Butzenfenster

Butzenfenster
Butzenscheibe mit Bleifassung aus dem 16. Jahrhundert

Eine Butzenscheibe, manchmal auch als Nabelscheibe, fälschlicherweise als Ochsenauge oder scherzhaft auch "Flaschenboden" bezeichnet, ist eine runde Glasscheibe von 7-15 cm Durchmesser mit einer Erhöhung, dem Butzen oder Nabel in der Mitte.

Inhaltsverzeichnis

Beschaffenheit und Verwendung

Eine Butzenscheibe besteht meist aus grünem Waldglas. Sie besitzt die bereits erwähnten beidseitigen Erhöhungen in der Mitte und hat erhöhte Ränder. Zur Verglasung von Fenstern taucht sie erstmals im 14. Jahrhundert auf. Mittels Bleifassung wurden die Butzenscheiben im 15. und 16. Jahrhundert zu ganzen Fenstern zusammengesetzt. Sie wurden teilweise auch datiert und bemalt. Während man im 18. Jahrhundert die Butzenscheiben fast gänzlich beim Neubau ablehnte, tauchte sie im Zuge der Romantik im 19. Jahrhundert wieder verstärkt auf.

Erfindung und Herstellung

Manuelles Schleudern einer Glasscheibe im Mondglasverfahren.
Der äußere Rand wurde zerteilt, zum Beispiel für Kirchenfenster. Das Mittelstück ist die Butze.

Als Fälschung ist die angebliche Erfindung durch einen Franzosen namens Philipp de Cacqueray im Jahr 1330 entlarvt worden, denn mit dieser Methode hergestelltes Glas wurde bereits am Ende des 13. Jahrhunderts in Rouen verwendet. Sie entsteht aus einer mit einer Glasmacherpfeife geblasenen Kugel, die an einem Hefteisen befestigt wird und danach von der Pfeife gesprengt wird. Durch schnelles Drehen wird sie zu einer Scheibe ausgeschleudert. Der Rand wird noch umgebogen. Der Prozess wird auch als Mondglasverfahren bezeichnet.

Siehe auch: Glas (Geschichte)

Wissenswertes

Als die Butzenscheiben im 19. Jahrhundert wieder beliebt wurden, sprachen kritische Zeitgenossen oftmals verächtlich von der Butzenscheibenromantik. Auch die Bezeichnung Butzenscheibendichtung, die erstmals 1884 von Paul Heyse gebraucht wurde, sollte jene Dichter abwertend treffen, die begannen, altertümelnde Verserzählungen zu verfassen, so etwa Rudolf Baumbach (Zlatorog) und Julius Wolff (Der wilde Jäger; Der Rattenfänger von Hameln).

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