Bremer Marktplatz

Bremer Marktplatz
Der Bremer Marktplatz von der westlichen Ecke aus betrachtet mit dem Blick auf das Rathaus, den Bremer Dom sowie das Haus der Bürgerschaft

Der Bremer Marktplatz liegt im Zentrum der Hansestadt und ist einer der ältesten öffentlichen Plätze Bremens. Auf der gut 3.484 Quadratmeter großen Freifläche, in die fünf Straßen münden und an die sich zwei weitere Plätze anschließen, findet heutzutage kein Markt mehr statt. Ausnahmen sind der Weihnachts- und der kleine Freimarkt. Von Einheimischen wird der Marktplatz auch als „gute Stube“ der Stadt bezeichnet. Der Platz ist ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Bremer Marktplatz liegt im östlichen Teil der Altstadt auf der rechten Weserseite und ist nordwest-südöstlich-orientiert. In seine westliche Ecke münden die Langenstraße sowie die Stintbrücke, und an seinem nördlichen Ende schließen sich die Obernstraße und der Liebfrauenkirchhof an. Im Osten grenzt der Platz an den Grasmarkt und im Süden an die Straße „Am Markt“. Der Marktplatz hat die Form eines leicht eingedrückten Trapezes. Die Nordostseite weist eine Länge von 60 Meter auf, die Südostseite misst gut 54 Meter, die Nordwestseite etwa 51 und die Südwestseite 74 Meter.

Der gesamte Marktplatz ist, ebenso wie einige anschließende Straßen, eine Fußgängerzone. Vom Grasmarkt führen jedoch Straßenbahnschienen für die Linien 2 und 3 an der nordwestlichen Seite des Platzes zwischen Rathaus und Roland entlang zur Obernstraße.

Geschichte und Entwicklung

Der Marktplatz – die unbebaute Fläche im Vordergrund – im Jahre 1630 von Südosten aus betrachtet. Am linken Bildrand befindet sich der Schütting und rechts ist das Rathaus zu sehen. In die Marktmauer integriert ist der Kaak.
Grabung 2002
Der Marktplatz im Jahre 1589 (Ausschnitt aus dem kolorierten Kupferstich von Frans Hogenberg, welcher 1598 im Städtebuch von Braun und Hogenberg erschien)
Der Schandesel auf dem Marktplatz. Zeichnung um 1730 (am linken oberen Bildrand der Schütting, rechts ein Teil der Rathausfassade

Der Marktplatz entstand im Jahre 1404, als das Bremer Rathaus gebaut wurde. Für ihn wurde das Gelände südlich des Rathauses eingeebnet und planiert. Zuvor befand sich der Markt über einen Zeitraum von mehr als 600 Jahren auf dem Gelände der heutigen Liebfrauenkirche.

Noch im ersten Jahr stellte man auf dem Marktplatz die Roland-Statue auf. In den folgenden Jahren wurde eine 90 bis 100 Zentimeter hohe Steinmauer errichtet, die den Platz in einen inneren Bereich und einen äußeren Ring teilte. Der Markt wurde im inneren Bereich abgehalten und es galt die Regelung, dass nur Händler teilnehmen durften, deren Wagen durch einen der sieben Durchlässe in der Umfriedung passten. Mit dieser Verfügung wollte der Rat der Stadt den Marktkunden mehr Platz zum Umhergehen zwischen den einzelnen Verkaufsständen bieten, da zuvor oftmals ein zu großes Gedränge geherrscht hatte. [1]

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts baute man die Mauer ab und ersetzte sie durch einzelne Steinsäulen, die einen Kreis bildeten. Im gleichen Zeitraum verlor der Marktplatz zusehends seine herausragende wirtschaftliche Bedeutung als Handels- und Umschlagplatz für Bremen, obwohl noch einige Jahrzehnte dort der Markt abgehalten wurde. Im Jahre 1863 wurden auf dem Platz Sandsteinplatten verlegt. Das Innere des Säulenkreises gestaltete man mit dunkleren Steinen dahingehend, dass sich ein zehnspeichiges Rad kontrastierte, dessen Zentrum ein mit rötlichem Stein gebildetes Hanseatenkreuz (Tatzenkreuz) darstellt. Das Kreuz, welches einen Durchmesser von 4,8 Metern aufweist, sollte an die Bedeutung der Hanseatischen Legion während der Epoche der Befreiungskriege erinnern. Der Pflasterbelag des Bremer Marktplatzes wurde von Februar bis Juni 2002 erneuert. Der neugestaltete historische Bremer Marktplatz wurde darauf der Öffentlichkeit am 10. Oktober mit einer Eröffnungsparty übergeben.[2]

Ausgrabungen

Während dieser Erneuerungen stieß man an verschiedenen Stellen auf archäologische Fundstücke aus dem 6. bis 18. Jahrhundert. Zwar erlaubte die Baubehörde keine umfassenden Grabungen, es konnten jedoch punktuelle Untersuchungen durchgeführt werden. Die Ausgrabungen wurden vom Landesarchäologen durchgeführt. Im Rahmen der Grabungen wurden unter anderem weitläufige Grundmauern jener Häuser, die vor der Einebnung des Marktplatzes an dieser Stelle gestanden hatten, dokumentiert. Ferner gelang die Bergung von 5.719 Knochen und Knochenstücken sowohl von Menschen als auch von Haustieren und Vögeln, außerdem von Keramikfragmenten und anderen Alltagsgegenständen wie Knochennadeln, Knochenwürfel, Gefäße und Münzen.[3]

Nach der Beendigung der archäologischen Arbeiten wurden für einige Wochen Glasplatten ebenerdig in die Ränder der Gruben eingelassen, so dass Passanten die Möglichkeit hatten, einen Blick auf die Fundstellen zu werfen. Im Sommer 2002 waren diese Platten Anstoß für eine öffentliche Diskussion, in der darum gestritten wurde, ob die „Gucklöcher“ eine dauerhafte Einrichtung seien oder man sie nach dem Ende der Marktplatz-Sanierung entfernen sollte. Letztendlich entschied man sich dafür, die Gruben wieder aufzufüllen. Heute ist nichts mehr von ihnen zu sehen.

Gerichtsbarkeit und Strafjustiz

Seit dem Beginn seines Bestehens war der Marktplatz auch Ort der Gerichtsbarkeit und der Strafvollstreckung.

Durch den Bau des Rathauses musste im Jahre 1405 auch das Gericht des Stadtvogts an einen anderen Standort verlegt werden, da der vorherige überbaut wurde. Man entschied sich für den Bereich unter dem zweiten Rathausbogen von Westen. Anders als das Gericht des Stadtrates tagte dieses öffentlich. Zudem gehörten ihm auch bürgerliche Beisitzer an. Mit dem Umzug verlor das Gericht jedoch an Bedeutung gegenüber dem Ratsgericht. An den drei jährlichen Verhandlungstagen wurden vor allem Eigentums- und Anspruchskonflikte verhandelt. Zudem musste der Stadtvogt die Urteile des Ratsgerichts bestätigen. Mit der Auflösung der Stadtvogtei im Jahre 1802 hörte auch das Gericht auf zu bestehen.[4]

Mit einem Pranger (dem so genannten Kaak) und einem Schandesel befanden sich auch die äußeren Zeichen der Gerichtsbarkeit auf dem Marktplatz. Der Pranger wurde im 16. Jahrhundert errichtet, wies eine achteckige Form auf und war an der Ostseite des Platzes in die Marktmauer integriert. Im Inneren des kleinen Gebäudes führte eine enge Wendeltreppe auf die obere Plattform, auf der der Schandpfahl stand. An diesen wurden die Verurteilten angebunden und ausgepeitscht. Je nach Art des Verbrechens mussten sie jedoch auch lediglich die öffentliche Schande ertragen. Der Kaak wurde im Jahre 1786 wegen Baufälligkeit abgerissen.[4]

Vermutlich bereits vor dem Kaak stellte man den Schandesel auf dem Platz auf. Sein Standort lag nahe dem des Prangers, allerdings außerhalb der Marktmauer. Der Schandesel war ein Holzgestell mit vier Beinen, auf dem ein Körper in der Form eines Esels montiert war. Die Delinquenten wurden auf ihn gesetzt und zum Teil auch festgebunden. Auf dem Schandesel fand aber keine Auspeitschung statt. Er diente, wie der Name schon andeutet, der Hervorhebung der Schande des Verbrechens. Zwischen 1734 und 1738 entfernte man ihn. [5]

Bebauung

Das Gebäudeensemble, das den Bremer Marktplatz einrahmt, gilt als eines der schönsten in Deutschland. Mit der Roland-Statue und dem Rathaus wurde ein Teil davon im Juli des Jahres 2004 in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen. Die Gestaltung des Marktes ist recht einheitlich geprägt durch die Materialien Sandstein (u.a. Schütting) und dunklen Backstein oder Klinker (u.a. Rathaus, Bürgerschaft).

Nordostseite

An der Nordostseite des Platzes befindet sich seit seiner Entstehung das Bremer Rathaus. Dieses wurde in den Jahren 1405 bis 1410 errichtet und besaß eine schlichte gotische Fassade. Seine heutige Form erhielt der Bau in den Jahren 1608 bis 1612 unter der Leitung des Architekten Lüder von Bentheim. Dieser erneuerte die komplette Marktplatz-Fassade und gestaltete sie im Stil der Weserrenaissance.

Südostseite

Foto von 1859: Häuser der Südostseite kurz vor dem Abriss; Eckhaus Nr. 26, rechts daneben Nr. 25
Die Neue Börse mit dem Bremer Dom und dem Rathaus auf einer Postkarte um 1900

An dieser Seite des Marktplatzes und an dem angrenzenden Grasmarkt vor dem Bremer Dom wurden gegen Ende des 15. Jahrhunderts aufwändig gestaltete Giebelhäuser errichtet, von denen einige bis zu 400 Jahre bestand hatten. Das Balleersche Haus, Markt 26 / Ecke Heu- oder Grasmarkt, mit einem gotischen, sechsachsigen Backsteingiebel stammte aus dem 15. Jahrhundert. Daneben das Pundsacksche Haus aus der Renaissance, Markt 25, ein prächtiges, sechsachsiges Giebelhaus mit Pfeilervorlagen, entstand um 1570 und erhielt um 1770 ein barockes Portal und zwei eingeschossige Ausluchten. Daran schlossen sich fünf weitere Giebelhäuser, zumeist im barocken Stil, an. Die Giebelhäuser wurden im Zuge des Baus der Neuen Bremer Börse in den Jahren 1860 bis 1863 abgerissen.[6] Das neu entstandene neugotische Gebäude wurde 1864 eingeweiht und zählte aus architektonischer Sicht zu jener Zeit zu einem gut gestalteten Bau in Bremen, wurde jedoch von großen Teilen der Bevölkerung als zu klobig und unpassend an dieser Stelle empfunden.

Die Börse wurde am 20. Dezember 1943 bei einem Luftangriff der Alliierten während des Zweiten Weltkrieges vollständig zerstört. Die Ruine blieb lange Zeit stehen und wurde erst abgerissen, nachdem die Handelskammer das Gelände im Jahre 1957 an die Stadt verkauft hatte.

Im darauffolgenden Jahr schrieb die Stadt einen Architekturwettbewerb für einen neuen Sitz der Bremischen Bürgerschaft auf dem Grundstück aus, bei dem 71 Entwürfe eingereicht wurden. Man entschied sich für zwei Entwürfe, die jedoch überarbeitet werden sollten. In der Öffentlichkeit entbrannte eine kontroverse Diskussion über die Gestaltung des Baus; und so wurde 1961 ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben, den Wassili Luckhard gewann. Seine Pläne sahen eine senkrechte Stein- und Glasgliederung der Fassade mit acht angedeuteten Giebeln auf dem Dach vor. Obwohl auch dieser Entwurf vielen Bremer Bürgern zu modern für den Marktplatz erschien, wurde er umgesetzt und 1966 das neue Haus der Bürgerschaft eröffnet.

Südwestseite

An der Südwestseite des Bremer Marktplatzes erwarben die Bremer Kaufleute im Jahre 1444 ein Haus. Dieses ließen sie 1535 abreißen. Für den geplanten Neubau musste die Südseite des Marktplatzes, welche damals zum Weserseitenarm Balge leicht abfiel, aufgeschüttet werden. In nur zwei Jahren entstand von 1537 bis 1538 ein den strengen, feingliedrigen Renaissance-Bauten Flanderns ähnliches Gebäude, der Schütting. Die Kaufleute hatten es bewusst direkt gegenüber dem Rathaus bauen lassen, um den Ratsherren ihre Macht in der Stadt zu demonstrieren. Die Inschrift im Prunkportal buten un binnen – wagen un winnen („draußen und drinnen – wagen und gewinnen“) hat sich mittlerweile zu einer Art Bremer Stadtmotto entwickelt.

Der Schütting brannte nach einem Luftangriff am 6. Oktober 1944 bis auf die Grundmauern nieder, konnte jedoch bis 1956 in alter Form wieder aufgebaut werden.

Nordwestseite

Der Schütting und die Giebelhäuser, hinter dem Roland das Deutsche Haus

An der Nordwestseite entstanden im 16. Jahrhundert einige Giebelhäuser, ähnlich denen, die ihnen bis 1860 gegenüberstanden. Das bekannteste von ihnen war das Haus Markt 11. Es wurde 1594 nach den Zeichnungen von Lüder von Bentheim errichtet, besaß zwei Giebel und beherbergte die Rathsapotheke und die Akzisemeisterei. Die Renaissancefront wurde um 1830 durch eine Biedermeierfassade ersetzt. 1893 brannten die oberen Stockwerke aus, und das Haus erhielt einen Mittelgiebel nach Plänen von Max Salzmann. Dem Bombenangriff, der den Schütting zerstörte, fiel auch dieses Haus zum Opfer. Es wurde aber bis 1960 neu aufgebaut, und man setzte ihm wieder zwei Giebel auf.

An der Einmündung der Langenstraße in den Marktplatz wurde 1958 durch Rudolf Stein unter Verwendung von Originalsubstanz des zerstörten Rokokohauses Schlachte Nr. 31 das Haus der Stadtsparkasse rekonstruiert.

An der Ecke Am Markt/Obernstraße steht das 1909 erbaute und im Krieg teilzerstörte Deutsche Haus mit der Inschrift Gedenke der Brüder, die das Schicksal unserer Trennung tragen . Diese Mahnung Wilhelm Kaisens auf dem denkmalgeschützten Haus ist auch nach der Wiedervereinigung erhalten geblieben. Seit 2007 ist das Gebäude im Besitz der gemeinnützigen Körber-Stiftung. Diese Inschrift wurde im März 2011, für ein Jahr, an das "Haus der Geschichte" in Bonn verliehen und wird dort ausgestellt.

Auf dem Marktplatz

Innerhalb der Marktmauer stand in den Jahrhunderten ihres Bestehens nur ein einziges festes Gebäude: Die Marktwache. Sie wurde vor 1756 gebaut und besaß eine achteckige Form und eine barocke Haube mit einer Laterne an der Spitze. Die Marktwache, die sich unweit des Prangers befand, diente während des Siebenjährigen Krieges als bremische Hauptwache. Um 1810 riss man die Wache ab. [7]

Platzgestaltung

Hanseatenkreuz vor dem Roland. Durchmesser: Zirka 5 Meter

Neben dem bereits erwähnten Hanseatenkreuz als markantestem Bodensymbol der Stadt findet man auf dem Platz auch kleinere Besonderheiten sowie diverse Sehenswürdigkeiten, die einem nicht sofort ins Auge fallen.

Der Bremer Roland befindet sich direkt auf dem Marktplatz leicht linksversetzt sechs Meter vor der Fassade des Rathauses. Der erste hölzerne Roland wurde 1366 von Schergen des Erzbischofs verbrannt. Der heutige stammt aus dem Jahr 1404 (dem Jahr, in welchem auch der Marktplatz entstand und der Umbau des Rathauses begann). Er ist ein Symbol der bremischen Freiheit und schaut deshalb, so will es die Legende, Richtung Domportal, um den Klerus an die Macht des Stadtrates zu erinnern. Die Kalksteinfigur hat eine Höhe von mehr als fünf Metern. Der Abstand der Kniespitzen beträgt eine Bremer Elle (exakt 55,372 Zentimeter) und zu ihren Füßen ist ein Krüppel eingearbeitet, welcher einer der Protagonisten der Sage um Emma von Lesum ist.

Das „Bremer Loch“ – eine Spendenplatte

An der domseitigen Ecke des Bürgerschaftsgebäudes befindet sich eine „Bremer Loch“ genannte unterirdische Spendenbüchse, welche in das Pflaster eingelassen ist. Sie besitzt oberflächlich Ähnlichkeit mit einem Gullydeckel, hat einen Durchmesser von 50 Zentimetern und eine Tiefe von 90 Zentimetern. Bei Einwurf von Münzen in den Spendenschlitz des bronzenen Deckels gibt sie die Laute der Bremer Stadtmusikanten wieder ( Esel?/i · Hund?/i · Katze?/i · Hahn?/i). Diese sind im Sommer 2007 von Radio Bremen aufgezeichnet worden und werden nun durch eine Fotozelle ausgelöst. Das Bremer Atelier für Gestaltung Haase & Knels[8] konzipierte diese „akustische Sozial-Spardose“. Mit den Spenden unterstützt die Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe ausgewählte Projekte. Eingeweiht wurde das „Bremer Loch“ am 27. Juli 2007 im Beisein von Bürgerschaftspräsident Christian Weber, der zugleich auch Vorsitzender der Stiftung ist.[9]

Seit dem Jahre 1612 ist im rechten Zwickel des zweiten Bogens von links der zum Platz gewandten Rathausarkaden eine kleine steinerne Henne auf einem Nest mit Küken angebracht. Diese Henne ist Teil einer der berühmtesten Sagen der Hansestadt, der „Sage von der Bremer Gluckhenne“. Die Legende besagt, dass Weserfischer Schutz vor einem Sturm suchen mussten und eine Henne mit ihren Küken sah, welche sich auf einer Düne in Sicherheit brachte. Dies sahen sie als Zeichen ihrer Naturgötter an und errichteten ebenfalls ihr Lager an dieser Stelle – der Anfang der Stadt Bremen.

Veranstaltungen

Der Marktplatz von der Aussichtsplattform des Südturmes des Bremer Doms mit Blickrichtung gen Westen gesehen
Der Kleine Freimarkt

Neben dem normalen Wochenmarkt war der Marktplatz auch immer wieder Veranstaltungsort für andere Feste. So diente er vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis 1919 als einer von mehreren Standorten des Bremer Freimarkts. Heutzutage findet dort zeitgleich mit dem großen Vorbild auf der Bürgerweide der nostalgische Kleine Freimarkt statt. Gegen Ende eines jeden Jahres, von den letzten Novembertagen bis Heiligabend, ist auf dem Marktplatz und den umliegenden Plätzen der Weihnachtsmarkt aufgebaut. In jüngerer Zeit wurden auf dem Platz beispielsweise das Weinfest, der Tag des Kaffees und das Kinderfest SpielRäume schaffen organisiert.

Des Weiteren werden auf dem Marktplatz die Siegesfeiern des SV Werder Bremen abgehalten, wenn dieser den DFB-Pokal oder die Deutsche Fußballmeisterschaft gewinnt. Beim Doublegewinn in der Saison 2003/04 feierten zweimal gut 40.000 Fans die Mannschaft, die sich auf dem Rathausbalkon präsentierte.

Auf dem Marktplatz findet auch jedes Jahr (eine Woche vor dem rheinischen Karneval) die Eröffnungsinszenierung des Straßenumzuges des Bremer Samba-Karnevals statt. Von hier aus zieht Europas größter Samba-Karneval mit Masken und Rhythmen in Richtung Viertel.

Doch auf dem Bremer Marktplatz wird nicht nur gefeiert: Seit dem 16. August 2004 findet jede Woche eine Montagsdemonstration auf dem Platz statt, die sich in ihrer Kritik an aktuellen politischen Themen orientiert. Bereits seit 1982 besteht die Initiative der Mahnwache für den Frieden, die donnerstags zwischen 17 und 18 Uhr abgehalten wird.

Eine weitere traditionelle Veranstaltung ist das Turmblasen auf der Aussichtsplattform des Südturms des Bremer Doms. Die Turmbläser gibt es in Bremen seit mindestens 1737. Sie blasen jeden Sonntag nach dem Gottesdienst mit Posaunen Choräle, Quartette, Fugen und Volkslieder. In der Weihnachtszeit spielen sie nicht nur sonntags, sondern auch häufiger. Die Tradition der Turmbläser drohte in Bremen noch vor wenigen Jahren unterzugehen, da die Finanzierung ungesichert war, seit etwa 2006 finden die Konzerte jedoch wieder regelmäßig statt.

Umgebung

Um den Marktplatz als kulturelles Zentrum der Hansestadt gruppiert sich auch die Mehrzahl der historischen sowie touristisch interessanten Sehenswürdigkeiten. Im Folgenden wird eine kleine Auswahl genannt und kurz vorgestellt.

Die Böttcherstraße ist die außerhalb Bremens wohl bekannteste Straße der Stadt. In sie gelangt man über den schmalen Zugang Schüttingstraße, der östlich des Schüttings vom Marktplatz abzweigt. Die Böttcherstraße ist nur gut 100 Meter lang und erlangte ihre Berühmtheit vor allem dadurch, dass sie durchgängig künstlerisch gestaltet ist. Hierfür verantwortlich war zwischen 1922 und 1931 der Bildhauer Bernhard Hoetger. Seine Arbeiten wurden vom Bremer Kaffeekaufmann Ludwig Roselius finanziert, dem damals die gesamte Straße gehörte. Sie steht seit 1937 unter Denkmalschutz und beherbergt heute Kunsthandwerkstätten, Museen und Ausstellungen. Am Ende der Gasse führt ein Tunnel an der mittelalterlichen Martinikirche vorbei ans Weserufer zur Schlachte.

Das Bismarck-Reiterstandbild aus dem Jahre 1910 steht in Sichtweite zum Marktplatz neben dem Dom

Zu beiden Seiten des Ostportals des Rathauses auf dem Grasmarkt in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz stehen die Herolde. Die Kupferblechfiguren, die 1901 von Rudolf Maison entworfen worden sind, stehen an dieser Stelle erst wieder seit 2001, nachdem sie nach dem Zweiten Weltkrieg an einen anderen Standort gebracht worden waren.

Der Spuckstein, ein Basaltstein mit dem eingekerbten Kreuz, ist auf dem Grasmarkt, etwa 20 Meter nördlich des Brautportals des Doms in das Pflaster eingelassen. An dieser Stelle soll das Schafott gestanden haben, auf dem die Giftmörderin Gesche Gottfried im Jahre 1831 bei der letzten öffentlichen Hinrichtung in Bremen enthauptet wurde. Noch heute äußern manche Bremer und Touristen ihre Abscheu gegen diese Morde mit Ausspeien auf diesen Stein.

Neben dem Dom in der Sandstraße, in Sichtweite vom Spuckstein, stehen das Haus Heineken mit der ältesten bemalten Holzdecke Bremens (1580) und das Haus Vorwärts mit seiner sehenswerten Fassade. Es gehörte über 120 Jahre dem Verein „Vorwärts“ und stammt in Teilen aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert.

Das Bismarck-Reiterstandbild wurde 1910 in Erinnerung an den Reichskanzler Otto von Bismarck enthüllt. Die von Adolf von Hildebrand entworfene Figur besteht aus Bronze und bildet zusammen mit dem marmornen Sockel eine der höchsten Standbilder der Stadt. „Der Bismarck“ – wie er in Bremen häufig nur genannt wird – befindet sich an der nördlichsten Ecke des Bremer Doms auf dem Grasmarkt.

Die Bremer Stadtmusikanten, welche heute eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt darstellen, sind eine 1953 vom Bildhauer Gerhard Marcks geschaffene Bronzeplastik. Die Tiere befinden sich an der Westseite des Rathauses am Eingang zur Straße Schoppensteel. Viele Menschen glauben, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man die Vorderbeine des Esels umfasst oder sie reibt und sich etwas wünscht. An dieser Stelle ist die Statue deshalb glänzend.

Unweit des Platzes liegt auch der älteste Weinkeller Deutschlands, der Bremer Ratskeller. Das Kellersystem, das aus acht Räumen besteht, erreicht man über eine Treppe, die an der Nordwestseite des Rathauses hinunterführt. Im Ratskeller lagern über 650 verschiedene Weine, sowie der älteste Fasswein der Bundesrepublik. Entstanden sind die Räumlichkeiten um 1404, als der Rat der Stadt seinen Weißweinausschank in den Keller des Alten Rathauses verlegte. Mit der Zeit wurden sie kontinuierlich erweitert. Heutzutage beherbergt der Ratskeller eine traditionelle Gaststätte und ein Gourmetrestaurant.

Brunnen findet man auf dem Marktplatz selber nicht. Doch in seiner Umgebung stehen einige der eindrucksvollsten der Stadt. So steht seit 1991 auf dem nahen Domshof der vom Bildhauer Waldemar Otto geschaffene Neptunbrunnen. Auf dem Liebfrauenkirchhof befindet sich der Marcusbrunnen, der unter Einheimischen auch unter dem Namen „Taxibrunnen“[10] bekannt ist. In der Obernstraße steht, unweit ihrer Einmündung in den Marktplatz, an der Ecke zur Sögestraße der Pferdebrunnen mit drei unterschiedlich hohen Wasserbecken (Hunde, Pferde, Vögel).

Denkmalschutz

Die Gesamtanlage[11] und alle Bauten am Marktplatz stehen unter Denkmalschutz:

  • Am Markt 1: Rathscafé und Deutsches Haus, 1908–1911
  • Am Markt 9: Haus Jonas und Kaune, 1600 und 1955
  • Am Markt 11: Raths-Apotheke, 1893–1894
  • Am Markt 12: Sparkasse am Markt, 1755 und 1957–1958
  • Am Markt 13: Der Schütting, 1537–1538
  • Am Markt 14, 15 und 16: Bankhaus Neelmeyer, Wilckens’sches Haus, Bremische Hypothekenbank, Geschäftshaus „Zum Roland“, Niedersaechsische Bank
  • Am Markt 17: Medizinisches Warenhaus, 1950
  • Am Markt 18: Eduscho-Haus, Bankhaus Plump & Co., 1952–1953
  • Am Markt 19: Bankhaus Plump & Co., 1960
  • Am Markt 20: Haus der Bürgerschaft, 1962–1966
  • Am Markt 21: Rathaus, Bremer Ratskeller, Neues Rathaus, ab 1400 bis heute
  • Marktstrasse 3: Haus C der Handelskammer, 1956
  • Am Dom 1: St. Petri Dom, ab 1041 bis heute
  • Am Dom 2: Kuesterhaus, 1926–1928
  • Boettcherstrasse 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9: 1922–1931
  • Langenstrasse 2, 4, 6 und 8: Disconto-Bank, Passage, Kontorhaus am Markt, 1910–1912

Einzelnachweise

  1. Informationsbroschüre des Focke-Museums aus dem Jahre 2006, S. 7
  2. Bremer Marktplatz in neuem Glanz. Senatspressestelle, 10. Oktober 2002, abgerufen am 4. Oktober 2010.
  3. Hans Christian Küchelmann: Mit Knochen gepflastert. knochenarbeit.de, 23. Januar 2007, abgerufen am 4. Oktober 2010.
  4. a b Konrad Elmshäuser, Die Vogtei- und Kriminalgerichtsbarkeit in: Konrad Elmshäuser/Adolf E. Hofmeister (Hrsg.), 700 Jahre Bremer Recht, Veröffentlichungen des Staatsarchivs Bremen Bd. 66, Selbstverlag des Staatsarchivs Bremen, 2003, ISBN 3-925729-34-8, S. 212 ff.
  5. Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2 Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X, S. 759.
  6. Rudolf Stein: Das Bürgerhaus in Bremen. Wasmuth-Verlag, Tübingen 1970
  7. Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2 Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X, S. 571.
  8. Kommunikation im Raum. Haase & Knels - Atelier für Gestaltung, abgerufen am 4. Oktober 2010.
  9. "Bremer Loch": Erste unterirdische Spendenbüchse Deutschlands. rp-online.de, 27. Juli 2007, abgerufen am 4. Oktober 2010.
  10. Bräuche. In: bremen4u. weser-kurier.de, abgerufen am 4. Oktober 2010.
  11. Denkmaldatenbank des LfD

Literatur

  • Regina Bruss (Hrsg.): Bremen, Bremerhaven. Geschichte + Geschichten. Verlag Eilers + Schünemann, Bremen 1980
  • Herbert Schwarzwälder: Bremen im Wandel der Zeiten. Band: Die Altstadt. Carl Schünemann Verlag, Bremen 1985, ISBN 3-7961-1662-0.
  • Herbert Schwarzwälder: Gruß aus Bremen. Die Altstadt auf frühen Ansichtskarten. Edition Temmen, Bremen 1998, ISBN 3-86108-611-5.
  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.

Weblinks

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