Boris Pahor

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Boris Pahor (* 26. August 1913 in Triest, Österreich-Ungarn (heute Italien)) ist ein bedeutender slowenischer Schriftsteller, der in Italien lebt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Anschluss Triests an Italien 1918 musste der zur slowenischen Minderheit gehörende Pahor 1920 mit ansehen, wie die Faschisten das slowenische Kulturhaus (Narodni Dom) anzündeten. Nach dem Besuch der slowenischen Grundschule war ihm der Gebrauch der Muttersprache unter Mussolini verboten. Er besuchte das Gymnasium in Koper und das Priesterseminar in Görz, wo er zwei Jahre Theologie studierte. 1940 wurde er eingezogen und nach Libyen geschickt. In Italien arbeitete er daraufhin als Dolmetscher für gefangene jugoslawische Offiziere in Bogliaco am Gardasee. Nach dem Zusammenbruch des faschistischen Italien kehrte er 1943 nach Triest zurück, um sich der Befreiungsbewegung anzuschließen; bereits am 21. Januar 1944 wurde er aber von der Domobrancen-Miliz verhaftet und kurz darauf in das KZ Dachau gebracht. Bis Kriegsende durchlebte er vier deutsche Konzentrationslager, unter anderem das KZ Natzweiler-Struthof in den elsässischen Vogesen; er verarbeitete in Novellen die KZ-Traumata, aus denen 1967 sein preisgekrönter Roman „Nekropolis“ (vgl. Nekropole = Totenstadt) entstand (Übersetzungen ins Deutsche, Italienische, Französische, Englische, Katalanische und Esperanto).[1]

Nach seiner Freilassung studierte er in Padua, wo er mit einer Arbeit über den slowenischen Dichter Edvard Kocbek promovierte. Von 1953 bis 1975 unterrichtete er an einem Gymnasium in Triest. 1955 veröffentlichte er den Roman „Villa am See“ (frz. 1998) und „Die Stadt in der Bucht“ („Mesto v zalivu“), 1956 „Nomaden ohne Oase“ („Nomadi brez oaze“). 1975 publizierte er den Roman „In der Dunkelheit“ („Zatemnitev“), 1978 den autobiographischen Roman „Kampf mit dem Frühling“ („Spopad s pomladjo“); zuerst 1958 unter dem Titel „Jenseits der Hölle sind Menschen“ („Onkraj pekla so ljudje“) deutsch 1997), der sich mit den KZ-Erlebnissen auseinandersetzte, und 1984 „V labirintu“ („Im Labyrinth“) sowie die literaturhistorischen Studien „Srečko Kosovel“ (Pordenone 1993) und „Letteratura slovena del Litorale. Vademecum. Kosovel a Trieste e altri scritti“, Triest 2004. Über viele Jahre war er Herausgeber der Zeitschrift „Zaliv“ („Die Bucht“). 2004 begann der Kitab-Verlag in Klagenfurt mit der systematischen Herausgabe seines Werks in deutscher Übersetzung.

Novellen wurden auch ins Ungarische und Serbokroatische übersetzt. 1984 erschienen seine Briefe von 1940 bis 1980 an Edvard Kocbek. 2001 erhielt er den Preis der SWR-Bestenliste. Seine reflektierende Erzählweise wird in einem Atem mit Primo Levi, Jorge Semprún und Imre Kertész genannt. Pahor gilt als einer der international bekanntesten Vertreter der kritischen slowenischen Gegenwartsliteratur.[2]

Seit 2009 ist Boris Pahor ordentliches Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Werke

In deutscher Übersetzung erschienen:

Literatur

  • Wilhelm Baum: Triestiner Wirklichkeiten. Über den Triestiner Schriftsteller Boris Pahor, in: Bücherschau 183, 2009, 12–16[2]
  • Wilhelm Baum: Boris Pahor. Ein slowenischer Schriftsteller in Triest, in: Podium, Heft 155/156, 2010, S. 170-183

Weblinks

Einzelnachweise

  1. FAZ vom27. Dezember 2010, Seite 24: Die Stadt der Winde und die Helden des Widerstands
  2. a b Biografie beim kitab-Verlag (20. Oktober 2008)

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