Borromeo

Borromeo
Fürstliches Wappen der Familie Borromeo

Borromeo ist der Name eines alten italienischen Adelsgeschlechts, das ursprünglich aus Padua stammt, wo es unter dem Namen Vitaliani seit dem 12. Jahrhundert urkundlich erscheint. 1406 nahm das Patriziergeschlecht den Namen Borromeo, den Familiennamen der mütterlichen Vorfahren, an. Nachfahrenlinien im Mannesstamm bestehen bis heute.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Patrizier Giacobino Vitaliani († 1409) war mit Margherita Borromeo († 1429) verheiratet. Deren Sohn Vitaliano Vitaliani († 1449) wurde 1406 von seinem Onkel Giovanni Borromeo, einem reichen Kaufmann und Bankier ohne männliche Nachkommen, adoptiert und übernahm den Namen Borromeo. Vitaliano Borromeo (geborener Vitaliani) setzte die kommerziellen Aktivitäten seines Onkels erfolgreich fort und ließ sich in Mailand nieder, wo er das Wohlwollen von Filippo Maria Visconti, dem damaligen Herzog von Mailand, genoss.[1]

Standeserhebungen

Das Borromeo-Kamel, Bilddevise von Vitaliano Borromeo, am Palazzo Borromeo in Mailand

Der Viscontiherzog Filippo verschaffte Vitaliano Borromeo († 1449) verschiedene Lehen im Umfeld des Lago Maggiore, namentlich die Burg von Arona, mit deren Besitz der Grafentitel verbunden war, den Vitaliano 1445 vom Herzog erhielt. Der Kernbesitz der Familie lag in der Folge am Lago Maggiore und hatte die Festung Arona zum Mittelpunkt.[1]

Kardinal Federico Borromeo († 1631) wurde 1623 von König Philipp IV. von Spanien zum Marchese di Angera ernannt, primogenitur vererblich.[1]

Renato II. Borromeo, Conte di Arona († 1685), hatte mit Giulia Arese den Sohn Carlo Borromeo, Vizekönig von Neapel, der um 1700 den Beinamen Arese annahm.[1]

Giberto Conte Borromeo Arese erhielt 1896 eine italienische Erneuerung des Titels Marchese di Angera (primogenitur). 1916 erhielt derselbe, Giberto Borromeo Arese, Marchese di Angera, Conte di Arona, eine ebensolche Erneuerung für den Titel Principe di Angera, das Diplom hierüber wurde 1917 ausgefertigt.[1]

Die Nachgeborenen führen den Familiennamen Borromeo mit dem Prädikat Don bzw. Donna, die männlichen den Zusatz Conte di Arona[1]

Klerikale Karrieren

Aus der Familie ging eine Reihe von Kardinälen hervor, die sich vor allem der moralischen Erneuerung der römisch-katholischen Kirche verpflichtet fühlten: Kardinal Carlo Borromeo (1538−1584), ein früher Vertreter der Gegenreformation, ist unter diesen Kardinälen der bedeutendste. Der einflussreichen Rolle des Kardinalnepots unter Pius IV. entsagte er, um sich der Reform des Erzbistums Mailand zu widmen. Er engagierte sich mit besonderem Eifer im Kampf gegen den Protestantismus und für die von Konzil von Trient geforderte Redidenzpflicht der Bischöfe. Er wurde von katholischer Seite bereits zu seinen Lebzeiten als vorbildlicher christlicher Kirchenfürst glorifiziert. 1602 erfolgte seine Seligsprechung; 1610 wurde er heilig gesprochen. Kardinal Federico Borromeo (1564−1631) fand es schwierig, in die Fußstapfen seines berühmten Cousins zu treten. Als Jugendlicher plante er, in ein Kloster einzutreten, was sowohl seine Familie als auch sein Cousin Carlo Borromeo zu verhindern wußten. Als einflussreicher Weltgeistlicher sollte er die Interessen der Familie wahren. Zum Kurienkardinal wurde er von Sixtus V. ernannt. Innerhalb der Kurie zählte er zu den Reformkardinälen. Die Ernennung durch Clemens VIII. zum Erzbischof von Mailand, wo sein mittlerweile verstorbener Cousin so erfolgreich gewirkt hatte, erwog Federico Borromeo abzulehnen, weil er sich der Nachfolge seines Cousins nicht gewachsen fühlte. Nachdem er dennoch angenommen hatte, begründete er in Mailand dann die Biblioteca Ambrosiana, der eine Künstlerakademie und eine heute noch zu besichtigende Gemäldesammlung angeschlossen sind. Ein literarisches Denkmal setzte ihm Alessandro Manzoni in seinem Roman "I promessi sposi".

Wappen

Humilitas, die bekrönte Wappendevise der Familie Borromeo auf der Isola Madre im Lago Maggiore (1858)

Das große, fürstliche Wappen des Geschlechts Borromeo, wie es im Adelsdiplom von 1917 anlässlich einer 1916 erfolgten Anerkennung bzw. Erneuerung des Titels Principe di Angera zu sehen ist: Geviert, mit Herzschild, eingebogenen Seitenfeldern, Schildhaupt und Schildfuß; in Feld 1 in Rot eine goldene Krone schräglinks gelegt, 2 in Silber schräglinks zwei kreuzweise gelegte, rotgebundene Zöpfe, 3 in Blau drei (1, 2) verschlungene rotbesteinte Ringe (Borromäische Ringe), 4 in Rot ein altertümlicher silberner Pferdezügel schrägrechts gelegt; das vordere Seitenfeld: im roten, mit goldenen Funken besäten Feld ein aufgerichtetes silbernes Einhorn, um den Hals eine altertümliche goldene Krone, hinten mit einer flatternden silbernen Binde gebunden, links oben ein goldenumstrahltes silbernes Oval, belegt mit einer blauen Schlange, einen naturfarbenen Knaben ausspuckend (Visconti-Schlange; Feld wegen des Titels Conte di Arona); hinteres Seitenfeld: gespalten, vorn in Rot ein ein in einem goldenen Korb ruhendes goldenes Kamel, auf dem Rücken ein aus einer altertümlichen goldenen Krone wachsender Busch aus abwechselnd silbernen und blauen Straußenfedern (Bilddevise des Vitaliano Borromeo, † 1449); hinten geteilt, oben in Gold ein goldgekrönter schwarzer Adler (Reichsadler; Parteizeichen der Ghibellinen), unten in Silber ein schwarzer Flug (manchmal irrtümlich als Adler dargestellt); Herzschild: gespalten, vorn von Eisenhütlein und Grün fünfmal schrägrechts geteilt (Stammwappen Vitaliani), hinten von Rot und Grün fünfmal geteilt und mit silbernem Schrägrechtsbalken belegt (Stammwappen Borromeo); Schildhaupt: in Silber das Wort "Humilitas" in schwarzer gotischer Schrift, darüber eine fünfzackige goldene Krone (Wappendevise), Schildfuß: in Silber ein balkenweise liegender, grüner Zitronenzweig mit goldener Frucht. Um das Ganze ein aus einer sechzehn-(neun-)zackigen Krone herabwallender, hermelingefütterter roter Wappenmantel; darüber zwei Helme mit silbern-blau-grünen Decken, auf dem rechten aus einem goldenen Korb wachsend eine silberne Säule mit goldener Basis und Kapitäl, umwunden von einer grünen Schlange mit geflügeltem Menschenkopf, der auf dem Kapitäl ruht; auf dem linken Helm das Kamel wie im Schild.[2][1][3]

Palazzo Borromeo auf der Isola Bella

Bedeutende Namensträger

andere Träger des Familiennamens

  • Alexander Borromeo (* 1984), philippinischer Fußballspieler

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Borromeo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, S. 21 f.
  2. The Borromean Rings, The Borromeo Family Crest (Website über das Borromeo-Familienwappen)
  3. Website der Familie Borromeo mit Familienwappen

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