Buchfink

Buchfink
Buchfink
Buchfink (Fringilla coelebs), Männchen

Buchfink (Fringilla coelebs), Männchen

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Edelfinken (Fringillinae)
Gattung: Edelfinken (Fringilla)
Art: Buchfink
Wissenschaftlicher Name
Fringilla coelebs
Linnaeus, 1758
Verbreitungsgebiete
Weibchen der Unterart F. c. gengleri

Der Buchfink (Fringilla coelebs) ist ein zur Familie der Finken (Fringillidae) gehöriger Singvogel. Er kommt in ganz Europa mit Ausnahme Islands und des nördlichsten Skandinaviens vor, sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich in östlicher Richtung bis nach Mittelsibirien. Er ist außerdem ein Brutvogel in Nordafrika und Vorderasien bis einschließlich des Irans. In Neuseeland und in der Südafrikanischen Republik ist der Buchfink vom Menschen eingeführt worden.

In Mitteleuropa ist der Buchfink einer der am weitesten verbreiteten Brutvögel. Sein Verbreitungsgebiet reicht von der Küste bis zur Baumgrenze im Gebirge. Die Buchfinken Nord- und Osteuropas sind Zugvögel, dagegen ist er in Mitteleuropa ein Teilzieher. Es werden mehrere Unterarten unterschieden. Davon kommen drei auf den Kanarischen Inseln und je eine auf den Azoren, Madeira, Sardinien und Kreta vor.[1]

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsbild

Der Buchfink erreicht eine Körperlänge zwischen 14 bis 18 Zentimeter. Die Individuen der Nominatform wiegen zwischen 18 und 25 Gramm.[2] Unabhängig vom Geschlecht weisen Buchfinken einen auffallenden weißen Schulterfleck, eine weiße Flügelbinde und weiße äußere Steuerfedern auf. Ansonsten besteht ein auffälliger Sexualdimorphismus.

Bei den Männchen ist die Körperunterseite und die Kopfseiten bräunlichrosa bis rotbraun. Der Oberkopf, der Nacken und die Halsseiten sind im Sommerhalbjahr auffällig graublau, im Winterhalbjahr mehr bräunlichgrau. Die Stirn ist schwarz, die Rücken ist kastanienbraun und der Bürzel ist grünlich. Der Schnabel ist beim Männchen im Frühjahr stahlblau, ansonsten hornfarben. Die Weibchen sind auf der Körperoberseite olivgrau und auf der Körperunterseite etwas heller. Der Schnabel des Weibchens ist ganzjährig hellbraun bis hornfarben.

Frisch geschlüpfte Buchfinken weisen auf der Körperoberseite, den Flügeln, Schenkeln und dem Bauch zunächst blass rauchgraue Dunen auf. Die Haut ist fleischfarben rosa. Der Rachen ist tiefrosa, die Schnabelwülste sind weiß oder rahmfarben bis gelblich getönt.[3] Jungvögel ähneln adulten Weibchen, jedoch sind bei ihnen die Federn am Kopf und Körper etwas kürzer und weicher, die Steuerfedern sind schmäler und laufen spitzer aus.[4]

Buchfinken laufen auf dem Boden unter rhythmischem Kopfnicken. Der Flug ist wellenartig.

Verbreitung und Lebensraum

Der Buchfink ist in Europa, Nordafrika, aber auch in Westasien verbreitet, wo er vor allem in Wäldern, aber auch in Parkanlagen und großen Gärten bis in etwa 1.500 Meter Höhe lebt. Er zählt zu den häufigsten Singvogelarten in Europa.

Der Lebensraum des Buchfinks sind Wälder, Dickichte, Hecken, Gärten und große Obstanbauflächen. In Afrika ist er am häufigsten in Wäldern mit Korkeichen, Zedern, Aleppo-Kiefern, Thuja-, Eukalyptus-, Walnuss-, Sandarak- und Arganbeständen sowie in Olivenhainen. Im tunesischen Kyrenaika kommt er besonders häufig in Wacholderwäldern vor.[5]

In Mitteleuropa sind Buchfinken Teilzieher, in Ost- und Nordeuropa dagegen Zugvögel. Ein großer Teil der Population verbleibt ganzjährig im Brutgebiet. Buchfinken, die während des Winterhalbjahrs in klimatisch günstigere Regionen abwandern, ziehen sowohl bei Tag und Nacht. Sie folgen dabei zum Teil der Küstenlinie, Flusstälern oder Bergpässen. In Marokko sind die von Europa herziehenden Vögel insbesondere vom späten August bis November zu beobachten. An der Meerenge von Gibraltar lassen sich zurückziehende europäische Buchfinken bereits ab Januar beobachten, der Zug setzt sich bis in den April fort.[6] In Marokko wurden bereits ein Vogel wiedergefunden, der ursprünglich im 3.250 Kilometer entfernten Kaliningrad beringt wurde. In Algerien zählen zu den Wiederfunden Vögel aus Deutschland, Schweiz, Frankreich und Italien.[7]

In Afrika bilden die dort überwinternden Zugvögel wie auch die dort brütenden Standvögel kleine Trupps, die häufig nur aus einem Geschlecht bestehen. Sie sind regelmäßig mit Grünlingen, Bluthänflingen und Stieglitzen vergesellschaftet. Mit diesen gemeinsam bilden sie größere Trupps, die gemeinsam auf Feldern nach Nahrung suchen oder Ruheplätze nutzen.[8]

In Deutschland wurde der Buchfink mit neun bis elf Millionen Brutpaaren im Jahr 2008 als häufigste Brutvogelart angesehen[9].

Ernährung

Die Nahrung der Buchfinken besteht aus Beeren, Samen aller Art, Insekten und Spinnen. Die Nestlinge werden mit Insekten und deren Larven gefüttert.

Seine Nahrung sucht der Buchfink überwiegend auf der Erdboden und nutzt vor allem die Stellen, die nur spärlich mit Vegetation bewachsen sind. Die Nahrung wird mit schnellen, pickenden Bewegungen vom Erdboden aufgenommen.

Stimme

Gesang eines Buchfinken?/i

Der Kontakt- und Alarmruf des Buchfinken ist ein lautes "pink, pink", sein Flugruf ein gedämpftes "jüp, jüp". Laut und durchdringend singt er ab März etwa wie „zizizizjazjazoritiu-zip“ oder zipzipzip. In unterschiedlichen Lebensräumen sind abweichende Rufe, so genannte regionale Dialekte, zu vernehmen. Neben dem namensgebenden Lockruf „pink“ (oder „fink“) gibt es noch das in manchen Gegenden als Regen verkündend angesehene „trürr“ (oder „trüb“). Dieser „Regenruf“ kann manchmal auch zweisilbig vorgetragen werden. Anderen Quelle zufolge wird dieser Ruf nur als „Regenruf“ bezeichnet, weil er lautmalerisch als „trief“ gedeutet wird. Bei Streitigkeiten und Revierkämpfen ist ein lautes Klickern zu hören, welches offenbar als Drohlaut dient. Zugleich wird, wie bei einigen Singvögeln, die Befiederung des Kopfes (Scheitel) aufgestellt.

Fortpflanzung

Weibchen

Der Buchfink brütet bevorzugt in lichten Laub- und Mischwäldern sowie in Hecken, Parks und Gärten. In Mitteleuropa beginnt die Brutperiode frühestens ab Ende März, gewöhlich schreiten Buchfinken aber von Mitte April bis Juni zur Brut. In Marokko und Algerien brüten Buchfinken von Ende März bis Anfang Junge. Im Südwesten der Kapprovinz dagegen von September bis November.[10] Je nach Klima und Lage ziehen sie ein bis zwei Jahresbruten pro Jahr groß.[11]

Zu Beginn der Fortpflanzungszeit kennzeichnet das Männchen sein Brutrevier durch lautstarken Gesang. Die Größe des Brutreviers variiert abhängig vom Verbreitungsgebiet beträchtlich und ist in Europa um so größer, je höher im Norden der Buchfink brütet. In der marokkanischen Macchie haben die Brutreviere eine durchschnittliche Größe von 270 Quadratmetern.[12] Das Brutrevier wird von beiden Vögeln eines Paares energisch verteidigt und Eindringlinge verjagt.

Das sorgfältig, ausschließlich vom Weibchen gebaute, dickwandige Nest besteht aus Wurzeln, Rindenfasern, Halmen, Moosen und Flechten. Innen wird es mit Haaren und einzelnen Federn gepolstert. Das Nest wird meistens in einer Höhe von zwei bis zehn Metern auf Sträuchern oder in Bäumen in einer Astgabel gebaut und ist durch die Moose und Flechten gut getarnt.

Das Gelege besteht gewöhnlich vier bis sechs hellbraunen oder bläulich-weißen Eier, die durch rot- bis dunkelbraune Flecken und feine Streifen gezeichnet sind. Die Zeichnung ist gelegentlich so dicht, dass die Grundfärbung überdeckt wird. Nur sehr selten sind sie schwach oder gar nicht gezeichnet. [13] Die Brutdauer beträgt dreizehn bis vierzehn Tage, es brütet allein das Weibchen, das mit der Brut gewöhnlich nach der Ablage des vorletzten Eis beginnt. Nach dem Schlüpfen werden die Jungen von beiden Altvögeln gefüttert, wobei das Weibchen aber einen größeren Anteil an der Versorgung der Jungvögel hat. Die Nestlingszeit beträgt meist 11 bis 18 Tage, gewöhnlich fliegen die Jungvögel aber nach 14 Tagen aus.[14] Gelegentlich bilden die Jungvögel gemeinsam mit den Elternvögel für weitere 20 bis 35 Tage einen Familienverband. Jungvögel sind etwa 14 Tage nach dem Ausfliegen in der Lage, sich selber zu versorgen.

Der älteste beringte Vogel, der bislang wiedergefunden wurde, erreichte ein Lebensalter von 14 Jahren. In der Regel werden Buchfinken aber selten älter als fünf Jahre. Die Nestlingssterblichkeit ist insbesondere in den Jahren besonders hoch, in denen es an Raupen mangelt.[15]

Unterarten

Madeira-Buchfink
Madeira-Buchfink
Fringilla coelebs palmae auf La Palma
Fringilla coelebs gengleri in Schottland

Die genaue Zahl der Unterarten ist strittig, es werden die folgenden Unterarten unterschieden, der jeweilige wissenschaftliche Erstbeschreiber ist in Klammern angegeben.

  • Fringilla coelebs coelebs (Linnaeus, 1758) ist die Nominatform, die von Kontinentaleuropa bis nach Sibirien vorkommt und zum Teil im Nordwesten Afrikas überwintert. Der Mantel ist bei den Männchen dieser Unterart von einem intensivren Braun, die Körperunterseite ist rötlicher.
  • F. c. africanus (Levaillant, 1850) kommt von Marokko bis in den Nordwesten Tunesiens vor. Der Mantel ist heller als bei der Nominatform, die Kopfoberseite des Männchens ist blaugrau, der Schnabel ist während der Fortpflanzungszeit hell blaugrau mit einer schwarzen Spitze. Außerhalb der Fortpflanzungszeit ist er matt grau. Im Nacken weisen die Männchen einen kleinen weißlichen Fleck auf. Die Weibchen haben ein grau olivbraunes Gefieder.
  • F. c. spodiogenys (Bonaparte, 1841) kommt im Nordwesten Libyens sowie in Tunesien vor. Die Art fehlt lediglich im Nordwesten Tunesiens. Die Unterart ähnelt F. c. africanus, die Männchen sind aber auf dem Oberkopf blasser blaugrau und auch auf der Körperunterseite heller. Der weiße Fleck im Nacken ist auffälliger und sie weißen mehr weiß an den Steuerfedern auf. Das Weibchen ist gleichfalls blasser gezeichnet.
  • F. c. balearica (von Jordans, 1923) kommt in Portugal, Spanien und auf den balearischen Inseln vor. Diese Unterart ist etwas blasser und größer als die Nominatform.
  • F. c. gengleri (Kleinschmidt, 1909) kommt in Großbritannien und Irland vor. Die Unterart wurde außerdem in Südafrika eingeführt. Sie weist viel Ähnlichkeit mit der Nominatform auf, hat aber kürzere Flügel und die Männchen eine einheitlich rötlich-zimtfarbene Körperunterseite.
  • F. c. alexandrovi Zarudny, 1916
  • F. c. caucasica Serebrovski, 1925 – Kaukasus
  • F. c. sarda Rapine, 1925 – Sardinien
  • F. c. schiebeli (Stresemann, 1925) – Kreta
  • F. c. solomkoi (Menzbier & Sushkin, 1913) – Krim
  • F. c. syriaca (J. M. Harrison, 1945) – Zypern und die Levante
  • F. c. transcaspia (Zarudny, 1916) – Turkmenian
  • F. c. tyrrhenica (Schiebel, 1910) – Korsika
  • F. c. canariensis (Vieillot, 1817) – Kanarische Inseln
  • Madeira-Buchfink (F. c. maderensis), (Sharpe, 1888) – Madeira
  • F. c. moreletti (Pucheran, 1859) – Azoren
  • F. c. ombriosa (Hartert, 1913) – El Hierro, Kanarische Inseln
  • F. c. palmae (Tristram, 1889) – Westen der Kanarischen Inseln

Literatur

  • Einhard Bezzel: Vögel. BLV Verlagsgesellschaft, München 1996, ISBN 3-405-14736-0
  • C. Hilary Fry und Stuart Keith (Hrsg): The Birds of Africa – Volume VII., Christopher Helm, London 2004, ISBN 0-7136-6531-9
  • Collin Harrison und Peter Castell: Jungvögel, Eier und Nester der Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens. Aula Verlag, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-89104-685-5

Weblinks

 Commons: Buchfink – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Buchfink – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Fußnoten

  1. Fry et al., S. 452
  2. Fry et al., S. 453
  3. Harrison, S. 430
  4. Fry et al., S. 453
  5. Fry et al., S. 453
  6. Fry et al., S. 453
  7. Fry et al., S. 453
  8. Fry et al., S. 453
  9. vgl. Sudfeldt, C., R. Dröschmeister, C. Grüneberg, S. Jaehne, A. Mitschke & J. Wahl (2008): Vögel in Deutschland – 2008. DDA, BfN, LAG VSW, Münster, Seite 7. Volltext, PDF
  10. Fry et al., S. 454
  11. Harrison, S. 429
  12. Fry et al., S. 453
  13. Harrison, S. 429-430
  14. Harrison, S. 430
  15. Fry et al., S. 454

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