Börsen AG

Börsen AG
Börsen AG
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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1. Januar 1999
Sitz Hamburg und Hannover
Leitung Dr. Sandra Lüth, Dr. Thomas Ledermann
Branche Börsen
Website www.boersenag.de

Die Börsen AG (vollständiger Name BÖAG Börsen AG) ist die Trägergesellschaft und Betreiber der Wertpapierbörsen in Hamburg und Hannover deren Geschichte bis in die Jahre 1558 (Hamburg) und 1785 (Hannover) zurückreicht. An beiden deutschen Regionalbörsen steht den Anlegern ein breites Spektrum an handelbaren Wertpapieren wie beispielsweise Aktien, Renten und Fonds zur Verfügung. Zudem sind Plattformen für den Handel mit geschlossenen Fonds sowie Lebens- und Rentenversicherungen vorhanden. Mit der Mittelstandsbörse Deutschland startete im Januar 2011 ein neues Segment speziell für mittelständische Unternehmen.

Nach der offiziellen Orderbuchstatistik belegen die Börsen Hamburg-Hannover den dritten Platz unter den deutschen Börsen hinter Frankfurt und Stuttgart. Im Jahr 2010 betrug der der Umsatz 28 Milliarden Euro. [1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Geschichte der Wertpapierbörse Hamburg

(Siehe Hauptartikel Hamburger Börse)

"Hamburger Börse" am Adolphsplatz um 1900
Rathausmarkt-Hof,
Sitz der Börsen AG in Hamburg

Die Hamburger Börse ist die älteste in Deutschland und die viertälteste in Europa. Im Jahr 1558 erteilte der Rat der Stadt den Hamburger Kaufleuten die Erlaubnis, einen dafür eingefriedeten Platz in der Nähe des Rathauses, zum täglichen Handelstreff unter freiem Himmel zu nutzen.

Die Händler wickelten zunächst vor allem Warengeschäfte ab, jedoch wurden auch schon erste Versicherungen und Wertpapiere gehandelt. Der Handel nahm in den folgenden Jahrhunderten an Umfang zu, nicht zuletzt auch aufgrund des wachsenden Hafens und den mit ihm verbundenen Handelstätigkeiten. Auf dem Börsengelände an der Trostbrücke wurde bereits 1583 ein erstes Börsengebäude fertiggestellt. 250 Jahre später erfolgte der Umzug in das heute noch bestehende Börsengebäude am Adolphsplatz wo der Börsenbetrieb am 4. Dezember 1841 aufgenommen wurde.

Es ist noch heute Sitz der Handelskammer Hamburg, wie auch einiger der aus weiteren Einzelbörsen (Versicherungsbörse, Getreidebörse) bestehenden Hamburger Börse. Seit 2006 findet der Börsenhandel der Börse Hamburg in dem neu erworbenen Kontorhaus Rathausmarkt-Hof statt, das 1899 als erstes Gebäude an diesem Platz nach der Fertigstellung des Rathauses 1897 vollendet wurde. Dort sind nunmehr sämtliche Unternehmenseinheiten der Börse Hamburg beheimatet.

Geschichte der Wertpapierbörse Hannover

Börse Hannover im Gebäude der Calenberg-Grubenhagensche Landschaft

Die Niedersächsische Börse zu Hannover hat ihre Ursprünge im 18. Jahrhundert. 1785 wurde von Kaufleuten an der Leine ein Börsenclub mit der Absicht gegründet, die unternehmerischen Aktivitäten in der Region zu vereinfachen. 1787 wurde der Club, der bis heute als solcher besteht, von Georg III. als öffentliches Institut anerkannt. Das war die Geburtsstunde der Börse Hannover, die 1815 zu einem Handelsverein erweitert wurde. 1858 erschien der erste Aktienkurszettel. 1867 gingen das Vermögen des Handelsvereins und das Börsengebäude an die Handelsinnung über, die den Börsenhandel weiter ausbaute. Seit 1923 befindet sich die Börse im Gebäude der Calenberg-Grubenhagensche Landschaft, das 1846 im Tudorstil errichtet wurde und heute denkmalgeschützt ist.

Die Börsen Hamburg und Hannover heute

Organigramm Börsen AG

Unter dem Dach der Hamburger Börse bestehen fünf verschiedene Einzelbörsen. Neben einer allgemeinen Börse sind dies die Versicherungsbörse, die Getreidebörse, die Kaffeebörse (nur formal) sowie die Hanseatische Wertpapierbörse.

Zum 1. Januar 1999 gründeten die beiden ehemaligen Trägervereine der Börsen in Hamburg und Hannover, der Verein der Mitglieder der Hanseatischen Wertpapierbörse in Hamburg und der Verein der Niedersächsischen Börse zu Hannover die Börsen AG als gemeinsame Trägergesellschaft. Beide Börsen ermöglichen institutionellen und privaten Investoren den Handel mit einem breiten Spektrum an Wertpapieren.

Heute wird an den Wertpapierbörsen in Hamburg und Hannover ausschließlich ein computergestützter Maklerhandel betrieben. Dies bedeutet, dass die Kursfeststellung durch die zuständigen Makler (sog. Skontroführer) erfolgt, die hierbei durch eine Reihe technischer Systeme unterstützt werden (Quote-Machine, Limit-Kontrollsysteme, XONTRO, etc.).

Am Handel sind rund 130 in- und ausländische Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsunternehmen beteiligt und an den beiden Börsen sind heute über 11.000 Wertpapiere gelistet (darunter Aktien, offene Fonds, Options- und Genussscheine, Zertifikate). Zusätzlich werden über die Fondbörse Deutschland geschlossene Fonds und über die Policenbörse Deutschland Kapitallebens- und Rentenversicherungen gehandelt.

Beim bereits seit 1998 begonnenen außerbörslichen Zweitmarkt mit geschlossenen Fonds sind die Börsen Marktführer und auch der 2002 erschlossene Börsenhandel mit offenen Fonds verläuft erfolgreich.

Handelssegmente und Handelsregeln

Aktienhandel

Handelszeit 8.00 - 20.00 Uhr

Der Handel in Werten des DAX, MDAX, TecDAX, SDAX, EuroStoxx und DowJones an den Börsen Hamburg und Hannover erfolgt nach dem Referenzmarktprinzip. Das bedeutet, dass die Ausführung mindestens zu einem ebenso guten Preis wie am jeweiligen Referenzmarkt garantiert wird; der Preis kann auch besser sein als dort. Für Orders in Aktien der Indizes MDAX, SDAX und TecDAX und für ausländische Aktien bis zu einem Volumen von bis zu 25.000 Euro wird keine Maklercourtage erhoben, bei Orders in Aktien des DAX-30 erfolgt der Verzicht auf Courtageberechnung bis 50.000 Euro. Bei anderen Orders fallen 0,08 Prozent, bei Orders in DAX-30-Aktien über 50.000 Euro 0,04 Prozent an. Die Orders in allen gängigen Indexwerten werden im Rahmen der Orderbuchtiefe des Referenzmarktes ausgeführt, auch wenn keine Gegenorder vorliegt. Auch auf den vorhergehenden Umsatz kommt es nicht an: Dafür gibt es die Liquiditätsgarantien der beiden Börsen, in Aktien des Eurostoxx50 und des DAX-30 beträgt diese zum Beispiel 50.000 Euro.

Anleihenhandel

Von 8.00 Uhr bis 17.30 Uhr werden an den Börsen Hamburg und Hannover Anleihen (auch Renten genannt) variabel gehandelt. Hierzu gehören alle notierten Bundeswertpapiere und von Bundesländern emittierten Rentenpapiere sowie Bank- und Industrieobligationen. Bis zu einem Ordervolumen von 250.000 Euro erfolgt der Handel in allen amtlich notierten Bundeswertpapieren bis zu zehn Jahren Laufzeit mit einem maximalen Spread von 0,05 Prozent. Die Ausführung der Orders erfolgt in Anlehnung an die jeweiligen Renten-Futures oder die aktuelle Berechnung des Emittenten bzw. Market Makers. Es wird eine Ausführung aller bis zum Handelsbeginn um 11 Uhr erteilten Aufträge zum Kassakurs des Frankfurter Fixings in beliebiger Höhe garantiert. Daneben werden alle gequoteten Unternehmensanleihen bis zu einem Ordervolumen von 50.000 Euro fortlaufend gehandelt.

Fondshandel

2002 führte die Börse Hamburg den börslichen Handel mit Investmentfonds ein. Mit einem Umsatz von 2 Mrd. Euro im Jahr 2010 ist sie Marktführer in diesem Segment. Aktuell können Anleger mehr als 4.200 offene Fonds handeln. Im Gegensatz zur klassischen Fondsorder direkt über die Investmentgesellschaft erfolgt der Handel an der Börse variabel, und es steht sehr schnell ein Ausführungskurs. Des Weiteren entfällt der oft übliche Ausgabeaufschlag. Unter der Marke Fondsbörse Deutschland betreibt die Börsen AG Hamburg-Hannover gemeinsam mit der Bayerischen Börse AG einen Zweitmarkt für Beteiligungen. Investoren haben die Möglichkeit, Beteiligungen an rund 4.000 Immobilien-, Schiffs- und vielen weiteren Fonds bereits vor dem Laufzeitende zu verkaufen oder „gebrauchte“ Beteiligungen zu erwerben. Der Handel mit geschlossenen Fonds erfolgt nach börslichen Regeln. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Der zuständige Makler, die Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG, ermittelt täglich Angebotspreise und veröffentlicht diese unter www.zweitmarkt.de. Mitarbeiter der Handelsüberwachungsstelle der Börse Hamburg überwachen die täglichen Preisfeststellungen. In diesem Segment wurden 2010 rund 162,5 Mio. Euro umgesetzt. Dies entspricht einer Steigerung von 94,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Policenhandel

Seit September 2008 ist ein börsenähnlicher Handel von Lebens- und Rentenversicherungspolicen möglich. Die Policenbörse Deutschland ist eine Handelsplattform, an der mehrere Käufer und Verkäufer zusammengebracht werden. Sie wird von der Börsen AG betrieben. Im Idealfall erzielt der Verkäufer beim Verkauf über eine Handelsplattform einen höheren Erlös, als bei einer Kündigung der Versicherung. Der Handel erfolgt nach einem Auktionsverfahren, der Vertrag wird von dem Meistbietenden ersteigert. Überwacht wird der Handel durch Mitarbeiter der Börsen Hamburg und Hannover. Es können alle Policen mit einem Rückkaufswert von mindestens 10.000 Euro (Kapital bildende Lebens- und Rentenversicherungen) oder 25.000 Euro (Fondspolicen) angeboten werden. [2]

Mittelstand

Die Börsen Hamburg und Hannover haben im Januar 2011 ein neues Handelssegment speziell für mittelständische Unternehmen gestartet. Mit der „Mittelstandsbörse Deutschland“ erhalten Unternehmen einen einfachen Zugang zum Kapitalmarkt. Sie können Aktien oder Anleihen platzieren und auf diesem Weg frisches Eigen- oder Fremdkapital aufnehmen. Das Segment ist offen für alle Unternehmen, die eine Alternative zur klassischen Kreditfinanzierung suchen - unabhängig von der Unternehmensgröße. Die Unternehmen entscheiden selbst, welche Dienstleistungen sie bei der Kapitalaufnahme über die Mittelstandsbörse Deutschland benötigen bzw. nutzen möchten. Die Unternehmen wählen nach einem Baukastenprinzip aus einer Vielzahl von Modulen die gewünschten Leistungen für die Emissionsbegleitung sowie die Research- und Listing-Services eines Kapitalmarktpartners aus. [3]

Indizes

Global Challenges Index (GCX)

Im September 2007 lancierte die Börse Hannover in Zusammenarbeit mit der oekom research AG den Global Challenges Index. Dieser Index ist auf sieben globale Herausforderungen dieses Jahrtausends ausgerichtet. Er besteht aus 50 Unternehmen. Diese setzen sich in besonderem Maße für die Bekämpfung der Ursachen und Folgen des Klimawandels, die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Trinkwasser, die Beendigung der Entwaldung und die Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft, den Erhalt der Artenvielfalt, den Umgang mit der Bevölkerungsentwicklung, die Bekämpfung der Armut oder die Unterstützung verantwortungsvoller Führungs-(Governance-)Strukturen ein.

Fondsindizes FOXX

Die Börse Hamburg hat gemeinsam mit der Rating-Agentur Feri Rating & Research AG die ersten Fondsindizes entwickelt. Mit diesen steht Investoren ebenso wie Fondsmanagern erstmalig eine Benchmark zu Verfügung, die von einem unabhängigen Anbieter ermittelt wird. Seit April 2006 erfolgt die regelmäßige Indexberechnung. Auf Basis der an der Börse Hamburg festgestellten Fondspreise werden die aktuellen Indexstände fortlaufend errechnet. Die Indexfamilie FOXX bildet die Basis, auf der ein Fonds mit den besten Fonds seiner Kategorie verglichen werden kann. Aktuell werden vier Fondsindizes angeboten: der FOXX20-Europa, der FOXX20-Welt, der FOXX10-Deutschland und der FOXX10-Emerging-Markets. Alle Indizes sind als Performance-Indizes konzipiert.

Aktienindex HASPAX

In Zusammenarbeit mit der Hamburger Sparkasse hat die Börse Hamburg im Jahr 1996 den HASPAX initiiert, den Börsenindex für 25 Aktiengesellschaften aus der Metropolregion Hamburg. Dieser ist als Performance-Index konzipiert.

Aktienindex NISAX20

Im Jahr 2002 wurde von der Nord/LB der Aktienindex NISAX20 eingeführt. Die 20 bedeutendsten Aktiengesellschaften des Bundeslandes Niedersachsen sind hier enthalten. Voraussetzung für die Aufnahme ist der Hauptsitz in Niedersachsen und die Zugehörigkeit mindestens im CDAX oder ein Listing an der Börse Hannover im regulierten Markt.

Portale

Maritime Investments (Hamburg Maritime Stock Exchange)

Mit der Hamburg Maritime Stock Exchange hat die Börse Hamburg ein Portal für alle Arten von handelbaren Wertpapieren oder Anteilen mit einem maritimen Bezug geschaffen. Diese beinhalten insbesondere Schiffsaktien, Schiffspfandbriefe, geschlossene Schiffsfonds oder Schiffszertifikate.

Nachhaltige Investments

Das Portal bündelt alle relevanten Informationen zum Nachhaltigkeitsindex der Börse Hannover, dem Global Challenges Index (GCX), sowie zu nachhaltigen Geldanlagen.

Immobilien Investments

Im Portal werden Informationen aus der breiten Palette der Immobilien Investments gebündelt. Hierzu gehören Immobilienaktien, Pfandbriefe, sowie offene und geschlossene Immobilienfonds.

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der Börsen AG, 30. Dezember 2010
  2. Pressemitteilung der Börsen AG, 22. September 2008
  3. Pressemitteilung der Börsen AG, 20. Januar 2011

Weblinks


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