Bronzetür

Bronzetür
Das Magdeburger Tor (Магдебургские врата) am Westeingang der Sophienkathedrale im Nowgoroder Kreml

Bronzetüren, auch Bronzeportale, sind Türflügel, die im Wesentlichen aus Bronze bestehen. Das Anfertigen derartiger Bronzebildwerke erfordert großes kunsthandwerkliches Wissen.

Inhaltsverzeichnis

Antike und frühes Mittelalter

Bronzetüren sind bereits in der Antike bekannt und einige dieser Werke haben sich auch erhalten, wie beispielsweise die Tür des Tempels des Romulus auf dem Forum Romanum in Rom. Im 5. Jahrhundert wurden die letzten römischen Türen aus Bronze hergestellt: die Tür aus der Zeit von Papst Hilarius für das Baptisterium im Lateran. Papst Hadrian I. verwendete ein antikes Bronzeportal aus Perugia, um dieses in St. Peter in Rom zu verbauen.

In der Spätantike und im Frühmittelalter wurden Bronzetüren noch in Konstantinopel geschaffen: Hagia Sophia unter Justinian I. (527-565) und Theophilos (829-842).

Bronzewerkstätten kann es auch im westlichen Merowingerreich gegeben haben; erhalten hat sich jedoch nur der nicht zweifelsfreie Dagobert-Thron (heute in Paris, Bibliothèque Nationale).

Mittelalter

Aus dem Mittelalter sind nur wenige monumentale Bronzetüren von Kirchenbauten überkommen, von denen einige in Konstantinopel gefertigt worden sein sollen; in zeitlicher Reihenfolge:

  • Aachen, aus karolingischer Zeit (um 800), unfigürliche Kassettentür, mit Löwenköpfen als Türknäufen
  • Mainz, Türen des Stifts St. Maria ad Gradus, heute West- bzw. Marktportal des Mainzer Doms (um 1000)
  • Hildesheim, die Bernwardstür ist heute innen im Dom angebracht (1015, Werkstatt in Hildesheim), dargestellt sind in Gegenüberstellung Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Aus derselben Zeit stammt eine monumentale bronzene Christussäule mit Reliefs
  • Augsburg, Bronzetür des Augsburger Domes (1065)
  • Canosa (Italien)
  • Tróia (Italien)
  • Palermo (Italien)
  • Verona, (Italien), St. Zeno, Stil ähnlich Nowgorod
  • Nowgorod, (Russland), an der Sophienkirche; es wird angenommen, dass dieses Werk von einer Magdeburger Werkstatt gefertigt wurde
  • Gnesen (Polen), Domtür des hl. Adalbert
  • Ravello (Italien), Trani (Italien)
  • Pisa (Italien) und Monreale (Italien)
  • Benevent (Italien)

Einige weitere Werke sind in den Schriftquellen überliefert (z.B. St. Denis, 745; diese Tür wurde zusammen mit einem Adler des 7. Jahrhunderts in den Neubau von Abt Suger übernommen).

Vorrenaissance und Renaissance

Bekannt sind die Türen des Baptisterium in Florenz: Südportal Andrea Pisano (Fertigstellung 1336) , Nordportal Lorenzo Ghiberti(fertiggestellt 1424) und Ostportal (Paradiespforte) ebenfalls Lorenzo Ghiberti; Die aus einem Guss herstellten Türen von Lorenzo Ghiberti gehören schon der Renaissance an.

In Pisa schuf Giovanni da Bologna nach dem Dombrand von 1595 neue Türen (1596-1603); das Programm, also die Auswahl der Szenen, der Gestaltung und Abfolge, wurde von Domenico Portigiani erarbeitet und auch der eigentliche Guss geht auf diesen bzw. dessen Werkstatt zurück.

Siehe auch: Holztür

Literatur

  • Ursula Mende, Die Bronzetüren des Mittelalters. 800-1200, München 1983.
  • Norberto Gramaccini, Die karolingischen Großbronzen. Brüche und Kontinuitäten in der Werkstoffikonographie, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1995, S. 130-140.

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