(136108) Haumea

(136108) Haumea
Zwergplanet
(136108) Haumea
Mit dem Computer erzeugte Darstellung der Proportionen von Haumea
Mit dem Computer erzeugte Darstellung der Proportionen von Haumea
Eigenschaften des Orbits
(Simulation)
Große Halbachse 43,342 AE
(6.483,9 Mio. km)
Perihel – Aphel 35,159 – 51,524 AE
Exzentrizität 0,189
Neigung der Bahnebene 28,194°
Siderische Umlaufzeit 285,3 a
Mittlere Orbitalgeschwindigkeit 4,524 km/s
Physikalische Eigenschaften
Äquator- – Poldurchmesser* 2200 – 1100 km
Masse 3,9 × 1021 kg
Mittlere Dichte 2,6–3,3 g/cm3
Rotationsperiode 3 h 55 m
Geometrische Albedo > 0,6
*bezogen auf das Nullniveau des Zwergplaneten
Sonstiges
Entdecker J. L. Ortiz,
F. J. Aceituno,
P. Santos Sanz,
M. Brown,
C. Trujillo,
D. Rabinowitz
Datum der Entdeckung 7. März 2003
Die acht größten TNOs (136199) Eris (136199) Eris Dysnomia (Mond) Dysnomia (Mond) Charon (Mond) Charon (Mond) Pluto Pluto Nix (Mond) Nix (Mond) Hydra (Mond) Hydra (Mond) (136472) Makemake (136472) Makemake (136108) Haumea (136108) Haumea Namaka (Mond) Namaka (Mond) Hiʻiaka (Mond) Hiʻiaka (Mond) (90377) Sedna (90377) Sedna (90482) Orcus (90482) Orcus (50000) Quaoar (50000) Quaoar (20000) Varuna (20000) Varuna
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(Große Darstellung)

(136108) Haumea ist ein Zwergplanet der Unterklasse der Plutoiden und zählt zu den größten bisher bekannten Objekten im Kuipergürtel. Wegen ihrer schnellen Rotation hat sie mit einem Äquatordurchmesser von etwa 2200 km bei einem Abstand der Pole von nur etwa 1100 km eine stark ellipsoide Form.

Inhaltsverzeichnis

Entdeckung

Die Entdeckung von Haumea wurde am 28. Juli 2005 von J. L. Ortiz, F. J. Aceituno, P. Santos Sanz vom Sierra Nevada Observatorium in Spanien nach erneuter Auswertung von Aufnahmen vom 7. März 2003 bekanntgegeben, nachdem am 20. Juli 2005 die Arbeitsgruppe von Mike Brown am Caltech in den USA einen Tagungsbeitrag über das Objekt unter dem Arbeitsnamen K40506A angekündigt hatte. Die Beobachtungen von Ortiz fanden mit einem handelsüblichen Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit einem Hauptspiegel von 35 cm Durchmesser statt, wie es auch von Amateurastronomen verwendet wird. Die Gruppe konnte das Objekt zunächst nur drei Tage lang verfolgen. Später konnte das Objekt auch auf Archivaufnahmen gefunden werden, darunter auch auf Bildern aus dem Palomar Observatory Sky Survey aus dem Jahr 1955. Aufgrund dieser zusätzlichen Daten war eine sichere Bahnbestimmung möglich, so dass die Entdeckung am 28. Juli 2005 bekannt gemacht wurde. Wegen der ungeklärten Zweifel, die dadurch verursacht wurden, dass die Ortiz-Gruppe vor der gemeldeten Entdeckung die Beobachtungsdaten der Gruppe um Mike Brown aus dem Internet heruntergeladen und ausgewertet hatte, ohne darauf hinzuweisen, hat das Minor Planet Center die Entdeckernamen vorläufig wieder aus seiner Liste gelöscht.

Kontroverse um die Entdeckung

Mike Brown, Chad Trujillo und David Rabinowitz vom California Institute of Technology fanden das Objekt am 28. Dezember 2004 am Palomar-Observatorium. Die Arbeitsgruppe um Mike Brown benutzte für das Objekt die inoffizielle Arbeitsbezeichnung „Santa“. Wegen der Veröffentlichung der Entdeckung von Haumea (ex. 2003 EL61) durch die spanischen Astronomen gab die Gruppe um Brown die Entdeckung der beiden noch größeren transneptunischen Objekte (136199) Eris (ex. 2003 UB313, Xena) und (136472) Makemake (ex. 2005 FY9) nur wenige Stunden später auf einer Pressekonferenz bekannt.

Brown und seine Gruppe erkannten zunächst Ortiz et al. als Erstentdecker von (136108) Haumea an, bis sich herausstellte, dass Ortiz et al. auf öffentlich im Internet zugängliche Teleskop-Logdaten der Gruppe um Brown zugegriffen hatte, bevor die Gruppe um Ortiz die Entdeckung bekannt machte. Während der Vorwurf im Raum stand, dass die spanische Gruppe das Objekt erst mit Hilfe dieser Daten auf ihren Aufnahmen aus dem Jahr 2003 aufgefunden hat,[1] beteuerte Ortiz, nur überprüft zu haben, ob es sich bei dem unter dem Arbeitsnamen K40506A angekündigten Objekt von Brown et al. um den gleichen Himmelskörper gehandelt habe, den seine Gruppe unabhängig davon gefunden hatte.[2][3] Browns Gruppe warf daraufhin der Gruppe um Ortiz einen Verstoß gegen die Regeln der Wissenschaftsethik vor und verlangte vom Minor Planet Center (MPC), Ortiz et al. den Status der Erstentdecker abzuerkennen.[4]

Die Kontroverse geht darauf zurück, dass nach den gültigen Regeln der Internationalen Astronomischen Union die Entdeckung eines Asteroiden oder Zwergplaneten jenen Beobachtern zugesprochen wird, die als erste genügend Positionsmessungen an das MPC übermitteln, um die Umlaufbahn des Objekts im Sonnensystem hinreichend genau zu bestimmen. Zwar hat die Gruppe um Brown Haumea bereits Ende 2004 gefunden, aber die Entdeckung geheim gehalten. Die Gruppe um Ortiz hingegen übermittelte ihre Beobachtungen am 28. Juli 2005 an das MPC. Das Sierra Nevada Observatorium wird daher vom MPC als Entdecker angeführt.[5]

Name

Am 17. September 2008 wurde 2003 EL61 von der Internationalen Astronomischen Union nach einem Vorschlag Browns nach der hawaiischen Göttin Haumea benannt. Zugleich wurde Haumea als der fünfte Zwergplanet des Sonnensystems anerkannt,[6] und somit auch als der vierte Plutoid. Der Namensvorschlag von Ortiz lautete Ataecina, nach dem Namen einer in vorrömischer Zeit auf der Iberischen Halbinsel verehrten Gottheit.[7][8]

Umlaufbahn

Die Bahn von (136108) Haumea (grün) im Vergleich zu denen von (134340) Pluto (rot), (136472) Makemake (blau) und Neptun (grau); Objektgrößen nicht maßstabsgerecht.

(136108) Haumea läuft auf einer elliptischen Umlaufbahn in 285 Jahren um die Sonne. Das Perihel ist rund 35 AE von der Sonne entfernt, das Aphel rund 51 AE. Die Bahnebene ist 28° gegen die Ekliptik geneigt.

Größe und Zusammensetzung

Aus der Umlaufbewegung des größeren der beiden Monde (siehe unten) konnte die Masse von (136108) Haumea mit hoher Zuverlässigkeit zu 3,9·1021 kg bestimmt werden, was 30 % der Masse von (134340) Pluto entspricht. Aus der beobachteten Lichtkurve kann geschlossen werden, dass das Objekt in nur 3,9154 Stunden um die eigene Achse rotiert: (136108) Haumea rotiert damit schneller als irgendein anderes Objekt im Sonnensystem mit einer Größe von über 100 km. Der beobachtete Lichtwechsel lässt auch den Schluss zu, dass das Objekt aufgrund der schnellen Rotation eine elliptische Form angenommen hat: Es wird angenommen, dass die Form einem dreiachsigen Ellipsoid entspricht, dessen Länge auf etwa 2200 ± 200 Kilometer geschätzt wird und dessen kurze Achse nur etwa halb so groß ist.[9]

Die schnelle Rotation von Haumea wird mit der Entstehung durch die Kollision zweier Zwergplaneten erklärt. Demnach soll der ursprüngliche Himmelskörper mit einem etwa 1000 km großen Objekt kollidiert sein. Durch den Zusammenstoß wurde ein Großteil des Eismantels weggesprengt, weshalb Haumea eine deutlich höhere Dichte als andere Objekte des Kuipergürtels besitzt. Aus den Bruchstücken der Kollision entstanden nicht nur die beiden Monde, sondern auch weitere kleinere Objekte, die mit Haumea zusammen eine Familie von Himmelskörpern bilden.[10] Die scheinbare Helligkeit beträgt während der Opposition 17,3m.[11]

Spektroskopische Beobachtungen am Keck- und am Gemini-Observatorium zeigen Spuren von Wassereis auf der Oberfläche von (136108) Haumea. Haumea wurde als Zwergplanet bestätigt, da sie sich trotz ihrer von der Kugelgestalt weit abweichenden Form mit großer Wahrscheinlichkeit in einem hydrostatischen Gleichgewicht befindet.

Monde

Künstlerische Darstellung von Haumea mit ihren Monden

Beobachtungen mittels adaptiver Optik am Keck-Observatorium haben gezeigt, dass (136108) Haumea von zwei Monden umkreist wird. Der größere der beiden, Hiʻiaka, läuft bei einer Bahnexzentrizität von 0,0513 im mittleren Abstand von 49.880 km in etwa 49,5 Tagen um den Zwergplaneten. Der kleinere, Namaka, hat einen Abstand von 25.657 km, seine Umlaufzeit beträgt 18,3 Tage. Die Bahnebenen der Monde sind etwa 13° gegeneinander verkippt, ihre Massen werden mit etwa 1 % bzw. 0,2 % der Masse von (136108) Haumea angegeben.

In der hawaiischen Mythologie sind Hiʻiaka und Namaka Töchter der Fruchtbarkeitsgöttin Haumea, die aus verschiedenen Körperteilen Haumeas entstanden. Die Namen der Monde spielen somit auf ihre vermutete Entstehung als Bruchstücke Haumeas nach der Kollision mit einem anderen Objekt an.[6]

Siehe auch

Literatur

  • M. E. Brown et. al.: Keck Observatory Laser Guide Star Adaptive Optics Discovery and Characterization of a Satellite to the large Kuiper Belt Object 2003 EL61, in The Astrophysical Journal Vol. 632 (10. Oktober 2005) [12]
  • M.E. Brown et. al.: Satellites of the largest Kuiper belt objects, in Vorbereitung für Astrophysical Journal Letters (November 2005) [13]

Quellen

  1. intern.de - 10. Planet 'ergoogelt'?
  2. J. Hecht: „Astronomer denies improper use of web data“, NewScientist, 21. September 2005
  3. R. Courtland: „Controversial dwarf planet finally named 'Haumea'“, newscientist.com
  4. Michael E. Browns Homepage: The electronic trail of the discovery of 2003 EL61 (englisch)
  5. MPC: List Of Transneptunian Objects, Stand September 2008
  6. a b IAU names fifth dwarf planet Haumea, Pressemitteilung der IAU vom 17. September 2008.
  7. Sky & Telescope: Haumea: Dwarf-Planet Name Game
  8. Haumea oder Ataecina?, F.A.Z vom 25. September 2008.
  9. David L. Rabinowitz, Kristina Barkume, Michael E. Brown, Henry Roe, Michael Schwartz, Suzanne Tourtellotte, Chad Trujillo: Photometric Observations Constraining the Size, Shape, and Albedo of 2003 El61, a Rapidly Rotating, Pluto-Sized Object in the Kuiper Belt, arXiv.org astro-ph/0509401, 8. November 2005
  10. Kuiper-belt Object Was Broken up by Massive Impact 4.5 Billion Years Ago, Study Shows, Pressemitteilung des Caltech vom 14. März 2007.
  11. HORIZONS Web-Interface. JPL Solar System Dynamics, abgerufen am 6.1.
  12. [astro-ph/0509401] Photometric Observations Constraining the Size, Shape, and Albedo of 2003 El61, a Rapidly Rotating, Pluto-Sized Object in the Kuiper Belt. Arxiv.org. Abgerufen am 19. Juni 2010.
  13. The Astrophysical Journal, 632:L45–L48, 2005 October 10 (PDF). Abgerufen am 19. Juni 2010.

Weblinks

 Commons: Haumea – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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