24-Stunden-Rennen von Le Mans 1923

24-Stunden-Rennen von Le Mans 1923
Plakat zum Rennen 1923
Der Chenard & Walcker Sport mit der Startnummer 9. Der erste Siegerwagen der 24 Stunden von Le Mans, gefahren von André Lagache und René Leonard

Das erste 24-Stunden-Rennen von Le Mans, der Premiér Grand Prix d'Endurance les 24 Heures du Mans, fand vom 26. bis 27. Mai 1923 auf dem Circuit de la Sarthe bei Le Mans statt.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die Idee, ein Langstreckenrennen für Tourenwagen zu veranstalten um damit die Leistungsfähigkeit ganz normaler Straßenwagen zu demonstrieren, hatte 1922 Georges Durand, der Sekretär des Automobile Club de l’Ouest. Im Oktober desselben Jahres sprach er beim Pariser Autosalon Charles Faroux, den Herausgeber der Fachzeitschrift La Vie Automobile, darauf an, der sofort begeistert war. Sie zogen Emile Coquille, den französischen Vertreter der Reifenfirma Rudge-Whitworth, hinzu und diskutierten die Möglichkeiten. Die ursprüngliche Idee, ein Rennen so auszutragen, dass acht Stunden Fahrzeit in die Nacht hinein reichen sollten, wurde verworfen. Man einigte sich schließlich auf ein Rennen das exakt 24 Stunden dauern sollte.

Durand und Faroux arbeiteten das Regelement aus, Coquille stiftete den Rudge-Whitworth-Cup, der auch als Biennial-Cup bezeichnet wurde, und 100.000 Franc Preisgeld. Die Fahrzeuge mussten Touren- bzw. Straßenfahrzeuge sein. Von jedem teilnehmenden Fahrzeug musste mindestens ein Exemplar an der Rennstrecke präsentiert und 30 Stück produziert werden. Außerdem mussten die Wagen in der komplett selben Ausstattung an den Start gehen, wie sie ausgeliefert wurden. Wagen bis zu 1100-cm³-Hubraum mussten mindestens zwei Sitze haben, Wagen mit höheren Hubraum hatten vier Sitze aufzuweisen. Für jeden freien Sitz mussten 60 kg als Ballast mitgeführt werden, um den Einsatz in Volllast zu simulieren.

Während des Rennens hatten die Wagen Mindestdistanzen zurückzulegen. Fahrzeuge mit weniger als 1100-cm³-Hubraum durften über die 24 Stunden nicht unter 800 km bleiben. Das steigerte sich bis zu den 6-Liter-Wagen, die nicht unter 1200 km bleiben durften. Alle sechs Stunden wurde die zurückgelegte Distanz überprüft und zu langsame Wagen aus dem Rennen genommen.

Das Rennen

Das erste 24-Stunden-Rennen wurde im Mai ausgefahren. Eine im nachhinein falsche Entscheidung, gilt dieser Monat in dieser Region als besonders wetterinstabil. Es regnete fast das gesamte Wochenende. Hinzu kam starker Wind, der das Fahren auf den unbefestigten öffentlichen Straßen besonders erschwerte. Da die Boxen nur aus Zelten bestanden, herrschten auch dort bald schlimme Zustände.

33 Wagen waren am Start, als am 26. Mai um 16 Uhr das Rennen gestartet wurde. Nur drei Mannschaften kamen nicht aus Frankreich. Die beiden belgischen Exelsior waren mit ihrem 5,3-Liter-Motoren die hubraumstärksten Fahrzeuge und erhielten demzufolge die Startnummern 1 und 2. Aus England kam ein 3-Liter-Bentley, der vom Londoner Markenrepräsentanten John Duff eingesetzt wurde. Sein Copilot war der Bentley-Werksfahrer Frank Clement. Wie wichtig diese Veranstaltung genommen wurde, konnte man den Umstand entnehmen, dass Walter Owen Bentley persönlich die Boxenarbeit am Duff-Wagen organisierte.

Das einfachste Fahrzeug war ein normaler Ford T, der vom französischer Ford-Vertreter Charles Montier als Montier Spezial eingesetzt wurde.

Obwohl es das erste 24-Stunden-Rennen war, war es eines der am wenigsten spektakulärsten. Bald nach dem Start übernahmen zwei Chenard & Walcker und ein Bignan die Führung und fuhren in immer gleicher Reihenfolge bis zum Schluss. Es siegten André Lagache und René Léonard auf einem Chenard & Walcker Sport, vor ihren Markenkollegen Raoul Bachmann und Christian d’Auvergne. Dritte wurden Paul Gros und Raymond de Tornaco auf einem Bignan 11HP Desmo Sport.

Der Bentley wurde von einer Vielzahl an Problemen heimgesucht. Der Wagen hatte nur Hinterbremsen, was bei dem schweren Fahrzeug und den schlechten Straßen für die Fahrer eine beständige Herausforderung war. Durch einen aufgewirbelten Stein wurde ein Vorderlicht zerstört. Ein weiterer Stein beschädigte den Treibstofftank, was eine zweistündige Reparaturzeit zur Folge hatte. Am Ende reichte es noch für den vierten Gesamtrang.

Ergebnisse

Piloten nach Nationen

FrankreichFrankreich 59 Franzosen BelgienBelgien 4 Belgier Kanada 1921Kanada 1 Kanadier Vereinigtes Konigreich 1801Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland 1 Brite SchweizSchweiz 1 Schweizer

Schlussklassement

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis Motor Reifen Runden
1 3.0 9 FrankreichFrankreich Chenard & Walcker SA FrankreichFrankreich André Lagache
FrankreichFrankreich René Léonard
Chenard & Walcker Sport Chenard & Walcker 3.0L I4 128
2 3.0 10 FrankreichFrankreich Chenard & Walcker SA FrankreichFrankreich Raoul Bachmann
FrankreichFrankreich Christian d’Auvergne
Chenard & Walcker Sport Chenard & Walcker 3.0L I4 124
3 2.0 23 FrankreichFrankreich Bignan FrankreichFrankreich Paul Gros
BelgienBelgien Raymond de Tornaco
Bignan 11HP Desmo Sport Bignan 2.0L I4 120
4 3.0 8 Kanada 1921Kanada Capt. J.F. Duff Kanada 1921Kanada Capt. John F. Duff
Vereinigtes Konigreich 1801Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland Frank Clement
Bentley 3 Litre Sport Bentley 3.0L I4 112
5 2.0 24 FrankreichFrankreich Bignan FrankreichFrankreich Philippe de Marne
FrankreichFrankreich Jean Martin
Bignan 11HP Commercial Bignan 2.0L I4 112
6 8.0 1 BelgienBelgien Compagnie Nationale Excelsior BelgienBelgien André Dills
BelgienBelgien Nicolas Caerels
Excelsior Albert 1er Excelsior 5.3L I6 112
7 3.0 11 FrankreichFrankreich Chenard & Walcker SA FrankreichFrankreich Fernand Bachmann
FrankreichFrankreich Raymond Glaszmann
Chenard & Walcker Tourisme Chenard & Walcker 3.0L I4 110
8 5.0 7 FrankreichFrankreich La Lorraine FrankreichFrankreich Gérard de Courcelles
FrankreichFrankreich André Rossignol
Lorraine-Dietrich B3-6 Lorraine-Dietrich 3.4L I6 108
9 8.0 2 BelgienBelgien Compagnie Nationale Excelsior FrankreichFrankreich Gonzaque Lécureul
FrankreichFrankreich „Flaud“
Excelsior Albert 1er Excelsior 5.3L I6 106
10 1.5 28 FrankreichFrankreich Max de Pourtealés
FrankreichFrankreich Sosthene de la Rochefoucauld
Bugatti Brescia 16S Bugatti 1.5L I4 104
11 3.0 17 FrankreichFrankreich „Migeot“
FrankreichFrankreich Eugéne Verpault
Brasier TC4 Brasier 2.1L I4 99
12 1.1 34 FrankreichFrankreich Lucien Desvaux
FrankreichFrankreich Georges Casse
Salmson VAL3 Salmson 1.1L I4 98
13 3.0 16 FrankreichFrankreich „Belbue“
FrankreichFrankreich Paul Torchy
Delage DE 11HP Delage 2.1L I4 98
14 3.0 19 BelgienBelgien Charles Montier BelgienBelgien Charles Montier
FrankreichFrankreich Albert Ouriou
Montier Special Ford 2.0L I4 97
15 1.1 33 FrankreichFrankreich Maurice Benoist
FrankreichFrankreich Luis Ramon Buenovinci
Salmson VAL3 Salmson 1.1L I4 93
16 2.0 21 FrankreichFrankreich Automobiles Georges Irat FrankreichFrankreich M. Cappé
FrankreichFrankreich Jean Dourianou
Georges Irat 4/A3 Georges Irat 2.0L I 93
17 3.0 14 FrankreichFrankreich Rolland-Pilain FrankreichFrankreich Jean de Marguenat
FrankreichFrankreich Gaston Delalande
Rolland-Pilain B22 Rolland-Pilain 2.3L I4 92
18 1.1 35 FrankreichFrankreich Maurice Boutmy
FrankreichFrankreich Jérôme Marcandanti
Amilcar CV Amilcar 1.0L I4 89
19 5.0 5 FrankreichFrankreich Robert Bloch
FrankreichFrankreich „Stalter“
Lorraine-Dietrich Lorraine-Dietrich 3.4L I6 88
20 3.0 12 SchweizSchweiz Edouard Probst
FrankreichFrankreich „Redon“
Berliet VH 12HP Berliet 2.6L I4 88
21 3.0 15 FrankreichFrankreich Rolland-Pilain FrankreichFrankreich Louis Sire
FrankreichFrankreich Georges Guignard
Rolland-Pilain R Rolland-Pilain 2.2L I4 84
22 1.5 29 FrankreichFrankreich Louis Pichard
FrankreichFrankreich René Marie
Bugatti Brescia 16S Bugatti 1.5L I4 82
23 2.0 25 FrankreichFrankreich Rolland-Pilain FrankreichFrankreich Jean Pouzet
FrankreichFrankreich Edmond Pichon
Rolland-Pilain RP Rolland-Pilain 1.9L I4 80
24 2.0 24 FrankreichFrankreich Rolland-Pilain FrankreichFrankreich Jules Robin
FrankreichFrankreich Gérard Mariner
Rolland-Pilain RP Rolland-Pilain 1.9L I4 80
25 1.5 30 FrankreichFrankreich Louis Balart
FrankreichFrankreich Charles Drouin
Corre La Licorne Corre 1.4L I4 80
26 2.0 27 FrankreichFrankreich Léon Molon
FrankreichFrankreich Lucien Molon
Vinot Deguingand BP 10HP Vinot Deguingand 1.8L I4 77
27 3.0 18 FrankreichFrankreich „Maillon“
FrankreichFrankreich Léopold Jougeut
Brasier TB4 Brasier 2.1L I4 76
28 2.0 20 FrankreichFrankreich Albert Colomb
FrankreichFrankreich W. Lestienne
Corre La Licorne EV 12CV Corre 2.0L I4 74
29 2.0 22 FrankreichFrankreich Automobiles Georges Irat FrankreichFrankreich „Milhaud“
FrankreichFrankreich Pierre Malleveau
Georges Irat 4/A3 Georges Irat 2.0L I4 73
30 1.1 32 FrankreichFrankreich Société des Automobiles a Refroidissements par Air FrankreichFrankreich Lucien Erb
FrankreichFrankreich Robert Battagliola
S.A.R.A. ATS S.A.R.A. 1.1L I4 57
Ausgefallen
31 5.0 6 FrankreichFrankreich Henri Stoffel
FrankreichFrankreich R. Labouchére
Lorraine-Dietrich B3-6 Lorraine-Dietrich 3.4L I6 50
32 3.0 13 FrankreichFrankreich Roland Jacquot
FrankreichFrankreich Georges Ribail
Brasier VH 12HP Brasier 2.6L I4 44
33 1.1 31 FrankreichFrankreich Société des Automobiles a Refroidissements par Air FrankreichFrankreich Francois Piazzoli
FrankreichFrankreich André Marandet
S.A.R.A. ATS S.A.R.A. 1.1L I4 14

Klassensieger

Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
5001-8000 cm³ BelgienBelgien André Dills BelgienBelgien Nicolas Caerels Excelsior Albert 1er Rang 6
3001-5000 cm³ FrankreichFrankreich Gérard de Courcelles FrankreichFrankreich André Rossignol Lorraine-Dietrich B3-6 Rang 8
2001-3000 cm³ FrankreichFrankreich André Lagache FrankreichFrankreich René Léonard Chenard & Walcker Sport Gesamtsieg
1501-2000 cm³ FrankreichFrankreich Paul Gros BelgienBelgien Raymond de Tornaco Bignan 11HP Desmo Sport Rang 3
1101-1500 cm³ FrankreichFrankreich Max de Pourtealés FrankreichFrankreich Sosthene de la Rochefoucauld Bugatti Brescia 16S Rang 10
750-1100 cm³ FrankreichFrankreich Lucien Desvaux FrankreichFrankreich Georges Casse Salmson VAL3 Rang 12

Renndaten

  • Starter: 33
  • Wetter am Rennwochenende: Regen und starker Wind
  • Streckenlänge: 17,262 km
  • Distanz des Siegerteams: 2209,536 km
  • Siegerschnitt: 92,064 km/h
  • Schnellste Rennrunde: Frank Clement - Bentley 3 Litre Sport (#8) - 9.39.000 = 107,328 km/h

Literatur

  • R. M . Clarke: Le Mans. Die Bentley & Alfa Years 1923–1939. Brocklands Books, Cobham 1999, ISBN 1-85520-465-7.

Weblinks

 Commons: 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1923 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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