Brucellose

Brucellose
Klassifikation nach ICD-10
A23 Brucellose
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die Brucellose ist eine Infektionskrankheit, die durch die gram-negativen, aeroben Stäbchenbakterien der Gattung Brucella verursacht werden. Die Brucellose tritt sowohl bei Tieren als auch bei Menschen auf.

Je nach verursachender Brucellenspezies wird sie als

  • Mittelmeerfieber, Maltafieber, Undulierendes Fieber (verursacht durch Brucella melitensis)
  • Morbus Bang (Bang-Krankheit) nach Bernhard Laurits Frederik Bang oder auch Abortus Bang (verursacht durch Brucella abortus) bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Klinik

Akute Verläufe

Bis zu 90 % der Infektionen verlaufen subklinisch. Die Infektion lässt sich nur durch brucellenspezifische Antikörper nachweisen. Bei klinisch apparenten Verläufen der Brucellose beträgt die Inkubationszeit 14 bis 21 Tage, in manchen Fällen bis zu vier Monaten.

Krankheitssymptome sind Fieber, Nachtschweiß, Kopfschmerzen, Übelkeit. Das Fieber hält eine bis drei Wochen an, ist aber von fieberfreien Intervallen unterbrochen. Dies hat zur Bezeichnung Febris undulans („wellenförmiges Fieber“) geführt. Krankheitszeichen wie Lymphknoten-, Leber- oder Milzschwellungen (Hepatosplenomegalie), kommen in unterschiedlichen Ausprägungen vor. Es kann auch zu psychischen Veränderungen im Sinne einer Depression kommen.

Etwa 95 % der akuten Krankheitsverläufe heilen ab, lediglich 5 % der Patienten erleiden einen Rückfall. Diese Rückfälle können bis zu zwei Jahre nach der Ersterkrankung auftreten.

Oft sind die Symptome der chronischen Brucellose ebenfalls unspezifisch (Affektlabilität, Depression, Schlaflosigkeit). Es besteht jedoch auch die Möglichkeit einer Organmanifestation: Hierbei bilden sich Granulome in Leber, Milz, Knochenmark (Osteomyelitis), Hirnhaut und Hirngewebe (Meningoenzephalitis, in etwa 5 % der Fälle), Herz (Endokarditis) oder Lunge (Pneumonie) sowie im Hoden im Sinne einer Orchitis. Die Leber ist fast immer betroffen, eine Leberzirrhose resultiert aus der Infektion allerdings selten.

Übertragung

Brucella ist in unpasteurisierter Milch und daraus hergestelltem Käse über mehrere Wochen überlebensfähig, aus dieser Überlebensfähigkeit ergibt sich der Hauptinfektionsweg. Für Landwirte und Tierärzte können infizierte Tiere (Kot, Urin) Ansteckungsquelle sein. Bei Erkennung einer Infektion besteht umgehend Anzeigepflicht nach dem IfSG.

Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung findet in der Regel nicht statt.

Labordiagnose

Der Nachweis geschieht über spezifische Antikörper, sowie durch Erreger-Anzucht. Je nach Lokalisation des Infektionsprozesses werden dazu Blut, Liquor, Knochenmark, Urin oder Gewebeproben entnommen.

Therapie

Eine langandauernde Therapie (mindestens einen Monat) mit Doxycyclin und Rifampicin ist die übliche Behandlungsweise. Bei Schwangeren und Kindern kann eine Behandlung mit Cotrimoxazol und Rifampicin durchgeführt werden. Jedoch ist auch nach durchgeführter antibiotischer Therapie noch ein Rezidiv oder eine Organmanifestation möglich.

Impfung

Es gibt zwei Lebendimpfstoffe für die Verwendung in der Veterinärmedizin - da Deutschland aber als brucellosefrei gilt, werden sie dort nicht angewendet. Dies erklärt sich daraus, dass eine Impfung durch das Auslösen einer Immunreaktion das betreffende Individuum serologisch nicht mehr von einem bereits infizierten oder vormals infizierten Patienten unterscheidet.

Brucellen

siehe auch Hauptartikel Brucellen

Die Erreger der Brucellose sind Bakterien der Gattung Brucella. Brucellen sind gram-negative, sehr kleine, kokkoide, pleomorphe Aerobier.

Klassifikation

Brucella-Granulom in der Leber eines Meerschweinchens

Von allen vorkommenden Arten der Brucellen sind vier von humanpathogener Bedeutung. Sie sind weltweit vorkommend.

Nicht humanpathogene Arten:

Arten unbekannter Pathogenität:

  • Brucella cetaceae wurde bei Walen nachgewiesen
  • Brucella neotomae wurde bei einer Rattenart im Westen der USA nachgewiesen
  • Brucella pinnipediae wurde bei Robben nachgewiesen

Bedeutung und Pathogenese

Die Brucellose gehört zu den Anthropozoonosen. Überträger auf den Menschen sind infizierte Tiere, die mit dem Menschen in nahen Kontakt kommen (Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine, Pferde und Hunde). Beim Eintritt des Erregers über die Schleimhäute (z. B. oberer Verdauungstrakt oder Respirationstrakt) kommt es zu einer uncharakterisierten und unspezifischen Entzündungsreaktion. Nach der Phagozytose des Erregers durch Granulozyten, in denen sie überleben können, werden sie durch die Granulozyten in die lokalen Lymphknoten transportiert. Von dort kann sich Brucella über das Blut (hämatogen) weiter verbreiten und im Organismus streuen. In befallenem Gewebe versucht der infizierte Organismus durch die Bildung von typischen, nichtverkäsenden Granulomen die Erreger zu isolieren und die weitere Infektion zu begrenzen.

Geschichtliches

Aus der Milz eines an undulierendem Fieber verstorbenen Soldaten konnte der Militärarzt David Bruce den Erreger 1887 isolieren. Er wurde nach ihm als Entdecker benannt.

Weblinks

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