Bundestagswahl 1980

Bundestagswahl 1980
Bundestagswahl 1980
(Zweitstimmen in %) [1]
 %
50
40
30
20
10
0
44,5
42,9
10,6
1,5
0,5
Sonst.
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 1976 [2]
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
-4,1
+0,3
+2,7
+1,5
-0,4
Sonst.
Bundeskanzler Schmidt, Vize-Kanzler Genscher, Walter Scheel und Willy Brandt auf der Wahlparty im Bundeskanzleramt

Die Bundestagswahl 1980 fand am 5. Oktober 1980 statt. Bei der Wahl zum 9. Deutschen Bundestag wurde die Sozialliberale Koalition unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) bestätigt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Franz Josef Strauß auf dem Weg zur Wahlparty der CDU im Konrad-Adenauer-Haus

Schmidts Herausforderer war der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß.

Strauß hatte sich 1979 bei der unionsinternen Kandidatenaufstellung gegen den Favoriten des CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl, den niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, durchsetzen können.

Der Wahlentscheidung vorausgegangen war ein ausgesprochen emotionsgeladener Wahlkampf, der sich sehr schnell auf die Auseinandersetzung Schmidt/Strauß konzentrierte.

Für die Koalition wirkte sich das negative Image des Unionskandidaten positiv aus, wobei hiervon insbesondere die FDP profitierte, während die SPD eher stagnierte. Auf die Frage, ob er die Sozialliberale Koalition auf weitere vier Jahre fortzusetzen gedenke, sagte FDP-Chef Hans-Dietrich Genscher, der der SPD zwei Jahre später die Koalition aufkündigte, in der Wahlnacht in der Bonner Runde: „Ja, man macht’s ja nicht für drei Monate.“

Hans-Dietrich Genscher auf der Wahlparty im Bundeskanzleramt

Im Wahlkampf thematisiert wurden unter anderem gewalttätige Proteste bei einem Feierlichen Gelöbnis der Bundeswehr in Bremen, die erhebliche innerparteiliche Konflikte um die Sicherheitspolitik innerhalb der SPD offenlegten. Im sehr hart geführten Wahlkampf selbst kam es erneut in Bremen zu Ausschreitungen bei einer Kundgebung Strauß’. Wenige Tage vor der Wahl wurde zudem ein Anschlag auf das Oktoberfest in München verübt.

Erstmals kandidierten Die Grünen auf Bundesebene, blieben aber bei mäßigen 1,5 % stecken, obwohl sie zuvor bereits den Sprung in einige Landesparlamente geschafft hatten. Ein großer Teil der grünen Klientel hatte sich bei der Bundestagswahl gegen die Grünen entschieden, um eine Kanzlerschaft von Strauß sicher zu verhindern. Dazu hatte auch eine Stoppt-Strauß-Kampagne mit Breitenwirkung über das Lager der Neuen Linken hinaus beigetragen. Hauptwahlgewinner war die FDP, die mit einer erfolgreichen Kampagne für die Zweitstimme 10,6 % erreichte und damit mit beiden großen Parteien zu koalieren in der Lage war.

Endergebnis

Die Wahlbeteiligung betrug 88,6 %.

Das Endergebnis lautete:[1]

Partei Zweitstimmen Prozent Sitze¹ Verschiebung Wahlkreise Überhangmandate Bemerkungen
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 16.260.677 42,9 218 (10) +4 127 1
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 12.989.200 34,2 174 (11) −16 81
Freie Demokratische Partei (FDP) 4.030.999 10,6 53 (1) +14
Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU) 3.908.459 10,3 52 −1 40
Die Grünen 569.589 1,5
Deutsche Kommunistische Partei (DKP) 71.600 0,2
Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) 68.096 0,2
Die Bürgerpartei 11.256 0,0
Volksfront gegen Reaktion, Faschismus und Krieg (V) 9.319 0,0
Kommunistischer Bund Westdeutschland (KBW) 8.174 0,0
Europäische Arbeiter-Partei (EAP) 7.666 0,0
Christliche Bayerische Volkspartei (CBV) 3.946 0,0

¹in Klammern Zahl der am gleichem Tag vom Abgeordnetenhaus von Berlin gewählten, nicht stimmberechtigten Berliner Bundestagsabgeordneten

Konsequenz

Richard von Weizsäcker, Ronald Reagan und Helmut Schmidt (1982)

Der 9. Deutsche Bundestag wählte am 5. November Helmut Schmidt zum Bundeskanzler, tags darauf wurde das Kabinett Schmidt III vereidigt.

Strauß blieb Ministerpräsident des Freistaates Bayern. Nach dieser recht deutlichen Niederlage hatte sich Helmut Kohl innerhalb der Unionsparteien endgültig gegen Strauß durchgesetzt.

Die sozialliberale Koalition hielt nur noch knapp zwei Jahre. Im Herbst 1982 wechselte die FDP in der so genannten Wende den Koalitionspartner. Helmut Schmidt forderte die Opposition am 17. September 1982 nach dem Kabinettsrückzug der FDP zur Stellung eines Antrags zur Durchführung eines Konstruktiven Misstrauensvotums auf, durch das am 1. Oktober Helmut Kohl zum Kanzler gewählt wurde. CDU/CSU und FDP hatten sich auf die Durchführung von vorgezogenen Neuwahlen verständigt, die von Kohl am 17. Dezember 1982 durch eine umstrittene Vertrauensfrage ausgelöst wurden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Wahl zum 9. Deutschen Bundestag am 5. Oktober 1980 Der Bundeswahlleiter
  2. Wahl zum 8. Deutschen Bundestag am 3. Oktober 1976 Der Bundeswahlleiter

Weblinks


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