Burghard Breitner

Burghard Breitner

Burghard Breitner (* 10. Juni 1884 in Mattsee bei Salzburg; † 28. März 1956 in Innsbruck) war ein österreichischer Chirurg und Hochschullehrer.

Inhaltsverzeichnis

Dichter oder Arzt?

Der Vater Burghard Breitners war der uneheliche Sohn Anton Breitner des Schwechater Bierbrauers Anton Dreher. Er war literarisch interessiert und verehrte den Schriftsteller Joseph Victor von Scheffel. Breitner besuchte in Mattsee die Volksschule, die Gymnasialzeit absolvierte er in Salzburg.

Während seiner Gymnasialzeit erschien in der Grazer Studentenzeitschrift Jungbrunnen sein erstes Gedicht unter dem Pseudonym Bruno Sturm. Im Wintersemester 1901/02 begann er in Graz sein Medizinstudium. Er wurde Dramaturg des Stadttheaters und inszenierte mit Erfolg einige Stücke. Breitner schwankte zwischen einer Berufung als Dichter oder Arzt. Er schrieb mehrere Theaterstücke und Schriften unter erwähntem Pseudonym. Seine Werke sind vergessen, der Stil ist für unser heutiges Empfinden schwülstig.

1904/05 bestand er das erste Rigorosum, dann folgte die erste Hälfte des einjährigen Militärdienstes bei den Tiroler Kaiserjägern. Mit Beginn der klinischen Semester wandte er sich endgültig dem Medizinstudium zu. Da er alle Prüfungen mit Auszeichnung bestanden hatte, stand ihm eine Promotio sub auspiciis Imperatoris zu. Am 1. Oktober 1909 wurde Breitner als Operationszögling in die I. Chirurgische Universitätsklinik Wien unter Anton Eiselsberg aufgenommen.

Balkan und Sibirien

1912/13 nahm er am Ersten Balkankrieg teil und erwarb sich erste kriegschirurgische Kenntnisse. 1913 wurde er Assistenzarzt bei Anton Freiherrn von Eiselsberg.

Der Beginn des Ersten Weltkrieges erweckte auch bei Breitner Kriegsbegeisterung. Er fuhr mit einem Zug zur Front, um am Krieg teilnehmen zu können. So machte er die katastrophal endende Offensive mit und geriet schon in den ersten Kriegswochen in russische Kriegsgefangenschaft.

In seinem Buch Sibirien. Unverwundet gefangen schildert er seinen Weg in das Lager Nikolsk-Ussuriski (nördlich von Wladiwostok) und seine dortige Arzttätigkeit. Breitner lehnte jedes Angebot ab, Sibirien zu verlassen und nach Österreich zurückzukehren, weil die Versorgung der Kriegsgefangenen nicht gesichert war. Im Juni 1920 wurde ein Spitalschiff zur Verfügung gestellt, so dass „Der Engel von Sibirien“ seine Arbeit abschließen und am 9. September 1920 heimkehren konnte.

Chirurg in Wien und Innsbruck

Breitners Rückkehr nach Österreich wurde ein Triumphzug. Er ging wieder als Assistent zu Eiselsberg und habilitierte sich 1922. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Corps Vandalia Graz.[1] 1927 wurde er zum a. o. Professors ernannt. Bei der Neubesetzung von Lehrstühlen wurde er nicht berücksichtigt.

1929 wurde er Primararzt im Wiener Rudolfspital.

Zum 1. Oktober 1932 wurde er Vorstand der Chirurgischen Universitätsklinik in Innsbruck. 1952/53 war er Rektor der Universität Innsbruck.

Sein Ordinariat fiel in eine Übergangszeit der Chirurgie. Die Zeit, in der man die ganze Chirurgie beherrschen konnte, ging zu Ende. Breitner sandte Mitarbeiter ins Ausland. Er verfasste über 200 wissenschaftliche Arbeiten. Er erkannte die Bedeutung von Bluttransfusion, Sexualmedizin und Sportmedizin.

Breitner genoss internationales Ansehen und wurde zu zahlreichen Vorträgen im Ausland eingeladen. Bekannt war er vor allem durch seine Arbeiten über den Kropf. Über seine Einladungsreise in die Vereinigten Staaten (1928) berichtet er in seinem Buch Mormonen und Medizinmänner (1930).

Politik

Breitner war deutschnational orientiert. Unklar ist seine Mitgliedschaft in der NSDAP. Mit einer niedrigen Mitgliedsnummer trat er ihr 1932 bei. Nach dem Verbot der NSDAP im Ständestaat (Österreich) ausgetreten, trat er am 1. Dezember 1939 wieder ein und erhielt eine hohe Mitgliedsnummer. 1938 konnte er den „großen Ariernachweis“ nicht erbringen, weil die Herkunft seiner Großmutter väterlicherseits nicht klar war.

Ehrenämter

Präsidentschaftskandidat

Ende Dezember 1950 starb der österreichische Bundespräsident Karl Renner. Breitner wurde vom Verband der Unabhängigen als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt. Breitner schätzte allerdings Politik und Parteienwirtschaft nicht. Mit 15,4 % der Stimmen erzielte er einen beachtlichen Erfolg, schied aber für die Stichwahl aus.

Werke (Auswahl)

  • Sibirien. 1914–1920. Unverwundet gefangen. Darmstadt und Leipzig 1935[2]
  • Mormonen und Medizinmänner. Wien 1930
  • Hand an zwei Pflügen. Innsbruck 1958

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet 47 Schriften von Breitner.

Die Breitner Chirurgische Operationslehre ist ein Referenzwerk und steht nach wie vor in höchstem Ansehen. Die inzwischen 14 Bände sind zuletzt 2008 als DVD erschienen.

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 52, 1930, S. 109
  2. Am Ende des Buches sind 21 Schriften und Dramen aufgeführt.

Literatur

  • Franz Daxecker: Der Chirurg Burghard Breitner. Dichter oder Heiler? In: Zentralblatt für Chirurgie. 139, 2005, ISSN 0044-409x, S. 580–585.
  • Margret Handler: Der Teilnachlass von Univ.-Prof. Dr. Burghard Breitner (1884–1956). Ordnung, Inventarisierung, Erschließung, Verzeichnung. Hausarbeit im Rahmen der Grundausbildung für die Verwendungsgruppe A – Bibliotheksdokumentations- und Informationsdienst, Wien 1999.
  • Lothar Höbelt (Hrsg.): Festschrift für Burghard Breitner. Freiheitliches Bildungswerk, Wien 1994 (Personengeschichtliche Reihe des Freiheitlichen Bildungswerkes 5).

Weblinks


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