Burschenschaftliche Gemeinschaft

Burschenschaftliche Gemeinschaft

Die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) ist ein Zusammenschluss von 44 Burschenschaften aus Deutschland und Österreich, die jeweils einem der Dachverbände Deutsche Burschenschaft (DB), Deutsche Burschenschaft in Österreich (DBÖ) und Conservativer Delegierten Convent (CDC) angehören.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) wurde am 15. Juli 1961 auf dem Haus der Münchner Burschenschaft Danubia unter Federführung der Burschenschaft Alania Aachen von 42 Burschenschaften aus der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich gegründet. Dies erfolgte in Reaktion auf einen kurz vorher stattgefundenen Burschentag in Nürnberg, auf dem die Anträge zur Wiedervereinigung der beiden Verbände Deutsche Burschenschaft (DB) und Deutsche Burschenschaft in Österreich (DBÖ) nicht die erforderliche Mehrheit gefunden hatten. Entgegen dem abgelehnten Antrag haben die Gründungsmitglieder der BG „die angestrebte Wiedervereinigung de facto vollzogen“. Das Gründungsprotokoll der BG beginnt mit dem Worten: „Die Burschenschaften der Burschenschaftlichen Gemeinschaft bekennen sich zum volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff als dem historischen Vaterlandsbegriff der Urburschenschaft“.[1]

Mitgliedsbünde

In Deutschland:

Brünner Burschenschaft Libertas zu Aachen, Burschenschaft Thessalia zu Prag in Bayreuth, Berliner Burschenschaft Gothia (Aktivitas), Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn, Freiberger Burschenschaft Glückauf, Erlanger Burschenschaft Frankonia, Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald, Halle-Leobener Burschenschaft Germania, Hamburger Burschenschaft Germania, Burschenschaft Normannia Heidelberg, Karlsruher Burschenschaft Tuiskonia, Burschenschaft Germania Halle zu Mainz, Burschenschaft Elektra Teplitz zu München, Münchener Burschenschaft Cimbria, Münchner Burschenschaft Danubia, Münchener Burschenschaft Sudetia, Münsterer Burschenschaft Franconia, Burschenschaft Arkadia-Mittweida zu Osnabrück, Akad. Burschenschaft Markomannia Wien zu Passau, Prager Burschenschaft Teutonia zu Würzburg.

In Österreich:

Akad. Burschenschaft Allemannia Graz, Grazer akad. Burschenschaft Arminia, Burschenschaft Carniola zu Graz, Grazer akad. Burschenschaft Cheruskia, Akad. Burschenschaft Frankonia Graz, Akad. Burschenschaft Germania zu Graz, Grazer akad. Burschenschaft Marcho Teutonia, Innsbrucker akad. Burschenschaft Brixia, Akad. Burschenschaft Suevia Innsbruck, Leobener akad. Burschenschaft Cruxia, Akad. Burschenschaft Leder Leoben, Burschenschaft Germania Salzburg, Akad. Burschenschaft Alania zu Wien (Altherrenverband), akad. Burschenschaft Aldania, Wiener akad. Burschenschaft Albia, Wiener akad. Burschenschaft Bruna Sudetia, Wiener akad. Burschenschaft Gothia, Wiener akad. Burschenschaft Libertas, Wiener akad. Burschenschaft Moldavia, Burschenschaft Nibelungia zu Wien, Akad. Burschenschaft Oberösterreicher Germanen in Wien, Wiener akad. Burschenschaft Olympia, Wiener akad. Burschenschaft Silesia, Wiener akad. Burschenschaft Teutonia

Siehe auch: Liste der Burschenschaften

Politische Verortung und Kritik

Öffentliche Kritik an der BG entzündet sich regelmäßig an der aktiven Mitarbeit von Burschenschaften, bei denen direkte Verbindungen in das rechtsextreme Lager vermutet oder belegt werden können und die (soweit sie ihren Sitz in der Bundesrepublik Deutschland haben) zum Teil unter der Beobachtung durch die deutschen Verfassungsschutzbehörden standen. Fünf der 22 bundesdeutschen BG-Burschenschaften wurden durch diese im Zusammenhang mit Rechtsextremismus genannt. Namentlich erwähnt wurden die Burschenschaft Frankonia zu Erlangen,[2] die Germania Hamburg,[3] die Münchner Burschenschaft Danubia und die Burschenschaft Teutonia Prag zu Regensburg [heute in Würzburg].[2] Auch mehrere österreichische Burschenschaften wie die Olympia Wien stehen bzw. standen unter Beobachtung des dortigen Verfassungsschutzes[4][5] und fanden in Verfassungsschutzberichten Erwähnung.[6] Die BG selbst wird nicht vom Verfassungsschutz überwacht.[7]

Unabhängig davon werden einzelne der BG-Burschenschaften immer wieder kritisiert. So forderte etwa die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn Deutschstämmigkeit als Voraussetzung zur Aufnahme in die Deutsche Burschenschaft sowie den Ausschluss der Verbindung Hansea Mannheim aus der Deutschen Burschenschaft aufgrund eines chinesischstämmigen Mitglieds.[8]

Kritiker wie die der SPD-Linken angehörende Bundestagsabgeordnete Andrea Nahles bezeichnen die BG als „völkischen Kampfverband“ und ihre Programmatik als „eindeutig biologistisch, völkisch und großdeutsch ausgerichtet. Nahezu sämtliche Bestandteile eines rechtsextremen Weltbildes finden sich in der burschenschaftlichen Weltanschauung“. Am 27. März 2006 beschloss der SPD-Parteivorstand einstimmig die Unvereinbarkeit einer gleichzeitigen Mitgliedschaft in einer BG-Burschenschaft und in der SPD.[9] Im Juni 2007 wurde der Ausschluss eines Burschenschafters aufgrund dieses Beschlusses vom Landgericht Berlin als willkürlich gewertet und wegen Verstoßes gegen Parteien- und Grundgesetz aufgehoben.[10]

Einzelnachweise

  1. Dietrich Heither, Michael Gehler, Alexandra Kurth, Gerhard Schäfer: Blut und Paukboden. Eine Geschichte der Burschenschaften. Reihe Geschichte Fischer-Verlag, 1997, S. 231f.
  2. a b Rechtsextreme unterwandern Burschenschaften. 22. Juni 2001, abgerufen am 15. Juli 2011: „Im Haus der Teutonia habe unter anderem der rechtsextremistische Autor und NPD-Funktionär Jürgen Schwab ein Forum erhalten. Und in der Burschenschaft Frankonia Erlangen tobten Richtungskämpfe zwischen einem demokratischen und einem extremistischen Flügel.“
  3. Burschenschaften: Rechtsweg nicht ausgeschlossen. 22. Juni 2001, abgerufen am 15. Juli 2011: „Offen für rechte Spinnereien sind scheinbar auch die Mitglieder der Burschenschaft Germania Hamburg. Bereits seit einiger Zeit beobachtet der Verfassungsschutz die Verbindung.“
  4. BM f. Inneres, Gruppe C, Abteilung II/7: Rechtsextremismus in Österreich. Jahreslagebericht 1994.. Wien 1995, S. 11.
  5. BM f. Inneres, Gruppe C, Abteilung II/7: Rechtsextremismus in Österreich. Jahreslagebericht 2000.. Wien 2001, S. 12.
  6. Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg (Hg.): Verfassungsschutzbericht 1996. Hamburg 1997, S. 116.
  7. Drucksache 16/4142 des Bundestages: Rechtsextreme Verbindungen der Deutschen Burschenschaft. 30. Januar 2007, abgerufen am 15. Juli 2011 (Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Ulla Jelpke, Jan Korte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.).
  8. "Der geografischen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt", Telepolis vom 28. Juni 2011; Zugriff am 11. August 2011
  9. Parteivorstand hat gesprochen: Entweder Sozialdemokrat oder Burschenschafter. 28. März 2006, abgerufen am 17. Mai 2011: „Erst Hü, dann Hott, jetzt wieder Hü - auf Druck der Jusos hat sich die SPD am Ende zu einem Unvereinbarkeitsbeschluss durchgerungen: Wer Mitglied in einer Burschenschaft der rechten "Burschenschaftlichen Gemeinschaft" ist, kann nicht der Partei angehören.“
  10. Ohne Titel. 11. Juni 2007, abgerufen am 15. Juli 2011: „Der im April 2006 seitens der Münchener SPD verfügte Parteiausschluß von Sascha Jung, ehemals stellvertretender Landesvorsitzender der sächsischen Jungsozialisten und Mitglied der Münchener Burschenschaft Danubia, ist rechtswidrig.“

Literatur

  • Hans Georg Balder: Geschichte der Deutschen Burschenschaft, WJK Verlag, 2005, ISBN 3-933892-25-2
  • Erhard Drechsel: Burschenschaftliche Gemeinschaft in DB und DBÖ: Zielsetzung, Selbstverständnis und Entwicklung, München 1976.
  • Dietrich Heither: Verbündete Männer. Die Deutsche Burschenschaft – Weltanschauung, Politik und Brauchtum, Köln 2000. ISBN 978-3-89438-208-7
  • Dietrich Heither: Burschenschaften – Rechte Netzwerke auf Lebenszeit. In: Stephan Braun, Daniel Hörsch (Hrsg.): Rechte Netzwerke – Eine Gefahr. VS Verlag, 2004, ISBN 381004153X, S. 133 ff.
  • Sonja Kuhn: Die Deutsche Burschenschaft – eine Gruppierung im Spannungsfeld zwischen Traditionsformalismus und Traditionsstiftung – eine Analyse für den Zeitraum 1950 bis 1999. Diplomarbeit im Studiengang Pädagogik, Philosophie, Psychologie der Universität Bamberg. Hrsg. vom Altherrenverband der Burschenschaft Hilaritas Stuttgart. Stuttgart 2002. ISBN 3-00-009710-4

Weblinks


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