Brusca

Brusca

Giovanni Brusca (* 20. Mai 1957 in San Giuseppe Jato (PA), Italien) war ein wichtiger Angehöriger der sizilianischen Cosa Nostra.

Leben

Giovanni Brusca war - wie sein Vater und seine beiden Brüder - Mitglied der Mafia in San Giuseppe Jato. Schon sein Urgroßvater und sein Großvater waren Ehrenmänner gewesen. San Giuseppe Jato ist ländlich geprägt. Die Mafia-Familie von San Giuseppe Jato wurde von Antonio Salamone geleitet; Giovannis Vater Bernardo Brusca war sein langjähriger Stellvertreter. Die Bruscas arbeiteten sehr eng mit den Corleonesern, der Mafia-Familie aus dem Bergstädtchen Corleone, welche seit den 1980er Jahren die Vorherrschaft in der Cosa Nostra ausübt, zusammen und gehörten zu ihrem Bündnis. Salamone hingegen war eher ein Anhänger Stefano Bontades, der in Opposition zu den `Corleonesi´ stand. Giovanni Brusca wurde bereits 1976 mit 19 Jahren zum Ehrenmann gemacht; zuvor hatte er bereits einen Mord für die Cosa Nostra begangen. Sein "Pate" bei der Aufnahmezeremonie war Salvatore Riina. Ende der 1970er Jahre arbeitete er eine Zeitlang als Fahrer für den Corleoneser Bernardo Provenzano. Als die Corleoneser im Zweiten Mafiakrieg von 1981-1983 ihre Gegner vernichteten und so die absolute Vorherrschaft errangen, übernahmen auch die ambitionierten Bruscas in der Familie von San Giusepe Jato die alleinige Kontrolle. Brusca arbeitete als Killer für die Corleoneser. Als treuer Anhänger vom „Boss der Bosse“ Salvatore Riina stieg er 1989 zum „capomandamento“', d.h. zum Boss von drei Mafiafamilien, auf als sein Vater verhaftet werden konnte. Sein Bruder Emanuele Brusca unternahm lange Jahre die Botengänge zu den Abgeordneten, die als Statthalter von Giulio Andreotti in Sizilien galten: zu dem Abgeordneten Salvatore Lima und den Brüdern Ignazio und Nino Salvo.

Als die Corleoneser 1992 begannen, gegen den Staat Krieg zu führen, war Brusca bereits einer der profiliertesten Killer der Corloneser; so hatte er den Boss der Familie von Alcamo ermordet, als dieser begann, sich Riina zu widersetzen. Giovanni Brusca war es auch, der ca. 400 kg Sprengstoff für das Attentat auf den Juristen und Mafiajäger Giovanni Falcone in Waschpulvertonnen verpackte und in ein Abflussrohr unter der Autobahn bei Palermo deponiert. Die von ihm selbst gezündete Bombe tötete den Richter, seine Frau und drei seiner Leibwächter am 23. Mai 1992 in Capaci nahe Palermo. Auch bei dem Mord an Paolo Borsellino war Giovanni Brusca beteiligt. Beide Morde geschahen im Auftrag von Salvatore Riina. Giovanni Brusca war auch derjenige, der den Sohn von Santino Di Matteo, welcher mit der Polizei kooperierte, entführte, als der Junge elf Jahre alt war. Zwei Jahre und drei Monate hielt er das Kind in einem Schuppen gefangen, folterte ihn immer wieder und spielte dem Vater Fotos von den Verletzungen zu, um dessen Vater zum Schweigen zu bringen. Schließlich ließ Brusca den inzwischen 14-jährigen Jungen erwürgen und die Leiche in Säure auflösen. Es kam zu einer energischen Reaktion des italienischen Staates und 1993 konnte Riina verhaftet werden. Daraufhin begannen die Corleoneser und Brusca auf dem italienischen Festland terroristische Anschläge durchzuführen. In Florenz, Mailand und Rom explodierten Bomben und töteten und verletzten dutzende Menschen. Nachdem auch Riinas Nachfolger Leoluca Bagarella 1995 verhaftet werden konnte, wurde die Praxis der Attentate und Anschläge vom neuen Boss Provenzano jedoch aufgegeben; er verordnete eine "Pax Mafiosa".

1996 umzingelten 400 Polizisten das Haus, in dem Giovanni Brusca sich mit seiner Familie versteckt hielt und verhafteten ihn. Bald begann er, mit den Behörden zu kooperieren. Danach gestand er, er habe „viel mehr als hundert, aber sicher weniger als zweihundert“ Menschen getötet. Giovanni Bruscas Spitzname war als mammasantissima - ein furchtbarer Mafioso, und als lo scannacristiani "der Mann, der den Menschen den Hals durchschneidet" bekannt.("Das Wort „Christ“ ist im Sizilianischen gleichbedeutend mit „Mensch“, in der Mafia jedoch bedeutet es „Ehrenmann“".[1]).

Heute sind die Brüder Brusca zwei der vielen hundert Pentiti (it: „die Reuigen“) Italiens. Giovanni Bruscas Aussagen sind teils jedoch sehr umstritten und werden angezweifelt. Brusca war ein Analphabet, der erst im Gefängnis lesen und schreiben lernte. Die Entscheidung, ihm wegen guter Führung Freigang zu gewähren, sorgte bei den Angehörigen seiner Opfer für Verbitterung und öffentliche Proteste.

Anmerkungen

  1. John Dickie- Cosa Nostra- Eine Geschichte der Mafia, Fischerverlage 2007, S. 35 [1].

Literatur

  • Dickie, John: Cosa Nostra - Die Geschichte der Mafia. S.Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17106-4.
  • Henning Klüver: Der Pate - letzter Akt. C. Bertelsmann, 2007, ISBN 978-3-570-00971-0.

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