BtL-Kraftstoff

BtL-Kraftstoff

BtL-Kraftstoffe (Biomass to Liquid, deutsch: Biomasseverflüssigung) sind synthetische Kraftstoffe (XtL-Kraftstoffe), die aus Biomasse hergestellt werden. Die Verfahren zur BtL-Produktion sind noch in der Entwicklung und noch nicht konkurrenzfähig.

Die wichtigsten Schritte des gängigsten Herstellungsverfahrens sind die Vergasung der Biomasse, bei der das sogenannte Synthesegas erzeugt wird, sowie die anschließende Synthese mit dem Fischer-Tropsch-Verfahren oder dem Methanol-to-Gasoline-Verfahren (MtG). Als Endprodukt können Kraftstoffe erzeugt werden, die sich chemisch etwas von konventionellen Kraftstoffen wie Benzin oder Diesel unterscheiden, aber ebenfalls in Otto- oder Dieselmotoren verwendet werden können. BtL-Kraftstoffe sind Biokraftstoffe der zweiten Generation. Das bedeutet, dass sie ein breiteres Rohstoffspektrum haben als Biodiesel oder Bioethanol und z. B. auch cellulosereiche Biomasse wie Stroh und Holz genutzt werden kann. Der Kraftstoffertrag pro Hektar Anbaufläche könnte somit erhöht werden.[1]

Einige andere Kraftstoffe, die ebenfalls durch eine Biomasseverflüssigung erzeugt werden, werden in der Regel nicht den BtL-Kraftstoffen zugeordnet. Dieses sind z. B. die durch Biokonversion aus Zucker, Stärke oder Cellulose erzeugen Kraftstoffe Bioethanol und Cellulose-Ethanol sowie Furanics. Auch bei einer pyrolytischen Direktverflüssigung von Biomasse zu Pyrolyseöl und anschließender Aufbereitung zu Kraftstoff wird das Produkt meist nicht als BtL-Kraftstoff bezeichnet.

Zu Rundballen zusammengepresstes Stroh, Stroh kann als Rohstoff zur BtL-Kraftstoffherstellung dienen
Kurzumtriebskultur aus Hybrid-Pappeln, Kurzumtriebkulturen können Rohstoffe zur BtL-Kraftstoffherstellung liefern

Inhaltsverzeichnis

Prinzip und Anwendung

(siehe Artikel XtL-Kraftstoff und Fischer-Tropsch-Synthese)

Mehrere Verfahrensschritte sind bei der Produktion von BtL-Kraftstoffen notwendig:

Die Bereitstellung der Rohstoffe unterscheidet sich von den anderen XtL-Kraftstoffen, die aus Gas oder Kohle hergestellt werden. Die Schritte der Vergasung und der Gasreinigung unterscheiden sich ebenfalls deutlich vom GtL-Herstellungsprozess, ähneln aber teilweise dem CtL-Herstellungsprozess. Die Synthese kann hingegen bei allen XtL-Herstellungen gleich ablaufen, wenn dasselbe Verfahren (z. B. Fischer-Tropsch-Synthese) verwendet wird.

Während die Verfahren zur Herstellung von CtL- und GtL-Kraftstoffen etabliert sind, befinden sich Verfahren zur BtL-Kraftstoff-Herstellung noch in der Entwicklung bzw. in einer frühen Phase der Praxiserprobung. Hauptsächlich wird derzeit an der Herstellung von BtL-Dieselkraftstoffen geforscht.

Eine erste großtechnische Versuchsanlage der mittlerweile insolventen Choren Industries GmbH wurde 2008 in Freiberg (Sachsen) fertiggestellt, wird jedoch kommerziell noch nicht genutzt (Stand 2009). An dem Unternehmen waren unter anderem die Daimler AG und die Volkswagen AG beteiligt. Ferner wurde das Unternehmen vom Bundesministerium für Wirtschaft unterstützt. Der Mineralölkonzern Shell hat seine Anteile Ende 2009 veräußert.

Geschichtlicher Hintergrund

(siehe Artikel Fischer-Tropsch-Synthese)

CtL-Kraftstoffe wurden bereits in den 1940ern im Deutschen Reich und nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute in Südafrika in großtechnischem Maßstab hergestellt. Auch die Herstellung von GtL-Kraftstoffen ist seit den 1990ern etabliert. Im Zuge der Energiewende rückten Erneuerbare Energien und damit auch Biokraftstoffe wie Biodiesel, Bioethanol und BtL in den Fokus. Im Rahmen der Klimaveränderung und wegen des begrenzten und somit teurer werdenden Erdöls wurden in den Industrieländern große Kapazitäten für die Biokraftstoffe der ersten Generation (z. B. Biodiesel, Bioethanol) aufgebaut. BtL-Kraftstoffe werden als Biokraftstoffe der zweiten Generation vor allem in Europa politisch stark gefördert. In Deutschland war unter anderem die Choren Industries GmbH bei der Weiterentwicklung der BtL-Herstellung aktiv. Sie wurde von Bodo Wolf, dem ehemaligen Leiter des Deutschen Brennstoffinstitut der DDR gegründet.

Vergleich von Biokraftstoffen in Deutschland
Biokraftstoff Ertrag/ha Kraftstoffäquivalenz
[l][2][* 1]
Kraftstoffäquivalent
pro Fläche [l/ha][* 2]
Preis
[cent]
Preis Kraftstoff-
äquivalent [cent/l][* 3]
Fahrleistung
[km/ha][2][* 4]
Pflanzenöl (Rapsöl) 1590 l[2] 0,96 1526 98,1/l (11/2009)[3] 102,2 23300 + 17600[* 5]
Biodiesel (Rapsmethylester) 1550 l[4] 0,91 1411 107,9/l (KW 49/2009)[5] 118,6 23300 + 17600[* 5]
Bioethanol (Weizen) 2760 l[2] 0,65 1794 93,2/l (E85, 11/2009)[6] 133,1 22400 + 14400[* 5]
Biomethan 3540 kg[4] 1,4 4956 93/kg (06/2008)[7] 66,4 67600
BtL 4030 l[4] 0,97[* 6] 3909 nicht am Markt k.a 64000
  1. 1 l Biokraftstoff bzw. 1 kg Biomethan entspricht dieser Menge konventionellen Kraftstoffs
  2. ohne Nebenprodukte
  3. Preis für die Menge Biokraftstoff, die äquivalent zu 1 l konventionellem Kraftstoff ist
  4. separate Berechnung, nicht auf den anderen Daten basierend
  5. a b c mit Biomethan aus Nebenprodukten Rapskuchen/ Schlempe/ Stroh
  6. auf Basis von FT-Kraftstoffen


Herstellung

Verfahrensschema der Herstellung von BtL-Kraftstoffen

Rohstoffbereitstellung und -aufbereitung

Die Herstellung von BtL beginnt meist damit, die stark wasserhaltige Biomasse zu trocknen. Als Ausgangsmaterial können sowohl Biomasseabfälle wie Stroh oder Restholz als auch speziell für die Kraftstofferzeugung angebaute Nutzpflanzen (Energiepflanzen, z. B. in Kurzumtriebsplantagen) Verwendung finden. Nach einer je nach Verfahren und Anlagentechnik erforderlichen Zerkleinerung und Reinigung der Pflanzenteile erfolgt die Vergasung.

Vergasung

Der erste Schritt ist bei den hier behandelten Syntheseverfahren eine verschieden stark vollendete thermische Spaltung, die Pyrolyse. Bei Temperaturen von ca. 200°C bis über 1000°C wird die physische und chemische Struktur der Biomasse umgewandelt. Lange Molekülketten werden durch den Wärmeeinfluss gespalten. Es entstehen zahlreiche unterschiedliche flüssige und gasförmige Kohlenwasserstoffe mit kürzerer Kettenlänge sowie mit fortschreitendem Verlauf auch vermehrt Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Kohlenstoff und Wasser. Während durch (Luft-)Sauerstoffmangel die vollständige Oxidation zu Kohlendioxid und Wasser verhindert wird, lässt sich die weitere Beschaffenheit der Pyrolyseprodukte neben den primären Prozessbedingungen Temperatur, Druck und Verweilzeit im Reaktor auch durch zugeführte chemische Reaktanden und Katalysatoren beeinflussen. Weitere Varianten der Vergasung sind möglich. Wenn die Reaktion in einer flüssigen Lösung durchgeführt wird, die gleichzeitig Reaktionspartner ist, spricht man auch von einer Solvolyse, bei einer Wasserstoffatmosphäre dagegen von einer Hydrogenolyse.

Carbo-V-Verfahren

Dieses spezielle Verfahren beruht auf einem zweistufigen Prozess, wobei zuerst bei 400 - 500°C die stückige Biomasse in Koks (Biokoks) und teerhaltiges Schwelgas zerlegt wird. Während der Biokoks ausgeschleust wird, erfolgt bei ca. 1500 °C eine Flugstromvergasung des Schwelgases, so dass die längerkettigen Kohlenwasserstoffe in einfache Moleküle und damit in ein teerfreies Synthesegas zerlegt werden können. Die hohe Temperatur dieses Gases wird anschließend benutzt, um den ausgeschleusten und zermahlenen Biokoks bei nun 900 °C ebenfalls zu vergasen. Der Rohstoff kann dadurch vollständiger genutzt werden als bei anderen Verfahren. Das damit entstandene Rohgas ist teerfrei und nach dem Entstauben und Waschen von ähnlicher Qualität wie aus Erdgas erzeugtes Synthesegas.

Verflüssigung

Wird die Pyrolyse weniger vollständig durchgeführt, entsteht statt eines Gases ein flüssiges Produkt, das auch als Pyrolyseöl bezeichnet wird. Dieses Verfahren könnte z. B. eingesetzt werden, um Rohstoffe mit geringer Dichte, wie z. B. Stroh, die Transportwürdigkeit zu erhöhen. Anschließend kann eine Vergasung an der BtL-Produktionsanlage erfolgen.

Synthese

Der nachfolgende Schritt ist der Syntheseschritt, bei dem die Spaltprodukte im Synthesegas durch chemische Reaktion zum BtL-Kraftstoff aufbereitet werden. Meist findet eine an das Fischer-Tropsch-Verfahren angelehnte Synthese zur Erzeugung der BtL-Kraftstoffe statt.

Dieses Verfahren wird in der Pilotanlage der Choren Industries GmbH angewandt. Geplant ist dabei, das Carbo-V-Verfahren zur Produktion von Biogas mit der von Shell entwickelten Shell Middle Distillate Synthesis, einem weiterentwickelten Fischer-Tropsch-Verfahren, zu kombinieren. Shell erzeugt damit im großindustriellen Maßstab im malaysischen Bintulu schon GtL-Kraftstoff aus Erdgas und mischt ihn seinem „V-Power“-Kraftstoff bei.

Eine weitere Anlage im vorläufig kleineren Maßstab ist die Anlage in Güssing (Österreich)[8]. Hier wird mit einer Holzwirbelschichtvergasung Synthesegas hergestellt, das derzeit noch in einem Motor verbrannt wird. An der Installation einer Fischer-Tropsch-Anlage wird gearbeitet. Ab Frühling 2007 soll es gasförmigen Treibstoff an einer Tankstelle geben. Flüssige Treibstoffe sollen etwa ab Herbst 2007 angeboten werden.

Produktaufbereitung

Das Produkt der Synthese ist ein Gemisch verschiedenster Kohlenwasserstoffe. Um eine Nutzung als Kraftstoff zu ermöglichen ist eine Aufbereitung notwendig, die z. B. auf Verfahren aus der Erdölraffination zurückgreift (z. B. Destillation, Rektifikation). So erfolgt z. B. die Gewinnung von BtL-Benzin und BtL-Diesel aus dem Syntheseprodukt. In einem begrenzten Rahmen lässt sich die Synthese steuern, so dass z. B. eine bevorzugte Herstellung von BtL-Diesel möglich ist.

Andere Herstellungsverfahren

Eine Herstellung von BtL-Kraftstoff kann auch mit anderen Verfahren erfolgen, die aber zur Unterscheidung meist eine eigene Bezeichnung haben. Teilweise liegt als Zwischenprodukt kein Synthesegas sondern eine Flüssigkeit (Pyrolyseöl) vor:

  • Flash-Pyrolyse mit sehr kurzen Verweilzeiten im Reaktor[9], der
  • Katalytischen Direktverflüssigung, bei der die Pyrolyse in einem Ölsumpf mit Katalysatorbeimengung erfolgt[10], und der
  • Hydrierenden Direktverflüssigung, bei der durch (Druck-)Wasserstoff während der Pyrolyse stabile Produktkohlenwasserstoffe entstehen.

Bei diesen Verfahren, entsteht eine Produktflüssigkeit (Biorohöl oder Biocrude Oil genannt) die hauptsächlich lipophile (wasserunlösliche) Stoffe enthalten kann. In einem weiteren Schritt erfolgt die Verarbeitung zu Biokraftstoff mit Hilfe gängiger petrochemischer Verfahren.

Entsprechende Anlagen existieren derzeit an verschiedenen Standorten in Deutschland, u.a. beim "Departement Verfahrenstechnik" der HAW Hamburg (Technikumsmaßstab), sowie bei einigen kommerziellen Betreibern ("HP-DoS"-Verfahren, Produktionsvorstufe).

Auch an anderen Instituten wird an der Entwicklung von Herstellungsverfahren gearbeitet, wie z. B. am Forschungszentrum Karlsruhe mit dem bioliq-Verfahren.[11]

Kraftstoffeigenschaften

Es gibt derzeit nur Messwerte aus Pilotanlagen[12]. Fischer-Tropsch-Kraftstoffe werden einen 7 % geringeren volumetrischen Energieinhalt im Vergleich zu Diesel haben, eine niedrigere Viskosität und eine deutlich höhere Cetanzahl[13]. Die Emissionen durch BtL-Kraftstoff sind geringer als bei fossilem Brennstoff (siehe Absatz Umweltauswirkungen). BtL-Diesel bzw. -Benzin sind ohne umfassende Umrüstung in den gängigen Diesel- bzw. Ottomotoren nutzbar.

Marken

Biotrol, SunFuel, SunDiesel

Volkswagen vertreibt BtL-Kraftstoff unter den Namen SunFuel und SunDiesel. DaimlerChrysler verwendete für den gleichen Kraftstoff die Bezeichnung Biotrol.

SunDiesel ist eine wasserklare, ölige Flüssigkeit und frei von Schwefel und Aromaten. Sie ist wesentlich schadstoffärmer als vergleichbare Kraftstoffe (35 - 55 %) und verbrennt unter geringerem Ausstoß von Schadstoffen. Der Kraftstoff zeichnet sich durch - im Vergleich zu herkömmlichem Diesel - eine viel geringere Anzahl an verschiedenen im Gemisch enthaltenen Stoffen aus. Diesel hat rund 400, SunDiesel nur etwa 10 Bestandteile. Durch richtige Spezifikation entweder des Kraftstoffs (z. B. durch Anpassung der Dichte) oder auch des Motors lässt sich eine „genauere“ Verbrennung erzielen, was dann die Emissionen von Ruß, Kohlenmonoxid und auch Stickoxiden reduziert. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Cetanzahl von über 70 (Maß für die Zündwilligkeit; das EU-Mindestmaß beträgt 49).

Produktion und Markteinführung

2005 vereinbarte Choren mit dem Mineralölkonzern Shell, die weltweit erste großtechnische Fertigungsanlage für 18 Mio. Liter BtL-Kraftstoff im Jahr zu errichten. Die Anlage wurde im April 2008 fertiggestellt und sollte in 8 bis 12 Monaten in Betrieb genommen werden. Durch Verzögerungen wurde der Termin auf das dritte Quartal 2009 verschoben[14]. Die Anlage soll Treibstoff zu Kosten von 1,00 Euro je Liter produzieren[15]. Die angepeilte Jahresproduktion von 15.000 Tonnen soll als erste Tankfüllung von neuen Mercedes- und VW-Automobilen ausgeliefert werden.

Ebenfalls im Jahr 2005 ging in Schwedt eine BtL-Produktionsanlage in Betrieb, die inzwischen 200.000 Tonnen Bioethanol und 250.000 Tonnen Biodiesel pro Jahr produziert [16].

Als allgemein wichtig werden die industriepolitischen Rahmenbedingungen erachtet, wie z. B. die bisher nur bis 2015 im Rahmen des Energiesteuergesetzes zugesagten Steuerbegünstigungen für besonders förderwürdige Biokraftstoffe wie BtL, Cellulose-Ethanol und Biomethan.

Umweltauswirkungen

Mechanisierte Ernte einer Kurzumtriebsplantage mit einem umgerüsteten Maishäcksler

Bei den Umweltauswirkungen kann zwischen den Folgen des Biomasseanbaus und den Emissionen bei der Nutzung durch Verbrennung des BtL unterschieden werden. Für eine Gesamtbilanz ist aber der komplette Prozess inklusive der aufwendigen Herstellung zu betrachten.

Anbau

Die Umweltauswirkungen der Herstellung von BtL-Treibstoff hängen vor allem von der Art der eingesetzten Biomasse ab. Wie bei anderen Biotreibstoffen auch führt die Verwendung von Abfällen oder Waldholz zu eher geringeren Umweltbelastungen. Bei Verwendung von Energiepflanzen sind die Umweltbelastungen hingegen höher und die Treibhausgaseinsparungen geringer. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Umwandlungsgrad, der auch davon abhängt, ob im Verfahren noch Strom und Wärme produziert werden[1]. Es besteht also ein Zielkonflikt zwischen hohen Treibstofferträgen auf der einen Seite und möglichst geringen Umweltbelastungen auf der anderen Seite.

Etwa 5 bis 10 Kilogramm Holz sind notwendig, um 1 kg BtL zu produzieren[17]. Ersten optimistischen Schätzungen zufolge soll sich auf einem Hektar Ackerland so viel Biomasse anbauen lassen, dass daraus jährlich ca. 4000 Liter BtL-Kraftstoff hergestellt werden können[18]. Neuere Berechnungen in einem europäischen Forschungsprojekt ergaben maximal 2300 kg BtL-Kraftstoff pro Hektar bei der Nutzung von Kurzumtriebsholz. Die Umwandlungsgrade und Flächenerträge schwanken dabei je nach Verfahren und Art der Biomasse.[17]

Nutzung

Theoretisch kann jeder Dieselmotor auch mit BtL-Kraftstoff betrieben werden. In ersten Praxismessungen ergab sich ein verringerter Ausstoß von (unverbrannten) Kohlenwasserstoffen (um 40 %) sowie von Kohlenmonoxid und Rußpartikeln bei der Verbrennung. Grund ist das, im Gegensatz zu fossilen Kraftstoffen, Fehlen von aromatischen Verbindungen. Da auch keine Schwefelverbindungen enthalten sind, werden auch hier Emissionen verringert. Allerdings musste auch ein leichter Leistungsverlust hingenommen werden. Für eine vollständige Beurteilung müssen jedoch auch die zusätzlichen Emissionen dieser Schadstoffe bei der Treibstoffherstellung berücksichtigt werden, die diese Minderemissionen bei der Verbrennung teilweise aufwiegen.[1]

Vor- und Nachteile

(zu allgemeinen Vor- und Nachteilen von Bioenergien siehe auch Artikel Bioenergie)

Vorteile

  • BtL-Kraftstoffe haben ähnliche Vorteile wie andere erneuerbare Energien, wie
    • Vermeidung von CO2-Emissionen
    • Schonung fossiler Ressourcen
    • größere Unabhängigkeit von Energieimporten
    • Stärkung der regionalen Wirtschaft
  • Für die BtL-Herstellung kann theoretisch jede verfügbare pflanzliche Biomasse verwendet werden, wie Pflanzenabfälle, Laub, Restholz und andere, bisher ungenutzte Biomasse. Damit wird auch eine Nutzungs- (z. B. zur Nutzung von Rohstoffen zur Nahrungsmittelproduktion) und Flächenkonkurrenz vermieden. Allerdings wird dadurch auch das Potential der BtL-Kraftstoffe begrenzt.
  • Der jährliche Holzzuwachs in Deutschland beträgt etwa 65 Mio. m3, was 4 % Massenzunahme entspricht. Rund ein Viertel des jährlichen Dieselbedarfs könnte damit gedeckt werden. Allerdings besteht eine Nutzungskonkurrenz z. B. zur stofflichen Nutzung (Nutzholz) und zur Herstellung von Holzpellets oder Cellulose-Ethanol.
  • Die gängigen Diesel- bzw. Ottomotoren können die entsprechenden BtL-Kraftstoffe ohne Umrüstung nutzen, während andere Biokraftstoffe (Ethanol, Pflanzenöl) eine Anpassung erfordern können. Auch die vorhandene Infrastruktur (Tankstellen) ist weiterhin nutzbar.

Nachteile

  • Das Potential an bisher ungenutzter Biomasse ist begrenzt. Ein umfassender Ausbau der BtL-Herstellung würde somit auch zu einer verstärkten Flächen- und Nutzungskonkurrenz führen, da landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Flächen verstärkt hierfür genutzt werden müssten.
  • Die Herstellungskosten für BtL werden hoch eingeschätzt, so dass mit den derzeitigen Herstellungsverfahren eine Konkurrenzfähigkeit mit konventionellen Kraftstoffen nur bei finanzieller Förderung möglich erscheint.
  • Ein weiterer Biokraftstoff, der sich in der Entwicklung befindet, ist Cellulose-Ethanol. Für seine Herstellung würden ähnliche Rohstoffe wie für BtL benötigt. Unklar ist, welches Verfahren geeigneter ist.
  • Bei der thermischen Umwandlung gehen je nach Verfahren und Nebenprodukten (Strom, Wärme, Naphtha) 30 bis 60 % der in der Biomasse gespeicherten Energie verloren. Der Treibstoffertrag pro Hektar ist damit nicht zwingend höher als bei anderen Biotreibstoffen und kann je nach Ausgangsmaterial und Verfahren stark schwanken[1]. Zudem ist der Aufwand für Ernte, Transport, Schreddern und anderes zu berücksichtigen.

Referenzen

  1. a b c d ESU-services: Ökobilanz der Nutzung synthetischer Biotreibstoffe
  2. a b c d - Biokraftstoffe - Basisdaten Deutschland, Stand Oktober 2009 Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), Gülzow, 2009, 14-seitige Broschüre, als pdf verfügbar
  3. - Preisentwicklung von Rapsöl als Kraftstoff, CARMEN e.V., aktuelle Preisnotierungen, abgerufen am 04.12.2009
  4. a b c Biokraftstoffe - Basisdaten Deutschland, Stand Januar 2008 Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), Gülzow, 2008, Broschüre, wegen aktualisierter Version nicht mehr als pdf verfügbar
  5. - Preisentwicklung von Biodiesel, UFOP, aktuelle Preisnotierungen, abgerufen am 04.12.2009
  6. - Preisentwicklung von Bioethanol E85, CARMEN e.V., aktuelle Preisnotierungen, abgerufen am 04.12.2009
  7. Biogastankstelle Jameln
  8. Europäisches Zentrum für Erneuerbare Energie Güssing
  9. HAW-Hamburg, Forschungsbericht 2004/2005, [1], Seiten 33 und 38 ff.
  10. Willner, Th.: Direktverflüssigung von Biomasse am Beispiel der Entwicklungen der HAW Hamburg. Gülzower Fachgespräche, Band 28, Hrsg. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, Gülzow 2008, S. 54-86
  11. Forschungszentrum Karlsruhe - Programm Erneuerbare Energien
  12. RENEW Homepage
  13. Biokraftstoffe; Basisdaten Deutschland; Stand: Januar 2008
  14. Internetpräsenz der Agrarzeitschrift top agrar
  15. CHOREN BtL-Anlage in Sachsen eröffnet
  16. Internetpräsenz der VERBIO Vereinigte Bioenergie AG, abgerufen am 25. Oktober 2011
  17. a b Life Cycle Assessment of BtL-fuel production: Inventory Analysis
  18. BtL-Informationsplattform

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Martin Kaltschmitt, Hans Hartmann und Hermann Hofbauer (Hrsg.), Energie aus Biomasse. Grundlagen, Techniken und Verfahren. Springer Verlag (2009), 2. Auflage, S. 685-690, ISBN 978-3-540-85094-6
  • Dr. Norbert Schmitz, Dr. Jan Henke, Prof. Gernot Klepper : Biokraftstoffe - Eine vergleichende Analyse; Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), Gülzow (2009), 2. Neuauflage, 167-seitig, als pdf erhältlich

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