waren. Diese erhielten jedoch erst am 21. Oktober per Telegramm Kenntnis von der Rückkehr des Kaisers. In Budaőrs, einem Vorort von Budapest, stießen sie am 23. Oktober auf republikanische Truppen. Bei diesem Zusammenstoß kamen 19 Soldaten ums Leben. Da die Gefahr eines Bürgerkriegs bestand, gab Karl gegen die Meinung seiner militärischen Ratgeber auf.[8][9][10][11][12] Während Karl I. in Exil nach Madeira ging, floh Lehár durch die Tschechoslowakei nach Deutschland.

Leben als Geschäftsmann

Durch die Hilfe seines Bruders Franz Lehár wurde er 1926 Direktor der Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger in Berlin. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten kehrte er nach Wien zurück.[13]

Dort gründete er den Chodel-Musikverlag, der aber keine Gewinne abwarf. 1935 erwarb er ein Landgut in Theresienfeld nahe Wiener Neustadt. Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 wurde Lehár von der Gestapo nach Wien beordert und stand dort bis zur Befreiung Wiens unter Beobachtung.[14] Nach dem Tod seines Bruders Franz im Oktober 1948 übernahm Lehár die Verwaltung von dessen Nachlass und den Schutz der Urheberrechte von dessen Werken. 1973 erschien seine Autobiographie.

Literatur

  • Lehár, Anton: Unsere Mutter. Wien [u.a.], 1930
  • Lehár, Anton: Erinnerungen ; Gegenrevolution und Restaurationsversuche in Ungarn 1918 – 1921. München, 1973

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadt Wien: Wien 1948-Berichte vom Oktober 1948:26.10.1948: Bürgermeister Körner zum Tode Franz Lehars (German). Abgerufen am 4. Januar 2009.
  2. Anton Lehar: Erinnerungen-Gegenrevolution und Restaurationsversuche in Ungarn 1918-1921 (German). Vienna: Verlag für Geschichte und Politik 1973
  3. a b Anton Lehar: Erinnerungen-Gegenrevolution und Restaurationsversuche in Ungarn 1918-1921 (German). Vienna: Verlag für Geschichte und Politik 1973
  4. Anton Lehar: Erinnerungen-Gegenrevolution und Restaurationsversuche in Ungarn 1918-1921 (German). Vienna: Verlag für Geschichte und Politik 1973
  5. Anton Lehar: Erinnerungen-Gegenrevolution und Restaurationsversuche in Ungarn 1918-1921 (German), S. 16–18, Vienna: Verlag für Geschichte und Politik 1973
  6. Paul Lendvai: Die Ungarn-Ein Jahrtausend Sieger in Niederlagen (German). Munich: C.Bertelsmann 1999
  7. Anton Lehar: Erinnerungen-Gegenrevolution und Restaurationsversuche in Ungarn 1918-1921 (German), S. 28–32, Vienna: Verlag für Geschichte und Politik 1973
  8. Gary Potter: Ven. Emperor Karl I of Austria and Empress Zita. Abgerufen am 4. Januar 2009.
  9. Peter Broucek: Restaurationsversuche (German). Abgerufen am 4. Januar 2009.
  10. Erwin Bader: Kaiser Karl – ein Seliger (German) (doc). Abgerufen am 4. Januar 2009.
  11. Die "Revision" versank in Blut und Tränen (German). May 25, 2001. 
  12. Paul Lendvai: Die Ungarn-Ein Jahrtausend Sieger in Niederlagen (German). Munich: C.Bertelsmann 1999
  13. Anton Lehar: Erinnerungen-Gegenrevolution und Restaurationsversuche in Ungarn 1918-1921 (German), S. 19, Vienna: Verlag für Geschichte und Politik 1973
  14. Anton Lehar: Erinnerungen-Gegenrevolution und Restaurationsversuche in Ungarn 1918-1921 (German), S. 19–21, Vienna: Verlag für Geschichte und Politik 1973

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