Bruno Ganz

Bruno Ganz
Bruno Ganz während des Deutschen Filmfestivals Tokio, am 11. Juni 2005.

Bruno Ganz (* 22. März 1941 in Zürich) ist ein international tätiger Schweizer Schauspieler und seit 1996 der Träger des Iffland-Ringes.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Bruno Ganz ist Sohn eines Schweizer Fabrikarbeiters und einer Italienerin. Schon vor der Matura beschloss Ganz, Schauspieler zu werden. Mit neunzehn Jahren spielte er seine erste Filmrolle in Der Herr mit der schwarzen Melone. Gustav Knuth, einer der Hauptdarsteller, war schon damals von seiner Begabung überzeugt.

Bruno Ganz besuchte das Zürcher Bühnenstudio (heute Hochschule der Künste). Nebenbei jobbte er als Buchverkäufer und absolvierte die schweizerische Rekrutenschule als Sanitäter. 1961 spielte er in Chikita einen Jazzfan.

Ein Jahr später kam Ganz nach Deutschland und spielte zunächst am Jungen Theater Göttingen. Von 1964 bis 1969 spielte er am Theater am Goetheplatz in Bremen unter der Leitung von Kurt Hübner und arbeitete hier auch an Projekten von Peter Zadek mit. Im Jahr 1967 lernte er Peter Stein kennen, mit dem er in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Theaterprojekte realisierte. Im Anschluss daran wurde er vom Zürcher Schauspielhaus verpflichtet.

1970 stieß er zum Ensemble der Berliner Schaubühne. In der Folge arbeitete er mit bedeutenden Regisseuren wie Peter Zadek, Peter Stein, Claus Peymann, Klaus Michael Grüber, Luc Bondy und Dieter Dorn zusammen. 1972 spielte er erstmals bei den Salzburger Festspielen unter Peymanns Regie in der Uraufführung von Thomas Bernhards Der Ignorant und der Wahnsinnige. Für diese Darstellung wurde er als «Schauspieler des Jahres» ausgezeichnet. Die intensivste Zusammenarbeit am Theater entwickelte sich seit den frühen 70er Jahren mit dem Regisseur Klaus Michael Grüber.

Durch etliche Filmrollen (u.a. in Wim Wenders' Der amerikanische Freund und Der Himmel über Berlin) wurde Bruno Ganz ab Mitte der 70er Jahre einem größeren Publikum bekannt. 1991 spielte er neben Otto Šimánek (Pan Tau) unter der Regie von Martin Walz in dem Film Die Wette (Sazka) mit.

Im Jahr 2000 drehte er mit Silvio Soldini den Film Brot und Tulpen, der vor allem in Italien mehrfach ausgezeichnet wurde. Noch im gleichen Jahr beeindruckte Ganz als Faust in Peter Steins 21-stündiger Inszenierung von Goethes Faust I und Faust II, die auf der Expo 2000 in Hannover uraufgeführt wurde, bevor eine Tournee nach Berlin und Wien führen sollte. Ganz wurde bei einem Probenunfall so schwer verletzt, dass er bei der Premiere nicht spielen konnte. 2003 debütierte Ganz am Wiener Burgtheater unter Grübers Regie in Ödipus auf Kolonos des Sophokles (Bühnenbild und Kostüme: Anselm Kiefer; Übersetzung aus dem Altgriechischen: Peter Handke).

Nach einem Zerwürfnis mit Peymann spielte Ganz am Berliner Ensemble nicht wie erwartet in Botho Strauss’ Stück Schändung nach Shakespeare, sondern erst 2006 im Schauspielhaus Bochum unter der Regie von Elmar Goerden.

2004 verkörperte er Adolf Hitler in dem von Bernd Eichinger produzierten Film Der Untergang – seine schauspielerische Leistung wurde von der Presse überwiegend als überragend bezeichnet.

2010 wurde Bruno Ganz gemeinsam mit Iris Berben zum Präsidenten der Deutschen Filmakademie gewählt.

Bruno Ganz ist seit 1965 mit seiner Frau Sabine verheiratet, obgleich getrennt lebend, und hat einen Sohn, der im Alter von vier Jahren erblindete. Der Schauspieler lebt in seiner Heimatstadt Zürich, in Venedig und in Berlin. Seine langjährige Lebensgefährtin ist die Fotografin Ruth Walz.

Auszeichnungen

Stern von Bruno Ganz auf dem Boulevard der Stars in Berlin

Im Februar 1996 vermachte der Schauspieler Josef Meinrad Bruno Ganz den Iffland-Ring, der seit über 100 Jahren an den jeweils «würdigsten» Schauspieler deutschsprachiger Bühnen weitervererbt wird. Am 2. März 2006 wurde Ganz in Wien vom österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst überreicht. Damit wurde Ganz in die Österreichische Kurie für Kunst aufgenommen.

Weitere Auszeichnungen

Werk

Wichtige Theaterarbeiten

Jahr Titel Autor Rolle Regisseur
1965 Die Unberatenen nach Thomas Valentin Jochen Rull Kurt Hübner
1965 Frühlings Erwachen Frank Wedekind Moritz Stiefel Peter Zadek
1965 Hamlet William Shakespeare Hamlet Kurt Hübner
1966 Die Räuber Friedrich Schiller Franz Moor Peter Zadek
1966 Macbeth William Shakespeare Macbeth Kurt Hübner
1967 Maß für Maß William Shakespeare Herzog Peter Zadek
1968 Im Dickicht der Städte Bertolt Brecht George Garga Peter Stein
1969 Kabale und Liebe Friedrich Schiller Wurm Peter Stein
1969 Torquato Tasso Johann Wolfgang von Goethe Torquato Tasso Peter Stein
1971 Peer Gynt Henrik Ibsen Peer Nr. 3 und Nr. 8 Peter Stein
1971 Der Ritt über den Bodensee Peter Handke Heinrich George Peymann/Wiens
1972 Geschichten aus dem Wiener Wald Ödön von Horvath Oskar Klaus Michael Grüber
1972 Der Ignorant und der Wahnsinnige Thomas Bernhard Der Arzt Claus Peymann
1972 Kleists Traum vom Prinzen Homburg nach Heinrich von Kleist Prinz von Homburg Peter Stein
1973 Die Bakchen Euripides Pentheus Klaus Michael Grüber
1973 Sommergäste Maxim Gorki Schalimow Peter Stein
1975 Tod des Empedokles nach Friedrich Hölderlin Empedokles Klaus Michael Grüber
1982 Hamlet William Shakespeare Hamlet Klaus Michael Grüber
1984 Der Park Botho Strauss Oberon Peter Stein
1986 Prometheus, gefesselt nach Aischylos Prometheus Klaus Michael Grüber
1986 Die Fremdenführerin Botho Strauss Lehrer Luc Bondy
1987 Der Misanthrop Molière Alceste Luc Bondy
1996 Ithaka Botho Strauss Odysseus Dieter Dorn
2000 Faust I + II Johann Wolfgang von Goethe Faust Peter Stein
2006 Schändung Botho Strauss Titus Andronicus Elmar Goerden

Filmografie

Jahr Titel Anmerkungen
1960 Der Herr mit der schwarzen Melone Regie: Karl Suter
1961 Chikita Regie: Karl Suter
1962 Es Dach überm Kopf Regie: Kurt Früh
1967 Der sanfte Lauf Regie: Haro Senft
1976 Die Marquise von O. (La Marquise d'O.) Regie: Éric Rohmer
1976 Die Wildente Regie: Hans W. Geißendörfer
1976 Im Scheinwerferlicht (Lumière) Buch und Regie: Jeanne Moreau
1976 Sommergäste Buch: Botho Strauß, Regie: Peter Stein
1977 Der amerikanische Freund Buch und Regie: Wim Wenders
1977 Die linkshändige Frau Buch und Regie: Peter Handke
1978 The Boys from Brazil Regie: Franklin J. Schaffner
1978 Schwarz und weiß wie Tage und Nächte Regie: Wolfgang Petersen
1978 Messer im Kopf Regie: Reinhard Hauff
1979 Nosferatu – Phantom der Nacht Regie: Werner Herzog
1979 Rückkehr zur Geliebten (Le retour à la bien-aimée) Regie: Jean-François Adam
1980 5 Prozent Risiko (5% de risque) Regie: Jean Pourtalé
1980 Der Erfinder Regie: Kurt Gloor
1980 Die Kameliendame (La dame aux camélias) Regie: Mauro Bolognini
1980 Die Verweigerung (La Provinciale) Regie: Claude Goretta
1981 Etwas wird sichtbar Regie: Harun Farocki
1981 Oggetti Smarriti Regie: Giuseppe Bertolucci
1981 Die Fälschung (Le faussaire) Regie: Volker Schlöndorff
1982 Gedächtnis – Ein Film für Curt Bois und Bernhard Minetti Regie und Drehbuch: Bruno Ganz
1982 Krieg und Frieden Regie: Alexander Kluge, Volker Schlöndorff, Stefan Aust, Axel Engstfeld
1983 In der weißen Stadt (Dans la ville blanche) Regie: Alain Tanner
1984 System ohne Schatten Regie: Rudolf Thome
1985 Der Eissalon (De IJssalon) Regie: Dimitri Frenkel Frank
1986 Der Pendler Regie: Bernhard Giger
1986 Väter und Söhne vierteilig, Regie: Bernhard Sinkel
1987 Der Himmel über Berlin Regie: Wim Wenders
1988 Ein fast anonymes Verhältnis (Strapless) Regie: David Hare
1988 Der Himmel ist fern (Un amore di donna) Regie: Dino Risi
1988 Bankomatt Regie: Villi Hermann
1989 Architektur des Untergangs (Undergangens arkitektur) Regie: Peter Cohen – Erzähler
1990 Tassilo – Ein Fall für sich sechsteilig, Regie: Hajo Gies
1990 Sazka – Die Wette (Sazka) Regie: Martin Walz
1991 Erfolg Regie: Franz Seitz
1991 La Domenica specialmente Regie: Giuseppe Bertolucci
1991 Prag (Prague) Regie: Ian Sellar
1991 Children of Nature – Eine Reise (Börn natturunna) Regie: Fridrik Thór Fridriksson
1991 Letzte Tage im Chez Nous (The Last Days of Chez Nous) Regie: Gillian Armstrong
1992 Brandnacht Regie: Markus Fischer
1993 In weiter Ferne, so nah! Regie: Wim Wenders
1993 Asmara Regie: Paolo Poloni
1994 Die Abwesenheit (L'absence) Buch und Regie: Peter Handke
1994 Heller Tag Regie: Andre Nitzschke
1995 Ein Richter in Angst Regie: Josef Rödl
1995 Il Grande Fausto Regie: Alberto Sironi
1996 Tödliches Schweigen Regie: Bernd Böhlich
1997 Saint-Ex Regie: Anand Tucker
1998 Gegen Ende der Nacht Regie: Oliver Storz
1998 Die Ewigkeit und ein Tag (Mia eoniotita ke mia mera) Regie: Theo Angelopoulos
2000 WerAngstWolf Regie: Clemens Klopfenstein
2000 Brot und Tulpen (Pane e Tulipani) Regie: Silvio Soldini
2001 Johann Wolfgang von Goethe – Faust
2002 Epsteins Nacht Regie: Urs Egger
2002 Bruno Ganz – Behind Me Regie: Norbert Wiedmer
2003 Luther Regie: Eric Till
2004 Der Manchurian Kandidat (The Manchurian Candidate) Regie: Jonathan Demme
2004 Der Untergang Regie: Oliver Hirschbiegel
2006 Fürchtet Euch Nicht! – Das Leben Papst Johannes Pauls II. Regie: Jeff Bleckner
2006 Vitus Regie: Fredi M. Murer
2006 Ode an die Freude (Baruto no gakuen) Regie: Masanobu Deme
2007 Jugend ohne Jugend (Youth Without Youth) Regie: Francis Ford Coppola
2008 Ein Starker Abgang Regie: Rainer Kaufmann
2008 Der Baader Meinhof Komplex Regie: Uli Edel
2008 Brot Regie: Ahmet Taş
2008 The Dust of Time Regie: Theo Angelopoulos
2008 Copacabana Regie: Xaver Schwarzenberger
2009 Der Vorleser Regie: Stephen Daldry
2009 Giulias Verschwinden Regie: Christoph Schaub
2010 Der grosse Kater Regie: Wolfgang Panzer
2010 Das Ende ist mein Anfang Regie: Jo Baier
2011 Satte Farben vor Schwarz Regie: Sophie Heldman
2011 Unknown Identity (Unknown) Regie: Jaume Collet-Serra

Einzelnachweise

  1. «Bruno Ganz erhält Kunstpreis der Stadt Zürich», NZZ, 26. Juni 2006

Weblinks

 Commons: Bruno Ganz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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