Brautpreis

Brautpreis

Der Brautpreis ist eine Geldsumme beziehungsweise ein Besitz, welche anlässlich einer Heirat vom Bräutigam oder seinen Verwandten übergeben werden. Im Gegensatz dazu wird eine Mitgift von der Braut oder deren Verwandtschaft entrichtet.

Die Einrichtung des Brautpreises wird schon im Codex Hammurabi erwähnt und erscheint auch im 2. Buch Mose und im Talmud (in älteren Übertragungen auch Frauenpreis).[1] Der Brautpreis ist in Deutschland sittenwidrig.[2]

Inhaltsverzeichnis

Höhe und Funktion des Brautpreises

Der Brautpreis ist in seiner Höhe beziehungsweise Zusammensetzung durch Brauch bestimmt und üblicherweise vom sozialen Status der Vertragsparteien abhängig.[3] Er ist im Verhältnis zum durchschnittlichen Einkommen oft sehr hoch. Dadurch kann es zu hoher Verschuldung kommen.[4]

Die Einrichtung des Brautpreises kann folgende Funktionen haben:[3]

  • Er besiegelt den Ehevertrag auf feierliche Weise.
  • Er soll die Stabilität der Ehe garantieren.
  • Er entschädigt die Herkunftsgruppe der Ehefrau für den Verlust eines Mitglieds.

Formen des Brautpreises

In muslimischen Gesellschaften wird der Brautpreis oft umgangen, indem eine Braut aus der eigenen Familie geheiratet wird (siehe dazu bint ʿamm).[5] In Zentralasien entwickelte sich als Brautpreisalternative das System Qarch Quda.[6] Als Ersatz für den Brautpreis kann der „Wert“ der Frau in bestimmten Gesellschaften abgearbeitet werden (bride service, deutsch: „Brautdienst“).

Im südlichen Afrika wird der Brautpreis (lobola) traditionell zwischen dem Bräutigam und den männlichen Verwandten der Braut ausgehandelt. Er bemisst sich meist in einer bestimmten Anzahl Rinder, die schrittweise an die Herkunftsfamilie der Braut abzugeben sind. Kehrt die Braut nach der Hochzeit zu ihrer Familie zurück, sind die Rinder zurückzugeben oder der Gegenwert zu bezahlen.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Jack Goody, Stanley Jeyaraja Tambiah. Bridewealth and Dowry. 1973

Quellen

  • Brautpreis. In: Michel Panoff, Michel Perrin. Taschenwörterbuch der Ethnologie. München 1975 ISBN 3-471-61615-2 S. 56

Einzelnachweise

  1. Bibel, Buch Exodus.
  2. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,692788,00.html
  3. a b Brautpreis. In: Michel Panoff, Michel Perrin. Taschenwörterbuch der Ethnologie. München 1975 ISBN 3-471-61615-2 S. 56
  4. Neue politische Literatur: Berichte über das internationale Schrifttum. Universität California, 1982. p. 343.
  5. Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der G.A. Universität zu Göttingen. Veröffentlicht von Dieterichschen Buchhandlung, 1893. p. 437.
  6. Bert G. Fragner, Birgitt Hoffmann: Bamberger Mittelasienstudien. sine locum 1994. p. 25.
  7. Johanna Kehler-Maqwazima: Es ist nicht einfach, eine Frau zu sein! IKO, 1994. p. 31.Von

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Brautpreis — Braut|preis, der (Völkerkunde): Preis, den der Bräutigam bei einer Kaufheirat an den Vater der ↑ Braut (a) zu zahlen hat. * * * Braut|preis, der (Völkerk.): Preis, den der Bräutigam bei einer Kaufheirat an den Vater der Braut zu zahlen hat …   Universal-Lexikon

  • Traditionelle Eheformen in Ghana — unterscheiden sich, wie in anderen westafrikanischen Staaten auch, stark vom heutigen europäischen Ehebild, sei es christlich, islamisch oder anders geprägt. Der markanteste Unterschied zu diesen liegt dabei in der sozialen Stellung der einzelnen …   Deutsch Wikipedia

  • Brautgeld — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Malaika — Malaika, bedeutet auf Swahili „Engel“ oder „Guter Geist“ (Malaika stammt aus der arabischen Sprache: „Malak“(Singular: der Engel) bzw. ‏الملائكة‎ al Mala ika Plural: die Engel). Im Glauben der Ostafrikaner ist Malaika ein guter Geist, der von… …   Deutsch Wikipedia

  • Bitek — Okot p’Bitek (* 7. Juni 1931 in Gulu; † 20. Juli 1982 in Kampala) war ein ugandischer Dichter, Lehrer und Ethnologe. Sein größtes Werk ist Lawinos Lied. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Kindheit und Schule …   Deutsch Wikipedia

  • Codex Hammurabi — Codex Hammurapi Codex Hammurapi, ausgestellt im Louvre Der Codex Hammurapi, eine Rechtssammlung König Hammurapis von Babylon (* 1810 v. Chr.; † 1750 v. C …   Deutsch Wikipedia

  • Codex hammurabi — Codex Hammurapi Codex Hammurapi, ausgestellt im Louvre Der Codex Hammurapi, eine Rechtssammlung König Hammurapis von Babylon (* 1810 v. Chr.; † 1750 v. C …   Deutsch Wikipedia

  • Codex hammurapi — Codex Hammurapi, ausgestellt im Louvre Der Codex Hammurapi, eine Rechtssammlung König Hammurapis von Babylon (* 1810 v. Chr.; † 1750 v. C …   Deutsch Wikipedia

  • Kodex Hammurabi — Codex Hammurapi Codex Hammurapi, ausgestellt im Louvre Der Codex Hammurapi, eine Rechtssammlung König Hammurapis von Babylon (* 1810 v. Chr.; † 1750 v. C …   Deutsch Wikipedia

  • Kodex Hammurapi — Codex Hammurapi Codex Hammurapi, ausgestellt im Louvre Der Codex Hammurapi, eine Rechtssammlung König Hammurapis von Babylon (* 1810 v. Chr.; † 1750 v. C …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”