Bündner Oberland

Bündner Oberland
Die obere Surselva bei Sedrun
Die mittlere Surselva bei Trun
Die untere Surselva bei Ilanz

Die Surselva (rätoromanisch für ob dem Wald) ist die Talschaft des oberen Vorderrheins im schweizerischen Kanton Graubünden. Sie erstreckt sich vom Oberalppass im Westen bis vor das Bergsturzgebiet von Flims im Osten. Ihre Hauptorte sind Ilanz und Disentis/Mustér. Der obere Teil der Surselva (um Disentis) heisst Cadì, der untere (um Ilanz) Foppa (dt. Gruob). Der 2001 neu gebildete Bezirk Surselva umfasst neben dem Haupttal die vier rechten Seitentäler Val Medel, Val Sumvitg, Val Lumnezia und Safiental.

Die (geographische) Surselva wird auch Bündner Oberland bzw. (von den deutschsprachigen Einheimischen) Oberland genannt.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der rätoromanische Name Surselva bedeutet «oberhalb des Waldes». Mit dem Wald ist der heute noch weitgehend intakte Grosse Wald (romanisch Uaul Grond) im Gebiet des eiszeitlichen Flimser Bergsturzes gemeint. Nach dem Bergsturz vor rund 10'000 Jahren hat sich der Rhein zwischen Ilanz und Reichenau einen Weg durch den Kalkstein gebahnt. Dadurch ist eine 486 Meter tiefe Schlucht entstanden: die wildromantische Rheinschlucht, die heute auch touristisch (Rafting, Schlauchboot und Wildbachkanu, etc.) genutzt wird.

Sprache

In den meisten Gemeinden der Surselva ist das romanische Idiom Sursilvan die Amtssprache. Deutschsprachig sind das Safiental sowie die Gemeinden Vals und Obersaxen, alles alte Walsersiedlungen.

Religion und Brauchtum

Die Bevölkerung ist mehrheitlich katholisch. Reformiert sind das Safiental, Waltensburg/Vuorz und einige Gemeinden um Ilanz. In Ilanz selbst sind beide Konfessionen vertreten. In den katholischen Gemeinden werden die alten religiösen Traditionen und Bräuche, wie z.B. die Fronleichnamprozessionen, noch intensiv gelebt. Die Bevölkerung hat die ländlichen Traditionen bewahren können.

Wirtschaft

Hauptwirtschaftszweige sind das lokale Kleingewerbe, die Landwirtschaft und der Tourismus, traditionell auch das Kristallsuchen (strahlen). Unternehmen des Produktions- oder Dienstleistungsgewerbes sind nur wenige im Tal ansässig, obwohl sie von der durch die modernen Kommunikationsmittel geschaffenen Standortunabhängigkeit und der hohen Arbeitskraft der motivierten ansässigen Bevölkerung profitieren könnten.

Verkehr

Durch die Surselva führt die Vorderrheinlinie der Rhätischen Bahn (RhB), an die sich in Disentis die Matterhorn-Gotthard-Bahn anschliesst und die Verbindung zur Gotthardbahn herstellt. Im Osten erfolgt der Übergang auf die SBB in Chur. Quer zum Tujetsch, dem obersten Abschnitt der Surselva, entsteht der Gotthard-Basistunnel. Der Haupteingangsschacht befindet sich im Tujetscher Hauptort Sedrun. Es gibt Bestrebungen, diesen 800 m langen Schacht eines Tages als Übergang von der neuen Gotthardbahn zur RhB zu nutzen und im Gotthardtunnel einen Umsteigebahnhof (Porta Alpina) einzurichten. Dieser würde den direkten Zugang von Basel und Mailand in die Surselva vermitteln.

Parallel zur Schmalspurbahn verläuft die Hauptstrasse 19 durch die ganze Surselva bis zum Oberalppass und weiter nach Andermatt im Kanton Uri. In Disentis zweigt die Lukmanierpassstrasse ins Tessin ab.

Die Übergänge des Kistenpasses und des Panixerpasses nach Norden (Glarus) sind, wie auch die Übergänge nach Süden, über die Greina ins Tessin und über den Valserberg ins Rheinwald, alpine Wanderrouten. Es gibt noch viele andere Wanderrouten (Krützlipass, Bruni, Cavardiras, usw.)

Natur

Das Haupttal setzt sich in erster Linie aus Wald und Weideland zusammen. Die Siedlungen bedecken nur einen geringen Teil der Fläche. In den Seitentälern gibt es teilweise noch intakte Hochmoore und alpine Auengebiete.

In der Surselva leben zahlreiche Wildtiere wie zum Beispiel Steinböcke, Gämsen, Rothirsche und Rehe. Seit den 1990er Jahren kommen in der oberen Surselva vereinzelt Luchse vor, welche wahrscheinlich aus den westlichen Schweizer Alpen zugewandert sind. Zwischen Andiast und Ilanz nördlich des Rheins hält sich seit 2002 mindestens ein aus Italien zugewanderter Wolf auf. Als Zeichen einer intakten und ungestörten Natur ist zu werten, dass in der Surselva eine verhältnismässig grosse Population von Auerwild lebt.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Oberland — ist der Name folgender Regionen und Gebiete: Badisches Oberland, historisches Gebiet im heutigen Regierungsbezirk Südbaden Bayerisches Oberland, eine Region Oberbayerns Horjany, ein Teil der Klosterpflege St. Marienstern in der Oberlausitz… …   Deutsch Wikipedia

  • Bündner Fachschule für Pflege Ilanz — Koordinaten fehlen! Hilf mit. Bündner Fachschule für Pflege Ilanz Gründung 1940[1] Kanton Graubünden Staat Schweiz Website …   Deutsch Wikipedia

  • Bündner Herrschaft — Die Bündner Herrschaft ist der nördlichste Teil des Kantons Graubünden und liegt rechtsrheinisch zwischen der Landquart im Süden, dem Rhein und dem St. Galler Oberland mit Bad Ragaz im Westen, dem Rätikon mit Vilan und Falknis im Osten und der St …   Deutsch Wikipedia

  • Graubünden — (Bünden, franz. les Grisons, rätoroman. ils Grischuns, ital. i Grigioni), Kanton der Schweiz, ihren Südosten umfassend, grenzt östlich an Tirol, südlich an die Lombardei, westlich an Tessin und Uri, nördlich an Glarus, St. Gallen, Liechtenstein… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Postleitzahl (Liechtenstein) — Die Schweizerische Post führte 1964 als drittes Land (nach der Deutschen Bundespost und dem United States Postal Service) die Postleitzahlen ein. In der Schweiz sind die Postleitzahlen vierstellig. Wie beim neuen Postleitzahlensystem in… …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden — Logo der reformierten Landeskirche Graubünden Die Evangelisch reformierte Landeskirche Graubünden ist die reformierte Landeskirche im Schweizer Kanton Graubünden und gehört zum Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund. Sie umfass …   Deutsch Wikipedia

  • Emil Brunner (Fotograf) — Foto von Emil Brunner: Ausgrabungen von 1975 in der Kirche Betschwanden Emil Brunner (* 10. November 1908 in Diesbach, Glarus; † 18. September 1995) war ein Schweizer Fotograf …   Deutsch Wikipedia

  • Postal codes in Switzerland and Liechtenstein — This page is a summary of the postal codes of Switzerland and Liechtenstein.Format of postal codes (PLZ)The Swiss postal codes are assigned geographically, from west to east. They don t follow political divisions (cantons, districts), but they… …   Wikipedia

  • Postleitzahl (Schweiz) — Die Schweizerische Post führte 1964 als drittes Land nach Deutschland (1941) und den USA (1963) die Postleitzahlen ein. In der Schweiz sind die Postleitzahlen vierstellig. Wie beim neuen Postleitzahlensystem in Deutschland kann eine Gemeinde… …   Deutsch Wikipedia

  • Posta Ladina — Engadiner Post / Posta Ladina ist eine zweisprachige Schweizer Lokalzeitung, die dreimal wöchentlich in St. Moritz im Engadin erscheint. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Engadiner Post 1.2 Posta Ladina 2 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”