Brno

Brno
Brno
Wappen von Brno
Brünn (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Brno-město
Fläche: 23020 ha
Geographische Lage: 49° 12′ N, 16° 36′ O49.19527777777816.6083333333337Koordinaten: 49° 11′ 43″ N, 16° 36′ 30″ O
Einwohner: 368.533 (31.12.2007)
Postleitzahl: 602 00
Verkehr
Nächster int. Flughafen: Flughafen Brünn-Tuřany
Struktur
Status: Statutarstadt
Ortsteile: 29
Verwaltung (Stand: 2006)
Oberbürgermeister: Roman Onderka
Adresse: Dominikánské nám. 1
601 67 Brno
Website: www.brno.cz

Brünn (tschechisch Brno  anhören?/i) ist die zweitgrößte Stadt Tschechiens, Hauptstadt des Jihomoravský kraj, Bezirksstadt, seit dem 17. Jahrhundert historisches Zentrum Mährens, wichtiger Forschungsstandort und Universitätsstadt, Sitz eines Bistums und des tschechischen Verfassungsgerichtes. Zudem befinden sich in Brünn das Oberste Verwaltungsgericht und das Höchste Gericht. Weiter ist die Stadt Sitz des Ombudsmanns, der Generalstaatsanwaltschaft und der tschechischen Wettbewerbsbehörde. Die Messestadt hat weithin eine bedeutende Stellung als starkes Industrie-, Handels-, Kultur- und Verwaltungszentrum.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Blick auf Brünn von der Festung Špilberk

Klima und Geographie

Brünn liegt am südöstlichen Rand der Böhmisch-Mährischen Höhe. Durch die Stadt fließen die Flüsse Svratka und die von der Stadt Svitavy kommende Svitava, die an der südlichen Stadtgrenze in die Svratka mündet. An der nordwestlichen Stadtgrenze ist die Svratka zu einem etwa 9,5 km langen und an der breitesten Stelle etwa 600 m breiten Stausee Brněnská přehrada aufgestaut.

Das Stadtgebiet befindet sich in einer Höhe von 190 - 479 m ü. M. Der höchste Punkt ist der Berg Kopeček (479 m ü. M.) am westlichen Rand des Stadtgebietes.

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 9,4 °C, der durchschnittliche Jahresniederschlag um 505 mm. Die durchschnittliche jährliche Sonnenscheindauer ist 1771 Stunden und es gibt jährlich 150 Tage mit Niederschlag.

Bevölkerung

Brünn ist die zweitgrößte Stadt Tschechiens. Zum 31.12.2007 hatte Brünn 368 533 Einwohner.

Jahr 1900 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Einwohnerzahl[1] 109 934[2] 381 862 373 272 370 505 369 559 367 729 366 757 366 680 368 533

Geschichte

Stadtansicht 1593
Neues Rathaus
Einmarsch deutscher Truppen in Brünn 1939

Auf dem heutigen Stadtgebiet befand sich wahrscheinlich die im Werk Ptolemaios erwähnte frühgeschichtliche Siedlung Eburodunum. Zwischen 1021 und 1034 wurde die Burg Brünn erbaut und gab später der anliegenden Siedlung den Namen. 1091 findet zum ersten Mal die Siedlung Brünn Erwähnung. Die Stadt wurde 1243 von Wenzel I. als Königsstadt gegründet.[3] 1277 ist zum ersten mal die Festung Špilberk erwähnt. Ab 1349 siedelten in Brünn die Mährischen Markgrafen. Im Jahre 1641 löste Brünn Olmütz als die Hauptstadt von Mähren ab.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Brünn 1643 erfolglos von Schweden belagert und etwa hundert Jahre später von preußischen Truppen ebenso. 1805 fand nahe der Stadt die Schlacht von Austerlitz statt. Im Jahre 1839 wurde die Eisenbahnverbindung nach Wien fertiggestellt.

Kurz nach Beginn der Errichtung der Wiener Ringstraße wurde auch in Brünn eine Entfestigung der Stadt durchgeführt. Anstelle der „Schanzen“ entstand ab 1861 nach Plänen von Ludwig Förster ebenfalls eine Ringstraße, die zum Teil Grünanlage blieb, zum Teil mit repräsentativen Gebäuden wie dem Hauptbahnhof oder dem heutigen Mahen-Theater (von Fellner und Helmer) bebaut wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg lebten in Brünn knapp 55.000 deutschsprachige Bürger. In Brünn lebten zu dieser Zeit etwa 12.000 jüdische Bürger, unter ihnen mehrere bekannte Persönlichkeiten, die sich wesentlich am Kulturleben der Stadt beteiligten.

Mit der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren begann auch in Brünn die systematische Verfolgung der Juden. Bis zum Kriegsende wurden aus Brünn 9064 jüdische Stadtbürger in verschiedene Konzentrationslager deportiert, es überlebten etwa 700.[4]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die deutsche Bevölkerung gewaltsam aus der Stadt vertrieben. Im sogenannten Brünner Todesmarsch (Beginn am 31. Mai 1945) mussten etwa 27.000 vor allem alte und jugendliche Bürger einen Fußmarsch zur 60 km entfernten österreichischen Grenze antreten. Nach neuesten Forschungen kamen dabei ca. 5.200 Personen ums Leben, amtlich belegt sind 2.000 Todesfälle.[5]

Während des tschechoslowakischen Sozialismus entwickelte sich Brünn zu einer führenden Industriestadt des Landes. Am Rande der Stadt wurden Plattenbausiedlungen gebaut, um die stets anwachsende Bevölkerungszahl unterzubringen.

Im Jahre 1998 wurde in Brünn die erste Moschee in Tschechien gebaut.

Stadtgliederung

Die Stadt Brno gliedert sich in 29 Stadtbezirke, zu denen 58 Ortsteile gehören:

  1. Bohunice (Bohonitz)
  2. Bosonohy (Parfuß)
  3. Bystrc (Bisterz)
  4. Černovice (Tschernowitz)
  5. Chrlice (Chirlitz)
  6. Ivanovice (Einwanowitz)
  7. Jehnice (Jechnitz)
  8. Brno-jih, bestehend aus Dolní Heršpice (Unter Gerspitz), Horní Heršpice (Ober Gerspitz), Přízřenice (Priesenitz) und Trnitá (anteilig)
  9. Jundrov (Jundorf), bestehend aus Jundrov (anteilig) und Pisárky (anteilig; Schreibwald)
  10. Kníničky (Klein Kinitz)
  11. Kohoutovice, bestehend aus Kohoutovice (Kohoutowitz), Pisárky (anteilig) und Jundrov (anteilig)
  12. Komín (Komein)
  13. Královo Pole, bestehend aus Černá Pole (anteilig), Královo Pole (Königsfeld), Ponava und Sadová
  14. Líšeň (Lösch)
  15. Maloměřice a Obřany, bestehend aus Maloměřice (anteilig; Malmeritz) und Obřany (Oberseß)
  16. Medlánky (Medlan)
  17. Nový Lískovec (Neu Leskau)
  18. Ořešín (Orscheschin)
  19. Řečkovice a Mokrá Hora, bestehend aus Řečkovice (Retschkowitz) und Mokrá Hora (Mokrahora)
  20. Brno-sever, bestehend aus Černá Pole (anteilig), Husovice (Hussowitz), Lesná, Soběšice (Obeschitz) und Zábrdovice (anteilig)
  21. Slatina (Latein)
  22. Starý Lískovec (Alt Leskau)
  23. Brno-střed, bestehend aus Brno-město (Brünn-Stadt), Pisárky (anteilig), Staré Brno (Altbrünn), Stránice, Štýřice, Veveří (Eichhorn) und Trnitá (anteilig)
  24. Tuřany, bestehend aus Brněnské Ivanovice (Nennowitz), Dvorska (Maxdorf), Holásky (Holasek) und Tuřany (Turas)
  25. Útěchov (Autiechau)
  26. Vinohrady (Weinberge), bestehend aus Židenice (anteilig; Schimitz) und Maloměřice (anteilig; Malmeritz)
  27. Žabovřesky (Sebrowitz)
  28. Žebětín (Schebetein)
  29. Židenice, bestehend aus Zábrdovice und Židenice (anteilig; Schimitz)

Verkehr

Hauptbahnhof

Öffentlicher Personennahverkehr

Der Öffentliche Personennahverkehr besteht aus 13 Straßenbahnlinien, 11 Oberleitungsbuslinien und 49 Buslinien (Stand 2005). Das Stadtumland ist in einem Verkehrsverbund (Integrovaný dopravní systém Jihomoravského kraje) zusammengeschlossen. Als sprachliche Besonderheit ist die stadtspezifische Bezeichnung „Šalina“ (sprich Schallina) für Straßenbahn nennenswert.

Eisenbahn

Brünn ist ein wichtiger Eisenbahnknoten. 1839 wurde die Stadt an die Österreichische Nordbahn angeschlossen. Heute liegt die Stadt an einer der wichtigsten Eisenbahnmagistralen Europas. Es verkehren hier direkte Eurocity-Züge Wien/BudapestPragBerlinHamburg. Auf der Strecke Prag - Brünn wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Züge auf 160 km/h angehoben. Sie ist Teil des sog. Ersten Korridors eines seit der Mitte der 1990er Jahr des 20. Jahrhunderts geplanten Modernisierungsprogramms.

Fernstraßen

Die Autobahn D1 führt von Prag über Brünn Richtung Ostrau. Die Autobahn D2 verbindet die Stadt mit der slowakischen Grenze und führt weiter nach Bratislava.

Flugverkehr

Der internationale Flughafen Brno-Tuřany (IATA-Code BRQ, ICAO-Code LKTB) befindet sich etwa 10 Kilometer südöstlich vom Stadtzentrum. Es werden von hier regelmäßig die Städte London, München, Barcelona und Prag angeflogen.

Wirtschaft

Brünn entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert zur starken Industriestadt. Am Anfang war besonders die Textilbranche von großer Bedeutung. Zu den Traditionsunternehmen gehören oder gehörten die Waffen- und Maschinenbaufabrik Československá zbrojovka a.s. Brno (heute: Zbrojovka Brno a.s.), der Traktorenhersteller Zetor, oder das Maschinenbauunternehmen Královopolská (1889 gegründet als Lederer-Porgess Königsfelder Maschinenfabrik). Im Sommer 2006 hinzugekommen, durch Übernahme der Zetor Gießerei, ist die Slévárna Heunisch Brno (Heunisch-Guss).

Heute ist Brünn ein Handelszentrum und bedeutende Messestadt. Es werden etwa 50 Fachmessen jährlich veranstaltet. Zahlreiche Forschungseinrichtungen und Hochschulen erheben die Stadt zu einem wichtigen Forschungszentrum. Die Arbeitslosigkeit betrug im Mai 2006 8,2 %.

Nahe der Stadt befindet sich der Masaryk-Ring – eine Auto- und Motorradrennstrecke.

Bildung

Villa Tugendhat
Nachtansicht mit Festung Špilberk
Blick auf Petrov mit Kathedrale

Brünn ist eine der wichtigsten tschechischen Universitätsstädte, es befinden sich hier sechs Universitätseinrichtungen. Die Größte ist die Masaryk-Universität (gegr. 1919) mit etwa 32 000 Studenten, es folgt die Technische Universität Brünn (gegr. 1899) mit über 18 000 Studenten, weiter die Mendel-Universität für Land- und Forstwirtschaft, die Veterinärmedizinische und Pharmazeutische Universität Brünn, die Kunsthochschule Janáček Akademie für Musik und Darstellende Kunst Brno und die militärische Universität für Verteidigung.

Das zweitgrößte nationale Museum, das Mährische Landesmuseum besteht seit 1817 in Brünn.

Politik

Brünn unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:[6]

Sehenswürdigkeiten

Persönlichkeiten

Prominente Bewohner und Söhne und Töchter der Stadt sind in der Liste der Persönlichkeiten der Stadt Brünn und in der Liste der Söhne und Töchter der Stadt Brünn aufgeführt.

Fußnoten

  1. Český statistický úřad [1]
  2. Gottlieb Webersik: Geographisch-statistisches Welt-Lexikon. Wien u. Leipzig 1908
  3. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassuns- und Rechtsgeschcichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 415-424.
  4. Webseite der Jüdischen Gemeinde Brünn. Geschichte [2]
  5. Bundesministerium für vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (Hg.) Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei (Augsburg 1994) 2 Bände.
  6. Webseite der Statutarstadt Brünn: Partnerschaften

Weblinks


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