Amélie Mummendey

Amélie Mummendey
Amélie Mummendey (2009)

Amélie Mummendey, einige Publikationen auch unter Schmidt-Mummendey, (* 19. Juni 1944 in Bonn am Rhein) ist eine deutsche Sozialpsychologin. Sie ist seit 2007 Prorektorin für die Graduierten-Akademie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Amélie Mummendey studierte Psychologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und promovierte 1970 an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Sie habilitierte sich 1974 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, wo sie von 1980 bis 1996 die Professur für Sozialpsychologie am Fachbereich Psychologie innehatte. Seit 1997 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Sozialpsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2007 gründete Amélie Mummendey die Jenaer Graduierten-Akademie, welche sie als erste Prorektorin der Friedrich-Schiller-Universität Jena seither leitet.

Forschung

Ihre Forschung beschäftigt sich mit sozialpsychologischen Themen der sozialen Identität, der Beziehungen und des Verhaltens zwischen sozialen Gruppen. Insbesondere interessieren sie Determinanten negativer Behandlung von Fremdgruppen wie soziale Diskriminierung, Eigengruppenfavorisierung und Fremdgruppenabwertung, sowie positive Formen wie Toleranz zwischen Gruppen. Neuere empirische Forschung, experimentelle ebenso wie Feldforschung beschäftigen sich mit dem, was als die Positiv-Negativ-Asymmetrie sozialer Diskriminierung bezeichnet wird, und mit der Prüfung von Modellen zur Vorhersage der Präferenz von Bewältigungsstrategien bedrohter oder negativer Identität. Gegenwärtig interessieren Mummendey insbesondere Determinanten und Bedingungen für Diskriminierung versus Toleranz zwischen sozialen Gruppen, Konflikt und Kooperation, konstruktive versus destruktive Formen der Bewältigung von radikaler Veränderung, sowie Fragen des Zusammenhangs von Bedrohung und sozialer Identität, Grenzen von Toleranz und sozialem Ausschluss von Fremdgruppen. Mummendeys Forschungsbeiträge wurden in zahlreichen nationalen und internationalen Zeitschriftenartikeln und Buchkapiteln veröffentlicht.

Das Eigengruppenprojektionsmodell

Gemeinsam mit Michael Wenzel entwickelte Amélie Mummendey das Eigengruppenprojektionsmodell[1]. Dieses Modell besagt, dass sich Mitglieder einer Gruppe mit Mitgliedern einer anderen Gruppe (z.B. Deutsche und Italiener) immer im Bezugsrahmen einer gemeinsamen übergeordneten Gruppe (z.B. Europäer) miteinander vergleichen. Die Mitglieder der einzelnen Gruppen “projizieren“ jeweils Eigenschaften und Charakteristika ihrer eigenen Gruppe auf die (Vorstellung über die) übergeordnete Gruppe. Mummendey und Kollegen konnten zeigen, dass Deutsche mit der Gruppe „Europäer“ eher stereotyp „deutsche“ Charakteristika verbinden als Italiener, welche eher die Charakteristika ihrer Gruppe auf die übergeordnete Gruppe projizieren. Die Mitglieder beider Gruppen sehen somit ihre eigene Gruppe als typischer für Europa an, da sie den europäischen Charakteristika am meisten entsprechen. Laut Eigengruppenprojektionsmodell führt dies zu sozialer Diskriminierung von Gruppen, welche als weniger typisch innerhalb der übergeordneten Gruppe wahrgenommen werden. Mittlerweile gibt es für den Prozess der Eigengruppenprojektion motivationale und kognitive Erklärungsansätze. In aktueller Forschung wird unter anderem untersucht, wie man den Prozess der Eigengruppenprojektion verhindern oder verringern kann und somit die Toleranz zwischen Gruppen gefördert werden kann.

Ehrenhafte Mitgliedschaften (Auswahl)

Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Bedingungen aggressiven Verhaltens, 1975, Bern: Huber
  • Social Psychology of Aggression: From Individual Behavior to Social Interaction, 1984, Springer, ISBN 0387124438
  • Soziale Einstellungen, 1986, Juventa, ISBN 3779903040
  • Identität und Verschiedenheit, 1997, Bern: Huber, ISBN 3456828101

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wenzel M., Mummendey A., & Waldzus S. (2007). Superordinate identities and intergroup conflict: The ingroup projection model. European Review of Social Psychology, 18, 331-372.
  2. Thüringer Forschungspreis 2005 in der Kategorie "Grundlagenforschung"

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