Brionne

Brionne
Brionne
Wappen von Brionne
Brionne (Frankreich)
Brionne
Region Haute-Normandie
Département Eure
Arrondissement Bernay
Kanton Brionne
Koordinaten 49° 12′ N, 0° 43′ O49.1947222222220.7202777777777755Koordinaten: 49° 12′ N, 0° 43′ O
Höhe 55 m (47–145 m)
Fläche 16,77 km²
Einwohner 4.332 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 258 Einw./km²
Postleitzahl 27800
INSEE-Code
Website http://www.ville-brionne.fr/

Bahnhof

Brionne ist eine französische Kleinstadt mit 4332 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Eure in der Region Haute-Normandie. Sie ist Hauptort des Kantons Brionne.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Brionne liegt im Tal der Risle auf der Grenze zwischen Roumois im Osten und Lieuvin im Westen, etwa 25 Kilometer südöstlich von Pont-Audemer, 15 Kilometer nordöstlich von Bernay und etwa 14 Kilometer nördlich von Beaumont-le-Roger zwischen den Nachbargemeinden Franqueville im Südwesten, Calleville im Südosten, Bosrobert im Nordosten und Brétigny im Nordwesten.[1] Im Süden der kleinen Stadt liegt ein 22 Hektar großer See.

Geschichte

Der Ort existierte bereits zu gallo-römischer Zeit und hieß damals Breviodurum, was etwa „Brückenstadt“ bedeutete.[2] Brionne lag damals auf der Grenze zwischen den Gebieten der Lexovier, Eburovices (einem Teilstamm der Aulerci) und der Veliocasses an der Kreuzung zweier Römerstraßen. Die Brücke über die Risle war von großer Bedeutung für den Handel. Breviodurum wurde deshalb 337 im Itinerarium Antonini erwähnt und ist auch auf der Tabula Peutingeriana abgebildet.[3]

Herzog Richard I. Ohnefurcht (935-996) gab Brionne als Grafschaft an seinen Sohn Geoffroy de Brionne († um 1015).

Um das Jahr 1050 fand in Brionne ein provinzielles Konzil statt, bei dem der Häretiker Berengar von Tours (†1088) seine Thesen mit einigen Mönchen aus der Abtei Le Bec diskutierte.[3][4]

1047 verschanzte sich Gui de Brionne (auch Gui de Bourgogne genannt) in seiner Burg in Brionne, die daraufhin von Wilhelm dem Eroberer belagert wurde. Gui war der Anführer einer Rebellion der Barone gegen Wilhelm. Brionne fiel und wurde 1090 Roger de Beaumont übergeben.

Der Donjon wurde gegen Ende des 11. Jahrhunderts von Robert I. de Meulan erbaut, 1124 von Heinrich I. von England belagert und 1194 von Philipp II. von Frankreich eingenommen.

Philipp IV. (1268-1314) verschenkte Brionne an Jean II. d’Harcourt.

Im Hundertjährigen Krieg (1337-1453) wechselte die Grafschaft mehrfach den Besitzer. 1356 wurde Brionne, während Jean VI. d’Harcourt († 1389) dort herrschte, von Henry of Grosmont belagert und eingenommen. Die Franzosen eroberten es zurück, verloren es jedoch nach der Schlacht von Azincourt wieder. Es wurde wieder befreit und Jean VII. d’Harcourt zurückgegeben. Nach seinem Tod fiel Brionne durch Heirat an Antoine de Vaudémont (1400-1458).

1562 wurde Brionne während der Hugenottenkriege (1562-1598) von den Protestanten geplündert und angezündet, später wurde Brionne von der Heiligen Liga unter Duc Charles I. d’Aumale (1555-1631) zurückerobert und wieder angezündet und geplündert.

Donjon

1735 ließ Louis II. de Lorraine, prince de Lambesc und comte de Brionne, Teile des Donjons zerstören. Während der Französischen Revolution wurden die Ruinen zum Nationalgut erklärt. 1875 erwarb der Historiker Arthur Join-Lambert (1839-1917) die Ruinen, um zu verhindern, dass die Steine als Baumaterial verkauft werden.[5]

Die letzte seigneuriale Besitzerin von Brionne vor der Französischen Revolution war Louise de Rohan-Guéménée (†1808 in Wien), die Witwe von Louis-Charles de Lorraine (†1761). Louise de Rohan erhielt die Seigneurie nach dem Tod ihres Mannes als Douaire (Witwengedinge). Sie organisierte 1772 die Hilfsmaßnahmen, als eine Feuersbrunst Teile der Innenstadt zerstörte. Der Titel Comte de Brionne wurde von 1761 bis 1789 allerdings nicht von ihr sondern von ihrem Sohn Charles-Eugène de Lorraine (1751-1825) getragen.[6]

1793 erhielt Brionne im Zuge der Französischen Revolution den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. 1828 wurde der Weiler Valleville eingemeindet.[7]

Im Sommer 1944 im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde Brionne schwer beschädigt. Besonders im Viertel um die Kirche Saint-Denis wurden viele Häuser zerstört, unter anderem die Festhalle. Auch die große Brücke über die Risle wurde bombardiert.[6]

Bevölkerungsentwicklung
(Quelle: [7])
1793 1841 1866 1896 1931 1982 1990 1999 2006
1553 3098 4037 3520 2930 4951 4408 4449 4306


Am meisten Einwohner hatte Brionne 1982 (4951), von 1793 bis 1841 hat sich die Einwohnerzahl verdoppelt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Friedhofskirche Saint-Denis

Brionne ist mit einer Blume im Conseil national des villes et villages fleuris (Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer) vertreten.[8] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.

Bauwerke

Der Donjon ist ein Rest der Burg von Brionne und stammt aus dem 11. Jahrhundert. Er ist einer der wenigen normannischen quadratischen Verteidigungsdonjons. 1925 wurde er in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques (historische Denkmale) eingetragen und ist mit einem Teil des Hanges als site classé (malerisches Kulturdenkmal) klassifiziert.[9]

Von der Stiftskirche Sainte-Mère-de-Dieu existieren nur noch Ruinen, der gleichnamige Augustinerkonvent wurde 1735 durch königlichen Erlass aufgelöst.

Die Friedhofskirche Saint-Denis stammt aus der Merowingerzeit (5. bis 8. Jahrhundert) und steht an der ehemaligen Römerstraße.[6] Sie wurde bis 1790 als Kirche genutzt. Der zu ihr gehörende Friedhof wurde bis 1860 genutzt, ist heute aber eingeebnet. Im Zweiten Weltkrieg (1944) wurde die Kirche durch Bomben beschädigt und nach ihrer teilweisen Restaurierung dient sie heute als Turnhalle. Die Kirche, der Kirchplatz und die zwei Bäume darauf, sind als site classé eingetragen.

Eine ursprüngliche Kirche Saint-Martin wurde im 11. Jahrhundert erbaut. Während der Belagerungen 1090 und 1124 und bei einem Brand im Jahre 1183 wurde die Kirche fast vollständig zerstört. Teile des Turms blieben erhalten.[10] 1356 wurde die Kirche im Hundertjährigen Krieg erneut zerstört. Nach der Feuersbrunst von 1772 wurde die Kirche wieder restauriert und während der Französischen Revolution für sieben Jahre geschlossen. Der Turm der heutigen Kirche Saint-Martin zeigt romanische und gotische Elemente. Das Erdgeschoss der Kirche ist romanisch, der darüberliegende Teil ist gotisch und die Eingangstür stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der Hochaltar wurde 1694 von Guillaume de la Tremblaye (1644-1715), einem Architekten und Mönch,[11] für die Kapelle de la Sainte-Vierge der Abtei Le Bec gestaltet[12] und erst nach der Französischen Revolution in Saint-Martin integriert.[6] In der Kirche befindet sich eine Steinstatue eines Apostels aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die eigentlich Teil einer Sammlung von Statuen aus der Abtei Le Bec war und die steinerne Statue des Augustinus von Canterbury aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die ebenfalls aus der Abtei Le Bec stammt.[13]

Städtepartnerschaften

Kirche Saint-Martin

Seit dem 8. Dezember 1973 besteht eine Partnerschaft mit Shaftesbury in England und seit dem 8. Oktober 1983 eine Partnerschaft mit der deutschen Stadt Lindlar.

Wirtschaft und Infrastruktur

Im Mittelalter wurde in Brionne Weinbau betrieben. Davon zeugen noch die Straßenbezeichnungen Côte du Vigneron (Weinbergshang) und Chemin du Vigneron (Weinbergsweg) an Hang eines bewaldeten Hügels westlich der Départementsstraße D438.[6]

1803 gründete Jean Le Marois (1776-1836), Aide-de-camp von Napoleon Bonaparte, die erste industrielle Weberei in Brionne. Es folgten andere Webereien und Brionne erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Heutige wichtige Erwerbszweige der Brionnais (Einwohner) sind Landwirtschaft, Vieh- und Fischzucht, besonders Rinder-, Wachtel-, Forellen- und Lachszucht. Es wird Gemüse- und Pilzanbau betrieben.[14] Die Pilzzucht befindet sich in einer alten Mergelgrube, die im Zweiten Weltkrieg als Bunker genutzt wurde. Dort werden Austernseitling und Shiitake gezüchtet.[15]

Es wird zwar immer noch Obstbau betrieben, besonders der Anbau von Äpfeln, aber die Herstellung von Cidre und Calvados in Brionne ist seit dem 19. Jahrhundert zurückgegangen.

Das ehemalige Gerichtsgebäude und Gefängnis beherbergt heute die Musikschule. Im Keller existieren noch die alten Zellen.

Verkehr

Die ehemalige überdachte Markthalle von Brionne gehörte ursprünglich den Comtes der Stadt. Sie wurde während der Französischen Revolution konfisziert und an einen Händler verkauft. 1875 kaufte die Stadt Brionne sie zurück und nutzte das Gebäude als Rathaus. 1961 wurde das Gebäude zerstört, um den Autoverkehr in der Innenstadt zu erleichtern und die Durchfahrt von Lastkraftwagen zu ermöglichen.

Der Bahnhof von Brionne wird von der Linie CaenRouen der SNCF angefahren.[16] Die ursprüngliche Linie Rouen — Serquigny wurde 1864 eröffnet.[6]

Der nächste Flughafen ist der Flughafen Rouen (Aéroport Rouen Vallee de Seine), er liegt 39,3 Kilometer in nordöstlicher Richtung.[1]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Herluin (994-1078), auch Hellouin, hat die Abtei Le Bec gegründet
  • Patrick Beaudouin (*1953), französischer Politiker (UMP)

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Geoffroy de Brionne, († nach 1023), laut Ordericus Vitalis (* 1075; † um 1142) erster Graf von Brionne, war eventuell nur Schlossherr daselbst
  • Arthur Join-Lambert (1839-1917), normannischer Historiker, war 50 Jahre lang conseiller général de l’Eure für den Kanton Brionne.
  • Raphaël Collin (* 1850; † 1916 in Brionne), französischer Maler und Illustrator
  • François Loncle (*1941), französischer Politiker (PS), war Bürgermeister von Brionne

Literatur

Hervé Rotrou-Langrenay: Brionne et ses environs. Éditions Alan Sutton, Joué-lès-Tours 1996, ISBN 2-910444-71-6. (französisch)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Brionne auf annuaire-mairie.fr (französisch) Abgerufen am 11. Februar 2010
  2. A. L. F. Rivet: Celtic Names and Roman Places. Society for the Promotion of Roman Studies, 1980, S. I, abgerufen am 28. Juni 2009 (englisch).
  3. a b Daniel Delattre, Emmanuel Delattre: L’Eure, les 675 communes. Editions Delattre, Grandvilliers 2000, S. 56f. (französisch)
  4. Hans Friedrich Georg Julius Sudendorf, Berengar (of Tours): Berengarius Turonensis, oder, Eine Sammlung ihn betreffender Briefe. F. und A. Perthes, Hamburg 1850, S. 12-16, 28-30 (in Google Books, abgerufen am 24. Mai 2010).
  5. Franck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l’Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 978-2902091317, S. 292f. (französisch)
  6. a b c d e f Hervé Rotrou-Langrenay: Brionne et ses environs. S. 10f+13-15+17-19+28+49+53+61.
  7. a b Brionne auf Cassini.ehess.fr (französisch) Abgerufen am 3. November 2009
  8. Eure (27) Palmarès des communes labellisées. Conseil National des Villes et Villages Fleuris, abgerufen am 31. Mai 2010 (französisch).
  9. Brionne in der Base Mérimée (französisch) Abgerufen am 2. November 2009
  10. Guide de la vallée de la Risle et du pays d’Ouche. Charles Corlet, Condé-sur-Noireau 1984, ISBN 978-2854800845, S. 35-39. (französisch)
  11. Guillaume de La Tremblaye. In: archINFORM.
  12. Commune de Brionne, Patrimonie (französisch)
  13. Brionne in der Base Palissy (französisch) Abgerufen am 2. November 2009
  14. http://www.quid.fr/communes.html?mode=detail&id=15630&req=27&style=fiche Brionne auf quid.fr (französisch), seit dem 25. März 2010 nicht mehr abrufbar.
  15. Touristische Aktivitâten im Juni 2010 (pdf,französisch)
  16. Fahrplan von Dezember 2009 bis Juli 2010 (französisch,pdf) Abgerufen am 3. Mai 2010

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