Blutdiamanten

Blutdiamanten
Diamantenschürfen in Sierra Leone

Ein Blutdiamant oder Konfliktdiamant ist nach Definition des Kimberley-Abkommens ein Diamant, mit dessen Erlös gewaltförmige Konflikte finanziert werden. Sie werden in Konfliktgebieten meist illegal geschürft und verkauft, um Rebellen- oder Invasionstruppen zu finanzieren und tragen so zur Verlängerung des Konfliktes bei.

Um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass es aber auch nach offiziellem Friedensschluss in vielen Abbaugebieten noch zu Menschenrechtsverletzungen kommt, plädieren einige Organisationen für eine Erweiterung der obigen Definition. Als Konfliktdiamanten sollen nach ihnen alle Diamanten bezeichnet werden, die unter Verletzung von Menschenrechten abgebaut werden.

Erste Maßnahmen

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO) hat den Verkauf von Konfliktdiamanten in einer einstimmig beschlossenen Resolution vom 1. Dezember 2000 (A/RES/55/56) angeprangert. Dort wird argumentiert, ihr Handel finanziere Armeen, die gegen legitime Regierungen kämpfen, Menschenrechtsverletzungen begehen und verheerende Kriege führen. Damit zielte sie auf Lieferanten von Konfliktdiamanten wie die UNITA-Rebellen in Angola und die Revolutionary United Front-Rebellen (RUF) in Sierra Leone, die damit ihre Kriege gegen die Regierung finanzierten. Die UNO versucht, Zertifizierungsmechanismen einzuführen, um die Menge der Konfliktdiamanten auf dem Weltmarkt zu verringern.

Der Weltdiamantenkongress akzeptierte am 19. Juli 2000 in Antwerpen eine Resolution mit dem Ziel, die Fähigkeit der Diamantenindustrie zu stärken, den Verkauf von Konfliktdiamanten zu verhindern. Wer weiterhin mit Diamanten unklarer Herkunft handle, werde aus dem Geschäft ausgeschlossen, behauptete die Industrie. Dass das nicht zutraf, belegte eine Undercover-Recherche[1] der Weltwoche im Januar 2001.

Über die politischen und ökonomischen Zusammenhänge von Kriegen in Afrika und der Ausbeutung von Ressourcen informiert auch die Kampagne Fatal Transactions. Sie wurde im Herbst 1999 von medico international zusammen mit dem britischen Rechercheinstitut global witness, dem Netherland Institute on Southern Africa(NIZA) und dem belgischen IPIS-Institut gegründet. Die Kampagne trug durch öffentlichen Druck zum Zustandekommen des Kimberley-Prozesses bei.

Der Kimberley-Prozess

Zwar ist es praktisch unmöglich, einem Diamanten dessen genaue Herkunft anzusehen, weil Zertifikate häufig gefälscht werden. Dennoch haben sich Diamantenindustrie sowie Diamanten importierende und exportierende Länder Anfang 2003 mit dem so genannten Kimberley-Prozess auf einen Selbstregulierungsmechanismus geeinigt, der über staatliche Herkunftszertifikate versucht, den Diamantenschmuggel zu verhindern. Das Problem solcher Selbstverpflichtungserklärungen ist allerdings, dass sie nicht bindend sind, kaum Sanktionsmöglichkeiten bieten und außerdem von unabhängigen Institutionen nur schwer überprüft werden können. In der Europäischen Union gibt es seit Ende 2002 eine entsprechende verbindliche EU-Verordnung.[2] Ein 2001 verhängtes Embargo gegen Diamanten aus Liberia wurde 2007 auf Betreiben der liberianischen Regierung unter Ellen Johnson-Sirleaf aufgehoben[3].

Andere Substanzen werden bisweilen in der gleichen Weise wie Konfliktdiamanten verkauft, z. B. Coltan. Im Zusammenhang mit der Verstrickung von Bodenschätzen, Armut und Bürgerkriegen spricht man auch von einem so genannten „Ressourcenfluch“.

Rezeption in den Medien

Das Thema Konfliktdiamanten wird in einer Reihe neuerer Filme thematisiert. Vor allem das Hollywood Drama Blood Diamond mit Leonardo DiCaprio sorgte 2006 dafür, dass die Thematik ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wurde. Im Film Stirb an einem anderen Tag (2002) beruht ein großer Teil der Handlung des James Bond-Films auf dem Schmuggel von Konfliktdiamanten. Weitere Filme sind Schwarze Diamanten, Drama (2007) und Lord of War (2005) mit Nicolas Cage. Er geht am Rande auf die Opfer der Kriege in Westafrika ein.

Siehe auch

Quellen

  1. Weltwoche vom 11. Januar 2001
  2. Verordnung (EG) Nr. 2368/2002 des Rates vom 20. Dezember 2002 zur Umsetzung des Zertifikationssystems des Kimberley-Prozesses für den internationalen Handel mit Rohdiamanten (PDF)
  3. BBC News: UN lifts Liberia diamond sale ban

Literatur

  • Greg Campbell: Tödliche Steine. Der globale Diamantenhandel und seine Folgen, EVA, Hamburg 2003, ISBN 978-3-434-50554-9
  • Brot für die Welt (Hrsg.): Saubere Diamanten?, 2003, ISBN 978-3860997628
  • medico international: Der Stoff aus dem Kriege sind. Rohstoffe und Konflikte in Afrika, Frankfurt 2005, Download unter: medico.de

Weblinks


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