Bruno Walrave

Bruno Walrave

Bruno Nils Olaf Walrave (* 22. Februar 1939 in Amsterdam) ist ein ehemaliger niederländischer Radsportler und Schrittmacher.

Bruno Walrave bei der Steher-EM in Alkmaar 2008

Karriere

Von 1956 an war Bruno Walrave als Schrittmacher bei Steherrennen und Dernyrennen aktiv. Mit 15 Titeln als Weltmeister der Steher ist er der bisher erfolgreichste Schrittmacher weltweit.

Nach der Wintersaison 2008/2009 trat Walrave vom aktiven Sport zurück.[1] Der 70. Geburtstag von Bruno Walrave am 22. Februar 2009 fiel mit dem letzten Tag des Sechstagerennens von Hasselt zusammen. Diesen Anlass nutzte Walrave, um seine aktive Laufbahn zu beenden.

Walrave, der zur Vertretung der Rechte von Berufssportlern immer noch Positionen in verschiedenen nationalen und internationalen Sportverbänden, zum Beispiel in der Koninklijke Nederlandsche Wielren Unie (KNWU) (Niederländischer Radsport Verband) und der Union Cycliste Internationale (UCI) (Weltradsport-Verband) wahrnimmt, zeichnet sich durch weitreichende juristische Kenntnisse im Bereich des Profisports aus. Bereits 1974 reichte er eine Klage im niederländischen Utrecht auf Arbeitnehmerfreizügigkeit ein und attackierte damit die UCI, die KNWU und den spanischen Radsportverband Federacion Espanola Ciclismo (Spanische Radsport-Föderation). Bei den im Jahr 1973 im spanischen San Sebastián veranstalteten Bahnrad-Weltmeisterschaften war eine Änderung des internationalen Reglements beschlossen worden, nach welcher der Schrittmacher bei Steherrennen dieselbe Staatsangehörigkeit besitzen musste wie sein Steher. Diese Regelung untersagte unter anderem sowohl ihm wie auch dem niederländischen Schrittmacher Norbert Koch, mit deutschen Stehern an den Start zu gehen. Walrave und Koch sahen sich dadurch in ihrem Recht auf freie Ausübung ihrer Tätigkeit innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) behindert. Walrave wurde es damit unmöglich gemacht, seinen gemeinsam mit dem Nürnberger Amateursteher Horst Gnas 1971 und 1972 errungenen Weltmeistertitel zu verteidigen.

Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vom 12. Dezember 1974 in der Rechtssache 36-74 zu Gunsten von Walrave und Koch ist neben anderen auch Grundlage der sogenannten „Bosman-Entscheidung“ aus dem Jahr 1995.[2]

Walrave ist für die niederländische Firma „Six Day Management“ bei der Durchführung der Sechstagerennen von Amsterdam, Rotterdam und Tilburg tätig.

Erfolge als Schrittmacher (Auszug)

15 Weltmeisterschaften

9 Weltmeisterschaften der Amateur-Steher

  • 1969 – Weltmeister der Amateur-Steher mit Albertus Boom / Niederlande
  • 1971 – Weltmeister der Amateur-Steher mit Horst Gnas / Deutschland
  • 1972 – Weltmeister der Amateur-Steher mit Horst Gnas / Deutschland
  • 1975 – Weltmeister der Amateur-Steher mit Gaby Minneboo / Niederlande
  • 1976 – Weltmeister der Amateur-Steher mit Gaby Minneboo / Niederlande
  • 1977 – Weltmeister der Amateur-Steher mit Gaby Minneboo / Niederlande
  • 1980 – Weltmeister der Amateur-Steher mit Gaby Minneboo / Niederlande
  • 1982 – Weltmeister der Amateur-Steher mit Gaby Minneboo / Niederlande
  • 1984 – Weltmeister der Amateur-Steher mit Jan de Nijs / Niederlande

5 Weltmeisterschaften der Profi-Steher

  • 1970 – Weltmeister der Profi-Steher mit Ehrenfried Rudolph / Deutschland
  • 1977 – Weltmeister der Profi-Steher mit Cees Stam / Niederlande
  • 1981 – Weltmeister der Profi-Steher mit René Kos / Niederlande
  • 1988 - Weltmeister der Profi-Steher mit Danny Clark / Australien
  • 1991 – Weltmeister der Profi-Steher mit Danny Clark / Australien

1 Weltmeisterschaft (open)

6 Europameisterschaften

3 Steher-Europameisterschaften (Profis)

  • 1976 - Steher Europameister mit Cees Stam / Niederlande in Dortmund
  • 1988 - Steher-Europameister mit Danny Clark / Australien in Kopenhagen
  • 1989 - Steher-Europameister mit Torsten Rellensmann / Deutschland in Dortmund

1 Steher-Europameisterschaft (open)

1 Derny-Europameisterschaft (Profis)

  • 1989 - Derny-Europameister mit Danny Clark / Australien in Gent

1 Derny-Europameisterschaft (open)

Einzelnachweise

  1. Tagesspiegel vom 26. Januar 2009
  2. Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) vom 12. Dezember 1974 in der Rechtssache 36-74

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