Bregenzerwälderhof

Bregenzerwälderhof
Johann Wilhelm, Bezau 1595, Zimmerleute; Quelle: Arichitectura civilis, 1668, Vorarlberger Landesbibliothek
Grafische Darstellung des Vorderbregenzerwälder Einhofes. Quelle: Dehio-Handbuch.
Grafische Darstellung des Bauernhaus, Egg Hub 73. Quelle: Johann W. Deininger. Das Bauernhaus in Tirol und Vorarlberg. Wien 1902
Bregenzerwälderhaus im Freilichtmuseum Stübing
Denkmalgeschütztes Landammannhaus: Unterdorf 4, 2008. Das repräsentative Gebäude wurde 1770 erbaut.

Als Bregenzerwälderhof wird der Haustyp bezeichnet, der zweigeteilt, in Vorder- und Hinterbregenzerwald, unterschieden wird. Vielfach als „das Wälderhaus“ wird der Einhof des Hinterbregenzerwaldes des 19. Jahrhunderts bezeichnet, der sich vom Einhof des Vorderbregenzerwaldes, dessen Einfluss vom „Allgäuerhaus“ stammt, unterscheidet.

Inhaltsverzeichnis

Baukultur im Bregenzerwaldes

Neben den Barockbaumeistern, der Auer Zunft hat vor allem das Bauhandwerk im Bregenzerwald eine lange Tradition. So brachte der aus Bezau stammende Zimmermann Johann Wilhelm (1595–1676), der sich in Frankfurt am Main als Bürger niederließ, 1668 ein zweibändiges Werk, die „Architectura civilis“ heraus, die mehrere Auflagen erreichte und bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts als Standardwerk der Holzbaukunst galt. [1]

Die Hof- und Hausformen innerhalb des Bregenzerwaldes werden in eine Zweiteilung zwischen Vorder- und Hinterbregenzerwald gegliedert. Der Verlauf der Subersach bildet die Grenze zwischen Vorder- und Hinterbregenzerwald. Zudem ist die Veränderung des Hinterbregenzerwälder Einhofes im 19. Jahrhundert zu beachten. Bei den Haustypen handelt es sich meist um einen gestrickten Blockbau mit „Flur- und/oder Küchengrundriss“ unter einem geneigten Satteldach mit bretterverschaltem Schopf und Wirtschaftstrakt, Sprossenfenstern und Bretterläden, die als Wetterschutz dienen, und einer Verschindelung der Außenfassade.[2]

Der Einhof des Vorderbregenzerwaldes

Der Vorderwälder Einhof, wird ob seiner Ähnlichkeit und geografischen Nähe zum süddeutschen Raum, oft als „Allgäuerhaus“ bezeichnet. Die Baukörper fallen durch ihre Ausmaße und Geschlossenheit auf. Von Grundriss und Typ her, gehört das Haus dem in Vorarlberg vorherrschenden Mittelflurtyp an, dies bildet einen markanten Unterschied zum Einhof des Hinterbregenzerwaldes, da die meist stirnseitig gelegene Haustüre in einen Flur führt, von dem aus man sowohl in Küche, Stube und Kammern, als auch durch eine „Hintere Tür“ in den Wirtschaftsraum gelangen kann.[2]

Der Einhof des Hinterbregenzerwaldes

Aus der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts sind meist ältere Höfe als zweigeschossige in Kopfstrickbauweise errichtete Blockbauten von Egg bis Schoppernau erhalten. Diese weisen ein geneigtes Rafendach mit Scharschindeleindeckung auf. Die Schöpfe in Riegelbauweise und mit Brettern verschalt, sind Anbauten zu beiden Traufseiten und reichen bis unter das Dach, deren Verlauf über die volle Länge des Baukörpers geht. Sie haben etwa die Breite der halben Stube, was den breitlagernden Charakter der Höfe ausmacht, und dienen unterschiedlichen Zwecken. Vom Schopf aus gelangt man in die Flurküche, die in Stube, Gaden (Schlafzimmer) und Kammern führt. Der Wirtschaftsraum ist meist von außen erreichbar. [2]

Weiterer Haustyp – das Landammannhaus

Beim Landammannhaus handelt es sich um das repräsentative Haus, das zugleich Amtssitz des jeweiligen Landammannes – der als „Bauernrepublik“ bezeichneten Bregenzerwälder Gerichtsbarkeit (1400–1806) – war.

Aus dem Jahr 1770 stammte das ehemalige, unter Denkmalschutz stehende Landammannhaus in Unterdorf 4, dass südlich der Großdorfer Kirche liegt. Der verschindelte Blockbau ist zweigeschossig mit steilem eingeschossigen Giebel über dem hohen Kellersockel erbaut. Fünf Fensterachsen gliedern die Traufseite zur Straße. Das Satteldach mit Speichergaube, dessen Dachuntersicht ornamental bemalt ist, wird von geschweiften Pfettenunterzügen betont. Unterkehlte Klebdächer sind zum Schutz vor Niederschlägen an den Fenstern angebracht. Die Bezeichnung „Joh. Jakob Meusburger 1857“ ist im Keilstein des mittelachsigen Portals im Kellergeschoss und das Jahr der Erbauung 1770 auf der Dachgaube zu lesen. Bemerkenswerte Keller mit Tonnengewölbe sind im Inneren des Hauses erhalten, sowie das getäfelte ehemalige Sitzungszimmer des Landammannes, ein außergewöhnlicher Kachelofen, eine Stubenkredenz des 19. Jahrhunderts und ein Uhrenkasten. [3]

Literatur

Darstellung eines Hinterbregenzerwälder Bauernhaus in Schwarzenberg auf der 100 Schilling Banknote, gültig ab 1970
  • Georg Dehio (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, neu bearb. von Gert Ammann u.a.. Wien 1983, ISBN 3-7031-0585-2.
  • Gemeinde Egg: Heimatbuch Egg. Egg 2008, ISBN 978-3-200-01366-7.
  • Johann Wilhelm. Arichitectura civilis. Frankfurt 1668, (Original in der Vorarlberger Landesbibliothek)

Weiterführende Literatur

  • Johann W. Deininger. Das Bauernhaus in Tirol und Vorarlberg. Wien 1902

Einzelnachweise

  1. Quelle: Johann Wilhelm: Architectura civilis, Frankfurt 1668, Vorarlberger Landesbibliothek
  2. a b c Vgl.: Paul Rachbauer: Hof- und Hausformen. In: Georg Dehio (Hrsg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Vorarlberg, neu bearb. von Gert Ammann u.a. Wien 1983, S. XXIII ff.
  3. Vgl. Paul Rachbauer: Baukultur und Tracht. In: Heimatbuch Egg. Egg 2008, S. 382 ff.

Weblinks

 Commons: Bregenzerwälderhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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