Altiaia

Altiaia

Altiaia ist der römische Name der heutigen Stadt Alzey. Die Zivilsiedlung im späteren Rang eines Vicus[1] wurde um Christi Geburt angelegt und entwickelte sich zu einem Mittelzentrum im Hinterland der Provinzhauptstadt Mogontiacum. Altiaia wurde bei dem Alemanneneinfall im Jahr 352 vollständig zerstört. Knapp 20 Jahre später wurde ein Teil der Siedlungsfläche mit einem spätrömischen Kastell namens Alteium überbaut, das bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts bestand.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Ortsname Altiaia ist keltischen Ursprungs. Er geht wahrscheinlich auf eine archäologisch bezeugte spätlatènezeitliche Vorgängersiedlung größeren Ausmaßes zurück.[2] Eine Weiheinschrift für Nymphengötter, datiert auf den 22. November 223, nennt vicani Altiaienses (Bürger von Altiaia) als Stifter der Weihung.[1] Gelegentlich wird in der Wissenschaft auch der Name Alteiensium verwendet.

Lage

Altiaia lag strategisch vorteilhaft auf einer Anhöhe oberhalb des Selztals. An dieser Stelle des Tals gab es einen gut begehbaren Flussübergang und mehrere Fernstraßen kreuzten sich hier. Damit war der Vicus an das römische Reichs- und Fernstraßennetz angeschlossen.

Entwicklung und Zerstörung

Im Lauf des 1. Jahrhunderts entwickelte sich der Vicus neben der vergleichbaren römischen Siedlung in Bad Kreuznach zu einem der mittleren Zentren im rheinhessischen Hinterland. Neben einer Bedeutung als Handelsort kann auch angenommen werden, dass von hier aus Waren und landwirtschaftliche Produkte zur Provinzhauptstadt Mogontiacum geliefert wurden. Ein archäologisch gut dokumentierter Gutshof in Dautenheim dürfte stellvertretend für andere Anlagen stehen. Spärliche Baubefunde sowie Kleinfunde aus dem Vicusbereich und Gräberfeldern lassen auf eine wohlhabende Kleinstadt schließen.

Eine Zäsur gab es im Rahmen der Germaneneinfälle in der Mitte des 3. Jahrhunderts. Ein in diesem Zeitraum vergrabener Münzschatz mit 381 Münzen lässt zumindest auf eine unmittelbare Bedrohung der unbefestigten Zivilsiedlung und einen Einbruch bei Handel und Verkehr schließen. Ab 300 gab es aufgrund der stabileren politischen Lage einen deutlichen Aufschwung in Altiaia. Villenartige Großbauten belegen einen neuen Wohlstand, der sich in größeren Baumaßnahmen niederschlug.

Im Rahmen des großräumigen Durchbruchs der römischen Rheingrenze durch die Alemannen im Jahr 352 wurde auch Altiaia geplündert und komplett zerstört. Archäologisch schlägt sich dies in einer großflächigen, bis zu 1 m dicken, Brandschicht nieder. Altiaia lag in den folgenden knapp 20 Jahren als Trümmerfeld brach. Um circa 370 wurde auf einem Teil des Trümmerfeldes ein spätrömisches Kastell namens Alteium im Rahmen des valentinianischen Grenzsicherungsprogramms errichtet.

Literatur

Anmerkungen

  1. a b CIL 13, 6265, eine Weihung der vicani Altiaienses an die Nymphen vom 22. November 223.
  2. Marion Witteyer: Mogontiacum – Militärbasis und Verwaltungszentrum. Der archäologische Befund. In: Franz Dumont, Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz (Hrsg.): Mainz – Die Geschichte der Stadt. 2. Auflage. Philipp von Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2000-0, S. 1025.
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