Blumenau (Brasilien)

Blumenau (Brasilien)
Blumenau
Blumenau bandeira.jpg Emblem
Flagge von Blumenau Wappen von Blumenau
allgemeine Daten
Bundesstaat: Santa Catarina
Fläche: 519,837 km²
Einwohner: 298.603 (2006)
Höhe: 21 m ü. d. M.
Postleitzahl: 89000-00
Vorwahl: +5547
geografische Lage:
Politik
Bürgermeister: João Paulo Kleinübing (PFL)
Gründungsdatum: 2. September 1850
Karte
Lagekarte für Blumenau
Stadtansicht von Blumenau

Blumenau ist eine Großstadt im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina.

Die Stadt, die 1850 von deutschen Einwanderern unter Leitung des Apothekers Hermann Blumenau gegründet wurde, ist neben Joinville und Brusque eines der drei Zentren der deutschen Kolonisation in Santa Catarina.

Die bei vielen Besuchern, besonders aus den anderen Bundesstaaten Brasiliens, so beliebten Fachwerkhäuser (z. B. Prefeitura Municipal, Casa Moellmann) stammen allerdings meist aus neuester Zeit.

Blumenau liegt etwa 50 km von der Küste des Atlantiks entfernt, zwischen Joinville im Norden und der Hauptstadt Florianópolis im Süden, im Tal des Itajaí. Durch die hügelige Umgebung sowie den Fluss ist die bewohnbare Fläche sehr begrenzt.

Die Stadt hat wie zur Zeit ihrer Gründung auch heute noch mit schweren Überschwemmungen und Hochwasser von bis zu 17,1 m zu kämpfen. Über die Überschwemmung von 1983 – eine der größten der Stadtgeschichte – ist das Buch Ein Tal ruft um Hilfe erschienen.

Inhaltsverzeichnis

Sprache

Anzahl der Schulen nach Unterrichtssprache (1905)
Deutsch (ausschließlich) 81
Italienisch (ausschließlich) 17
Deutsch und Portugiesisch 5
Deutsch und Polnisch 4
Portugiesisch (ausschließlich) 4
Deutsch und Italienisch 1
Gesamt 112
Quelle: "Santa Catarina - 100 anos de historia", Florianópolis, 1997

Ungefähr in den ersten 100 Jahren nach der Gründung der Kolonie war Deutsch die vorherrschende Sprache in Blumenau. Sie wurde zunächst als einzige Sprache verwendet, da die ersten Kolonisten ausschließlich aus Deutschland kamen. Mit zunehmender Einwanderung aus anderen europäischen Ländern und brasilianischer Binnenwanderung wurden in Blumenau auch andere Sprachen (insbesondere Italienisch und Polnisch) gesprochen. Sie waren aber auf die jeweiligen Einwanderer begrenzt. Als lingua franca galt in Blumenau und in der ganzen Region Deutsch. Die deutschsprachigen Auswanderer und deren Nachfahren verfügten über eine gute Infrastruktur aus Schulen, Vereinen, Theatern und ähnlichen Einrichtungen.

Eine Vorstellung davon, welche Bedeutung Deutsch auch zwei Generationen nach Gründung der Kolonie hatte, vermittelt nebenstehende Tabelle, die die Anzahl der Schulen Blumenaus nach Verwendung der Unterrichtssprache angibt.

Mit der Politik des Estado Novo (1937–1954) unter dem mit diktatorischen Vollmachten ausgestatteten Präsidenten Getúlio Vargas wurde in Brasilien eine Nationalisierungskampagne durchgeführt, die auch die deutschsprachige Gemeinschaft betraf, da der Staat den Assimilierungsprozess forcierte. Als Brasilien auf Seiten der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg eintrat, verschärfte sich die Situation für die deutschsprachige Bevölkerung nochmals. Schulen, in denen auf Deutsch unterrichtet wurde, wurden geschlossen, die Verwendung der deutschen Sprache wurde verboten und das Portugiesische hielt auch in Blumenau Einzug. Obwohl heute Portugiesisch die vorherrschende Sprache in Blumenau ist, hat sich in Teilen der Bevölkerung Deutsch als Umgangssprache erhalten.

Bistum Blumenau

Wirtschaft

Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige ist die Textil-Industrie. So produziert unter anderem die im Jahre 1880 von deutschen Einwandern gegründete Firma Hering in Blumenau vor allem für den brasilianischen Markt. Des Weiteren haben sich in den letzten Jahren verstärkt Firmen aus der Informations- und Kommunikationsbranche in der Stadt angesiedelt. Die Brauerei Eisenbahn produziert in Blumenau Bier, welches nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut und von der Schincariol-Gruppe, einer recht bekannten Getränkefirma, in ganz Brasilien vertrieben wird.

Tourismus

Haus Moellmann in Blumenau

Ein wichtiger Wirtschaftsbereich für die Stadt wie auch für die gesamte Region ist der Tourismus, dessen Schwerpunkt in dem für Brasilien eher untypischen Angebot an deutscher Gastronomie und Kultur liegt. 1983 wurde in Anlehnung an das Münchener Original das erste Oktoberfest in Blumenau abgehalten. Anlass hierfür war der Bedarf an Finanzmitteln für die notwendigen Wiederaufbaumaßnahmen nach der großen Überschwemmung 1983. In den letzten Jahren hat sich das Fest mit über 600.000 Besuchern als das nach dem Karneval in Rio zweitgrößte Volksfest Brasiliens etabliert. Dies hat den Bekanntheitsgrad der Stadt auch in Deutschland gesteigert, was auch im Hinblick auf den Tourismus von Bedeutung ist.

Zur Attraktivität tragen auch die mit Fachwerkfassaden versehenen Gebäude bei. Das 1978 eröffnete Haus Moellmann (Bild) ist eine überdimensionierte Replik des 1484 erbauten Rathauses von Michelstadt im Odenwald in Hessen.

Neben dem Tourismus und der Textilindustrie gilt auch die Porzellanindustrie als ein weiterer wichtiger Wirtschaftsbereich. Zusätzlich ist die Stadt der wichtigste Finanzplatz im Bundesstaat Santa Catarina.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Mit der Stadt verbundene Personen

Literatur

  • Antonio B. Barreto und Alda S. Niemeyer: Ein Tal ruft um Hilfe. Debras Verlag 2004, ISBN 3-937150-00-5, Dokumentation der Überschwemmung in Blumenau von 1983

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Blumenau – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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