Bruno Beger

Bruno Beger
Beger bei kraniometrischen Messungen in Tibet (1938)

Bruno Beger (* 27. April 1911 in Frankfurt am Main; † 12. Oktober 2009 in Königstein im Taunus[1]) war ein deutscher Anthropologe und war Hauptsturmführer der SS.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bruno Beger studierte Anthropologie, Geografie und Ethnografie in Jena und Heidelberg. Anschließend ging er nach Berlin, um zu promovieren. Er schloss sich von 1938 bis 1939 der Deutschen Tibet-Expedition Ernst Schäfer an. Dort nahm er Schädelmessungen an mehreren hundert Tibetern vor, um mögliche Bezüge zur „arischen Rasse“ zu untersuchen.

Bruno Beger gehörte zum persönlichen Stab des Reichsführers SS Heinrich Himmler. Im Auftrag der „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V.“ betrieb Bruno Beger rassekundliche Forschungen.

In einer Besprechung am 10. Dezember 1941 hatte der Geschäftsführer der Forschungsgemeinschaft Ahnenerbe Wolfram Sievers ihm in Berlin den Vorschlag unterbreitet „zur Beschaffung von Judenschädeln zur anthropologischen Untersuchung“ die Zusammenarbeit mit dem Anatomen Professor August Hirt in Straßburg zu suchen. Auf Befehl von Sievers reisten Bruno Beger und Hans Helmut Fleischhacker zum Konzentrationslager nach Auschwitz. Beger kam am 7. und Fleischhacker am 11. Juni 1943 dort an. Die beiden Anthropologen wählten zwei polnische, 86 jüdische Häftlinge sowie vier „Innerasiaten“ aus. An ihnen nahmen sie fast eine Woche lang anthropologische Messungen vor. Die jüdischen Opfer wurden in das elsässische KZ Natzweiler-Struthof deportiert und im August 1943 in einer Gaskammer ermordet. Die Leichen wurden zum Anatomischen Institut der Reichsuniversität Straßburg gebracht und im dortigen Keller konserviert. Der ursprüngliche Plan, daraus eine Sammlung von Skeletten anzufertigen und sie als Belege einer angeblichen jüdischen Rasse auszustellen, konnte Hirt nicht mehr verwirklichen.

Bruno Beger wurde 1970 vor dem Landgericht Frankfurt am Main wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Das Gericht verurteilte ihn am 6. April 1974 wegen Beihilfe zu 86-fachem Mord zur Mindeststrafe von drei Jahren. Unter Anrechnung der Internierung nach dem Krieg und der Untersuchungshaft wurde ihm dabei der Strafrest wegen guter Lebensführung erlassen.

Literatur

  • Christopher Hale: Himmler's Crusade. The Nazi Expedition to Find the Origins of the Aryan Race. John Wiley & Sons, Hoboken NJ 2003 ISBN 0-471-26292-7.
  • Michael H. Kater: Das „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945. Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches. 3. Auflage. Unveränderter Nachdruck der 2. um ein ausführliches Nachwort ergänzte Auflage. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56529-X, (Studien zur Zeitgeschichte 6), (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss., 1966).
  • Wolfgang Kaufmann: Das Dritte Reich und Tibet. Die Heimat des „östlichen Hakenkreuzes“ im Blickfeld der Nationalsozialisten. 2. korrigierte und ergänzte Auflage, Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2010, ISBN 978-3-933022-58-5.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945? Fischer, Frankfurt am Main 2003 ISBN 3-10-039309-0.
  • Hans-Joachim Lang: Die Namen der Nummern. Wie es gelang, die 86 Opfer eines NS-Verbrechens zu identifizieren Hoffmann & Campe, Hamburg 2004 ISBN 3-455-09464-3, (Auch: Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16895-8).
  • Maß für Maß. In: Der Spiegel. Nr. 46, 1970 (online).
  • Deutsche Geistigkeit. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1970 (online).
  • URTEIL. In: Der Spiegel. Nr. 16, 1971 (online).
  • Nicht erfaßt. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1972 (online).
  • Hans-Joachim Lang: Skelette für Straßburg. In: Die Zeit. Nr. 35/2004 vom 19. August 2004.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Spur der Skelette. Eines Tages, abgerufen am 8. Januar 2010.

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