Busè

Busè

Norbert Busè (* 1963) ist ein deutscher Dokumentarfilmer, Filmproduzent und Regisseur. Er gehört, laut einer Vielzahl von Kritikern, zu den herausragenden Filmemachern in Deutschland.

Norbert Busè in Berlin

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er studierte zunächst Philosophie, Pädagogik, Germanistik und Religionspädagogik in Heidelberg, Frankfurt und Mainz und arbeitete anschließend bis 1991 als Lehrer für Ethik und katholische Religion. Neben seiner Lehrertätigkeit arbeitete er zugleich als freier Medienreferent für verschiedene Landesfilmdienste in Rheinland-Pfalz und Hessen.

Seit 1991 arbeitet er ausschließlich an Filmprojekten. Er realisierte bisher über vierzig Filme für das ZDF, für arte und für 3sat. Dafür reiste er in mehr als zwanzig verschiedene Länder nach Asien, Lateinamerika, Afrika, Russland und den USA. Im Jahre 1993 zog er samt seiner Arbeit nach Berlin und entwickelte neben seinen Dokumentarfilmen einige experimentelle Kurzfilme.

Schwerpunkt seiner filmischen Arbeit ist die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Themen. 2004 wurde Norbert Busè mit dem MedienPREIS der Deutschen Diabetes-Stiftung für seine Dokumentation Die Wohlstandsepidemie ausgezeichnet [1]. Im Jahre 2003 begann er in Zusammenarbeit mit der UNESCO und dann 2004 mit dem ZDF/3sat die Entwicklung und Realisierung des 12teiligen Film-Projektes Meisterwerke der Menschheit. Die Filme dokumentieren immaterielle Formen kulturellen Ausdrucks und „kulturelle Räume“.

Der 90 Minuten lange in Russland und in Berlin gedrehte Dokumentarfilm AVA - Die Stimme meiner Mutter war sein erster abendfüllender Film.

Norbert Busè ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Berlin.

Filmografie (Auswahl)

Dokumentationen

  • 1992: Auf Teufel komm raus
  • 1993: Dünne Haut
  • 1993: Asche im Wind (Dokumentation/Spiel)
  • 1994: Ich habe die Hölle gesehen
  • 1995: Zwischen Knast und Kindergarten (Portrait)
  • 1996: Der Zauberer (Portrait)
  • 1998: Schmerz muss sein
  • 1998: Das Lied der Stille (Portrait)
  • 1999: Shivas Töchter (Tanz-Dokumentation)
  • 2000: Der Auftrag
  • 2000: Der Spieler (Portrait)
  • 2001: Der Choreograph Mats Ek
  • 2002: Nullen + Einsen
  • 2002: Diamanten in Kinderhand
  • 2003: Tänze aus der verbotenen Stadt
  • 2003: Heinrich der König
  • 2004: Wohin gehen wir, wenn wir sterben?
  • 2005: Salsa!
  • 2005: Waisenkinder – Wenn Eltern zu früh sterben
  • 2005: Diabetes – Die Wohlstandsepidemie
  • 2006: AVA - Die Stimme meiner Mutter
  • 2008: Mary Wigman – Die Seele des Tanzes (z.m. Christof Debler)
  • 2008: Ich kann Dich nicht riechen
  • 2009: Der Patron der Puppen
  • 2009: Der Tanz im Verborgenen
  • 2009: Das Geheimnis der Tempeldiener
  • 2009: Karheinz Stockhausen, Musik für eine bessere Welt (z.m. T.v. Steinaecker)
  • 2009: I am not alone (Produzent)
  • 2009: Die ideale Schule, wie Migration gelingt (z.m. Kathrin Sonderegger)
  • 2009: Ingo Metzmacher, Man on a Mission (Produzent)

Kurzfilme

  • 2005: Incubus
  • 2006: Dichter unbekannt – Heinrich Heine
  • 2007: Welcome home

Magazinbeiträge

Busè erstellte Beiträge für Kulturzeit (ZDF/3sat), Metropolis (ZDF/arte) und Sonntags-TV fürs Leben (ZDF).

Kritik

Zitate aus Zeitungsartikeln (Auswahl)

Das Lied der Stille, ZDF 1998

  • „[...] Ein Film, der gleichzeitig fesselt und beruhigt, einer, der der Eremitin gerecht wird, indem er keine Gaffer ranläßt, alle anderen aber still zusehen und nachdenken lässt.“ [2]
  • „[...] Dem Autor gelang, in ruhigen Bildfolgen etwas von der Beschaulichkeit herüberzubringen.“ [3]
  • „[...] Als Fernsehzuschauer konnte man, wenn man wollte, in die Stille mitgenommen werden. Dreißig Minuten hob sie diese Reportage von Norbert Buse aus ihren Sehgewohnheiten. Eine halbe Stunde keine überquasselten grellen Bilder, keine scheppernden Informationsketten, kein lärmendes Urteil. Seltene Filmschnitte ließen den Puls zaghafter schlagen. Zeit zum leisen Denken.“ [4]
  • „[...] Dokumentarist Norbert Buse zeichnete ein feinsinniges, ganz die Eigenart dieser Einsiedlerin erfassendes Porträt.“ [5]
  • „[...] Autor Norbert Buse führt selbst die Kamera. Er muß sich über lange Zeit dieser Frau und ihrem Leben genähert haben. So ist eine Behutsamkeit möglich, die Abstand hält und nach Inhalten sucht. Die Schwierigkeit liegt darin, eine halbe Stunde mit Bildern zu füllen, eine Spannung herstellen. Der Alltag der Eremitin ist ohne atemberaubende Spannung. Buse findet Spannung im Gleichmaß der Tage und in starken Naturaufnahmen, die er mit Worten der Eremitin unterlegt. Es ist, als habe Fernsehen gerade Pause.“ [6]
  • „Es gibt Filme, die sind sehr klein und trotzdem riesengroß. Ganz unspektakulär und leise kommen sie daher, ohne Action, ohne Getöse. Vielleicht wäre ‚bescheiden‘ das richtige Wort. Und doch hinterlassen sie einen nachhaltigeren Eindruck als so mancher aufgeblasene Millionenstreifen. ‚Das Lied der Stille‘ ist so ein Film par excellence. [...] Ein filmisches Kleinod. [...]“ [7]

Der Spieler, ZDF 2000

  • „[...] Busés Reportage, die von ihrer unaufgeregten Intensität lebt, zeigt aber auch die andere Seite des Spieltischs. [...]“ (Joachim Schmitz, „Teufel kam mit einem Lächeln. Vorab gesehen: ZDF-Reportage über die Spielsucht bis hin zum Ruin.“ [8]
  • „[...] Norbert Buses Film setzt fast nur auf diese seine beiden Protagonisten, die ihm auch formal eine gelungene Umsetzung des Themas innerhalb von dreissig Minuten ermöglichen. [...]“ [9]
  • „Die Eindringlichkeit dieser Dokumentation von Norbert Busè entstand durch die Gegensätze. Bilder des glitzernden, bunten Spielparadieses Las Vegas, die gedämpfte Atmosphäre am Roulette-Tisch, vornehme Gäste beim Pferderennen. Dazwischen erzählen der Spieler Werner Zimmermann und Croupier Michele Wilhelm ihre Geschichten. Busè setzt zu Recht auf diesen Mix aus persönlichem Schicksal und Bildern der Glamour-Welt. [...] Glaubwürdig hat Busè den Reiz des Glücksspiels eingefangen. Sein Trumpf: Die Authentizität der persönlichen Berichte.“ [10]
  • „[...] Der Film ‚Der Spieler‘ von Norbert Busse in der Reihe 37° versucht nicht plump abzuschrecken. Er filmt seine Protagonisten behutsam zwischen Faszination und Ekel, zwischen Rausch und Schuldgefühlen, zwischen Spiel und Realität. [...] Behutsam schnappt die Reportage die Gedanken auf, verkauft nicht reißerisch das persönliche Dilemma [...].“ [11]
  • „[...] Auch Norbert Buse gelang es in der eindrucksvollen Dokumentation, alle Seiten eines Phänomens zu beleuchten, das noch immer als Tabu-Thema gilt. Fundiert recherchiert, interessant aufbereitet – das ZDF bewies erneut, dass die Privaten ihm im Genre Reportage nicht das Wasser reichen können.“ [12]
  • „[...] So wird in dem Beitrag von Norbert Buse zwar nichts wirklich Neues gezeigt, doch wie er dieses Thema eindringlich vermittelt, das macht seinen Film sehenswert.“ [13]
  • „Schnörkellos und dennoch optisch attraktiv schildert Norbert Buse das Elend, in das Menschen geraten, die mit dem Glücksspiel nicht umgehen können. [...]“ [14]
  • „[...] Alles das verband der Film zu einer runden Dokumentation, die ohne erhobenen Zeigefinger daherkam und dennoch vor den Auswüchsen warnte. Diese Reportage war überaus gelungen“ (de, „Kritisch gesehen. Aus dem Leben eines Abzockers.“ [15]

Heinrich der König, ZDF 2003

  • „[...] In einem angenehm zurückhaltenden Beitrag zur ZDF-Dokumentarreihe ‚37 Grad‘ begleitet Buse nun den mittlerweile 40-jährigen Aussteiger bei dessen Rückkehr aus dem vermeintlichen Paradies in seine schwäbische Heimat. [...] In unaufgeregten Bildern und Interviews zeigt die ZDF-Reportage, dass die Bild-Story vom exotischen Inselglück von Anfang an nicht ganz vollständig war. [...] Regisseur Norbert Buse ist mit diesem 30-minütigen Film ein wunderbares kleines Stück über die Träume gelungen, denen wir hinterherrennen, und über die Macht der Unerfüllbarkeit“ (Michael Wolf, „Schuften unter Palmen. Sehenswerte ZDF-Reportage über die Rückkehr eines Aussteigers.“ [16]
  • „[...] In eindrucksvollen Bildern wird das Leben auf der Insel geschildert. Der Film gewährt Einblicke hinter die Fassade und zeigt die Familie beim Neuanfang in der schwäbischen Provinz. Die spannende und informative Reportage lässt keine Langeweile aufkommen. Das Verlangen ist geweckt, mehr über das tägliche Leben der Familie zu erfahren.“ [17]
  • „[...] Norbert Buse porträtierte mit kritischer Sympathie den ‚Zivilisationsflüchtling‘, den der Inselkoller packte. [...] Buses Report – Motto: Alles umsonst? – skizziert eindrucksvoll das Ende einer Utopie.“ [18]

Waisenkinder – Wenn Eltern zu früh sterben, ZDF 2005

  • „[...] Norbert Busè ging es vor allem um die Gefühle und die Befindlichkeiten der jungen Frauen. Insofern war die Reportage einfühlsam und anrührend. Gern hätte man aber auch mehr über mangelnde oder mögliche Hilfsorganisationen erfahren. So blieben viele Fragen offen.“ [19]
  • „[...] Anhand dieser beiden Fälle hat Norbert Buse in der ZDF-Reihe ‚37 Grad‘ auf einfühlsame Weise das Gefühlsleben erwachsener ‚Waisenkinder‘ beschrieben. Wie lange der Tod der Eltern nachwirkt, zeigt die Dokumentation nachdrücklich. [...] Aus dem sanften Rhythmus von Interview-Sequenzen und Alltagsbildern treten die Gegensätze und Gemeinsamkeiten der Frauen klar hervor. Die Kamera bleibt stets sensible Begleitung. Sie beobachtet, wird aber nicht aufdringlich. Die Analyse leistet eine Stimme aus dem Off, die einordnet und ergänzend beschreibt. Sie sorgt für die nötige emotionale Distanz, denn der Film wirkt nach. Am Ende bleibt der Impuls, den eigenen Eltern einfach mal zu sagen, wie froh man ist, dass es sie gibt“ (Nele Cent, „TV-Kritik: Sog der Trauer.“ [20]

Mary Wigman – Die Seele des Tanzes, ZDF/arte 2008

  • „Phantastische Bilder [...]. Die große Leistung dieser Dokumentation ist, an die weltumspannende Wirkung dieser deutschen Avantgarde zu erinnern. Dass Mary Wigman wie viele andere Vertreter der kulturellen Elite durchaus versuchte, mit den Nazis zu paktizieren, wurde im Film allerdings arg heruntergespielt. [...]“ [21]

Einzelnachweise

  1. Deutsche Diabetes-Stiftung zeichnet zehn Journalisten mit dem MedienPREIS aus
  2. Anne Schlesinger, „FERNSEH-KRITIK. Besuch bei einer freiwillig Einsamen“, Die Welt, 27.08.1998
  3. Peter Michael, „Kritik. Einsames Glück“, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 27.08.1998
  4. Claudia Sudik, „Standbild. Stammelnde Augen“, die tageszeitung, 27.08.1998
  5. Ulf Nieritz, „Leise“, Sächsische Zeitung, 27.08.1998
  6. Ute Rang, „Die Ruhe im tiefen Wald“, Thüringer Allgemeine, 27.08.1998
  7. Birgit Letsche, „TV-Kritik. Klein und doch riesengroß“, Schwäbische Zeitung, 27.08.1998
  8. Neue Osnabrücker Zeitung, 18.07.2000
  9. O.I., „Kugel im Kopf“, Neue Zürcher Zeitung, 22.07.2000
  10. Katja Korf, „Kritik. Authentisch“, Westdeutsche Zeitung, 20.07.2000
  11. Andrea Militzer, „Fernsehkritik. Nichts geht mehr“, Krefelder Stadtpost, 20.07.2000
  12. mako, „TV-Kritiken“, Westfalenpost, 20.07.2000
  13. Andreas Müller, „Beichte eines Spielsüchtigen. Dokumentation im ZDF“, Südhessische Post, 18.07.2000).
  14. Autor unbekannt, „Vorschau. Einschalten“, Der Spiegel, Heft 29/2000
  15. Stuttgarter Zeitung, 20.07.2000
  16. Berliner Zeitung, 09.09.03
  17. uli, „Eindrucksvoll“, September 2003
  18. Günther Wolf, „TV-Kritik. Ende einer Utopie.“ Hamburger Abendblatt, 11.09.2003
  19. Brigitte Ehrich, „Einfühlsam, doch viele Fragen offen“, Hamburger Abendblatt, 08.12.2005
  20. Westdeutsche Zeitung Online, 08.12.2005
  21. Charlotte Rudolph, „TV-Rückblick. Mary Wigman – die Seele des Tanzes“, Der Spiegel, Heft 27/2008

Weblinks


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