Booker T. Washington

Booker T. Washington
Booker T. Washington (1903)

Booker Taliaferro Washington (* 5. April 1856 auf der Burroughs Farm, Hale’s Ford, Franklin County, Virginia; † 14. November 1915 in Tuskegee, Alabama) war ein US-amerikanischer Pädagoge, Sozialreformer und Schwarzenrechtler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Ausbildung und Lehre

Als Sklave auf einer Plantage geboren, zog seine Familie nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg und der Sklavenbefreiung nach Malden in West Virginia, wo Washington zeitweise im Bergbau tätig war und auch eine Schule besuchte. Von 1872 bis 1875 besuchte er das Hampton Normal and Agricultural Institute, wo er eine Arbeitsstelle bekam und dadurch die Schulgebühren finanzieren konnte, und unterrichtete danach zwei Jahre selbst in Malden, woraufhin er schließlich ein Studium am Wayland Seminary in Washington, D.C. begann. Ab 1879 baute er eine Abendschule auf, an der er sich unter anderem für die Ausbildung von Indianern einsetzte.

1881 wurde Washington auf Vorschlag von Samuel Chapman Armstrong, dem Gründer und Leiter des Hampton Institute und Mentor von Washington, als Leiter einer neu gegründeten Schule für Schwarze in Tuskegee im Bundesstaat Alabama berufen. Mit einer für die Bezahlung der Lehrer vorgesehenen Mittelzuweisung von lediglich $2.000 jährlich gelang es ihm, das von Chapman entworfene Modell zu duplizieren und eine landesweit anerkannte Bildungsanstalt zu schaffen, in der er handwerkliche und landwirtschaftliche Kenntnisse vermittelte. Im Laufe der Jahre konnte man am Tuskegee Institute eine Ausbildung in den folgenden Berufen erlangen: Eisengießer, Elektriker, Maler, Klempner, Tischler, Schmied, Korbflechter, Maurer, Wagner und viele andere. Zudem gründete er die National Negro Business League, die sich für den beruflichen Aufstieg der schwarzen Bürger einsetzte. Im Jahre seines Todes (1915) bestand Tuskegee Institute aus 123 Gebäuden auf 930 Hektar Land und besaß Maschinen im Wert von über einer Million Dollar.

Für Washington war es immer eindeutig, dass echte Bildung nicht nur aus Büchern stammen konnte und mehr als stures Auswendiglernen bedeutete. Ein gebildeter Mensch war für ihn jemand, der die Fähigkeit besaß, Probleme zu lösen, der diszipliniert arbeitete, der einen moralischen Lebenswandel führte und der sich der Gesellschaft gegenüber verpflichtet fühlte, da Charakterentwicklung und Selbstfindung nur durch Teilnahme an gemeinnützigen Tätigkeiten möglich waren. Alle Schüler des Tuskegee Institute mussten zusätzlich zu ihrem berufspraktischen und theoretischen Unterricht körperliche Arbeit verrichten, da ihnen dies Respekt für ehrliche Arbeit und Selbst-Disziplin einflößen sollte. Das gesamte Umfeld der Schüler, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schule, müsste so gestaltet sein, dass Schüler immer die Gelegenheit zum Lernen hätten. Mit dieser Einstellung zählte Washington zu den Vorreitern einer modernen Berufspädagogik.

Position zur Rassenproblematik und DuBois-Debatte

Washington vertrat hinsichtlich der Rassenproblematik die Position eines langsamen Fortschrittes. In seiner berühmten „Atlanta-Compromise-Rede“ von 1895 legte er seine Grundpositionen dar, nach der es für Schwarze angesichts der weißen Machtstellung im Süden der USA vorteilhaft sei, in friedlicher und untergeordneter Koexistenz mit Weißen zu leben. Er forderte zwar Gleichberechtigung, vertrat aber auch die Meinung, die Schwarzen müssten für den Moment ihre soziale Stellung akzeptieren und die Forderungen nach sozialer Gleichheit einstellen.[1] Sie sollten ihren Status nur durch Bildung und wirtschaftliche Betätigung verbessern um ihn dadurch mit der Zeit dem der Weißen anzugleichen. Washington war der Überzeugung, dass eine Ausbildung in technischen Berufen auf lange Sicht zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit führen würde. Solche Kenntnisse seien in der Industrie sehr gefragt und würden den Schwarzen helfen, sich besser in die Gesellschaft einzufügen. Durch seine Bildungsarbeit erhielt Washington große Anerkennung in der schwarzen Gemeinschaft und war mit dieser Einstellung auch für viele Weiße akzeptabel. Er etablierte sich als einer der bedeutendsten Sprecher der Schwarzen seiner Zeit. Das Weiße Haus sah seine Ideen sogar als Leitlinien für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Schwarzen an – Präsident Roosevelt empfing Washington als ersten Afroamerikaner zu einem offiziellen Treffen im Weißen Haus.

Militantere Schwarzenführer dagegen, wie W.E.B. Du Bois, lehnten seine Haltung als zu konziliant ab. Für DuBois war ein sofortiges Erlangen aller Zivilrechte der Grundstein für die Emanzipation der Schwarzen. Er respektierte Washington zwar, erklärte jedoch, dass der Vorschlag, sich zunächst auf berufliche Bildung zu konzentrieren, für die Schwarzen den Sturz in einen permanenten Status als soziale und wirtschaftliche Unterklasse bedeutete und ihnen gleichzeitig den Weg zu politischem Einfluss abschnitt. Soziale Emanzipation war für ihn mit der Entwicklung von persönlichen und kulturellen Wertvorstellungen verbunden. Geistige statt körperliche Entwicklung würde dazu führen, dass Schwarze letzten Endes ein echtes Mitspracherecht in der US-amerikanischen Gesellschaft bekämen (siehe auch: Niagara Movement). Diese Debatten zwischen Washington und DuBois, die teils in Zeitungen, teils am Rednerpult stattfanden, haben einen tiefgreifenden Einfluss auf die Berufsbildung in den USA genommen.

Ehrungen

Booker T. Washington National Monument, Virginia

Harvard verlieh Booker T. Washington 1896 einen Ehrenmaster, Dartmouth 1901 die Ehrendoktorwürde; im Jahr 1904 wurde er als Ehrenmitglied in die Phi Beta Kappa aufgenommen.

1940 wurde er als erster Afroamerikaner auf einer US-amerikanischen Briefmarke abgebildet. 1945 wurde Booker T. Washington in die Hall of Fame for Great Americans in New York City aufgenommen. Im April 1956 wurde ein Teil der Plantage, auf der Booker T. Washington als Sklave zur Welt gekommen war, zum National Monument, im April 1966 das Tuskegee Institute zur National Historic Landmark.

Das US-Schatzamt gab Halbdollarmünzen mit dem Porträt von Booker T. Washington heraus: 18 Münztypen von 1946 fortlaufend bis 1951 mit dem Porträt von Booker T. Washington – die Half Dollars unterscheiden sich neben der Jahreszahl noch durch die Prägestätten-Kennbuchstaben D (Denver, Colorado) und S (San Francisco, California). Alle 18 Typen wurden in der Gesamtauflage von 3.091.205 Stück ausgeprägt. Von 1951 fortlaufend bis 1954 kamen weitere 12 Münztypen mit den Porträts von Booker T. Washington und George Washington Carver mit einer Gesamtauflage von 2.422.392 Stück heraus, auf denen auf der Vorderseite das Doppelporträt, auf der Rückseite eine USA-Landkarte zu sehen waren.

Werke

  • The Future of the American Negro (1899)
  • Up from Slavery (1901, Vom Sklaven empor; Autobiografie)
  • Life of Frederick Douglass (1907)
  • The Story of the Negro (1909)
  • My Larger Education (1911).

Literatur

  1. Howard Zinn: A People’s History of the United States. Harper Perennial, New York 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 208
  • C.W. Hall: Black vocational technical and industrial arts education and history. Chicago: American Technical Society, 1973.
  • E.L. Thornbrough (Hrsg.): Booker T. Washington. Englewood Cliffs, NJ: Prentice Hall, 1969.
  • H.R.D. Gordon: The history and growth of vocational education in America. Prospect Heights, IL: Waveland Press, 2003.
  • Louis R. Harlan: Booker T. Washington: the Wizard of Tuskegee, 1901–1915, Volume 2. Oxford University Press, 1986.

Weblinks

 Commons: Booker T. Washington – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch: Robert Ezra Park


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