Buyiden

Buyiden
Das Reich der Buyiden

Die Buyiden, eingedeutscht auch Bujiden, (arabisch ‏بنو بويه‎, DMG Banū Būyah; persisch ‏آل بویه‎, DMG Āl-e Būyah oder ‏بوییان‎, DMG Būīyān), waren eine schiitische Dynastie in Persien, die aus Dailam (930–1062) im Norden des heutigen Irans stammte.

Die Dynastie wurde von Abu Schudscha Buyah († 932) begründet, der seinen Aufstieg als Militärführer unter den Samaniden und Ziyariden begann. Imad ad-Daula Ali (932–949) eroberte 934 die südpersische Provinz Fars und begründete die Buyiden-Linie von Fars (und Chusistan), die bis 1062 regierte. Alis Bruder Rukn ad-Daula Hasan (947–977) setzte seine Herrschaft zudem in Dschibal (Rayy, Hamadan und Isfahan) durch. Die von ihm begründete Linie regierte bis 1029.

Die von Muizz ad-Daula Ahmad (936–967) begründete Linie im heutigen Irak und Kirman bestand bis 1055 und errang die größte Bedeutung: 945 besetzte Ahmad Bagdad und errang die Kontrolle über das Abbasiden-Kalifat, welches seitdem politisch völlig entmachtet war. Der Kalif in Bagdad war nunmehr nur noch das geistliche Oberhaupt der Muslime.

Der bedeutendste Herrscher der Buyiden war Adud ad-Daula Abu Schudscha Fana Chusrau (949–983), der der Linie von Fars entstammte und der seine Oberhoheit über die anderen dynastischen Linien in Rayy und dem Irak (977) durchsetzen konnte. Dadurch wurde die Herrschaft der Buyiden im Irak und im westlichen Iran weiter ausgebaut. So wurde zeitweise das Reich der Ziyariden in Tabaristan (am Kaspischen Meer) besetzt und die Hamdaniden von Mosul 979 schwer geschlagen. Durch die Förderung von Handel und Landwirtschaft kam es auch zu einem starken wirtschaftlichen Aufschwung. Um die Konkurrenz für die Seehäfen von Basra und Schiraf auszuschalten, wurde 965 sogar das Handelszentrum Sohar in Oman von einer Flotte zerstört.

Da unter den Buyiden keine Erbfolgeregelung existierte, kam es nach dem Tod von Adud ad-Daula Chusrau bald zu Machtkämpfen und zur erneuten Aufspaltung der Dynastie. Diese Schwäche wurde von den Ghaznawiden ausgenutzt, die 1029 die Buyiden von Rayy stürzten. Die anderen Linien wurden 1048 und 1055 von den Seldschuken gestürzt, die auch die Schutzherrschaft über die Kalifen in Bagdad übernahmen. 1062 wurde auch die letzte Seitenlinie der Buyiden in Fars gestürzt.

Die Bedeutung der Buyiden liegt vor allem darin, dass sie während ihrer Herrschaft die persische Kultur stark förderten und auch die Ausbreitung des schiitischen Islams im Iran begünstigten. Indem sich die Buyiden als Nachkommen altiranischer Könige ansahen, stärkten sie das iranische Element im Islam.

Siehe auch: Liste der Buyiden-Herrscher

Stammbaum

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Imad ad-Daula Abu l-Hasan Ali
934-949
 
 
 
 
 
 
Rukn ad-Daula Abu l-Hasan Ali
935-976
 
 
 
 
 
Muizz ad-Daula Abu l-Husain Ahmad
945-967
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fachr ad-Daula Abu l-Hasan Ali
976-980
 
Adud ad-Daula Abu Schudscha Fana Chusrau
949-983
 
Muayyid ad-Daula Abu Mansur Buya
980-983
 
Izz ad-Daula Bachtiyar
966-978
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Schams ad-Daula Abu Tahir Fulan
997-1021
 
Madschd ad-Daula Abu Talib Rustam
997-1029
 
Scharaf ad-Daula Abu l-Fawaris Schirzil
983-989
 
Marzuban Samsam ad-Daula
989-998
 
Baha ad-Daula Abu Nasr Firuz
998-1012
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Sama ad-Daula Abu l-Hasan Fulan
1021-1024
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Qawam ad-Daula Abu l-Fawaris
1012-1028
 
Sultan ad-Daula Abu Schudscha
1012-1024
 
Muscharrif ad-Daula Abu Ali
987-989
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Imad ad-Din Abu Kalidschar
1024-1048
 
Abu Tahir Dschalal ad-Daula
1025-1044
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abu Mansur Fulad Sutun
1048-1062
 
al-Malik ar-Rahim Abu Nasr Chusrau Firuz
1048-1055
 


Literatur

  • Heribert Busse: Chalif und Großkönig. Die Buyiden im Iraq. (945–1055). Deutsche Morgenländische Gesellschaft - Orient-Institut, Beirut 1969 (Beiruter Texte und Studien 6, ISSN 0067-4931), (Zugleich: Habil.-Schrift, Univ. Hamburg).

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