Britische Teekultur

Britische Teekultur
Five O'Clock Tea (1880)

Die Britische Teekultur entstand bereits im 17. Jahrhundert und ist weit über Großbritannien hinaus bekannt. Hinter China und Irland liegt das Vereinigte Königreich mit einem jährlichen Konsum von rund 3,5 Kilogramm Tee pro Kopf weltweit auf Platz 3. Das Teetrinken gehört zur typisch britischen Lebensart und ist fester Bestandteil der Trinkkultur der Briten. Vor allem der Nachmittagstee (tea time) wird oftmals zelebriert und nach bestimmten Regeln serviert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

England begann Mitte des 17. Jahrhunderts damit, Tee zu importieren, und zwar zunächst aus China. Er war damals so teuer, dass er nur für die Oberschicht erschwinglich war und als Statussymbol galt. Queen Anne (1665–1714) förderte die Popularität des Teetrinkens, indem sie zum Frühstück statt des üblichen Warmbieres lieber Tee trank. Um 1700 gab es in etwa 500 Kaffeehäusern in England auch Tee, und nach 1750 wurden die ersten Teegärten (tea gardens) eröffnet, in denen Tee im Freien getrunken wurde. Während Frauen der Zutritt zu den Kaffeehäusern verwehrt wurde, standen ihnen die Teegärten offen. Und so spielten Orchester hier auch häufig zum Tanz auf. Das war der Beginn der Tanztees. Erst als 1783 die hohen Teesteuern gesenkt wurden, konnte sich auch die Mittelschicht, die bis dahin Kaffee getrunken hatte, Tee leisten. Etwas später folgten auch die Familien der Arbeiter. Das Handelsmonopol besaß die East India Company. Im 18. Jahrhundert wurde England zum Zentrum des europäischen Teehandels. Um den stetigen Devisenverlust durch die Tee-Importe zu verhindern, begann England im 19. Jahrhundert damit, Tee in seinen Kolonien anzubauen, wo er ebenfalls sehr gut gedieh.

Boston Tea Party

Die englischen Einwanderer hatten den Teegenuss auch in Nordamerika verbreitet, und die Neuenglandstaaten bezogen den Tee aus dem Mutterland England. Eine weitere deutliche Erhöhung der Teesteuer führte am 16. Dezember 1773 zur Boston Tea Party, bei der als Indianer verkleidete, empörte Kaufleute die englischen Handelsschiffe im Hafen von Boston stürmten und aus Protest 342 Teekisten ins Meerwasser warfen. Das war eine von vielen Krisen, die schließlich in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mündeten.

Teezubereitung

Die englische Art der Teezubereitung ähnelt der ostfriesischen. Briten trinken fast ausschließlich schwarzen Tee, vorzugsweise unaromatisiert, obwohl der bekannte Earl-Grey-Tee nach einem Briten benannt ist. Bevorzugt werden kräftige Sorten, nicht unbedingt die hochwertigsten. Die Teeblätter werden lose in die Kanne gegeben und mit kochendem Wasser überbrüht, wo sie auch bleiben, so dass der Tee allmählich immer stärker wird. Aus diesem Grund wird mitunter zusätzlich heißes Wasser nachgegossen. Außerdem trinken die meisten Briten ihren Tee mit Milch, denn dadurch wird er milder. Die Frage, ob zuerst der Tee eingegossen wird oder die Milch, ist im Königreich eine Streitfrage zwischen den jeweiligen Anhängern der Prinzipien Milk-in-first (Mif) und Tea-in-first (Tif) – Königin Elisabeth II. soll beispielsweise eine Tif-Anhängerin sein.

Teebrot

Als Teebrot (tea bread) oder Teekuchen (tea cake) werden in Großbritannien alle Hefegebäcke bezeichnet, die üblicherweise zum Tee gereicht werden, einschließlich verschiedener gewürzter Brote. Das typisch schottische Shortbread besteht aus Mürbeteig und gehört daher nicht dazu. Die bekanntesten Arten sind:

  • Currant bread, ein Oberbegriff für Früchtebrot
  • Fat rascals, kleine Teekuchen aus Yorkshire mit Gewürzen und Rosinen, die warm mit Butter gegessen werden
  • Fruit bread, Gebäck mit Trockenfrüchten
  • Malt bread, ein weiches Malzbrot mit Rosinen, das mit Butter gegessen wird
  • Spice bread, ein Oberbegriff für Brot, das Früchte und Gewürze enthält

Glossar

  • Cream tea: ursprünglich aus Südengland stammende einfache Variante des afternoon tea nur mit Scones, Clotted Cream und Marmelade.
  • Early morning tea: der Tee, der von vielen Briten bereits vor dem Frühstück getrunken wird, oft noch im Bett.
  • High tea: eine Mahlzeit, die um 18 oder 19 Uhr serviert wird und eine Mischung aus Nachmittagstee und Abendessen darstellt. Sie wird am Esstisch (high table) eingenommen. Der high tea wird meist nur zu besonderen Anlässen serviert, wenn Gäste eingeladen sind. Zum Tee werden in der Regel kalter Braten, kaltes Huhn, Salate, gekochtes Gemüse, Kuchen und Früchte gereicht. Das normale Abendessen, zu dem oft ebenfalls Tee getrunken wird, wird grundsätzlich nicht als high tea bezeichnet, auch nicht die Tasse Tee nach dem Abendessen.
  • Low Tea: andere Bezeichnung für den Nachmittagstee, der traditionell nicht am Esstisch, sondern im Salon an einem niedrigen Teetisch eingenommen wird.
  • Light Tea: ein Nachmittagstee, zu dem nur einfache Scones gegessen werden.
  • Reception tea oder formal tea: ein Stehempfang, bei dem kein Sekt, sondern Tee gereicht wird. Dazu gibt es häufig Sandwiches.
  • Royal tea: ein afternoon tea, bei dem zusätzlich Champagner oder Sherry serviert wird.
  • Savouries: kleine Sandwiches und Appetithäppchen, die zum Tee gereicht werden.

Literatur

  • M.D. King: Tea Time. Tradition, Zubehör und Rezepte, Verlag Ars edition, 12. Aufl. 1996, ISBN 3-7607-3056-6
  • Jane Pettigrew: Tea Time. Beliebte Rezepte aus dem Land der Teetrinker, Hugendubel Verlag, 4. Aufl. 1996
  • Helen Simpson: The Ritz London Book of Afternoon Tea: The Art & Pleasures of Taking Tea, Ebury Press, 2006, ISBN 0-09-190994-5

Weblinks


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