Burg Hochosterwitz

Burg Hochosterwitz

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Burg Hochosterwitz
Burg Hochosterwitz

Burg Hochosterwitz

Entstehungszeit: um 860
Burgentyp: Felsenburg
Erhaltungszustand: Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ort: St. Georgen am Längsee
Geographische Lage 46° 45′ 18″ N, 14° 27′ 13″ O46.75514.453611111111Koordinaten: 46° 45′ 18″ N, 14° 27′ 13″ O
Burg Hochosterwitz (Kärnten)
Burg Hochosterwitz

Die Burg Hochosterwitz (von slow. Ostrovica: die Scharfe bzw. Kantige) liegt im Gebiet der heutigen Gemeinde St. Georgen am Längsee östlich von St. Veit an der Glan und ist ein Wahrzeichen des österreichischen Bundeslandes Kärnten.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Burg steht auf einem 175 m hohen Dolomitfelsen östlich von St. Veit an der Glan hinter der Nordflanke des Magdalensberges.

Geschichte

Keramikreste weisen auf eine Besiedlung des Felsens ab der frühen Bronzezeit hin. Andere Fundstücke sind der Hallstätter und der La-Tène-Kultur, die meisten jedoch römischer Zeit zuzurechnen. Spinnwirtel, Webstuhlgewichte, Eisenschlacken lassen auf eine Dauerbesiedlung schließen.

860 n. Chr. wurde der Felskegel als Astarwizza (= Scharfenberg) urkundlich erwähnt. Die Burg war bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts im Besitz des Erzbistums Salzburg, dann als landesfürstliches Lehen bis 1478 in Händen der Schenken von Osterwitz. Ab 1509 Umbau der Anlage durch den Erzbischof von Salzburg. 1541 wurde die Burg an Georg von Khevenhüller verpfändet und 1571 von diesem gekauft. Khevenhüller ließ die Burg bis 1586 zu ihrer heutigen Gestalt ausbauen. Seither ist die Burg ununterbrochen im Besitz der Familie Khevenhüller.

Eine populäre Sage berichtet von der Belagerung der Burg durch die Gräfin Margarete von Tirol, die durch eine List der Burgbewohner getäuscht wurde. Historisch betrachtet ist diese Geschichte jedoch sehr unwahrscheinlich.

Anlage

Charakteristisch und festungstechnisch interessant sind die in mehreren Windungen durch das felsige Terrain zur Höhe führenden Befestigungsanlagen des Burgweges mit 14 großen Torbauten. Dieser Fahrweg überwindet in mäßiger Steigung tiefe Schluchten, gelegentlich entlang ausgemeißelter Felswände oder sich zu Waffenplätzen erweiternd, bis er die Hauptburg erreicht. Ein zweiter Zugang, Narrensteig genannt, führt über den steilen, felsigen Westhang, ist teilweise in den Fels gehauen und führt in die Burg, ohne die Tore des Hauptweges zu berühren. Die Absperrung dieses Zugangs leistete eine am untersten Teil errichtete wehrhafte Quermauer mit einigen heute nicht mehr bestehenden Zubauten. Beide verteidigungsfähigen Zugänge bestanden bereits in früher Zeit, wie der Chronist Unrest aus dem 13. Jahrhundert berichtete.

Infolge ihres Alters findet man in der Burg sowohl eine mittelalterliche als auch eine Festung im neuzeitlichen Sinn. Eine Urkunde aus dem Jahr 1388 erwähnt die ursprüngliche Bauform, bestehend aus einem quadratischen Turm oder Bergfried, die daran anschließenden Wohnräume (Palas), die kleine Burgkapelle und Schutzmauern mit Zinnen (Wintperge) und Scharten, als die Armbrust noch die Hauptwaffe war. Der eigentliche Kern der Anlage, die Hochburg, ist ein selbständiger, ältere Teile miteinbeziehender Wehrkörper. Die teils in rotem Sandstein, teils in grünem Chloritschiefer ausgeführten und mit weißem Kalkstein oder Marmor bereicherten Tore sind als manieristische Architekturen beachtenswert.

Wesentlich für die Verteidigungsstärke der Burg waren die den Zugang schützenden Tore. Ihre geschickte Anlage machte die Burg uneinnehmbar, da ein Gegner Tor für Tor erobern musste und dabei von allen Seiten dem Angriff ausgesetzt war.

Fähnrichtor, 1575
Engeltor, 1577
Löwentor, 1577
Landschaftstor, 1570
Reisertor
Waffentor, 1576
Kulmertor, 1575

1. Fähnrichtor, 1575

Das Tor ist verziert mit zwei überlebensgroßen Fahnenschwingern, Landsknechte des 16. Jahrhunderts mit Fahnen in den Farben schwarzgelb (für Khevenhüller) und rotweiß (die Landesfarben). Diese gaben dem Tor seinen Namen. Laut Schlussstein wurde der Bau des Tores im Jahre 1580 abgeschlossen.

Das Tor hat eine besonders wohldurchdachte strategische Lage und Ausstattung. Rechts vom Tor liegt ein abschüssiges und unzugängliches Gelände, links erhebt sich die gewaltige Steinwand, die für damalige Verhältnisse unbezwingbar war. Das Erdgeschoss besteht aus zwei nach hinten offenen Räumen: die Durchfahrt und daneben ein Raum für das Geschütz, das auch in einem vorgeschobenen Torteil mit Ausschussöffnungen die Flankierung der gesamten Torfront besorgte. Das eisenbeschlagene Tor ist noch das ursprüngliche; es war bemalt und trug als Türklopfer die in den Sammlungen ausgestellten bronzenen Widderköpfe.

2. Wächtertor, 1577

Zum Wächtertor führt ein schmaler Felspfad vom Fähnrichtor. Links an die gewaltige Steilwand gebaut, ragt es rechts über einen gähnenden Abgrund. Es besitzt einen wehrhaften Doppelerker mit Fußspalte, von dem aus es sich gut verteidigen ließ. Die Fenster wurden im Belagerungsfall mit eisenbeschlagenen Läden verschlossen. Eine gebrochene Steintreppe im Inneren des Tores führt nach außen auf ein kleines Felsplateau, von dem aus Steinblöcke auf Angreifer geschleudert werden konnten.

Die Portale sind reich mit Marmor verkleidet; das heute im Museum stehende Portal war überaus prunkvoll verziert mit Messingbeschlägen und Messingringen, Beschlägen in Tierkopfform, Eisenbänderverzierungen und Türbemalungen. Das Dach war mit unbrennbaren Steinschindeln bedeckt. Das Tor wurde 1577 fertiggestellt.

3. Nautor, 1578

Das Tor trägt seinen Namen vom Mittelhochdeutschen Nau, kleines Schiff, weil es im Grundriss wie ein Schiffsbug über dem Abgrund thront. Der Weg zum Tor ist sehr schmal und mit Absicht wurde es sehr eng am Felsen hochgezogen, um es einem vermeintlichen Gegner zu erschweren, gegen das Tor anzurennen.

4. Engelstor, 1577

Dieses Tor ist einer der stattlichen Torbauten der Anlage, vorne und hinten durch tiefe Schluchten und bergwärts durch einen überhängenden Steilhang geschützt. An ihm sind noch die Kettenschlitze für die einstige Zugbrücke zu sehen. Neben dem Durchgang in Richtung des Burgwegs war auch noch ein Austritt zum anschließenden Waffenplatz untergebracht. Die Mannschaften wurden in einem eigenen Wachthaus untergebracht. Dieses hatte in seinem Obergeschoss Raum für Schlafstellen und war zur Vorratshaltung unterkellert.

Das Portal ist aus rotem Sandstein gearbeitet. Der marmorne Schlussstein mit dem namengebenden Engelsrelief trägt die Jahreszahl 1577, womit jedoch nur der Umbau gemeint ist.

5. Löwentor, 1577

Die Löwen, die einst auf die eisenbeschlagenen Torflügel gemalt waren, gaben diesem fünften Tor seinen Namen. Im Schlussstein ist ein Kreuz zu erkennen, darüber eine Spruchtafel und ein marmornes Jesusrelief.

Das hintere Stück der Brücke ist als Zugbrücke ausgebildet, deren Rollenschlitze in der Torwand noch zu erkennen sind. Der Brückenmechanismus befand sich im Obergeschoss, das über die felsige Böschung oder einen vom vierten zum sechsten Tor vorbeiführenden Pfad erreicht werden konnte.

6. Manntor, 1579

Das Manntor ist ein besonderes Beispiel für die vielfältigen Verteidigungseinrichtungen von Hochosterwitz: Der Eingang zur kurzen, tonnengewölbten Durchfahrt ist unversperrt und nur am rückwärtigen Ende ist ein Tor angebracht. Dieses ließ sich jedoch nur gegen den heranstürmenden Feind öffnen. Der Durchfahrtraum selbst konnte beiderseitig durch Schießscharten und in der Decke durch ein Gussloch verteidigt werden. Links des Tores stand ein Geschütz, das den vor dem Tor liegenden Bereich des Burgwegs unter Beschuss nehmen konnte. Von den Zinnen der dahinter liegenden Ringmauer konnte unterstützend eingegriffen werden für den Fall, dass das Tor fällt.

Ein Inschriftstein am Tor trägt die Jahreszahl 1579.

7. Khevenhüllertor, 1582

Als siebente Wegsperre diente das Khevenhüllertor. Es ist das prächtigste von allen Toren. Das rundbogige Tor ist von einer Rustikaumrahmung aus grünem Schiefer umgeben. Über dem mit einem Löwenkopf und dem Khevenhüllerwappen von 1580 verzierten Schlussstein befindet sich in einer Nische das marmorne Hochrelief des Erbauers der Burg, Georg II. von Khevenhüller, in voller Rüstung, aber ohne Helm. Es ist die am aufwendigsten gebaute Toranlage, besitzt drei Geschosse und ist mit Zinnen versehen; das Obergeschoss liegt auf Kragsteinen. Dort gibt es auch eine Reihe von Schusserkern.

8. Landschaftstor, 1570

Das aus rotem Sandstein erbaute Landschaftstor ist über einer Felsschlucht erbaut. Die Zugbrücke ist innerhalb des Tors um eine Mittelachse drehbar angeordnet; dies alles bedeutete, dass ein eindringender Feind plötzlich vor einem gewaltigen Abgrund gestanden wäre und nur die verschlossene Zugbrücke gesehen hätte. Das Tor ist mit Diamantquadern eingefasst, darüber sieht man das Wappen Kärntens und eine Stiftungsinschrift.

9. Reisertor, 1575

Am Reisertor sieht man einen Inschriftstein mit einer geflügelten Sanduhr und einer Waage.

10. Waffentor, 1576

Beim Waffentor befindet sich über dem mächtigen Rundbogentor ein Reliefstein mit dem Bildnis von Erzherzog Karl und eine Inschrifttafel.

11. Mauertor, 1575

Die Torwände des Mauertors sind aus Chloritschiefer.

12. Brückentor

Das Brückentor besitzt im Obergeschoss eine Kettenwinde für die Zugbrücke.

13. Kirchentor, 1579

Beim Kirchentor zweigt ein Weg zur Burgkirche ab, die im Gegensatz zur eigentlichen Burg der Bevölkerung stets zur Verfügung stand. Interessant ist das Portal, das aus Italien stammt und im oberen Bereich Brustbilder der zwölf Apostel mit Christus zeigt. Der Hochaltar ist barock und zeigt den heiligen Nepomuk, dem die Kirche gemeinsam mit dem heiligen Nikolaus geweiht ist. Seit 1607 befindet sich dort die Gruft der fürstlichen Familie Khevenhüller. Damals lehnte es die wieder katholisch gewordene Pfarre Villach ab, den protestantischen Franz Freiherrn von Khevenhüller im Villacher Dom zu bestatten.

Das Kirchentor ist an die Bastion des Wachturms angelehnt.

14. Kulmertor, 1576

Das letzte Tor ist das 1576 errichtete Kulmertor. Es wurde benannt nach den Kulmern, die lange Zeit Pfleger der Burg waren. Vor ihm überspannte eine Waagbalkenbrücke den tiefen Graben. Es ist mit Gusslöchern, einem Fallbaum und einem Fallgatter ausgerüstet. Innerhalb des langen, gewölbten Baues macht der Burgweg eine neunziggradige Linkswendung und führt in den langgezogenen Zwinger vor der eigentlichen Burg.

Das Rustikalportal besteht aus rotem Sandstein. An der nordwestlichen Außenmauer befindet sich eine Inschrifttafel, ein Römerrelief mit einer Opferdienerin ist eingemauert.

Tourismus

Modell der Burg im Freizeitpark Minimundus.

Die Burg Hochosterwitz ist von April bis Oktober der Öffentlichkeit gegen Entgelt zugänglich. Sie kann zu Fuß oder über einen Aufzug erreicht werden.

Im Freizeitpark Minimundus bei Klagenfurt befindet sich ein Modell der Burg.

Literarische Verarbeitung

Die Burg war Anregung für die fiktive Burg Hochgobernitz des Fürsten Saurau in Thomas Bernhards Roman Verstörung.[1]

Literatur

  • Paul Grueber: Die Burg Hochosterwitz, Verlag Kollitsch, Klagenfurt 1925
  • Karl Ginhart: Die Burg Hochosterwitz in Kärnten, Verlag Filser, Wien 1927
  • Georg Khevenhüller-Metsch: Die Burg Hochosterwitz in Kärnten und ihre Geschichte. Selbstverlag, Hochosterwitz 1953, ASIN B0000BK4PV
  • Ernst Bacher ua: DEHIO - Die Kunstdenkmäler Österreichs. Anton Schroll & Co, Wien 1981, ISBN 3-7031-0522-4

Einzelnachweise

  1. KunstHaus Wien: Bernhards Österreich, Absatz ganz unten

Weblinks

 Commons: Burg Hochosterwitz – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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