Burschenschaftsdenkmal

Burschenschaftsdenkmal
Das Burschenschaftsdenkmal

Das Burschenschaftsdenkmal im Süden Eisenachs auf der Göpelskuppe ist das Kriegerdenkmal für die 87 im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallenen Burschenschafter. Es wurde 1902 zugleich als Nationaldenkmal der Deutschen Burschenschaft zur Erinnerung an die Reichseinigung errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Entstehung

Das Denkmal 1902
Lage des Denkmals über der Stadt
Zufahrtsbereich zum Denkmal
Nahansicht des Turms

Nach der Errichtung des Deutschen Kaiserreiches 1871 und der Umsetzung der kleindeutschen Lösung zur Einigung Deutschlands war für Teile der Verbindungsstudenten, insbesondere für die burschenschaftlichen Verbände, die Vision der Jenaer Urburschenschaft von 1815 erfüllt.

Dem Bau des Burschenschaftsdenkmals liegt der ursprüngliche Gedanke zugrunde, den 1870/71 gefallenen Brüdern ein „Ehrendenkmal“ zu errichten. Aber erst in den Jahren 1889 und 1890 nahm die Idee eine greifbarere Gestalt an, als man Eisenach als Bestimmungsort des Denkmals wählte und einem Ausschuss die Ausarbeitung von Vorschlägen übertrug. 1894 wurde ein geschäftsführender Ausschuss mit Sitz in Berlin gegründet, in den Mitglieder aus sieben Burschenschaften delegiert wurden. Der sinngebende Gedanke des Denkmals wurde nun dahingehend erweitert, dass es für alle Männer, die an der Einigung Deutschlands mitgewirkt hatten, entstehen sollte.

Am 8. Juni 1897 fand die Grundsteinlegung auf dem Wartenberg statt. Für diesen Standort hatte Regierungsbaumeister Oskar Zeiß den Plan eines mächtigen Turms entwickelt, der in einer Kaiserkrone auslief. Zu Pfingsten des darauf folgenden Jahres wurde der Sitz des geschäftsführenden Ausschusses nach Eisenach verlegt, und der Ausschuss zum „Burschenschaftsdenkmalsverein in Eisenach“ unter dem Vorsitz des Medizinalrates Dr. Wedemann umgestaltet. Statt eines „einfachen“ Turms sollte nun ein monumentaler Bau ausgeführt werden. Mit dem Tod des Nationalhelden, Fürst Otto von Bismarck, am 30. Juli 1898 begannen sofort alle namhaften Städte im Kaiserreich mit der alsbaldigen Errichtung von Bismarckdenkmälern, hier durfte Eisenach nicht nachstehen und nur der exponierte Wartenberg – gegenüber der Wartburg – wurde dafür als würdig genug empfunden. Die Pläne für das Burschenschaftsdenkmal wurden deshalb nochmals zurückgestellt. In dieser für die Stadt prekären Lage halfen die Erben des in Eisenach verstorbenen Ziegeleifabrikanten und Geologen Johann Georg Bornemann, sie überließen der Burschenschaft auf der Göpelskuppe unentgeltlich eine Fläche von 1.925 Hektar, weiterhin stellten sie auch das für die Zufahrtsstraße erforderliche Areal kostenlos zur Verfügung, während die Stadt Eisenach für den Bau der Straße 4.000 Reichsmark bewilligte.

Das 33 Meter hohe Denkmal wurde nach den Plänen des Architekten Wilhelm Kreis aus Blasewitz bei Dresden entworfen und nach 2 Jahren Bauzeit am 22. Mai 1902 feierlich eingeweiht. An dem Festzug aus der Stadt hinauf zum Denkmal sollen etwa 2.000 Menschen teilgenommen haben. Die Schlüsselübergabe erfolgte durch Architekt Kreis an die Deutsche Burschenschaft, in deren Namen der Vertreter der vorsitzenden Burschenschaft Marchia-Bonn, E. Lucks, es dem Burschenschaftsdenkmalverein übergab. Die Einweihungsfeier gestaltete sich zu einem allgemeinen Deutschen Burschenschaftsfest, an dem auch Burschenschaften der Technischen Hochschulen und österreichische Burschenschaften teilnahmen.

Die Gesamtkosten zur Errichtung des Denkmals beliefen sich auf rund 250.000 Reichsmark.

Verfall und Wiederherstellung

Trotz der alliierten Bombenangriffe auf Eisenach überstand das Denkmal den Zweiten Weltkrieg unbeschädigt. Es war jedoch für die neuen Machthaber ein Zeichen für Feudalismus und „Reaktion“. Deshalb wurde das Burschenschaftsdenkmal mutwillig beschädigt, Fenster und Statuen zerstört. Schweren Schaden nahm insbesondere das Deckengemälde durch die nach dem Zumauern der Fensteröffnungen fehlende Belüftung.

Neben den Plänen für eine Sprengung gab es später auch die Idee, eine Volkssternwarte im Denkmal zu errichten.

Nach der Rückgabe des Burschenschaftsdenkmals und des dazugehörigen Hotels „Berghof“ nach der politischen Wende und der Wiedervereinigung an die Deutsche Burschenschaft wurde die Bausubstanz gesichert und das Gebäude saniert. Es ist heute wieder zu besichtigen.

Am 24. März 2007 wurde, nach einer etwa einjährigen Rekonstruktion, das Deckengemälde des Malers Otto Gussmann mit Festveranstaltungen offiziell eingeweiht.


Ehrenmal für die gefallenen Burschenschafter

Das Ehrenmal für die in beiden Weltkriegen gefallenen Burschenschafter

1932 war unterhalb des Burschenschaftsdenkmals ein Ehrenmal für die gefallenen Bundesbrüder des Ersten Weltkriegs errichtet und 1933 eingeweiht worden. Das Relief eines schwerttragenden Jünglings, Schriftzüge und Wappen der Burschenschaft wurden auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht ab 1946 demoliert. Nach einer mehrjährigen Sanierung durch den Denkmalerhaltungsverein Eisenach – finanziert durch Spenden der Burschenschaft – wurde am 16. April 2011 das Gefallenenehrenmal neu eingeweiht. Es ist nun die „Zentrale Gedenkstätte der Deutschen Burschenschaft“ für die deutschen Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Auf eine Wiederherstellung des 1946 abgeschlagenen Jünglings-Reliefs wurde als Erinnerung an die Schändung verzichtet. Bei der Sanierung wurde eine Platte mit einem symbolischen Grab in einer Vertiefung wiederentdeckt und so belassen.[1]

Charakteristik des Denkmals

Das Denkmal, es besteht aus Muschelkalk, stellt einen Rundtempel dar, sich auf einer breiten Terrasse erhebt. Diese Terrasse ist von quadratischer Form mit Rundungen nach drei Seiten. Zu seiner Plattform führt vorn zur Rechten und zur Linken je eine Treppe mit mächtigen Rampen. Von der Plattform führt eine breite Treppe mit 22 Stufen zum Portal der Tempelhalle. Der Rundtempel selbst ruht auf drei Stufen; über dem Portal ist die Widmung zu lesen. Neun Säulen werden verbunden durch das von hohen schmalen Fenstern durchbrochene Gemäuer einer monumentalen Halle. Oben werden die Säulen durch einen Architrav zusammengehalten, auf dem in Riesenlettern der Wahlspruch der Deutschen Burschenschaften Ehre, Freiheit, Vaterland zu lesen ist. Den Architrav bekrönt das kunstvolle Hauptgesims, von dem drei Stufen zum Tambour überleiten. Auf diesem erheben sich sechs gewaltige Kragsteine mit den Köpfen des Cheruskerfürsten Arminius, Karls des Großen, Luthers, Albrecht Dürers, Goethes und Beethovens. Dann folgt der Helm mit neun Adlern, die als obersten Abschluss eine germanische Krone tragen. Kräftige durch Decksteine verbundene Steinpfosten schließen die Rückseite des Denkmals im Halbkreis ab. Über dem Portal steht die Widmung des Denkmals, nämlich die Inschrift „DEM GEEINTEN VATERLANDE“.

Historische Ausstattung

Das rekonstruierte Deckengemälde

Durch das schwere beschlagene Tor betritt man die Halle. In der Halle sind die Standbilder des Deutschen Kaisers Wilhelm I. (von Bildhauer Selmar Werner), des Großherzogs Karl August von Sachsen-Weimar (von Bildhauer Hermann Hosaeus), Bismarcks, Moltkes (beide von Bildhauer August Hudler) und Roons (von Bildhauer Selmar Werner) aufgestellt.

Zwischen diesen Standbildern sind an der Wand der Halle vier Tafeln mit den Namen der 1870/71 gefallenen 87 deutschen Burschenschafter angebracht. Unter den Tafeln steigen von Altären, die mit den Köpfen sterbender Krieger geschmückt sind, Opferflammen auf. Über den Standbildern und Tafeln sind die Namen von Vorläufern, Mitbegründern und Verteidigern der Burschenschaft zu lesen: Fichte, Arndt, Jahn, Riemann, Horn, Scheidler, Oken, Fries, Luden.

Die hohen schmalen Fenster sind aus farbigem Antik- und Opalglas hergestellt. Über Ihnen thronen auf goldenem Ornament Adlerpaare. Die Kuppel der Halle zeigt auf Goldgrund das Gemälde der Ragnarök, die Götterdämmerung, den Kampf des germanischen Göttergeschlechts der Asen gegen die Mächte der Finsternis, geschaffen von dem Dresdner Jugendstilmaler Otto Gussmann. Die Einheit der bildenden Künste, der Architektur, Plastik und Malerei, tritt dem Besucher in dieser Halle harmonisch entgegen.

Im Innern der Halle ist über dem Eingang eine umfangreiche Widmung angebracht. In der Säule rechts vom Eingang zur Halle führt eine Treppe zu den sechs Balkonen empor, die zwischen den Köpfen im oberen Teil des Denkmals liegen und von denen man eine herrliche Aussicht auf Eisenach, die Wartburg und den Thüringer Wald hat.

Belege

  1. Rita Specht:Neue Gedenkkultur für Soldaten finden. Deutsche Burschenschaft weiht zentralen Trauerort ein. Thüringische Landeszeitung, 18. April 2011

Siehe auch

Literatur

  • Denkmalerhaltungsverein Eisenach e.V. (Hrsg.): 100 Jahre Burschenschaftsdenkmal. 2002.
  • Fritz Abshoff: Deutschlands Ruhm und Stolz. Berlin 1903, S. 83 f..
  • Dr. Otto Kuntzemüller: Die Denkmäler Kaiser Wilhelms des Großen. Bremen o.J. (1903), S. 375 ff..
  • Centralblatt der Bauverwaltung. vom 10. Februar 1900, S. 66 f..

Weblinks

 Commons: Burschenschaftsdenkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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