Mahmud Afschartus

Mahmud Afschartus
General Mahmud Afschartus

Mahmud Afschartus auch Mahmoud Afshartous (* 1908 in Teheran; † 24. April 1953 ebenda) war ein iranischer General und Polizeichef von Teheran unter der Regierung von Premierminister Mossadegh. Mahmoud Afshartius wurde am 24. April 1953 entführt und auf grausame Weise ermordet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familiäre Herkunft

Hassan Khan 'Schebl as-Saltaneh'

Mahmud Afschartus entstammte einer alten iranischen Adelsfamilie, die mit den Kadscharen verwandt ist.

Sein Vater war Hassan Khan Afschartus (Qājār-Qovanlū) Schebl as-Saltaneh, der sechste Sohn des Amir Isa Khan Vali Ehtescham ad-Douleh, Sohn des Amir Mohammad Ghasem Khan Qājār-Qovanlū Amir Kabir und jüngster Bruder des Mehdi Gholi Khan Amirsoleymani Majd ad-Douleh. Schebl as-Saltaneh war somit der jüngste Spross des berühmten und einflussreichen Qovanlū-Zweiges des persischen Herrscherhauses der Kadscharen und ein Cousin mütterlicherseits von Nāser ad-Dīn Schāh.[1] Seine Karriere bei Hofe begann als persönlicher Adjutant (pers. ağūdān-e hozūr-e homāyūnī) von Nāser ad-Dīn Schāh, durch den er auch seinen Adelstitel Schebl as-Saltaneh ("Löwenjunges der Monarchie") erhielt und den er auf einigen Reisen begleitete. Später hatte er verschiedene Verwaltungsposten inne, einschließlich dem des Gouverneurs über den Stamm der Afşar aus der Stadt Tūs in der iranischen Provinz Chorasan. Die Familie seiner Mutter stammte von dort, und so wählte er für sich den Familiennamen "Afschar-Tus" bzw. "Afschartus", als 1930 Familiennamen im Iran gesetzlich eingeführt wurden.

Mahmud Afschartus' Mutter war Banu Fatemeh Soltan Khanom. Sie entstammte einer kurdisch-persischen Stammesführer- und Beamtendynastie. Ihr Vater Agha Mirza Zaman Khan Kordestani war aus Sanandadsch in der iranischen Provinz Kordestān an den Hof Nāser ad-Dīn Schāhs gekommen, wurde dort Truppenappellmeister (lashkar-nevis) und heiratete ihre Mutter Pari Soltan Khanom Pir-Bastami (Moayyeri), eine Nichte Nāser ad-Dīn Schāhs. Ihre Brüder Agha Mirza Ali Akbar Khan Zarrinnaal Nasr-e Laschkar und Mirza Ali Asghar Khan Zarrinkafsh machten ebenfalls unter den Kadscharen und späteren Pahlavi-Dynastie Karriere.[2]

Mahmud Afschartus hatte sechs Brüder (Khan-Khanha, Mohammad Sadegh, Mohammad Bagher, Morteza, Mostafa und Ali Afschartus) und zwei Schwestern (Akhtar as-Saltaneh und Banu Ozma Afschartus) und die Familie heiratete sowohl in die Familien Amirsoleymani als auch Zarrinkafsh hinein.[3]

Mit der Pahlavi-Dynastie war Mahmud Afschartus durch Königin Turan Khanom Amirsoleymani (Qajar-Quvanlu) Qamar al-Moluk verwandt. Königin Turan war Reza Schah Pahlavis dritte Ehefrau und die Mutter von Prinz Gholam Reza Pahlavi; einerseits mit Afschartus' eigenem Vater verwandt und andererseits Kusine von Afschartus' Ehefrau Fatemeh Bayat, die wiederum eine Großnichte Mossadeghs war.[4]

Berufliche Laufbahn

Mahmud Afschartus als junger Kadett

Afschartus trat nach seiner Schulausbildung an der Nezam-Schule als junger Kadett in den Militärdienst ein und begann ein Studium an der Teheraner Militärakademie.

1936 wurde er von General Karim Agha Khan Buzarjomehri Reza Schah Pahlavi vorgestellt, der ihn zum Verwalter der königlichen Ländereien (amlak-e saltanati) ernannte. Nach einer Beförderung zum Rang eines Generals (sartip) wurde er Chef eines Artillerie-Corps.

Auch nach der Abdankung Reza Schahs setzte Afschartus seine militärische Laufbahn fort und wurde von Schah Mohammad Reza Pahlavi zum Militärgouverneur von Teheran ernannt.

Am 23. Juli 1952 wurde General Afschartus von Premierminister Mossadegh zum Polizeipräsidenten berufen.[5]

Mahmud Afschartus als Offizier

Entführung und Ermordung

Der genauen Umstände des Todes von Mahmud Afschartus sind bis heute nicht geklärt. In den frühen fünfziger Jahren erschütterten zwei politische Morde den Iran, die Ermordung von General Haj Ali Razmara und die Ermordung von General Mahmud Afschartus.

Als Premierminister Mohammad Mossadegh, der Anführer der National Front, aufgrund eines Ermächtigungsgesetzes per Dekret regierte, fürchtete eine wachsende Anzahl von Abgeordneten des iranischen Parlaments, dass die mit der Konstitutionellen Revolution erkämpften demokratischen Errungenschaften in Despotie enden würden. Die parlamentarische Opposition war der Überzeugung, dass sich Mossadegh mit der kommunistischen Tudeh-Partei verbünden würde, um die Monarchie im Iran abzuschaffen, er selber als Präsident regieren und der Iran letztendlich ein sowjetischer Satellitenstaat der UdSSR werden würde, vergleichbar den Satellitenstaaten Osteuropas. Die Abgeordneten wandten sich zunächst an Schah Mohammad Reza Pahlavi, dass er Mossadegh absetzen solle. Der Schah erklärte, dass ihm die Verfassung dazu keine Handhabe gebe, da nur das Parlament dem Premierminister das Vertrauen entziehen könne.

General Afschartus wurde von Hossein Khatibi am 20. April 1953 entführt, gefoltert und erdrosselt. Nach dem Tod von Mahmud Afschartus wurden Behauptungen laut, dass sich die Putschisten um Zahedi im Haus von Mozaffar Baqai getroffen und die Beseitigung von Mossadeghs Polizeichef besprochen hätten. Khatibi behauptete nach seiner Festnahme, dass bei Afschartus Dokumente gefunden worden wären, mit denen die Inhaftierung aller CIA-Agenten im Iran angeordnet hätte werden sollen. Baqai hatte allerdings stets bestritten, etwas mit der Entführung und Ermordung General Afshartus zu tun gehabt zu haben.[6] [7]

Neuere Untersuchungen belegen, dass Mossadegh früh von dem Plan der Entführung erfahren hat. Statt seinen Polizeichef rechtzeitig zu warnen, nutzte Mossadegh den Tod Afschartus, um seine wichtigsten politischen Gegner Baqai und Fazlollah Zahedi auszuschalten. Afschartus bekam ein Ehrenbegräbnis und wurde von Mossadegh posthum zum Generalmajor befördert. Die Ehefrau von Mahmud Afschartus, die das politische Spiel um den Tod ihres Mannes durchschaut hatte, lehnte eine Teilnahme an den offiziellen Feierlichkeiten zum Tode ihres Mannes ab.[8]

Einzelnachweise

  1. M. Eskadari-Qajar: Qovanlou Qajar Genealogy, in: The Qajar (Kadjar) Dynasty Pages [1]; F. Barjesteh: "Mistaken Identities", Appendix B, in: Journal of the International Qajar Studies Association, Vol. II, 2002, S. 111.
  2. A. Zarrinkafsch: "Transition of Tribal Nobility to Urban Elite", in: Qajar Studies: Journal of International Qajar Studies Association, Vol. VIII, 2008, S. 97 ff.
  3. A. Zarrinkafsch: The Zarrinkafsch (Bahman-Qajar Webpage [2]
  4. B. Farman Farmaian: "Shirzan - The Lioness", in: Qajar Studies: Journal of International Qajar Studies Association, Vol. VIII, 2008, S. 129.
  5. S. Farman-Farmaian: Schahsade's Tochter, 1992, S. 217.
  6. A. Milani: Eminent Persians, 2008, Band 1, S. 112.
  7. Iran: In a Persian Alley (May 4, 1953 at TIME abgerufen am 5. April 2011
  8. Mehdi Shamshiri: A Documentary Research Revealing the Secrets of Afshartoos Assassination. (Farsi). 2011. ISBN 978-0-578-08304-9.

Literatur

  • Barjesteh van Waalwijk van Doorn (Khosravani), L.A. Fereydoun: "Mistaken Identities: Anoushirvan (Shir) Khan (Qajar Qovanlu) 'Eyn ol-Molk' 'Etezad od-Doleh' and Prince Ali Qoli Mirza 'Etezad os-Saltaneh'" , in: Journal of the International Qajar Studies Association, Vol. II, Rotterdam 2002, S. 91-150.
  • Eskadari-Qajar, Manoutchehr M.: Qovanlou Qajar Genealogy, in: The Qajar (Kadjar) Dynasty Pages [3]
  • Farman Farmaian, Bahman: "Shirzan - The Lioness. A Narrative Sketch of Princess Malek-Taj Qajar 'Najmeh os-Saltaneh'", in: Qajar Studies: Journal of International Qajar Studies Association, Vol. VIII, Rotterdam 2008, S. 124-147.
  • Sattareh Farman-Farmaian, Dona Munker: Schahsade's Tochter. Lebensgeschichte einer Frau im Iran, Zürich 1992.
  • Abbas Milani: Eminent Persians, Syracuse University Press, 2008, Band 1.
  • Mehdi Shamshiri: A Documentary Research Revealing the Secrets of Afshartoos Assassination. (Farsi). 2011. ISBN 978-0-578-08304-9.
  • Arian K. Zarrinkafsch (Bahman-Qajar): "Transition from Tribal Nobility to Urban Elite: the Case of the Kurdish Zarrinnaal Family", in: Qajar Studies: Journal of International Qajar Studies Association, Vol. VIII, Rotterdam 2008, S. 97-123.
  • Arian K. Zarrinkafsch (Bahman-Qajar): The Zarrinkafsch (Bahman-Qajar) Webpage [4]

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