Borschemich

Borschemich
Borschemich
Stadt Erkelenz
Koordinaten: 51° 5′ N, 6° 26′ O51.086.429444444444474Koordinaten: 51° 4′ 48″ N, 6° 25′ 46″ O
Höhe: 74–78 m
Fläche: 5,18 km²
Einwohner: 247 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Postleitzahl: 41812
Vorwahl: 02164

Borschemich ist ein ländlich geprägter Stadtteil der Stadt Erkelenz im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Der Ort liegt im Abbaugebiet des Tagebaus Garzweiler und soll diesem in den kommenden Jahren weichen; daher entsteht im Norden von Erkelenz westlich von Mennekrath Borschemich (neu) als neuer Stadtteil von Erkelenz.

Protestschild am Ortseingang

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Borschemich und Nachbarorte auf der Tranchotkarte um 1806

Im Nordosten liegen die Jüchener Ortsteile Hochneukirch und Alt-Holz, im Südosten lagen einst Alt-Otzenrath und Alt-Spenrath, im Süden Alt-Immerath und der Weiler Lützerath, im Westen liegt Keyenberg und im Nordwesten Mönchengladbach-Wanlo. Alle Nachbarorte außer Wanlo liegen ebenfalls im Abbaugebiet des Tagebau Garzweiler und werden somit auch geschleift.

Flächengröße

Die ehemalige Spezialgemeinde Borschemich hatte 1970 eine Fläche von 5,18 km².

Gewässer

Die Köhm fließt in West-Ost Richtung und mündet in die Niers. Sie ist nur nach starken Regenfällen und zur Schneeschmelze ein fließendes Gewässer. Vom Ortseingang in Borschemich aus Richtung Alt-Otzenrath ist die Köhm entlang der St.-Martinus-Straße kanalisiert und fließt erst wieder ab der Marienstiftstraße neben dem Pfarrhaus offen weiter in Richtung Keyenberg zur späteren Mündung in die Niers.

Geologie

Im Untergrund liegen Braunkohleflöze aus dem Tertiär.

Ortsnamen

Als Birsmiki wurde der Ort erstmals im Jahre 898 urkundlich erwähnt. 1396 erscheint der Name als Bursmich, 1618 als Borschemich. Die Deutung des Ortsnamens ist nicht eindeutig zu klären. Das Grundwort -mich bedeutet Bach und könnte auf die Köhm hinweisen, die im frühen Mittelalter ein stärkeres Gewässer gewesen ist.

Geschichte

verlassene Häuser im Ortskern

898 schenkte König Zwentibold von Lothringen dem Stift Essen ein Königsgut in Borschemich.

Weiter geistliche Institutionen besaßen in Borschmich Höfe: das Stift Kaiserswerth, das Stift St. Maria im Kapitol von Köln und die Benediktiner-Abtei Gladbach (Mönchengladbach).

Im Ort war ein Rittergeschlecht begütert. Erstmalig wurde es 1239 als von Birsmich erwähnt. 1289 war der Ritter Gottschalk von Birsmich Gerichtsherr. Um 1400 starb dieses Geschlecht aus. Bis 1837 befand sich das Rittergut Haus Borschemich in adeligem Besitz.

Im 13./14. Jahrhundert gelangte Borschmich an das Herzogtum Jülich. Zunächst bildete das Dorf mit dem benachbarten Holz die Dingbank Borschemich, die dem Amt Grevenbroich unterstand. 1500 besaß das Gericht Borschemich ein eigenes Schöffensiegel, auf dem der Heilige Martin als Reiter mit Bettler abgebildet war.

1554/55 wurde Borschemich in den Dingstuhl Otzenrath eingegliedert. 1586 hatten die Einwohner unter dem Einfall spanischer Truppen im Truchsessischen Krieg zu leiden.

1794 wurde Borschemich in die französische Mairie Kuckum (Kanton Erkelenz) eingemeindet.

1816 wurde Borschemich Bestandteil der preußischen Bürgermeisterei Keyenberg im Landkreis Erkelenz.

1848 wurde Borschemich innerhalb dieser Bürgermeisterei Spezialgemeinde.

1935 wurde die Bürgermeisterei aufgelöst und dem neuen Amt Holzweiler zugeschlagen.

Am 1. Januar 1972 wurde Borschemich aufgrund des Neugliederungsgesetzes Aachen vom 21. Dezember 1971 die heutige Stadt Erkelenz eingemeindet.[1]

Seit 2006 wird Borschemich aufgrund der Ausdehnung des Tagebau Garzweiler umgesiedelt. Der neue Standort Borschemichs befindet sich im Norden von der Erkelenzer Kernstadt. (siehe Neu-Borschemich)

Schulgeschichte

Borschemich besaß bis 1968 eine eigene Schule. Die Anfänge gehen auf eine Küsterschule am Anfang des 18. Jahrhunderts in einem Fachwerkhaus neben der Kirche zurück. Als 1828 das Dorf den ersten ausgebildeten Elementarschulleherer zugewiesen bekam, bot die Schule das „Bild der völligen Verwahrlosung“[2]. So wurde 1836 ein neuer Schulsaal an das Küsterhaus angebaut, der 1850 ein zweiter Schulsaal und eine Lehrerwohnung folgten. In dieser Form bestand die Schule in der Nähe der Kirche bis zum Jahr 1939, in dem eine neu errichtete Schule in der Nähe des Hauses Paland errichtet wurde. Dieses Gebäude wurde bis zur Schließung der Schule im Jahr 1968 als Schule genutzt. Heute besuchen die Grundschüler die Grundschule in Keyenberg, die weiterführenden Schulen werden überwiegend in Erkelenz besucht. Das ehemalige Schulgebäude dient zusammen mit einem 1972 errichteten weiteren Anbau als Mehrzweckhalle für viele Veranstaltungen der Ortsvereine.

Religion

Im 12. Jahrhundert wurde der romanische Turm der Kirche erbaut, diese war eine der ältesten Kirchen im Erkelenzer Land. Urkundlich wurde sie aber erst 1423 erwähnt. Ein Hinweis auf das Alter, gibt auch das Patrozinium der Kirche, ist sie doch dem heiligen Martin, dem Nationalheiligen der Franken, geweiht. Ein Friedhof wurde schon 1300 in einer Urkunde überliefert. Anders als im benachbarten Otzenrath konnte die Reformation in Borschemich nicht Fuß fassen und der Ort blieb überwiegend katholisch. Erst 1804 wurde Borschemich selbständige Pfarre, vorher hatte der Ort als Filialkirche zur katholischen Pfarre Keyenberg gehört. Am 1. März 1804 erließ der erste Aachener Bischof Berdolet ein Dekret der neuen Pfarrumschreibung, durch welches auch Borschemich selbständige Pfarrei wurde. Nach über 200 Jahren der Selbständigkeit wurde die Pfarre St. Martinus Borschemich mit Ablauf des 31. Dezember 2008 aufgelöst durch Zusammenschluss mit der Pfarre St. Lambertus Erkelenz. Die bisherigen beiden kirchlichen Gremien Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat wurden durch den sogenannten Kapellenvorstand ersetzt. Die bisherige Pfarre St. Martinus Borschemich ist daher seit dem 1. Januar 2009 Kapellengemeinde der Pfarre St. Lambertus Erkelenz.

Die Kirche wurde, da sie zu klein geworden war, 1906/07 von dem Kölner Diözesanbaumeister Heinrich Renard (1868–1928) an anderer Stelle neu erbaut.

Schwestern vom Orden der Cellitinnen aus Düren betrieben von 1918 bis 1981 im Ort ein Kinderhaus.

Borschemicher „Lourdesgrotte“

In der Zeit seit der Erhebung zur selbständigen Pfarre waren folgende Seelsorger im Ort tätig:

  • 1804 bis 1837 Simon Schmitz
  • 1837 bis 1885 Michael Dapper
  • 1887 bis 1893 Sebastian Klein
  • 1893 bis 1912 Karl Anton Weisheim
  • 1912 bis 1914 Peter Keusen
  • 1914 bis 1920 Ferdinand Küppers
  • 1920 bis 1947 Johann Josef Aretz
  • 1947 bis 1978 Bruno Masch
  • 1979 bis 1993 Günter Meis
  • 1993 bis 2002 Ulrich Lühring

Bevölkerungsentwicklung

Einwohnerzahlen der Ortschaft Borschemich:[3]

Jahr 1767 1817 1849 1871 1895 1926 1939 1961 1970
Ew 350 599 629 679 589 593 615 734 760

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

  • Die Borschemicher Linde am Ortseingang
  • Haus Borschemich, auch Haus Paland genannt. Das Gebäude ist ein ehemaliges Wasserschloss, bestehend aus einer Vorburg und einem Haupthaus. Das Grabensystem wurde früher von der Köhm gespeist. Ein Teil der Gräben ist noch erhalten.
  • Die Pfarrkirche St. Martinus, 1906/07 erbaut
  • kirchliche Parkanlage zwischen Pfarrkirche und Haus Paland. Im Park finden sich eine 1921 errichtete „Lourdesgrotte“, eine Kreuzigungsgruppe als Grotte am Kalvarienberg, ein St. Martinus Denkmal aus dem Jahr 1936 anlässlich des 300-jährigen Bestehens der Bruderschaft, sowie ein Ehrenmal, Kriegergedächtnisgrotte an der Kirche, errichtet 1922, neugestaltet 1954
  • neue St. Martinus Figur an der Dorflinde
  • St. Josefskloster aus dem Jahr 1688, heutiges Jugendhaus des Bistums Aachen, geleitet von der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg
  • diverse alte Wegekreuze an den Ortsstraßen ( Kreuze Heyers, Dappen, Beeck, Linde )
  • alte Grabsteine am Aufgang zum Friedhof und auf dem Friedhof, Kreuzwegstationen auf dem Friedhof
  • alte Fußfälle in den Kirchenanlagen
  • Pfarrhaus aus dem Jahre 1839

Vereine

  • Karnevalsgesellschaft „Rasselbande Borschemich“, gegründet 1972
  • Musikverein Borschemich e.V., gegründet 1926 (z.Zt. seit 30. März 2007 ruhend)
  • St. Martinus Schützenbruderschaft Borschemich e.V., gegründet 1636
  • Kirchenchor Cäcilia, gegründet 1848
  • Freiwillige Feuerwehr Erkelenz, Löschgruppe Borschemich, gegründet 1904
  • TUS 09, Turn- u. Spielverein 09 e.V., gegründet 1909 (z.Zt. ruhend)
  • bis 31. Dezember 2008: kirchliche Gremien (Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat), seit 1. Januar 2009: Kapellenvorstand
  • Bürgerbeirat (Umsiedlung des Ortes durch den Tagebau Garzweiler II)
  • Rock'n Roll, Boogie Woogie und Disco Fox Club „Tigerfeet e.V.“ (auswärtiger Verein, der sich regelmäßig im Ort trifft)

Regelmäßige Veranstaltungen

Wirtschaft, Infrastruktur und Verkehr

Wirtschaft

Die Statz Bekleidungswerke haben in Borschemich ihren Ursprung. Boss Raumgestaltung ist vor mehr als 100 Jahren aus einer Schreinerei hervorgegangen. Mehrere Gartenbaubetriebe liegen am Ortsrand. Von einst 25 Landwirten wirtschaften 2006 noch drei. Das Gestüt Arab el Haira betrieb bis 2010 die Pferdezucht von Vollblutarabern. Von der Risch-Gruppe, die mit einer Baumaterialienhandlung in Essen von Carl Risch im 19. Jahrhundert begründet wurde, gibt es ein Baustoffwerk mit Kiesgruben.

Infrastruktur

  • Freiwillige Feuerwehr Erkelenz, Löschgruppe Borschemich, gegründet 1904
  • Mehrzweckhalle Borschemich
  • Sportplatz „Alter Kirchweg“
  • Bolzplatz Von-Paland-Str.
  • Raiffeisenbank Erkelenz e.G. (Niederlassung, ehemalige Hauptstelle der Raiffeisenbank von 1894 e.G.)

Verkehr

Bahn

Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Jüchen-Hochneukirch und Mönchengladbach-Herrath, die beide ca. 6 Kilometer von Borschemich entfernt sind.

Bus

Die Stadtbuslinie EK 3 (Erkelenz–Keyenberg) fährt Borschemich an.

Straße

Westlich von Borschemich verläuft die A 61. Im Norden Borschemichs befindet sich die Anschlussstelle MG-Wanlo.

Literatur

  • Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet. In: Schriftenreihe der Stadt Erkelenz. Nr.6, Mönchengladbach 1985
  • Arbeitskreis der Borschemicher Vereinsvorstände in Verbindung mit der Pfarrgemeinde St. Martinus, Texterstellung Heinrich Goebels: 1100 Jahre Borschemich, 898 - 1998, Geschichte und Geschichten. Herausgabe 10. Dezember 1997

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  2. Bericht einer Kommission der lokalen Polizeirevision vom 8. Juli 1834 zit. n. Mackes a.a.O. S.423
  3. K. L. Mackes a.a.O. S. 86

Weblinks

 Commons: Erkelenz#Borschemich – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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