Burghalde Kempten

Burghalde Kempten

Die Burghalde der ehemaligen Reichsstadt Kempten (Allgäu) war ursprünglich der Sitz der Vögte des vor der Stadtmauer gelegenen Stiftes. Im Spätmittelalter wurde die Anlage als Zitadelle in die städtischen Wehranlagen einbezogen. Heute ist das Gelände am Rande der Altstadt ein beliebtes Naherholungsgebiet. 1950/51 wurde eine Freilichtbühne im Innenraum eingerichtet.

Geschichte

Der Nordteil der Burghalde über der Altstadt
Das modern veränderte Tor
Innenhof nach Norden mit Wächterhaus (Burgenmuseum) und Turm

Nach den Alemanneneinfällen im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde das spätrömische Cambodunum auf dem heutigen Lindenberg aufgegeben und an den Fuß der Burghalde verlegt. Der Hügel diente als befestigter Sitz des Präfekten der Legio III Italica, unter deren Schutz die Siedlung noch einige Zeit weiter bestehen konnte, anschließend aber verödete.

Im frühen Mittelalter saßen die Vögte des Stiftes Kempten auf dem früheren Umlaufberg der Iller. Die Vogtei war um 1150 im Besitz der Welfen, 1191 kam sie an die Staufer.

1363 wurde die Veste von der Reichsstadt erstürmt und zerstört. 1379 verkaufte das Stift die Anlage schließlich an die Stadt. 1488 begann der Wiederaufbau zur Zitadelle der Stadtbefestigung. 1496 und 1525 wurden die Wehranlagen modernisiert und die Ringmauer erhöht. Ein letzter Ausbau durch französische Truppen erfolgte während des Spanischen Erbfolgekrieges (1703). Bereits zwei Jahre später schleiften die Kaiserlichen die Anlage wieder. 1870 entstand das Wärterhaus im Norden der ehemaligen Burg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte man das Gelände in ein Naherholungsgebiet um. 1950/51 entstand im Zuge dieser Maßnahmen eine kleine Freilichtbühne in der Art eines antiken Amphitheaters. Seit 2004 ist im Wärterhaus das Burgenmuseum des Allgäuer Burgenvereins untergebracht.

Beschreibung

Die Hügelkuppe wird von einer annähernd trapezförmigen Ringmauer umlaufen, von der nach der Schleifung von 1705 größtenteils nur der Unterteil geblieben ist. Im Norden überragen der hohe, quadratische Turm von 1488 und das Wärterhaus mit seinem malerischen Dachaufbau das Gelände. Der Südteil wird von der Freilichtbühne beherrscht. Dahinter haben sich die Stümpfe zweier runder Kanonentürme in Mauerhöhe erhalten, die wohl dem Ausbau von 1525 zuzuordnen sind. Das Haupttor liegt im Nordwesten in einem Winkel der hier vorspringenden Ringmauer. Der ursprünglich spitzbogige Zugang wurde modern erweitert.

Die Ringmauer der Burghalde war durch Verbindungsmauern an die Stadtmauer angeschlossen. Diese Schenkelmauern sind noch vorhanden, die Stadtmauer selbst ist nur in Resten überkommen. Den Abschluss der südöstlichen Schenkelmauer bildet der niedrige, runde Pulverturm, der ein flaches Kegeldach trägt.

Die hochmittelalterlichen Teile des Berings bestehen aus lagenhaftem Bruchsteinmauerwerk, die späteren Teile sind aus Rollsteinen und Ziegeln errichtet.

Literatur

 Commons: Burghalde Kempten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Alexander Herzog von Württemberg: Schwaben, kreisfreie Städte. Stadt Kempten (= Denkmäler in Bayern. Band 85, 7). Lipp, München u. a. 1990, ISBN 3-7954-1003-7.
  • Michael Petzet: Stadt und Landkreis Kempten (Kurzinventar) (= Bayerische Kunstdenkmale 4). Deutscher Kunstverlag, München 1959.

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