Burg Andechs

Burg Andechs
Kloster Andechs
Modell der Klosteranlage von Andechs

Das Kloster Andechs auf dem Heiligen Berg ist heute ein Priorat der Benediktiner in Andechs in Bayern im Bistum Augsburg. Es ist seit 1850 Wirtschaftsgut der Abtei St. Bonifaz in München. Die Klosterschänke ist dank ihrer Küche und ihres Bieres (Andechser) aus der Klosterbrauerei ein Magnet für Touristen und Einheimische.

Die Burg Andechs, an deren Stelle Kloster Andechs entstanden ist, war Stammsitz der Grafen von Andechs, die in direkter Linie 1248 ausstarben.

Die von Johann Baptist Zimmermann im Rokokostil ausgestaltete Klosterkirche Andechs war und ist auch heute noch eine bedeutende Wallfahrtskirche. Neben Altötting ist der „Heilige Berg“ Andechs einer der bedeutendsten und ältesten Wallfahrtsorte Bayerns.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Burg Andechs

Stich des Klosters aus dem „Churbaierischen Atlas“ des Anton Wilhelm Ertl 1687
Kloster Andechs in den 50er Jahren

Die religiöse Geschichte von Andechs geht zurück ins 10. Jahrhundert. Der legendäre Graf Rasso (880–954) brachte Reliquien aus dem Heiligen Land, die später den Grundstock des Andechser Heiltumsschatzes bildeten.

Im Jahr 1080 wurde der Name Andehse erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1128 fand auf Anordnung von Graf Berthold II. die erste Wallfahrt zu den Reliquien von Andechs statt. Im Jahr 1132 verlegten die Grafen von Andechs ihren Familiensitz auf Burg Andechs. Im Jahr 1176 wurde die hl. Hedwig (1176–1243) als Tochter von Graf Berthold IV. auf Andechs geboren. 1180 wurde Berthold IV. durch Kaiser Barbarossa zum Herzog von Meranien (Istrien) ernannt. 1186 heiratete Hedwig auf Burg Andechs Heinrich I.

Im Jahr 1208 gerieten die Grafen von Andechs-Meranien in Verdacht, an der Ermordung von Philipp II. von Schwaben beteiligt gewesen zu sein, weshalb Burg Andechs zerstört wurde. In den Jahren 1211 und 1220 wurden die Grafen von Andechs-Meranien rehabilitiert. Mit dem Tod von Otto II. im Jahr 1248 starb das Geschlecht der Grafen von Andechs aus, ihre Besitzungen wurden von den Wittelsbachern übernommen, und Burg Andechs wurde zerstört. Der Reliquienschatz wurde von den letzten Andechsern vergraben.

Herzog Ludwig der Strenge begann um das Jahr 1270 mit dem Wiederaufbau der Kirche von Burg Andechs. Der Reliquienschatz wurde aber erst am 26. Mai 1388 in seinem Versteck unter dem Altar der Kapelle wiederentdeckt und danach zunächst nach München in die herzogliche Hofkapelle gebracht.

Turm mit Sonnenuhr

Kloster Andechs

Im Jahr 1391 oder 1392 entschied der Herzog, in Andechs ein Kloster zur Betreuung der Wallfahrt zu gründen. Im Jahr 1392 wurde das Kloster zum ersten Mal urkundlich erwähnt. 1394 kamen die Heiligen Drei Hostien nach Andechs zurück.

Andechs wurde im Jahr 1416 dem Diessener Chorherrenstift unterstellt. 1423 ließ Herzog Ernst I. eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche erbauen und gab dem Berg den Namen Heiliger Berg. Bis 1425 kamen auch die noch fehlenden Reliquien nach Andechs zurück. 1438 wurde der erste Gasthof am Heiligen Berg Andechs urkundlich erwähnt und begründete so eine lange Tradition auf Kloster Andechs.

Herzog Albrecht III. von Bayern gründete am 17. März 1455 das Benediktinerkloster Andechs und erweiterte die bestehenden Gebäude erheblich. In dieser Zeit (1458) bekam Kloster Andechs seinen ersten Abt, Eberhard Stöcklin, und wurde unabhängig.

Am 3. Mai 1669 wurden fast das gesamte Kloster und die Kirche durch Feuer infolge eines Blitzschlages zerstört. Der Wiederaufbau begann sofort und war bis 1675 abgeschlossen. Aus dieser Zeit stammt auch der bekannte Kirchturm.

Zum 300-jährigen Jubiläum von Kirche und Kloster ließ Abt Bernhard Schütz 1755 der Abteikirche durch Johann Baptist Zimmermann die heutige Rokoko-Ausstattung geben. Zum 550-jährigen Jubiläum pilgerten im Jahre 2005 tausende Wallfahrer auf den Heiligen Berg. In diesem Jubiläumsjahr wurde auch die jahrelange Restaurierung der Kloster- und Wallfahrtskirche abgeschlossen und eine neue Orgel geweiht.

Die Andechser Apothekenliste ist ein historisches Verzeichnis von Arzneimitteln. Sie wurde in der Zeit der Klostergründung um 1392 erstellt und gibt einen Überblick über die Arzneimittel des ausgehenden Mittelalters.

Ende und Neubeginn des Klosters

Im Rahmen der Säkularisation in ganz Bayern 1803 wurde das Kloster Andechs aufgelöst. 1846 erwarb König Ludwig I. von Bayern Andechs und stiftete es 1850 der von ihm gegründeten Benediktiner-Abtei St. Bonifaz in München.

Wilhelm Busch kehrte in jungen Jahren gern in Andechs ein und verarbeitete Eindrücke in seiner Frommen Helene: Hoch von gnadenreicher Stelle winkt die Schenke und Kapelle...

1929 wurden dem Kloster durch den Breslauer Kardinal Bertram die Schädelreliquien der Hl. Hedwig überlassen. Seit 1943 finden Hedwigswallfahrten statt.

In der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurden in Andechs wertvolle Kulturgüter gelagert. Seit 1971 ist Andechs die Familienbegräbnisstätte der Wittelsbacher; seit 1980 gibt es einen speziellen Friedhof. In einer Seitenkapelle der Andechser Wallfahrtskirche befindet sich die Begräbnisstätte von Carl Orff.

Wallfahrtskirche

Äbte

Äbte von Andechs bis zur Säkularisation

  • Eberhard Stöcklin aus Wolfratshausen (1458–1462)
  • Johannes I. Hausmann aus Landsberg (1462-1475)
  • Andreas Örtl aus Tölz (1475-1492)
  • Johann II. von Schrattenbach aus Dietmannsried (geb. in Kaufbeuren) (1492–1521)
  • Christoph Riedter, Edler von Bocksberg bei Wertingen (1521-1529)
  • Johann III. Wiedemann (1530)
    • Benedikt Stickl (1530–1540) (Administrator)
    • Andreas und Eberhard, Chorherren von Polling (1541) (Administratoren)
  • Johann IV. Seyfried (1561)
  • Leonhard II. Hofmann (1561–1565)
    • Georg Gänsdorfer (1565–1568) (Administrator)
    • Georg Zimmermann (1568/1569) (Administrator)
    • Caspar Kübel (1569–1570) (Administrator)
    • Joachim Kircher (1570–1588) (Administrator)
  • David Aichler aus Mindelheim (1588–1596), aus dem Kloster Ottobeuren postuliert
  • Alexander Sautter (1596–1600) (wurde Abt von Ottobeuren)
  • Johann V. Chrysostomus Huttler (1600–1610) (gestorben im Alter von 35 Jahren an der Pest)
  • Michael Einslin (1610–1640)
  • Maurus I. Friesenegger (1640–1655)
  • Cölestin Probst (1655–1665)
  • Maurus II. Rambeck (1666-1685)
  • Quirin Wessenauer (1685–1704)
  • Maurus III. Braun (1705–1746)
  • Bernhard Schütz aus Wessobrunn (1746–1759)
  • Meinrad Moosmüller (1759–1767)
  • Joseph Hörl (1767-1775)
  • Johann VI. Baptist Bergmann (1755–1790)
  • Gregor Rauch (1791-1803) († 25. März 1812)

Äbte von St. Bonifaz und Andechs

Das Unternehmen „Kloster Andechs“

Das Wirtschaftsgut umfasst Klosterbrauerei, Gastronomie, Landwirtschaft und ein Tagungs- und Kulturzentrum. [1]

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in einem höchstrichterlichen Urteil die Position des Klosters Andechs in wichtigen Punkten des Namens- und Markenrechts der Marke “Der Andechser” und die Firmierung “Kloster Andechs” bestätigt.[2]

Brauerei

Die Andechser Klosterbrauerei ist im Besitz der Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs. Der jährliche Bierausstoß beträgt über 100.000 hl Bier und umfasst sieben Sorten. [3]

Gastronomie

Rund fünf Prozent des Ausstoßes des Andechser Klosterbieres wird auf dem Heiligen Berg im Andechser Bräustüberl, auf der Terrasse und im Klostergasthof ausgeschenkt. [4]

Lizenzgeber

Das Kloster vergibt Lizenzen, so dass Firmen im Rahmen von Produktpartnerschaften mit der Marke Kloster Andechs werben können. Nach eigener Auskunft steht dahinter immer eine Zusammenarbeit, die auch die Rezeptur der Produkte betrifft. Im Angebot ist zwischen Semmeln und Käse auch ein Schnupftabak.

Veranstaltungen

Grabplatte von Carl Orff in Andechs

Carl Orff wohnte zuletzt in Sichtweite des Heiligen Berges Andechs und wurde auf eigenen Wunsch hin in der Schmerzhaften Kapelle der Wallfahrtskirche begraben. Durch diese enge Verbindung des Klosters mit dem berühmten Komponisten kam es dazu, dass seit 1992 jedes Jahr die Festspiele Orff in Andechs stattfinden.

Literatur

  • Peter T. Lenhart: Andechs. Ein Reise-und Lesebuch. Allitera Verlag, München 2009. ISBN 978-3-86520-321-2

Einzelnachweis

  1. Kloster Andechs (Hrsg.): Broschüre Kloster Andechs seit 1455, ca. 2008, S. 2
  2. „Bundesgerichtshof stärkt Namens- und Markenrechte des Klosters Andechs“, Orden online, 10. November 2008
  3. Kloster Andechs (Hrsg.): Broschüre Kloster Andechs seit 1455, ca. 2008, S. 3
  4. Kloster Andechs (Hrsg.): Broschüre Kloster Andechs seit 1455, ca. 2008, S. 4

Weblinks

47.97444444444411.1830555555567Koordinaten: 47° 58′ 28″ N, 11° 10′ 59″ O


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