Buchwissenschaft

Buchwissenschaft

Buchwissenschaft (früher auch Bücherkunde, Buchkunde, Bibliographie, Buchwesen) ist eine Querschnittswissenschaft aus verschiedenen Disziplinen. Sie erfasst das Buch in seinen kulturellen, wirtschaftlichen, medialen und technischen Eigenschaften. Neben Betriebswirtschaft integriert die Buchwissenschaft in wechselndem Umfang auch kommunikations-, kulturwissenschaftliche und historisch-philologische Forschungsinhalte. Vereinfachend kann behauptet werden, dass sich Buchwissenschaft mit allen Aspekten beschäftigt, welche mit der Produktion, der Distribution und der Rezeption geistiger Werke zusammenhängen.

Inhaltsverzeichnis

Gegenstände

Die üblichen Gegenstände der Buchwissenschaft sind

Studium

Buchwissenschaft ist als Forschungs- und Studiendisziplin seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland etabliert. Der älteste Lehrstuhl befindet sich an der Universität Mainz und feierte im Juni 2007 sein 60-jähriges Bestehen. Der medienwissenschaftlich profilierte Mainzer Lehrstuhl verfolgt einen praxisorientierten Ansatz, der vor allem durch die Mitarbeit von Dozenten aus Verlagen und den betriebswirtschaftlichen Aufbau geprägt ist - ebenso wie der jüngere Studiengang der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Um in München an der LMU Buchwissenschaften studieren zu können, wird zudem eine Ausbildung zum Buchhändler oder zum Medienkaufmann vorausgesetzt. Dies führt nicht nur dazu, dass die Münchner Studenten in einem recht kleinen Kreis studieren, sondern auch von Beginn ein klares Berufsbild haben.

Buchwissenschaft an der Universität Leipzig ist vornehmlich buchhistorisch und methodologisch kommunikationswissenschaftlich ausgerichtet. Die Westfälische Wilhelms-Universität und die Universität Erlangen-Nürnberg bieten ebenfalls Studiengänge in Buchwissenschaft an. Verwandt sind darüber hinaus auch verschiedene medienpraktische Studiengänge der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig und der Hochschule der Medien Stuttgart.

Neben einer wissenschaftlichen Tätigkeit können Absolventen eines buchwissenschaftlichen Studiengangs in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden. Berufsmöglichkeiten bieten sich im Verlagswesen, in dem Buchwissenschaftler je nach Schwerpunkt ihrer Ausbildung im kaufmännischen, herstellenden oder inhaltlichen Sektor tätig werden. Des Weiteren bieten der Buchhandel, Verbände sowie öffentliche Bibliotheken, Büchereien und Archive Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten.

Förderung

Gefördert werden buchwissenschaftliche Arbeiten derzeit vor allem durch zwei Preise:

  • Der mit 5.000 Euro dotierte Diplomarbeitspreis von Hugendubel (seit 2008; 2006 von der Süddeutschen Zeitung) wird jährlich an die beste praxisorientierte Diplomarbeit verliehen, die sich mit Marketing und Vertrieb beschäftigt. 3.000 Euro gehen an den Verfasser/die Verfasserin der Arbeit, 2.000 Euro kommen dem Ausbau der Lehre des Studiengangs an der Ludwig-Maximilians-Universität München zugute. Erste Preisträgerin war 2006 Susanne Ehinger (Vertriebsmanagerin im Zabert Sandmann-Verlag), die ihre Diplomarbeit zum Thema Branchenmarketing an der Ludwig-Maximilians-Universität München verfasste. 2008 und 2009 wurde der Preis zwischen je zwei Münchner Absolventinnen geteilt: Anja Lechner erhielt die Auszeichnung 2008 für eine Arbeit über das Berufsbild des Verlagsvertreters, Judith Lohse für ihre Entwicklung eines neuen Ausbildungsprofils für den stationären Buchhandel.Im Jahr 2009 waren die Preisträgerinnen Ina Fuchshuber (Einbindung von Online Communities in das Geschäftsmodell von Zeitschriftenverlagen) und Saskia Klinger (Wettbewerbsstrategien belletristischer Nischenverlage im Rahmen des Konzentrationsprozesses auf dem deutschen Buchmarkt). 2010 wurde Sabine Pfefferer für Anregungen zur Zukunftsfähigkeit des stationären Buchhandels ausgezeichnet, 2011 Katharina Frey für eine Arbeit über das Bilderbuch im Kontext der neuen Medien.
  • Einen mit 2.500 Euro dotierten Förderpreis Buchwissenschaft vergibt seit 2005 die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig zusammen mit dem Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Der erste Preis ging an die Erlanger Buchwissenschaftlerin Claudia Halbmeier für ihre Arbeit über den „Verleger-Ausschuß des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels“, 2006 an die Leipziger Studentin Wendy Kerstan für ihre Untersuchung über den „Einfluss von Literaturkritik in Deutschland auf den Absatz von Publikumsbüchern“, 2007 an den Berliner Historiker Christoph Buller für seine Studie „Allgemeines Licht, allgemeiner Gebrauch. Der Aufklärer Carl Christoffer Gjörwell und sein Projekt einer schwedischen Enzyklopädie (1777-1787)“, 2008 an Katharina Eberenz für ihre Arbeit „Lesen mit Händen und Ohren. Punktschriftbücher und Hörbücher für Blinde und Sehbehinderte“, 2009 an Mario Gäbler aus Leipzig für seine Magisterarbeit "Was von der Buchstadt übrig blieb. Die Entwicklung der Leipziger Verlage nach 1989.", 2010 an die Mainzer Buchwissenschaftlerin Merle Schierenberg für ihre Untersuchung über die "Rolle britisch-multinationaler Verlage auf dem afrikanischen Buchmarkt" und 2011 an Carmen Laux, die die Geschichte des Philipp Reclam jun. Verlages in Leipzig in den Jahren von 1945 bis 1953 untersuchte.

Verwandte Gebiete

Siehe auch

Wissenschaftsportal b2i

Literatur

  • Fritz Funke: Buchkunde. 6. überarb. u. erg. Aufl., München: K.G. Saur. 1999. ISBN 3-928127-95-0.
  • Eyk Henze / Patricia F. Zeckert: Flachware. Fußnoten der Leipziger Buchwissenschaft. Plöttner Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-938442-99-9.
  • Helmut Hiller / Stephan Füssel: Wörterbuch des Buches, Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2006 (7).
  • Marion Janzin, Joachim Güntner: Das Buch vom Buch. 5000 Jahre Buchgeschichte. 3. überarb. u. erw. Auflage, Hannover, Schlütersche, 2006, ISBN 3-89993-805-4
  • Keiderling, Thomas/Weyrauch, Erdmann (Hrsg.): Buch-Stätte. Geschichte und Perspektiven der Leipziger Buchwissenschaft. Erlangen: filos-verlag, 2006. ISBN 3-938498-11-0
  • Lexikon des gesamten Buchwesens. Leipzig: Hiersemann 1935-1937 (3 Bde.). - 2., völlig neubearbeitete Auflage Stuttgart: Hiersemann 1987-
  • Markus Nagel: Von der Stiftungsprofessur für Buch-, Schrift- und Druckwesen zum Institut für Buchwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Franz Steiner Verlag. Stuttgart. 2004.
  • Ursula Rautenberg (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Buches. Reclam. Ditzingen. 2003.
  • Reinhard Wittmann: Geschichte des Deutschen Buchhandels. C. H. Beck. München. 1999. ISBN 3-406-42104-0.
  • Buchwissenschaft in Deutschland. Ein Handbuch. Hrsg. von Ursula Rautenberg. 2 Bde. Walter de Gruyter. Berlin 2010. ISBN 978-3-11-020036-2
  • Jan-Felix Schrape: Gutenberg-Galaxis Reloaded? Der Wandel des deutschen Buchhandels durch Internet, E-Books und Mobile Devices. Boizenburg: Hülsbusch, ISBN 978-3940317858

Weblinks


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