Bridge-Trilogie

Bridge-Trilogie

Die Bridge-Trilogie („Brücken“-Trilogie), auch „San Francisco“-Trilogie genannt, ist eine Trilogie von William Gibson.

Sie ist nach der Sprawl- oder Neuromancer-Trilogie („Neuromancer“ – 1984, „Count Zero/Biochips“ – 1986, „Mona Lisa Overdrive“ – 1988) Gibsons zweite erfolgreiche Trilogie. Die einzelnen Romane sind:

  • Virtual Light (1993), dt. Virtuelles Licht
  • Idoru (1996), dt. Idoru
  • All Tomorrow's Parties (1999), dt. Futurematic

Der Name Bridge-Trilogie stammt von einem der Schauplätze der Romane, der San Francisco-Oakland Bay Bridge, die nach einem schweren Erdbeben von Obdachlosen übernommen und als Barackenstadt genutzt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Handlung der Bridge-Trilogie

Die Trilogie handelt im allgemeinen von den Anfängen der Cyberspace-Technologie und spielt einerseits an der amerikanischen Westküste, in einem Kalifornien, das ein Erdbeben miterlebt hat und in die zwei separaten Staaten NoCal und SoCal aufgeteilt ist, andererseits in einem Tokyo, Japan, das durch Nanotechnologie wiedererrichtet wurde, nach dem es ebenfalls durch ein Erdbeben Schaden genommen hatte. Die verschiedenen Teile der Brücken-Trilogie teilen sich ein Grundrepertoire an Figuren: Die wichtigsten sind der Fahrer "Berry" Rydell und die Fahrradkurierin Chevette Washington. Der Computerhacker Colin Laney, der die mysteriöse Fähigkeit besitzt, Muster aus weiten Datenfeldern herauszulesen, kommt in All Tomorrow's Parties und in Idoru vor. Ein anderer wiederkehrender Charakter ist die virtuelle "Idoru" (Das Wort ist eine Japanische Umformung von "Idol") namens Rei Toei.

Die Trilogie beinhaltet die in Gibsons Büchern oft wiederkehrenden Themen: Verbindung von Technologie und Lebewesen, traumatische Veränderungen, die Selbstempfindung der Cyborgs. Die echte San Francisco-Oakland Bay Bridge existiert weiterhin als altmodische Stahlkonstruktion. Aber nach dem traumatischen Schock durch das Erdbeben, das die eigentliche Brücke, sowie die veraltete Technik, aus der sie stammt, erschüttert, zeichnet sich der Aufstieg neuer technologischer Systeme ab. Zwei Beispiele: Nanotech-basierte Tunnel, die die Brücke ersetzen, sowie die provisorisch gewachsenen Hütten auf der zerstörten Brücke. Diese Brücke ist Cyborg, da sie aus den verbleibenden Elementen der Brücke und den Menschen auf der Brücke heraus lebt. Diese Dualität ist auch in den Figuren immanent: Chevettes Kurier-Arbeitskollege hat Knochen aus Stahl und wird in einem Atemzug mit seinem Fahrrad beschrieben. Rei Toei bzw. Die Rez Entität hat einen menschlichen Teil (Rez) und einen künstlichen (Rei). Der blinde Schlagzeuger hat Augenprothesen.

Blackwells Beil ist wiederholt als Erweiterung seines Körpers beschrieben. Der namenlose Killer ist untrennbar von seiner Klinge. Colin Laneys Gehirn wurde wiederverdrahtet durch einen technologischen Artefakt (experimentelle Chemikalie), die seine Fähigkeit ermöglicht, Datenmuster zu erkennen.

Der gesamte Handlungsbogen der Trilogie legt Gibsons Theorie über die Struktur der Welt dar. Ein traumatisches Ereignis destabilisiert, spaltet oder zerstört sogar gänzlich die soziale und technische Ordnung. Unkontrollierte Technologie (die Brückengemeinschaft war weder erlaubt noch geplant) wächst rapide und führt zu großen, radikalen Veränderungen Die Involvierten haben keine Wahl, als diese neue Ordnung in ihre Selbstwahrnehmung einzufügen – und somit Cyborg zu werden (entweder wörtlich oder im übertragenen Sinn). Und wie die Wirkung dieser Veränderungen sich ausweitet, wächst die Geschwindigkeit, mit der sich diese Selbstauffassung verändert. Bis zu dem Punkt, ab dem die Grenze zwischen Mensch und Maschine untrennbar verschwimmt

Verfilmung

Ab 2006 ging das Gerücht, es sei eine Anime-Verfilmung von Idoru in der frühen Entwicklungsphase.[1]

Kritik

„Wie alle Bücher Gibsons ist auch Idoru eine unvollständige Geschichte, ein Fragment aus der nahen Zukunft. Nicht nur läßt der Autor genügend Fragen für weitere Bücher offen, die Reise Laneys und Chias in das wiederentstehende Herz Japans bleibt bestenfalls Stückwerk. Wir erfahren kaum etwas über Rez und auch nicht wirklich mehr über Rei Toei. Sie sind konturlos wie die Bilder in den Wolken, denen Laney nachspürt, wie die Objekte japanischer Unterhaltungskultur, ohne sie wirklich greifbar zu machen, denn um Unterhaltungskultur geht es dem Autor...“

Sascha Mamczak: Vgl. Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1998, Wilhelm Heyne Verlag München, ISBN 3-453-13313-7, S. 738f.

Einzelnachweise

  1. Fred Topel: William Gibson’s Idoru Coming to Anime. In: Now Playing. 20. April 2006 (online, abgerufen am 27. November 2006).

Literatur

  • Die Idoru-Trilogie. Drei Romane in einem Band. Heyne, 2011, ISBN 978-3-453-52673-0.
  • William Gibson: Virtuelles Licht. Heyne, München 2002, ISBN 3-453-86327-5 (deutsche Übersetzung von Peter Robert).
  • William Gibson: Idoru. Heyne, München 2002, ISBN 3-453-86328-3 (deutsche Übersetzung von Peter Robert).
  • William Gibson: Futurematic. Heyne, München 2002, ISBN 3-453-86329-1 (deutsche Übersetzung von Peter Robert).

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