Brezel

Brezel

Brezel (althochdeutsch brezitella), Bretzel, Brezl, auch Breze, in Bayern/Österreich Brezn, wienerisch auch Brezerl, im Schwäbischen auch Bretzet oder Bretzg / Bretzga (sing./pl.), im Badisch-Alemannischen oft Bretschl genannt[1], ist eine vor allem in Süddeutschland verbreitete Gebäckform, bei der das herausstechende Merkmal der in sich symmetrisch verschlungene Teigstrang ist. Die Brezel ist seit Beginn des 14. Jahrhunderts bis heute das Zunftzeichen der Bäcker.

Brezel

Die Brezel ist das häufigste Gebildbrot und wie auch andere Gebildbrote mit zahlreichen Sagen und Mythen behaftet. Meist geht es dabei um die Entstehung der Brezelform. Im Mittelalter war die Herstellung von Brezeln zeitlich reglementiert oder nur einem bestimmten Personenkreis vorbehalten.

Denkmal Burger Brezelbäcker

Inhaltsverzeichnis

Schlingen der Form

Bäcker verwenden zum Schlingen von Brezeln eine spezielle Wurftechnik. Ein Teigstrang wird mit beiden Händen gerollt und dabei nach außen gezogen, sodass er sich an den Enden verdünnt. Dann wird er an den beiden Enden gehalten und durch eine kurze, ruckartige Bewegung wird die verdickte Mitte in einen 180°-Drall versetzt und gleichzeitig auf der Arbeitsfläche abgelegt. Danach müssen die beiden Enden nur noch an den Seiten angedrückt werden.[2]

Dieser Vorgang dauert in der Praxis etwa eine Sekunde und bedarf längerer Übung. Es dauert oft Jahre, um eine „perfekte Brezel“ schlingen zu können.

In großen Betrieben werden auch spezielle Brezelschlingmaschinen verwendet.[3][4]

Etymologie

Wort und Sache sind hauptsächlich mit dem oberdeutschen Raum verbunden, und alle Dialektvarianten sind bereits im Mittelalter belegt; sie „gehen allesamt letzten Endes auf Ableitungen von lat[einisch] brachium ‚Arm‘ zurück (spätlat[einisch] auch brāc[c]hium [...]): eines der vielen lat[einischen] Lehnwörter der aufblühenden karolingischen Klosterkultur. Hier handelt es sich um die Bezeichnung für ein urspr[üngliches] ‚Devotionsgebäck‘, darum noch heute in katholischen Gegenden Oberdeutschlands besonders heimisch [...])“[5] (Literaturverweise ausgelassen). Das Benennungsmotiv sind die verkreuzten Enden, die mit ineinander geschlungenen Armen verglichen wurden.[6]

Wohl auf mittellateinisches brachiolum (ursprüngliche Bedeutung: ‚Ärmchen‘) dürfte althochdeutsch brezzila, mittelhochdeutsch brêzel, prêzel, brêzile, prêzile, neuhochdeutsch Brezel zurückgehen. Ein unbelegtes mittellateinischen Wort *brachītum (ursprüngliche Bedeutung: ‚armförmig‘ oder ‚Ärmchen‘; oder vielleicht braciata[6]) scheint die Quelle für althochdeutsches brezzita (auch brezita geschrieben) zu sein, das in bairisch pretzede und schwäbisch brezet (beide weiblichen Geschlechts) fortlebt. Ein nicht direkt belegtes mittellateinisches *brachiatellu (vorausgesetzt von toskanisch-italienisch bracciatello und anderen romanischen Formen wie altprovenzalisch brasadel ‚ringförmiges Gebäck‘) liefert die althochdeutsche Dialektvariante brezitella oder brezitel.

Als späte Kurzform wird althochdeutsch brezza betrachtet, das erst in Handschriften ab dem 12. Jh. in Glossen belegt ist (brezin im 12. Jh., preczn̄ im 14. Jh., Formen des Nominativ Singular, die bairisch Brezn genau entsprechen) und heute mundartlich in Baden, Württemberg, dem bairischen Sprachraum und teilweise im Fränkischen weiterlebt, doch meist als Nebenform von Brezel.

„Im Spätmittelalter vereinigten sich diese vielfältigen Wortbildungen in einer erst vom 12. Jh. an bezeugten, aber m[undartlich] noch heute besonders beliebten Kurzform brezza; sie finden sich alle in verschiedenen H[andschriften] nebeneinander verzeichnet an der Glossenstelle 3,153,31ff.: brezita, brezta, brezin, brezitella, bretzinta (Kontamination?). Was den Wandel des gram[matischen] Geschlechts zum heute meist üblichen Fem[ininum] (neben Mask[ulinum]) anbelangt, so mag bei dem vorwiegenden Gebrauch der neutr[ischen] Pl[ural]formen auf -a im Lat[einischen] diese Endung sich auch als Fem[ininum] S[ingular] eingebürgert haben.“

Lloyd-Springer: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen[5]

Form und Geschichte

Diese Illustration aus dem Hortus deliciarum (12. Jahrhundert) zeigt die vermutlich älteste Darstellung einer Brezel.

Vor allem an der Form lassen sich lokale Unterschiede erkennen. Während bei bayerischen, österreichischen oder auch badischen Brezeln der Ansatz der Ärmchen weiter oben liegt, sitzen bei den schwäbischen Brezeln die Ärmchen sehr tief, wobei der obere Bogen, auch Bauch genannt, sehr viel weiter ist. In den meisten schwäbischen und badischen Regionen wird dieser Bauch auch mit einem Schnitt versehen, der beim Backen zu einem klar gezeichneten Ausbund führen soll.

Die Brezel ist eine religiöse Fastenspeise. Die Verwendung der Brezel in der Fastenzeit hat Pieter Bruegel d. Ä. in einem allegorischen Bild dargestellt (Kunsthistorisches Museum Wien). Links im Bild ist die pralle Karnevalszeit dargestellt, während rechts der magere Fastenzug zieht. An verschiedenen Stellen findet man im Fastenzug helle (ungelaugte) Bretzeln.

Völlig gesicherte Quellen des Ursprungs gibt es allerdings kaum. Meyers Konversationslexikon von 1905 vermutete den Ursprung in einem Verbot heidnischer Backwaren (etwa in Form eines Sonnenrads) auf der Synode von Estinnes (als „Konzil von Leptinä“ bezeichnet) im Jahre 743. Als Ersatz sei die Brezel entstanden.[7]

Einer Legende nach wurde die Brezel von einem Bäcker aus Bad Urach erfunden, der durch einen Frevel bei seinem Landesherrn sein Leben verwirkt hatte. Da der Bäcker jedoch vorher gute Dienste geleistet hatte, sollte ihm noch eine Chance gegeben werden. „Back einen Kuchen lieber Freund, durch den die Sonne dreimal scheint, dann wirst du nicht gehenkt, dein Leben sei dir frei geschenkt.“ Der Bäcker ging ans Werk und erfand dabei die Brezel. Im Unterelsass (Musée de Bouxwiller et du Pays de Hanau) ist ähnliches überliefert. Ebenso rühmt sich die Gemeinde Altenriet der Erfindung der Brezel.[8]

Varianten

Abhängig von Regionen, Traditionen und Anlässen werden die unterschiedlichsten Brezeln gebacken. Innerhalb der einzelnen Bereiche gibt es verschieden garnierte Arten. Brezeln sind als Frischware oder Dauergebäck beliebt. Die Größen reichen von wenigen cm bis knapp einem halben Meter.

Süße Varianten

Schwäbische Palmbrezel
Blätterteig-Nussbrezel
Russenbrezel

Die Palmbrezel aus süßem Hefeteig wird in Teilen Schwabens am Palmsonntag gebacken.

Regional verbreitet ist auch die sogenannte Martinsbrezel, die zum St. Martinstag aus süßem Hefeteig gebacken und oft mit Hagelzucker bestreut wird. In der Regel wird sie nach gemeinsamen Martinszügen an Kindergärten oder Schulen an die Besucher verteilt.

Beim Konditor findet man auch süße Brezeln, zum Beispiel die oft auch noch gewendelte Blätterteig-Nussbrezel oder die Russenbrezel. Im Großraum Stuttgart und weiten Teilen Württembergs sind diese süßen Brezeln – benannt nach der württembergischen Königin Olga – auch als Olgabrezeln bekannt.

Im Rheinland sind süße Brezeln, deren beiden Kreise mit Vanillepudding gefüllt sind, eine weitere beliebte Variante. Sie heißen „Puddingbrezel“ oder „Puddingteilchen“ – umgangssprachlich auch „Eiterbrille“.

In der Form kleiner Brezeln wird auch Weihnachtsgebäck aus Mürbeteig gefertigt.

Die in Baden und Schwaben bekannten Neujahrsbrezeln sind ungelaugt. Sie werden meist aus einem Milchteig oder süßen Hefeteig hergestellt und sollen Glück und Wohlergehen verheißen. Sie haben einen Durchmesser von 30 cm bis über einem Meter. Sie wiegen bis zu 2,5 kg und sind meist mit Verzierungen, wie etwa einem Zopfmuster und Jahreszahlen, versehen. Dabei gibt es regional den Brauch, dass die Kinder ihre Neujahrsbrezel (zusammen mit einem Spargroschen) bei ihren Paten abholen. Ähnliche Neujahrsbrezel kennt man auch im zentralen Rheinland. Sie ersetzen ein Frühstücksbrot und werden gern der Familiengröße entsprechend beim Bäcker vorbestellt. Sie messen etwa 40 Zentimeter bis einen Meter in der Breite und sind aus einem geflochtenen weichen Weckteig geformt, meist mit etwas Zuckerguss oder grobem Zucker oder Mandelscheiben bestreut, manchmal mit Marzipan gefüllt.

In der Kurpfalz und den angrenzenden Gebieten wird im Frühjahr ein Sommertagszug veranstaltet, bei dem die Kinder mit einem geschmückten Stecken durch die Straßen ziehen, auf dessen Spitze eine ungelaugte Brezel aus süßem Hefeteig gesteckt wird, die sogenannte Sommertagsbrezel.

Regional verbreitet sind Brezeln aus süßem Hefeteig, die in Fett ausgebacken und danach gezuckert werden – demzufolge ein Siede- oder Fettgebäck in Brezelform, das auch als Faschingsbrezel bekannt ist.

Schloss Burg an der Wupper bei Solingen ist für die Burger Brezel bekannt, deren Konsistenz und Geschmack an Zwieback erinnern. Um die Zutaten machen die örtlichen Bäcker ein Geheimnis. So heißt es im Volksmund, die Burger Brezel seien aus „Wupperwasser und Lehm“. Es gibt sie auch in großer Form; diese Brezel haben ein Bändchen, so dass man sie an den Hals hängen kann. In Unterburg steht ein Denkmal für die Brezelbäcker, die früher ihre Waren in Kiepenkörben ausgeliefert haben.

Salzige Varianten

Schwäbische Laugenbrezel
Münchner Brezen
Biberacher Fastenbrezeln

Laugenbrezel

Die bekannteste Brezel-Variante ist die Laugenbrezel. Eine Laugenbrezel besteht traditionell aus Weizenmehl, Malz, Salz, Backhefe und Wasser. In manchen Regionen wird auch Fett, meist Schweineschmalz, zugegeben. Varianten sind aus Vollkorn-, Dinkel- oder Mischmehlen erhältlich. Zum Bestreuen des gelaugten Teigkörpers vor dem Backen verwendet der Bäcker Salz in verschiedenen Körnungen oder Kümmel oder auch Ölsaaten wie beispielsweise Sesamsaat.

Die Brezel wird vor dem Backen für wenige Sekunden in 3–5 %ige Natronlauge (E 524), (pH-Wert 13–14) getaucht. Beim Backen reagiert das Natriumhydroxid durch die Wärmeeinwirkung mit dem Teig an der Oberfläche des Gebäcks. Die Hydrolyse, d. h. Zersetzung von Proteinen im Teig beschleunigt und fördert die Maillard-Reaktion (Bräunungsreaktion). Die Brezel erhält dadurch die für Laugengebäck typische braune Färbung und dessen speziellen Geschmack.

In Privathaushalten wird die Natronlauge oft durch eine ungefährlichere und leichter zu erhaltende Soda- bzw. Natriumcarbonatlösung (E 500) ersetzt. Diese kann durch Kochen einer Lösung von Natron (NaHCO3 in Wasser) hergestellt werden, wobei CO2 entweicht:

2 \mathrm{NaHCO}_3 (aq)   \longrightarrow   \mathrm{Na}_2\mathrm{CO}_3 (aq) + \mathrm{CO_2} (g) + \mathrm{H_2O}

Die Teigführung von Brezelteigen ist aufgrund der langen Aufarbeitungszeit, im Unterschied zu anderen Hefeteigen, meist sehr fest und kühl. Die Teigausbeute liegt hierbei bei etwa 140.

Idealerweise hat der in sich symmetrisch verschlungene Teigstrang der Laugenbrezel außen eine knusprig-ledrige Salzkruste und innen einen weichen Hefeteigkörper, ist am sanft geschwollenen Bauch etwas aufgesprungen und saftig, in den dünnen Teigarmen kross, aber nicht trocken. Die übliche Größe beträgt etwa 15 cm im Durchmesser des Gebäckteiles, bei einem Durchmesser des Teigstranges von knapp einem bis vier Zentimeter.

Laugenbrezeln werden häufig „belegt“ angeboten. Die Butterbrezel, eine aufgeschnittene und mit Butter bestrichene Brezel, ist vor allem im süddeutschen Raum als Imbiss beliebt. Daneben gibt es beispielsweise noch Belag mit verschiedenen Käsesorten, Leberwurst, Schinken.

Weitere

Besonders zur Wiesnzeit, wenn in München das Oktoberfest gefeiert wird, begegnen einem auch wesentlich größere Wiesnbrezn. Diese Brezel ist im Stil der Münchner Brezn, die im Vergleich zu ihren schwäbisch-alemannischen Nachbarn eine etwas hellere Kruste (hellgelb bis gebräunt statt rotbraun oder dunkelbraun) und eine schon eher in Richtung frischem Weißbrot oder Semmeln gehende Konsistenz aufweisen. Sie eignen sich damit beispielsweise gut zum Auftunken von Bratensaft. Die für das Allgäu typische Bretzga weist dagegen ein lange feucht bleibendes Inneres auf, das am ehesten mit dem einer ähnlich hergestellten Laugensemmel vergleichbar ist.

Die Anisbreze ist ein typisch oberfränkisches Gebäck. Eine Weidenberger Besonderheit sind die Brezenwochen. Der Name kommt daher, dass während der Brezenwochen, in der Faschingszeit, Anisbrezen auf jeden Tisch stehen, bzw. gereicht werden. In diesen Wochen haben die verschiedenen Wirtshäuser wochenweise nacheinander ‚Brezen‘. Damit verbunden sind besondere Gerichte, wie Krenfleisch und verschiedene Braten. Es wird eine aufwändigere Küche als sonst betrieben.

In Biberach an der Riß werden in der Fastenzeit weiße Fastenbrezeln produziert. Sie werden vor dem Backen kurz in heißem Wasser gekocht und erst nach dem Backen gesalzen. Diesen ähneln, in manchen Teilen Bayerns, vor allem Niederbayerns, ganzjährig erhältliche ungelaugte, weiße Brezen, die mit Salz und Kümmel bestreut werden. Im südlichen Oberbayern werden diese Brezeln auf die Palmbuschen gehängt. Eine leichte Abwandlung dieser Brezen findet man in Oberfranken rund um Bamberg, die Brezen bestehen aus einem weißen Brötchenteig und werden normal im Ofen gebacken. Danach wird die Oberseite mit Wasser bestrichen und in Salz getaucht. In den hiesigen Bäckereien wird diese Art als Breze bezeichnet (wohingegen in vielen Teilen Deutschlands unter „Breze“ eine Laugenbreze verstanden wird).

Eine weitere beliebte Variante ist die Partybrezel. Es handelt sich hier meist um eine große Brezel (Durchmesser von bis zu 50 cm oder mehr), die wie ein belegtes Brötchen befüllt wird. Bei der Bestellung kann man meist die Anzahl der Personen angeben, für die die Brezel bestimmt ist. Dementsprechend wird dann die Größe angepasst. Die größten Brezeln sind für rund 30 Personen bestimmt.

In den USA sind Pretzels vor allem als knuspriger Snack (ähnlich den Salzstangen) aus der Tüte bekannt (Dauerbackware). Die beiden Marktführer sind Rold Gold und Snyder’s of Hanover. In Philadelphia werden sie dagegen weich und frisch gebacken und mit Senf serviert.

Veranstaltungen

Handwerkerbrunnen auf dem Königsplatz in Speyer mit der Statue eines Brezelbuben

Das größte Volksfest am Oberrhein ist das fünftägige Speyerer Brezelfest am zweiten Wochenende im Juli, das ganz im Zeichen der Brezel steht. Ein kleineres Fest zu Ehren der Brezel findet alle drei Jahre in Bottrop statt. Im Mainzer Stadtteil Bretzenheim findet jährlich das Brezelfest statt, zu diesem Fest wird auch eine Brezelkönigin gekürt. Auch beinhaltet das Ortswappen von Mainz-Bretzenheim eine Brezel.

Abgeleitete Bezeichnungen und Symbole

In Bayern wird die Bezeichnung Brezn vielerorts synonym für gelaugtes Gebäck gebraucht, also Brezn-Stangerl, Brezn-Semmerl, Brezn-Zopf für gelaugtes Kleingebäck in der jeweiligen Form.

Brezel in einem Türbogen von 1648

Im süddeutschen Raum wird die Brezel, auf Grund ihrer markanten Form, gerne als Sinnbild im Firmenlogo von Bäckereien verwendet. Wegen ihres hohen Symbolwertes und ihrer Beliebtheit wird der Name der Brezel auch gerne zur Benennung verschiedenster Dinge verwendet. So gibt es wohl nicht nur in München (Brezn) und Neustadt an der Weinstraße (Brezel) gleichnamige Gasthäuser. Für eine Wohltätigkeitsveranstaltung der Unicef wurden 2004 in München Peace-Brezn in Form des Peace-Zeichens gebacken und verkauft. Auch zur Namensgebung für eine aufblasbare Regenwald-Forschungsstation, die in Form eines verschlungenen Wurms mit Netz als Plattform auf die Baumkronen gelegt wird, diente wegen der ähnlichen Form die Brezel als Namenspatin: Die Station heißt SolVin-Bretzel. Das Bremer Zentrum für Literaturdokumentation in der Germanistik des Fachbereichs Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Bremen nennt sich abgekürzt ebenfalls BreZeL. Es gibt auch eine Band „Die Brezn“. Für VW Käfer der ersten Bauserien hat sich wegen des senkrecht geteilten Heckfensters der Begriff „Brezelkäfer“ eingebürgert.

In Altbayern und Österreich ist eine Brezn, die man reißt, ein zumindest mittelschwerer Sturz oder Unfall, bei dem es einen zerbrezelt. Dieses Verb bedeutet daher „stürzen, verunfallen, zerstört werden“ (ea hod á [gscheide] Brezn grißn; aufpassn, sonst dabrezlt's di!), weil jemand, der gestürzt ist, verdreht wie eine Brezel am Boden liegt. Eine umgangssprachliche Bedeutung aus dem bayrischen Sprachraum ist: Jemandem eine Brezn geben für jemanden verbal oder körperlich attackieren. Das Verb sich aufbrezeln steht für „gut anziehen, schminken, sich herausputzen“. Oder man kann auch „eine Brezel haben“ bzw. in Schwaben „A Brezg em Gsicht“ („Eine Brezel im Gesicht haben“), das heißt dann so viel wie betrunken oder angeheitert sein.

Im Bayerischen bezeichnet der Ausdruck Breznsoizer (Brezensalzer) eine Person, die untergeordnete Tätigkeiten ausübt. Der Begriff stammt vermutlich aus der Umgangssprache der Bäcker, die das Salzen der Brezen gerne den Lehrlingen überließen. Zumeist wird der Begriff in der Redewendung „I' bin doch ned Eahna Breznsoizer!“ gebraucht, mit der man jemandem klarmachen möchte, dass man sich nicht von ihm herumkommandieren lässt. Gelegentlich wird der Begriff auch als bloßes Schimpfwort benutzt.

Brezeln in Norddeutschland

Auch im Brauchtum Norddeutschlands spielt die Brezel eine Rolle. So werden Kinder bei der Kringelhöge, dem Fest der Stecknitzfahrer in der Hansestadt Lübeck, seit dem Mittelalter mit Brezeln beschenkt. Erst seit 1948 besteht in Osnabrück (Niedersachsen) der Brauch, Kinder beim Steckenpferdreiten zur Erinnerung an den Westfälischen Frieden von 1648 mit süßen Brezeln zu beschenken.

Brezeln in anderen Ländern

Viipurinrinkeli aus Vyborg (Finnisch: Viipuri)

Als deutscher Kulturimport ist die Brezel (als Pretzel) auch in den Vereinigten Staaten beliebt, allerdings wird sie dort – dem amerikanischen Geschmack entsprechend – üblicherweise als Weichgebäck und mit deutlich höherem Zuckeranteil als in Deutschland hergestellt und beim Verzehr mit großer Beliebtheit mit Senf bestrichen oder auch in Käse gedippt. Der erste Hersteller war Julius Sturgis (Lititz, Pennsylvania, 1861). Eine Fastfood-Kette, die sich ganz auf die Herstellung von Brezeln spezialisiert hat und die in den USA Hunderte von Niederlassungen betreibt, ist das 1988 in Lancaster gegründete Unternehmen Auntie Anne's.[9]

In der ehemals finnischen Stadt Vyborg (finnisch Viipuri, heute in Russland) gibt es eine Brezelvariante, die als Viipurinrinkeli benannt ist.

Nährwertangaben

Eine Bayerische Brezel (93 g) enthält 8,2 g Eiweiß, 51,7g Kohlenhydrate, 2,2 g Fett und entspricht 1101 kJ (263 Kcal), 5.2 KHE, 4,3 BE

Eine Schwäbische Brezel (100 g) enthält 8,1 g Eiweiß, 51,1g Kohlenhydrate, 4,8 g Fett und entspricht 1184 kJ (283 Kcal), 5.1 KHE, 4,3 BE (Herstellerangaben Ditsch)

Literatur

  • Irene Krauß: Gelungen geschlungen. Das große Buch der Brezel. Silberburg-Verlag, Tübingen 2004, ISBN 3-87407-550-8.
  • Barbara Kosler, Irene Krauß: Die Brez’l – Geschichte und Geschichten. Verlag Edition Infotainment Verlags GmbH, München 1993 (zu beziehen beim Deutschen Brotmuseum Ulm).
  • Brotrezepte aus ländlichen Backstuben. Landbuch Verlag, Hannover 2001, ISBN 3-7842-0614-X.
  • Oskar Maria Graf: 3 Bäckergeschichten nebst 150 Rezepten für die Brezelbäckerei. Undatierter Nachdruck aus den Jahrbüchern der Firma Diamalt.
  • Karl Kietz: Die Zwieback- und Brezelbäckerei in Groß- und Kleinbetrieb, o.O., o.J.

Einzelnachweise

  1. Atlas zur Alltagssprache - geographische Verteilung der Bezeichnungen „Bre(t)z-“, Universität Augsburg
  2. Brezel-Wurftechnik in einer Animation (GIF, 183 KB)
  3. Patentanmeldung für eine Brezelschlingmaschine bei der WIPO
  4. Bericht über einen Patentstreit über Brezelschlingmaschinen, Allgemeine Bäcker-Zeitung Ausgabe 2006/50.
  5. a b Albert L. Lloyd, Rosemarie Lühr, Otto Springer: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen und Zürich 1997ff., S. 330f. (s. v. brezzila) (Google Books).
  6. a b Friedrich Kluge, Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23. Auflage. de Gruyter, Berlin und New York 1995, S. 137 (s. v. Brezel).
  7. Brezel in Meyers Konversationslexikon von 1905 bei Zeno.org
  8. Internetauftritt der Gemeinde Altenriet. Abgerufen am 25. Mai 2010
  9. How to Make an Auntie Anne's Pretzel; Interview mit Anne Beiler (Videos)

Weblinks

 Commons: Brezel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Brezel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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