Bruno Brehm

Bruno Brehm
Bruno Brehm, ca 1929

Bruno Brehm (Pseudonym: Bruno Clemens) (* 23. Juli 1892 in Laibach, Krain, heute Slowenien; † 5. Juni 1974 in Altaussee), Schriftsteller und von 1938 bis 1942 Herausgeber der ZeitschriftDer getreue Eckart“. Brehm war Mitglied im Bamberger Dichterkreis.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bruno Brehm wurde als Sohn des k.u.k. Offiziers Josef von Brehm in Slowenien geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte Brehm in den Garnisonsstädten Pilsen, Prag, Eger und Znaim. Nach seiner Reifeprüfung studierte Brehm in Wien ein Semester Germanistik. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig und leistete seinen einjährigen Militärdienst in Wien ab.

Während des Krieges wurde er zum Offizier befördert und geriet im September 1914 in russische Kriegsgefangenschaft, wo er den schwer verwundeten späteren Schriftsteller Edwin Erich Dwinger kennenlernte. 1916 wurde er gegen russische Gefangene ausgetauscht und kurz darauf bei Asagio erneut schwer verletzt.

Studium und freier Schriftsteller

Als Hauptmann aus dem Krieg zurückgekehrt, studierte Brehm in Wien, Göteborg und Stockholm Kunst- und Urgeschichte. Dieses Studium beendete Brehm erfolgreich mit der Dissertation "Der Ursprung der germanischen Tierornamentik". Nach seiner Promotion wurde er in Wien 1922 Verlagsbuchhändler und war auch kurzzeitig als Assistent an der Wiener Universität beschäftigt.

1928 ließ sich Brehm als freier Schriftsteller in Wien nieder. Bekannt wurde er zunächst mit seiner teils nostalgischen, teils heiteren Auseinandersetzung mit dem Ende der Monarchie. Dabei entstanden in kurzer Folge mehrere Titel, die zu seiner Zeit sehr beliebt waren und seinen Erfolg begründeten. Die Bücher "Apis und Este" (1931), "Das war das Ende" (1932), "Weder Kaiser noch König" (1933) bilden eine Trilogie aus diesem thematischen Umfeld.

„Anschluss“ Österreichs und Zweiter Weltkrieg

Nach dem Anschluss Österreichs 1938 an das Deutsche Reich, den Brehm in Versen im "Bekenntnisbuch österreichischer Dichter" (herausgegeben vom Bund deutscher Schriftsteller Österreichs) [1] gefeiert hatte, wurde er Ratsherr der Stadt Wien. Noch im selben Jahr übernahm er die Monatsschrift „Der getreue Eckart“, die er bis 1942 herausgab. 1939 erhielt Brehm für seine "Trilogie" ("Apis und Este", "Das war das Ende", "Weder Kaiser noch König") den Nationalen Buchpreis. 1941 wurde er Präsident der Wiener Kulturvereinigung.[2]

Während des Zweiten Weltkrieges war Brehm Ordonnanzoffizier in Griechenland, Russland und in Nordafrika. Brehms antisemitische Einstellung entsprach der Diktion der Nationalsozialisten. 1941 nahm er am Weimarer Dichtertreffen teil und sprach dabei von „jüdischen Hetzern“, die den Frieden verhinderten.[3] 1942 schrieb er: „Wenn sich die Juden über ihr Schicksal vor der ganzen Welt beklagen, dann müssen wir ihnen doch sagen, dass sie selbst es waren, die dieses Schicksal heraufbeschworen haben.“ Im August 1944, in der Endphase des Krieges, wurde Brehm von Hitler in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Schriftsteller aufgenommen, was ihn vor Kriegsdienst und einem Fronteinsatz bewahrte.[2] Anschließend hielt er Dichterlesungen, wobei noch für den 14. Jänner 1945 eine „Morgenfeier“ im besetzten Polen, dem sogenannten Generalgouvernement, vorgesehen war.[2]

Nachkriegszeit

1945 wurde Brehm wegen seines politischen Engagements verhaftet, aber kurze Zeit später wieder entlassen. In der Sowjetischen Besatzungszone wurden viele seiner Schriften auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt,[4][5] auf die in der Deutschen Demokratischen Republik noch Die Grenze mitten durch das Herz (1938) folgte.[6]

Brehm nahm 1953-55 an den Pürgger Dichterwochen teil, die vom damaligen Landtagsabgeordneten der steirischen ÖVP, Alfred Rainer, initiiert wurden. Dort soll Brehm dem Journalisten Friedrich Torberg, der sich mit den Worten „Friedrich Torberg, von der Neuen Zeit“ vorgestellt hatte, geantwortet haben: „Bruno Brehm, von der alten Zeit.“[7]

Ab 1960 war Brehm Mitglied der rechtsextremistischen Gesellschaft für freie Publizistik.[2] Er versuchte 1960–1961 in der Trilogie Das zwölfjährige Reich, den Zweiten Weltkrieg aufzuarbeiten. Bei der Auseinandersetzung mit Adolf Hitler scheiterte Brehm sowohl formal als auch mit seinen Argumenten.

Im Alter von 82 Jahren starb Bruno Brehm am 5. Juni 1974 in Altaussee.

Sein Nachlass befindet sich in Privatbesitz.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1939 Nationaler Buchpreis (auch Stefan George-Preis genannt)
  • 1943 Zinkmedaille zum 50. Geburtstag
  • 1958 Nordgau-Kulturpreis der Stadt Amberg
  • 1961 Peter-Rosegger-Preis
  • 1963 Sudetendeutscher Kulturpreis

Werke (in Auswahl)

  • Der Sturm auf den Verlag, 1925
  • Der lachende Gott, Roman, 1928
  • Susanne und Marie, Roman, 1929 (neubearb. Auf Wiedersehn, Susanne!, 1939)
  • Ein Graf spielt Theater, Roman, 1930 (neu: Ein Schloß in Böhmen, 1942)
  • Wir alle wollen zur Opernredoute. Ein humoristischer Roman, 1930
  • Das gelbe Ahornblatt. Ein Leben in Geschichten, 1931
  • Apis und Este. Ein Franz Ferdinand-Roman, 1931
  • Das war das Ende. Von Brest-Litowsk bis Versailles, 1932
  • Denksäulen aus Österreich. Eine Studie, 1932
  • Weder Kaiser noch König. Der Untergang der Habsburgischen Monarchie, Roman, 1933
  • Britta, Roman, 1934
  • Die schrecklichen Pferde. Der Welserzug nach Eldorado, Roman, 1934
  • Zu früh und zu spät. Das große Vorspiel der Befreiungskriege, 1936
  • Die weiße Adlerfeder. Geschichten aus meinem Leben, 1937
  • Wien. Die Grenzstadt im deutschen Osten, 1937
  • Tag der Erfüllung, 1939
  • Der dümmste Sibiriak, Erzählungen, 1939
  • Die sanfte Gewalt, Roman, 1940
  • Der liebe Leser, 1940
  • Im Großdeutschen Reiche, 1940
  • Über die Tapferkeit. Brevier für junge Deutsche, 1940
  • Der König von Rücken. Geschichten und Geschautes, 1942
  • Der Reichsstil, 1942
  • Die Grenze mitten durch das Herz, 1944
  • Schatten der Macht. Von den Pharaonen bis zum letzten Zaren, 1949
  • Der Lügner, Roman, 1949
  • Am Rande des Abgrunds. Von Lenin bis Truman, 1950
  • Ein Leben in Geschichten, 1951
  • Heimat in Böhmen, Lebenserinnerungen, 1951
  • Aus der Reitschul', Roman, 1951
  • Die vier Temperamente, Erzählungen, 1952
  • Der kleine Mozart ist krank, Laienspiel, 1953
  • Das Ebenbild. Menschen, Tiere, Träume und Maschinen, 1954
  • Historia Sancti Christophori. Gestalt, Legende, Kunst, 1956
  • Dann müssen Frauen streiken, 1957
  • Der Traum vom gerechten Regiment, 1960
  • Das zwölfjährige Reich (Trilogie)
    • Bd. 1: Der Trommler, 1960
    • Bd. 2: Der böhmische Gefreite, 1960
    • Bd. 3: Wehe den Besiegten allen, 1961
  • Warum wir sie lieben. Kleine Stücke von Müttern, Blumen, Farben, Tieren, Kindern und Sonne, 1963
  • Am Ende stand Königgrätz. Historischer Roman um Preußen und Österreich, 1964
  • Der Weg zum Roten Oktober, 1967

Herausgebertätigkeit

  • Soldatenbrevier, 1937

Literatur

  • Buch des Dankes. Bruno Brehm zum fünfzigsten Geburtstag. Kraft, Karlsbad u. a. 1942.
  • Gerd Schattner: Der Traum vom Reich in der Mitte. Bruno Brehm. Eine monographische Darstellung zum operationalen Charakter des historischen Romans nach den Weltkriegen. Lang Frankfurt am Main u. a. 1996, ISBN 3-631-30342-4 (Studien zur deutschen und europäischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts 34).
  • Abdulkerim Uzagan: Fiktionalität und Realität in der Romantrilogie „Die Throne stürzen“ von Bruno Brehm. Univ. Diss., Bielefeld 1999, online.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bund Deutscher Schriftsteller Österreichs (Hg.), Bekenntnisbuch Österreichischer Dichter, Krystall Verlag, Wien 1938
  2. a b c d Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 76–77.
  3. Vollständiges Zitat bei Ernst Klee, Kulturlexikon, S. 77.
  4. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-b.html
  5. http://www.polunbi.de/bibliothek/1947-nslit-b.html
  6. http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-b.html
  7. Robert Schindel: Noch eine letzte Kehre in: Die Presse, Spectrum, 2. Mai 2009

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