Braunschweigisches Landesmuseum

Braunschweigisches Landesmuseum
Braunschweigisches Landesmuseum im Vieweg-Haus

Das Braunschweigische Landesmuseum (BLM) ist ein historisches Museum in der Stadt Braunschweig und das einzige Geschichtsmuseum in der Trägerschaft des Landes Niedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Museums

Vaterländisches Museum

Das BLM wurde am 11. Oktober 1891 als Vaterländisches Museum für Braunschweigische Landesgeschichte gegründet; das Museumsgebäude befand sich damals in der Straße Hagenscharrn. Grundstock bildete eine umfangreiche Sammlung von Ausstellungsstücken, die anlässlich einer Erinnerungsausstellung an den „Schwarzen Herzog“, Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, im Jahr 1890 zusammengetragen worden waren.

Im Jahre 1902 bezog das Museum neue Räumlichkeiten in der Aegidienkirche und in den daran angrenzenden Räumen des ehemaligen Benediktiner-Klosters und des Paulinerchores. Erster hauptamtlicher Leiter war in den Jahren 1910 bis 1935 der Kunsthistoriker Karl Steinacker.

47 Jahre nach ihrer Gründung wurde die Institution in der Zeit des Nationalsozialismus 1938 in Braunschweigisches Landesmuseum für Geschichte und Volkstum umbenannt – ein Name, den sie bis Ende des Jahres 1982 trug.[1]

Umzug in das Vieweg-Haus

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste das Museum die Räumlichkeiten der Aegidienkirche an die Gemeinde St. Nicolai übergeben, da diese aufgrund der großen Kriegsschäden und infolge der Flüchtlingsbewegungen sprunghaft angestiegenen Zahl der Katholiken in der Stadt dringend neue Gemeinderäume benötigte. Die kriegsbedingten Instandsetzungsarbeiten am Paulinerchor und an den Klostenräumen dauerten bis ca. 1959 an. Erst 1960 erlangte die Öffentlichkeit wieder Zugang zum Museum.

Das „Vieweg-Haus“ am Burgplatz wurde 1976 durch den Wechsel des Vieweg-Verlags nach Wiesbaden frei und danach als Lager genutzt. Von 1983 bis 1985 wurde es komplett entkernt und unter Berücksichtigung musealer Belange von innen neu errichtet. Das 44 Jahre nach der letzten Namensänderung am 1. Januar 1983 erneut – diesmal als Braunschweigisches Landesmuseum – umbenannte Museum zog 1986 in das Gebäude ein.

Heute dokumentiert das BLM die Geschichte des ehemaligen Herzogtums Braunschweig und des Freistaates Braunschweig von den ur- und frühgeschichtlichen Anfängen bis zur Gegenwart. Neben der großen Dauerausstellung im sogenannten „Vieweg-Haus“, dem Haupthaus des Museums am Burgplatz, verfügt das BLM über drei Nebenstellen: „Hinter Aegidien“ mit dem Jüdischen Museum, Wolfenbüttel mit einer Dauerausstellung zur Ur- und Frühgeschichte und schließlich das Bauernhaus-Museum in Bortfeld.

Die Museumsbestände werden thematisch-chronologisch präsentiert. Die große Anzahl der Objekte aus Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Technik, Kunst, Volkskunde und Sozialgeschichte spiegeln Ereignisse, Entwicklungen und Persönlichkeiten wider und geben in dieser Form einen umfassenden Einblick in die braunschweigische Landesgeschichte im Kontext deutscher und europäischer Geschichte.

Das „Vieweg-Haus“ hat sich in den Jahren seit der Eröffnung mit seiner umfassenden Präsentation der Geschichte vom 8. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart zu einem Kulturzentrum der Stadt Braunschweig entwickelt. Mit seinen vielfältigen und umfangreichen Beständen in vier Häusern ist das Braunschweigische Landesmuseum eines der größten historischen Museen Deutschlands.

Ältestes jüdisches Museum der Welt

BLM Hinter Aegidien mit Jüdischem Museum

In der Straße Hinter Aegidien befindet sich der Chor des aus der Mitte des 12. Jahrhunderts stammenden Paulinerklosters, das am Ruhfäutchenplatz auf dem Grundstück der ehemaligen Bezirksregierung stand und 1912 abgebrochen wurde. Der Chor wurde 1913 auf das Grundstück des Aegidienklosters versetzt. Es beherbergt eine der drei Nebenstellen des BLM und ist das älteste jüdische Museum der Welt.

Zentrum der Ausstellung bildet die komplette Inneneinrichtung der Hornburger Synagoge, die 1924 abgerissen wurde. Außerdem verfügt das Museum über eine große und bedeutende Sammlung jüdischer Kultgerätschaften und Handschriften, sogenannter Judaica. Zusätzlich finden sich Informationen und Dokumente zu jüdischen Fest- und Feiertagen, zur Entwicklung des Reformjudentums und schließlich zum KZ Bergen-Belsen.

Die Judaica-Sammlung geht auf eine bereits 1746 öffentlich zugängliche Sammlung des Hofjuden Alexander David (1687–1765) zurück. Sie wurde durchgehend seit der Gründung des BLM im Jahre 1891 bis 1944 in diesen Räumen ausgestellt, konnte aber nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus Platzgründen erst wieder ab 1987 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Literatur

  • Gerd Biegel (Hrsg.): Herzöge, Revolution und Nierentisch. 1200 Jahre Braunschweigische Landesgeschichte, Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums 67, Braunschweig 1992
  • Camerer, Garzmann, Schuegraf, Pingel: Braunschweiger Stadtlexikon, Braunschweig 1992
  • Horst-Rüdiger Jarck, Gerhard Schildt (Hrsg.): Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region, Braunschweig 2000

Weblinks

 Commons: Braunschweigisches Landesmuseum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Datensatz der GKD zu „Braunschweigisches Landesmuseum für Geschichte und Volkstum“. In: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 13. Juni 2009 (Info zur GKD).

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