Burg Altwindstein

Burg Altwindstein

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Burg Altwindstein
Die Burgruine um 1900

Die Burgruine um 1900

Entstehungszeit: 12. Jahrhundert
Burgentyp: Felsenburg
Erhaltungszustand: Ruine
Ständische Stellung: Ministeriale
Ort: Windstein
Geographische Lage 48° 59′ 55,8″ N, 7° 40′ 54,6″ O48.9988467.681835340Koordinaten: 48° 59′ 55,8″ N, 7° 40′ 54,6″ O
Höhe: 340 m

Die Ruine der Burg Altwindstein ist eine mittelalterliche Ruine in Windstein im Elsass. Die Felsenburg steht direkt oberhalb des Ortes in 340 Metern Höhe. Altwindstein bildet mit den Burgen Neuwindstein und Mittelwindstein die Burgengruppe Windstein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Südanlage: Der Brunnenschacht in der Oberburg vor der Südseite des Aufsatzfelsens.
Nordanlage: Felsenkammer in der Oberburg.
Nordanlage: Spätmittelalterliche Mauerreste in der Unterburg.

Bis 1130 war das Gebiet der Nordvogesen um Windstein weitestgehend siedlungsleer. Die erste Erwähnung der Burg erfolgte 1205 in einer Urkunde König Philipps. Der Text der Urkunde − der staufische Reichsministeriale Heinrich von Windstein habe die Burg von Philipps Vorfahren zum Lehen − lässt auf ein wesentlich höheres Alter der Burg schließen. Nach Vorwürfen, die Windsteiner würden Wegelagerei betreiben, kam es 1332 zur Belagerung der Altwindstein durch den Bischof von Straßburg, die Stadt Hagenau, die Lichtenberger sowie den Landvogt Rudolf von Hohenberg. Die Eroberung der Burg gelang nach zehn Wochen Belagerung, bei der 80 Mineure, vier Wurfmaschinen sowie zwei mobile Schutzdächer eingesetzt wurden.[1]

Trotz eines Verbots wurde die Burg wiederhergestellt. 1362 befand sie sich als Ganerbenburg im Besitz von vier, zuvor zerstrittenen Gemeiner: Ludwig von Kirkel (ein Erbe Wilhelm von Windsteins, Hälfte der Anlage), Herren von Lichtenberg, Gerhard Harnesch von Weißkirchen (verheiratet mit Katharina von Windstein) sowie Cunz von Windstein (je ein Sechstel der Anlage). In der Folgezeit wechselten die Besitzverhältnisse mehrfach; nach 1470 starben die Windsteiner im Mannesstamm aus. Umstritten ist, ob die Burg im Bauernkrieg beschädigt wurde. Kurpfälzische Soldaten verteidigten Altwindstein im Dreißigjährigen Krieg; in dem die Burg schwer beschädigt oder zerstört wurde. Die endgültige Zerstörung erfolgte 1676/1677 durch französische Truppen unter General Monclar.

Anlage

Altwindstein besteht aus zwei selbstständigen Anlagen, die auf einem gemeinsamen, in Nord-Süd-Richtung circa 160 Meter langen Felsgrat liegen und durch einen künstlich erweiterten, 25 Meter langen Einschnitt getrennt sind.

Die Südanlage, auch vordere Burg genannt, überragt ein heute nicht mehr zugänglicher, etwa 20 Meter hoher senkrechter Aufsatzfelsen. Auf dem Felsen befinden sich zwei Felskammern, darunter eine Zisterne. Der Aufgang zum Aufsatzfelsen lag auf dessen Westseite, wahrscheinlich innerhalb eines angelehnten Gebäudes. In der Oberburg südlich des Aufsatzfelsens befinden sich der Burgbrunnen sowie die Reste einer Kapelle; ein erhaltener Rundbogenfries wird der Kapelle zugeordnet und ins 12. Jahrhundert datiert. Der Zugang zur Oberburg erfolgt von Nordosten zuerst über einen künstlich abgeböschten Felsgraben, der mit zwei Brücken überwunden wird, und verläuft dann durch einen Felsgang, an den sich mehrere Felskammern anschließen. Von einer Felskammer aus besteht ein weiterer Zugang zum Brunnenschacht. Die Unterburg liegt östlich und südlich des Felsgrates; in der Gegenwart ist sie mit einem Wohnhaus bebaut und nicht öffentlich zugänglich. Die Unterburg ist durch bearbeitete Felsstufen terrassenförmig gegliedert; in der Felswand zur Oberburg finden sich Felskeller und Balkenlöcher, die auf hier angebaute Gebäude hindeuten. Das Haupttor der Südanlage befand sich am Südende des Felsgrates.

Westlich der Südanlage befinden sich zwei unterirdische Gänge aus der Zeit der Belagerung von 1332. Ein Belagerungsgang endet unterhalb eines Überhangs des Felsgrates; ein weiterer kurzer Gang quert den Felsgrat und endet oberhalb der Unterburg. Ein von den Verteidigern der Burg vorgetriebener Stollen startet am Haupttor der Burg und endet blind wenige Meter vor dem Gang der Belagerer.

Die Nordanlage, auch hintere Burg genannt, ist ähnlich aufgebaut wie die Südanlage. Anhand heute noch vorhandener Baureste werden die Gebäude ins 14. und 15. Jahrhundert datiert; vermutlich wurde die Nordanlage erst nach der Zerstörung der Südanlage 1332 erbaut. Auf dem Aufsatzfelsen der Nordanlage ist der Stumpf eines fünfeckigen, vermutlich im 14. Jahrhundert erbauten Turmes erhalten. Der Zugang zum Turm erfolgte von der nördlich gelegenen Oberburg, von der eine Felsenkammer sowie eine Zisterne erhalten sind. Die Unterburg liegt überwiegend östlich des Felsgrates; die in die Oberburg führende Felstreppe beginnt innerhalb eines trapezförmigen, an den Fels angebauten Turmes aus dem 15. Jahrhundert. Von einem weiteren Gebäude sind noch eineinhalb Stockwerke hohe Mauerreste mit Rechteckfenstern vorhanden. Abarbeitungen am Felsen und zahlreiche Balkenlöcher zeugen von einem weiteren Gebäude an der Felswand. Ein kurzer Gang durch den Felsen führt zu einem nicht mehr vorhandenen, schmalen Gebäude, dem einzigen westlich des Felsgrates. Nach Süden wird die Unterburg von einem künstlich abgeböschten Felsgraben abgeschlossen.

Einzelnachweise

  1. Seminar unter Leitung von Joachim Zeune: Überlegungen zu Belagerungen und Gegenburgen anhand von Beispielen des südwestdeutschen Sprachraums (PDF, 3,6 MB) S. 11.

Literatur

  • Thomas Biller: Die Burgengruppe Windstein und der Burgenbau in den nördlichen Vogesen. Abteilung Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universität Köln, Köln 1985.
  • Marco Bollheimer: Felsenburgen im Burgenparadies Wasgau–Nordvogesen. 3. Auflage. Selbstverlag, Karlsruhe 2011, ISBN 978-3-9814506-0-6, S. 132 f.
  • Peter Pohlit: Alt-Windstein. In: Jürgen Keddigkeit (Hrsg.); Pfälzer Burgenlexikon. (Band 1, A–E) Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2003, ISBN 3-927754-51-X, S. 152–167.

Weblinks

 Commons: Burg Altwindstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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