Abraham David Christian

Abraham David Christian
Interconnected sculpture (2004), Circusplein in Den Haag

Abraham David Christian (* 1952 in Düsseldorf) ist ein vielseitiger deutscher avantgardistischer Zeichner, Bildhauer und Konzeptkünstler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Abraham David Christian begann mit seinen ersten künstlerischen Arbeiten im Jahr 1969. Er machte Aktionen und konzeptuelle Grenzerfahrungen, schuf Skulpturen und weigerte sich selbst diese als Kunst zu definieren. Joseph Beuys erkannte sein künstlerisches Potential und machte ihn zu seinem Schüler an der Kunstakademie Düsseldorf.

Im Jahr 1972 nahm Christian als Student im Alter von 19 Jahren an der Documenta 5 in Kassel teil. Er rebellierte dort gegen seinen Meister Joseph Beuys und forderte diesen zu dem legendären „Boxkampf für direkte Demokratie durch Volksabstimmung heraus, der im Raum von Ben Vautier im Fridericianum am 8. Oktober 1972 zum Ausstellungsschluss der documenta stattfand. Beuys gewann den Boxkampf in drei Runden mit einem Punktsieg. (In dieser Zeit hängte Abraham David Christian den Namen seiner Freundin (Moebuss) für ein paar Monate an seinen Namen an und nannte sich Abraham David Christian-Moebuss.[1] Unter diesem Namen ist er auch in einigen Veröffentlichungen aus dieser Zeit zu finden. [2])

Fünf Jahre später wurde Abraham David Christian zur Teilnahme an der Documenta 6 eingeladen, schlug diese Einladung aber aus.[3] Zur documenta 7 im Jahr 1982 wurde er nochmals eingeladen und nahm diesmal an. Nach der documenta 7 zog sich Christian für Jahre aus dem öffentlichen Kunstgeschehen zurück.

Abraham David Christian vertritt eine radikaldemokratische Kunstauffassung. Für ihn ist Kunst etwas, das aus der Gesellschaft kommt und damit dieser auch gehört. Er selbst achtete immer streng darauf, dass er kaum in der Öffentlichkeit auftauchte und verbot teilweise der Presse, sein Porträt abzubilden. In einigen Katalogen verzichtete er auf die Nennung seines Namens. Das Konzept von Abraham David Christian ist die strikte Trennung von Kunst und Künstlerpersönlichkeit und er verkörpert damit einen Gegenentwurf zum allgegenwärtigen Künstlerstar.[4]

Seine ersten Plastiken und Skulpturen formte Christian aus Erde. Teilweise dauerte die Herstellung dieser Werke Jahre. Schon die Erstellung der Skulpturen und ihr einkalkulierter Zerfall waren für ihn Kunst, da er Kunst als Prozess sieht. Diese Skulpturen wurden 1973 in der Kunsthalle Düsseldorf und 1978 im Museum Haus Lange in Krefeld gezeigt. Ende der 1970er Jahre schuf er komplexe Papierskulpturen, später arbeitete er auch mit Bronze. Das Kunstmuseum Düsseldorf (1983), das Sprengel Museum Hannover (1985, 1994), das Musée des Beaux-Arts, Calais (1988) und die Tallinna Kunstihoone, Estland (1998) richteten seinem Werk große Ausstellungen ein. 2000 zeigte das Wilhelm Lehmbruck Museum – Zentrum Internationale Skulptur in Duisburg seine Zeichnungen und Skulpturen in einer wichtigen internationalen Präsentation. Diese Ausstellung wurde von einem Buch begleitet, das im DuMont Verlag, Köln erschien. Ausstellungen im Neuen Museum Weserburg Bremen und im Von der Heydt-Museum in Wuppertal folgten 2003/2004. Der Kehrer Verlag in Heidelberg gab für diese Ausstellungen ein Buch heraus.

Seine Arbeiten waren in Ausstellungen im Nationalmuseum für moderne Kunst in Tokio, im Museum Ludwig in Köln, in der Nationalgalerie Berlin und im National Museum of Contemporary Art in Seoul vertreten. Er hatte Einzelausstellungen in der Galerie m Bochum (1979, 1986), in der Galerie Friedrich in Bern (1980, 1992), in der Gatodo Gallery in Tokio (1986, 1988), in der Diane Brown Gallery in New York City (1987), Galerie Elke Dröscher in Hamburg (1990), in der James Corcoran Gallery in Santa Monica (1992), Galerie Herbert Meyer-Ellinger in Frankfurt am Main (1993), Shigeru Yokota Gallery in Tokio (jedes Jahr seit 1990), Annina Nosei Gallery in New York (1999), Michael Haas Galerie in Berlin (2002), Galerie Löhrl in Mönchengladbach (2006) und in der Galerie Utermann in Dortmund (1993, 2009, 2011) und in der Galerie Rothamel in Erfurt/Frankfurt am Main (2008, 2010) statt.

Im Jahr 2007 arbeitete Abraham David Christian unter anderem an sieben Skulpturen der Werkgruppe „Türme der Stille“. Er entwarf die Skulpturen in Hayama, stellte Gipsmodelle in New York her und ließ sie dann in Deutschland gießen. Die "Türme der Stille" sind stufenförmig aufgebaut und bestehen aus sechs bis sieben Hexaedern, die an oberster Stelle einen Aufbau tragen, der wie ein Zapfen oder Tropfen ausgeformt ist. Die „Türme der Stille“ erinnern in ihrer Form an Zikkurate und Stupas und frühgeschichtliche Bauformen, zum Beispiel aus Babylon. Diese Skulpturengruppe war Teil der Ausstellung "Abraham David Christian - Der Weg" im Jahr 2010 im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst Duisburg.

Abraham David Christian hielt Vorlesungen an der Keio University, Tokio; an der Universität Yamaguchi in Japan; an der National Art University in Hangzhou, China; an der Seoul National University, Korea und an Hochschulen in Europa und unterrichtet an der Kunstakademie Düsseldorf und der Hochschule für Gestaltung (HfG) Pforzheim.

Abraham David Christian wurde im Jahr 1978 mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet. Er lebt in Düsseldorf, New York und Hayama und ist Staatsbürger der Vereinigten Staaten von Amerika.

Literatur und Quellen

  • Ausstellungskatalog: documenta 5. Befragung der Realität – Bildwelten heute; Katalog (als Aktenordner) Band 1: (Material); Band 2: (Exponatliste); Kassel 1972
  • Ausstellungskatalog: documenta 7 Kassel ; Bd. 1: (Visuelle Biographien der Künstler); Bd. 2: (Aktuelle Arbeiten der Künstler); Kassel 1982 ISBN 3-920453-02-6
  • Honisch, Dieter (Hrsg.); Kunst in der Bundesrepublik Deutschland : 1945 - 1985 ; Katalogbuch anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in der Nationalgalerie Berlin 27. September 1985 bis 21. Januar 1986; Berlin 1985 ISBN 3-875841-58-1
  • Milazzo, Richard (Hrsg.); ABRAHAM DAVID CHRISTIAN, LA SALLE DES PIEDS PERDUS, ZEICHNUNG / DRAWING; New York, Paris, Turin, Louisville 1999 ISBN 1-893207-01-3
  • Brockhaus, Christoph (Hrsg.); Abraham David Christian, die Wege der Welt ; Katalogbuch anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg 20. Februar bis 30. April 2000; Köln 2000 ISBN 3-7701-5051-1
  • Friese, Peter (Hrsg.); Abraham David Christian - Die Sprache des Menschen; Katalogbuch anlässlich der Ausstellung Abraham David Christian - Die Sprache des Menschen, Neues Museum Weserburg Bremen, 16. November 2003 bis 29. Februar 2004, Von-der-Heydt-Museum Wuppertal, 16. März bis 18. Mai 2004; Heidelberg 2003 ISBN 3-936636-10-9
  • Smerling, Walter (Herg.); ABRAHAM DAVID CHRISTIAN, THE WAY • DER WEG; Katalogbuch anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst Duisburg 11. Juni bis 29. August 2010, Bielefeld/Leipzig/Berlin 2010 ISBN 978-3-86678-412-3

Quellen und Fußnoten

  1. Ausstellungskatalog: documenta 5. Befragung der Realität – Bildwelten heute; Katalog (als Aktenordner) Band 1: (Material); S. 13; Kassel 1972
  2. Schmidt-Burkhardt, Astrit; Stammbäume der Kunst: zur Genealogie der Avantgarde; Akademie Verlag, 2005 ISBN 9783050040660
  3. Künstlerinterviews, in: Wackerbarth, Horst (Hrsg.) / Stadtzeitung und Verlag Kassel; Kunst und Medien - Materialien zur documenta 6, Kassel 1977 S. 92/93 ISBN 3-921768-00-4
  4. Einecke, Dirk; Galerie Rothamel: Abraham David Christian. Türme der Stille; Erfurt/ Frankfurt am Main 2008

Weblinks


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