Bregenzerwald

Bregenzerwald
Region Bregenzerwald
Bregenzerwald (rot)
Lage
Staat: Österreich
Bundesland: Vorarlberg
Politischer Bezirk: Bregenz
Details
Einwohner: 30.041 (Stand: 30. Juni 2010)[1]
Postleitzahl: 6767, 6861–6888, 6933–6952
Telefonvorwahl: 0551x, 05579, 05583
Kfz-Kennzeichen: B
Adressen
Website: www.Bregenzerwald.at
E-Mail: info@bregenzerwald.at

Bregenzerwald ist die Bezeichnung für eine Region im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Diese umfasst im Wesentlichen das Einzugsgebiet der Bregenzer Ach südöstlich von Bregenz, in der Nähe des Bodensees, bis an den Hochtannbergpass.

Inhaltsverzeichnis

Schreibweise und zum Begriff

„Bregenzerwald“ ist die in Vorarlberg und meistens auch im übrigen Österreich gängige Schreibweise. In Deutschland wird zum Teil auch die Schreibweise „Bregenzer Wald“ verwendet. Dieter Seibert, der Autor der Alpenvereinsführer der Region, weist darauf hin, dass die Gegend heute kein Wald mehr ist, sondern anthropogene Grasberge, man daher nicht mehr von einem Bregenzer „Wald“ sprechen kann, sondern einen Regionsbegriff vorliegen hat, die getrennte Schreibweise also veraltet wäre.[2]

Der Name Bregenzerwaldgebirge wird dagegen im Zusammenhang mit der Einteilung der Alpen in Untergruppen verwendet. Beide Begriffe sind nicht deckungsgleich. Der Bregenzerwald umfasst auch Teile der Allgäuer Alpen und des Lechquellengebirges. Umgekehrt greift das Bregenzerwaldgebirge auch in die Landschaften des Rheintals, des Walgaus und des Großen Walsertals aus.

Lage und Landschaft

Der Bregenzerwald grenzt im Westen an die im Rheintal befindliche Region Bodensee, im Norden an Deutschland bzw. Bayern (Landkreise Lindau und Oberallgäu), im Nordosten an das Kleinwalsertal, im Osten am Tannberg an das Arlberggebiet und im Süden an das Große Walsertal.

Blick vom Schwarzenberg in den Bregenzerwald
Blick vom Schwarzenberg in den Bregenzerwald

Gemeinden und Gliederung

Gemeinden im Bregenzerwald

Als Hauptort des Bregenzerwalds wird aus historischen Gründen die Marktgemeinde Bezau angesehen, wenngleich die Gemeinden Egg, Alberschwende und Andelsbuch einwohnermäßig größer sind.

Vorderer Bregenzerwald (rot)

  1. Alberschwende
  2. Doren
  3. Sulzberg
  4. Langenegg
  5. Krumbach
  6. Riefensberg
  7. Lingenau
  8. Hittisau
  9. Sibratsgfäll

Hinterer Bregenzerwald (blau)

  1. Egg
  2. Andelsbuch
  3. Schwarzenberg
  4. Bezau
  5. Reuthe
  6. Bizau
  7. Mellau
  8. Schnepfau
  9. Au
  10. Damüls
  11. Schoppernau
  12. Schröcken
  13. Warth

Die Gemeinden Langen und Buch befinden sich zwar in der Region Bodensee-Alpenrhein (Rheintal), sind aber beispielsweise auch Orte der Käsestraße Bregenzerwald.

Die Gemeinden Egg, Andelsbuch und Schwarzenberg werden auch des Öfteren als Mittelbregenzerwald bezeichnet.

Der Gerichtsbezirk Bezau deckt sich nicht vollständig mit der Region Bregenzerwald: Doren, Riefensberg und Sulzberg sind dem Gerichtsbezirk Bregenz unterstellt, dafür gehört das kleine Walsertal zum Bezauer Gericht.

Kultur

Bregenzerwald, Vorarlberg
der Hintere Bregenzerwald mit der Parzelle "Hopfreben"
Bezeggsul
Rückseite der 100-Schilling Banknote mit einem Bregenzerwaldhaus (1970)

Geschichte

Um das Jahr 1000 wurde der damals noch ganz bewaldete Bregenzerwald von Bregenz aus besiedelt und kultiviert.

Während die nördlichen Teile des Bregenzerwaldes (die Gerichte Alberschwende, Lingenau und Sulzberg) zur Herrschaft Bregenz gehörten, waren die Gerichte Damüls und Innerbregenzerwald Teil der Herrschaft Feldkirch. Diese 1338 vollzogene Teilung ist die Grundlage für die heute noch gängige Unterscheidung von vorderem und hinterem Bregenzerwald.

1390 fielen mit dem Verkauf der Grafschaft Feldkirch der Innerbregenzerwald und Damüls an Österreich, die Gerichte Lingenau und Alberschwende folgten 1451. Der Tannberg mit den Bregenzerwäldergemeinden Schröcken und Warth wurde 1453 österreichisch, und 1523 erwarben die Habsburger schließlich auch noch das Gericht Sulzberg.

Nach 1380 bildete sich insbesondere im Innerbregenzerwald eine Selbstverwaltung der Bauernschaft des Waldes heraus (sogenannte Bauernrepublik), mit eigener freier Landgemeinde, eigener Verfassung (Landsbrauch) und Hoch- und Blutgerichtsbarkeit. Als Vorsteher wurde ein Landammann gewählt, meist aus den angesehensten Familien des Bregenzerwaldes. Auf der noch erhaltenen Landammännertafel finden sich viele der bekannten Namen, die ursprünglich aus dem Bregenzerwald stammen, z. B. Feurstein, Meusburger, Metzler, mit ihren Wappen abgebildet.

Der Landammann wurde in freier Wahl bestellt, sein Rathaus stand auf der Bezegg zwischen Bezau und Andelsbuch. Heute erinnert dort eine steinerne Säule an das frühere Rathaus.

Bereits 1658 wurde die letzte Untertänigkeit, die zum Kloster Mehrerau, aufgelöst – also 190 Jahre vor der Bauernbefreiung von 1848.

So war es den Bregenzerwäldern, im Gegensatz zu den meisten Bauern der damaligen Zeit, möglich, sich als Freie überall niederzulassen. Man findet vor allem im schwäbischen zahlreiche Namen, die auf den Bregenzerwald zurückgehen.

Die bäuerliche Verfassung wurde während der Franzosenkriege abgeschafft und danach nicht mehr eingeführt.

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es unzählige Alpen und Höfe, auf denen die Land- und Viehwirtschaft sowie die Herstellung von Käse betrieben wurden. Auch heute sind noch zahlreiche Alpen bewirtschaftet, doch wird dies zunehmend von weniger Bauern betrieben.

Bis etwa zum Jahr 1900 mussten viele Bregenzerwälder Kinder von Mai bis Oktober ins baden-württembergische Schwaben (Deutschland) gehen, um dort auf Bauernhöfen zu arbeiten. So gab es in der Sommerzeit für ihre Eltern ein Kind weniger zu füttern. Diese Kinder wurden unter dem Namen Schwabenkinder bekannt.

Ein Bregenzerwaldhäuschen ist auf der Rückseite der 100-Schilling Banknote von 1970 zu sehen.

Dialekt

Bis 1814 gehörten im Norden und Nordwesten Teile des Allgäus zu Vorarlberg; dies und der Umstand, dass in der gesamten Region aufgrund der Besiedlung durch die Alemannen das Bodenseealemannische seit dem 5./6. Jhd. vorherrschte, führte im Laufe der Jahrhunderte nicht nur zu einem regen Güteraustausch, sondern auch – über einen entsprechend erweiterten Heiratskreis – zu sprachlichen Vermischungen. Vor allem im nordwestlichen Teil des Bregenzerwaldes (= Vorderwald) ist der Einfluss des Allgäuerischen besonders spürbar; dagegen dominieren im Mittel- und Hinterwald Sprachformen, die eine stärkere Verbindung mit der Region Hofsteig und Dornbirn belegen. Von außen wird aber der Wälderdialekt trotz dieser Mehrschichtigkeit und beachtlicher lokaler bis kleinregionaler Eigenheiten als ein Idiom wahrgenommen, das sich von den anderen Vorarlberger Dialekten (ein einheitliches Vorarlbergisch gibt es nicht) deutlich hörbar abhebt.

Wirtschaft

Bregenzerwälder Käsekeller

Die Bevölkerung des Bregenzerwaldes lebt vom Tourismus, der Landwirtschaft und einem stark mit der Holzverarbeitung verbundenen Gewerbe. Viele Bregenzerwälder/-innen finden außerdem als Pendler Arbeit im Rheintal, dem Vorarlberger Wirtschaftszentrum. Ein Zusammenschluss von Handwerk und Gewerbe in der Region ist der Werkraum Bregenzerwald. Alle drei Jahre findet der Wettbewerb "handwerk + form" statt.

Im Frühling 2011 wurde die Dreistufenlandwirtschaft im Bregenzerwald in die österreichische Liste des immateriellen Erbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen. Zum immateriellen Kulturerbe zählen Praktiken, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, die Gemeinschaften und Gruppen als Bestandteil ihres Kulturerbes verstehen und für erhaltens- und schützenswert halten. Immaterielles Kulturerbe wird von einer Generation an die nächste weitergegeben, fortwährend neu gestaltet und vermittelt den Gemeinschaften ein Gefühl von Identität und Kontinuität. Mittlerweile zählt das österreichische Verzeichnis 45 Eintragungen, vier davon sind aus Vorarlberg.

Tourismus

Der Bregenzerwald ist bei Gourmets vor allem durch die Käsestraße Bregenzerwald bekannt. Die Käsestraße Bregenzerwald ist ein Zusammenschluss von Bregenzerwälder Bauern, Wirten, Handwerkern und Handelsbetrieben, die sich der traditionellen Käseproduktion widmen. Der Bregenzerwälder Bergkäse ist eine weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Spezialität.

Die Bregenzerwaldbahn („’s Wälderbähnle“) ist eine weitere Attraktion des Bregenzerwaldes. Dabei handelt es sich um eine Museumsbahn, die auf einem noch erhaltenen Reststück der Schmalspurbahn verkehrt. Von 1902 bis 1983 befuhr das „Wälderbähnle“ die 35,5 km lange Strecke von Bregenz nach Bezau. Bis Oktober 2004 konnte man 6,1 km Strecke befahren, jedoch musste ein Teilstück dem Straßenausbau weichen, womit nur mehr eine Strecke von 5 km zur Verfügung steht.

Seit 2000 befindet sich in Hittisau im Bregenzerwald das bisher einzige Frauenmuseum Österreichs.[3] Das Museum widmet sich dem Kulturschaffen und dem Lebensumfeld von Frauen.

Ein weiteres Museum im Bregenzerwald ist das Angelika Kauffmann Museum [4] in Schwarzenberg. Das Museum widmet sich der Barockmalerin Angelika Kauffmann und ist mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist der Bregenzerwald auch wegen seiner Wander- und Radwege und der zahlreichen Skigebiete. Seit 2011 gibt es in mehreren Orten City-Bike-Standorte, an denen für bis zu 24 Stunden Fahrräder mit Korb ausgeliehen werden können.

Die Erschließung des Bregenzerwaldes ist vollständig abgeschlossen. Für die Touristen wird viel getan, um Anreize zu schaffen. Orte wurden erweitert und die Berge durch Liftanlagen erschlossen.

Die angeschlossenen Gemeindeämter geben von Mai bis Oktober eine für Gäste kostenlose (ab einer Verweildauer von 3 Übernachtungen) Bregenzerwaldcard aus, um den öffentlichen Verkehr zu stärken und gleichzeitig den Individual- und Freizeitverkehr zu reduzieren. Ebenfalls gibt es freien Eintritt in die angeschlossenen Freibäder. Weiters ist auch freies Fahren mit den Bergbahnen möglich.

Weblinks

 Commons: Bregenzerwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bregenzerwald. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
  1. Amt der Vorarlberger Landesregierung, Landesstelle für Statistik: Bevölkerungsstatistische Verwaltungszählung. Erhebung der Hauptwohnsitze für das zweite Quartal 2010.
  2. Dieter Seibert: Bregenzerwald- und Lechquellengebirge. 1. Auflage. Rother Bergverlag, München 2008, ISBN 978-3-7633-1095-1, Erklärung der Namen, S. 17 (rother.de).
  3. Frauenmuseum abgerufen am 6. September 2011
  4. Angelika Kauffmann Museum abgerufen am 6. September 2011

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