Blauer Pfau

Blauer Pfau
Blauer Pfau
Pfau (Pavo cristatus), ♂

Pfau (Pavo cristatus), ♂

Systematik
Ordnung: Hühnervögel (Galliformes)
Familie: Fasanenartige (Phasianidae)
Gattung: Asiatische Pfauen (Pavo)
Art: Blauer Pfau
Wissenschaftlicher Name
Pavo cristatus
Linnaeus, 1758

Der Blaue Pfau (Pavo cristatus) ist eine Vogelart aus der Familie der Fasanenartigen (Phasianidae). Er gehört zur Ordnung der Hühnervögel und ist neben dem Fasan und dem Haushuhn einer der bekanntesten Vertreter dieser Vogelgruppe.

Aufgrund ihres auffälligen Aussehens gelten vor allem die Männchen als die ältesten Ziervögel der Menschen. Bereits in den Sagen der griechischen Antike wurden sie erwähnt. Als standorttreue Vögel werden die ursprünglich in Indien und Sri Lanka beheimateten Tiere heute weltweit als Haustiere gehalten.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Pfauenhenne

Der Hahn ist an Hals, Brust und Bauch leuchtend blau gefärbt. Je nach Lichteinfall kann das Gefieder grünlich und golden schimmern. Ein von den Nasenlöchern bis zum Auge reichendes, schmales Band sowie eine breite, halbovale Fläche unter dem Auge ist weiß und nackt. Im Verhältnis zum Körper fällt der Kopf eher klein aus.

Die Schleppe der Männchen besteht aus sehr stark verlängerten, 100 bis 150 cm langen Oberschwanzdeckfedern. Diese können zu einem fächerförmigen Rad aufgestellt werden. Die plastisch leuchtende Federzeichnung von großen, blau irisierenden „Augen“ soll Fressfeinde abschrecken, die diese als Augen von großen Säugetieren interpretieren sollen. Wenn dies nicht genügt, um einen Angreifer in die Flucht zu schlagen, setzt der Hahn die gefächerten Schwanzfedern in eine laut rasselnde Bewegung. Der eigentliche Schwanz ist mit etwa 40 bis 45 cm viel kürzer. Er ist braun gefärbt und besteht aus mehrstufig angeordneten Steuerfedern.

Das Schimmern der Federstrahlen wird durch eine feine kristallähnliche Struktur erreicht, die gitterförmig aufgebaut ist. Diese umgibt die Federenden und ist so angeordnet, dass sie Licht, ähnlich schillernder Seifenblasen oder Ölflecken auf Wasserpfützen, in unterschiedlichen Winkeln reflektieren. Die Strukturen bestehen aus Melanin und Keratin. Das prächtige Gefieder des Hahns mit den auffälligen Deckfedern wird in der Verhaltensbiologie als visuelles Ornament bezeichnet und ist quasi ein Indikator für seine genetische Fitness. Zwar ist die lange Schleppe im allgemeinen eher hinderlich und bewirkt eine Verminderung des Flugvermögens, nach dem sogenannten Handicap-Prinzip, ist aber gerade dieser Umstand für die Weibchen bei der Paarung ein Indiz für gesunden, lebensfähigen Nachwuchs.

Beide Geschlechter tragen eine kleine Federkrone auf dem Scheitel. Die Hähne sind mit Schwanzschleppe etwa 2 m lang und wiegen 4 bis 6 kg. Die Hennen sind im Vergleich zum Hahn kleiner und wesentlich unauffälliger gezeichnet, ihre Körperlänge liegt bei nur etwa einem Meter. Sie wiegen zwischen 2,7 und 4 kg. Ihr Gefieder ist überwiegend grünlich-grau. Die Weibchen sind schleppenlos.

Sinne

Der blaue Pfau hat einen stark entwickelten Geruchs- und Gehörsinn. Außerdem ist er sehr wachsam und warnt mit seinen lauten, durchdringenden Schreien auch andere Tiere frühzeitig vor Gefahren. In Indien werden die Töne mit „minh-ao“ gedeutet, was soviel heißt wie „Regen kommt!“. Und in der Tat ertönt sein charakteristischer Schrei oft vor Unwettern.

Verbreitung und Lebensraum

der indische Subkontinent auf der Weltkarte

Der Blaue Pfau stammt ursprünglich vom indischen Subkontinent. Dort lebte er bevorzugt in hügeligem Gelände im Dschungel, besonders in Wassernähe.

Zur Nahrungssuche kommen manche Blaue Pfauen in den Morgen- und Abendstunden in Familiengruppen auf die Felder. Da Blaue Pfauen junge Schlangen fressen, sind sie in Teilen Indiens beliebt und werden in den Ortschaften geduldet. Dort können sie sehr zutraulich werden.

Laut der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (,internationale Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen‘) nahm der Bestand des Blauen Pfaus in der letzten Zeit ab, allerdings gilt die Art in Teilen ihres Verbreitungsgebietes noch immer als „häufig“, so dass der Blaue Pfau als „nicht gefährdet“ eingestuft wird.

Schon vor 4.000 Jahren wurden die ersten Pfauen in den Mittelmeerraum gebracht. Auch ihr Fleisch war bei den Ägyptern, den Römern sowie im Europa des Mittelalters, wo es gerne stark gewürzt serviert wurde, sehr beliebt. Da der Pfau standorttreu ist, wird er in vielen Parkanlagen frei gehalten.

In der Domestikation entstandene Formen sind der Schwarzflügelpfau und der Weiße Pfau.

Fressfeinde

Neben Tigern und Leoparden, die seine natürlichen Feinde sind, war der Pfau in seiner Ursprungsheimat Indien auch als Fleischlieferant ein beliebter Hausgenosse.

Flugfähigkeit

Trotz ihrer Größe und des langen Schwanzes können auch männliche Pfauen fliegen, jedoch weder weit noch hoch. Bei Gefahr erheben sie sich in die Luft, flüchten ins Gebüsch oder suchen auf einem Baum Schutz. Auf Bäumen verbringen sie auch die Nacht, um vor Raubtieren geschützt zu sein.

Fortpflanzung

balzender Pfauenhahn

Pfauen sind polygame Vögel. Sie leben in kleineren Familienverbänden, die aus einem Hahn und mehreren Hennen mitsamt den sie begleitenden Jungvögeln bestehen. Die Fortpflanzungszeit ist regions- und wetterbedingt April bis August. In dieser Zeit schart jeder Hahn 3 bis 5 Hennen um sich. Der Pfauenhahn wählt dann ein Territorium aus, das er besetzt und gegen andere Hähne verteidigt. Während der ausgiebigen Balz schlägt der männliche Pfau sein Rad und präsentiert seinen prächtigen Federfächer. Dabei lässt er wiederholt seine Federn erzittern, die ein lautes Raschelgeräusch erzeugen. Er kehrt der Henne mehrmals den Rücken zu, sobald sie sich ihm nähert. Dieses eigenartige Verhalten wiederholt sich solange, bis sich die Henne vor dem Hahn niederlegt und er sie in Hühnermanier begattet (s. Tretakt).

Kopfschmuck eines Männchens

Unmittelbar nach der Paarung gehen die Hennen ihrem Brutgeschäft nach und suchen einen geeigneten Platz, um ihre Eier abzulegen. Sie bauen ihr Nest am Waldrand in dichtem Unterholz. Ein Gelege besteht gewöhnlich aus 4-6 maximal 8 Eiern. Die Eier des Pfaus sind hellweiß bis zartgelblich. Die Hennen bebrüten die Eier für eine Dauer von ca. 28-30 Tagen. Das Gelege wird nur zur Nahrungsaufnahme und zum Trinken verlassen. Die geschlüpften Küken wachsen langsam und halten sich vorzugsweise unter dem Schwanz der Mutter auf. Die jungen Küken haben ein helles, isabellbraunes Nest- oder Daunenkleid. Auf der Oberseite ist ihr Gefieder etwas dunkler. Nach einem Monat bekommen die Küken ihre Krone. Als Jungvögel sind die männlichen Pfauen ähnlich wie die Pfauenweibchen gefärbt. Im Alter von drei Jahren bekommen die Männchen ihr leuchtendes Federkleid und die prächtige Schleppe, deren volle Länge erst im Alter von sechs Jahren erreicht wird. Nach 2-3 Jahren erreichen sie ihre Geschlechtsreife.

Balzender Pfau

Verwandte Arten

Eine zweite Art der Gattung, der Ährenträgerpfau (Pavo muticus), kommt in Südostasien vor. Die beiden Arten sind miteinander kreuzbar. Verwandtschaftlich ferner steht der Kongopfau (Afropavo congensis) aus Zentralafrika.

Hybride

Weißer Pfauenhahn

Der Schwarzflügelpfau (pavo cristatus mut. nigripennis) ist eine durch Mutation entstandene Art des blauen indischen Pfau (pavo cristatus). Er lässt sich mit dem grünen oder Ährenträgerpfau (pavo muticus) kreuzen. Es entsteht der sogenannte Spaulding oder Spalding. Der ursprüngliche „Spalding“ war eine Kreuzung zwischen einem weiblichen Schwarzflügelpfau und einem männlichen Exemplar eines Ährenträgerpfaues. Pfauen sind in der westlichen Welt vorrangig in vielen Zoologischen Gärten, Parkanlagen und sonstigen weitläufigen Grünanlagen ein gern gesehener Blickfang. Zunehmend entdecken auch Privatpersonen und Tierliebhaber das Tier als Haustier, da es ohne Meldebestätigung gehalten werden kann. Er benötigt aber viel Freilauf. Auch für Vogelzüchter besteht ein Anreiz künstliche Mutationen zu züchten. Dies ist vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika beliebt. Es gibt eine Reihe verschiedener Mutationen, wie z.B.

  • Bronze (Pavo cristatus mut. Bronze)
  • Schwarzflügelpfau gescheckt (Pavo cristatus mut. pied and negripennis)
  • Blau gescheckt (Pavo cristatus mut. pied)
  • Hafer (Pavo cristatus mut. oaten)
  • Midnight (Pavo cristatus mut. negripennis and midnight)
  • Opal (Pavo cristataus mut. opal)
  • Weißer Pfau (Pavo cristatus mut. alba)
Weiße Pfauenhenne: Auf der Vergrößerung sind die dunklen Augen zu erkennen.

Der weiße Pfau wird oft für einen Albino gehalten, es handelt sich hierbei jedoch nicht um Albinismus sondern um Leuzismus, da seine Iris dunkel und nicht rot ist.

Pfauen in Religion und Mythologie

Der Pfau als Symbol der Schönheit, Reichtum, Liebe, Leidenschaft aber auch Unsterblichkeit, Arroganz und Eitelkeit nimmt seit jeher eine besondere Stellung im Tierreich ein. Um ihn ranken sich Mythen und Legenden verschiedener Kulturen und Epochen. In Indien ist er neben seiner Stellung als heiliges Tier gleichzeitig der Nationalvogel. Im Jesidentum, der Ursprungsreligion der Kurden, stellt das Tier den für die Jesiden heiligen "Engel Pfau" oder auch "Tausî Melek" dar, der von Gott zum obersten Engel und zum Beschützer und Verwalter der Erde ernannt wurde. In der griechischen Mythologie erschuf die Göttin Hera das „hundertäugige“ Federkleid des Pfaus aus dem vieläugigen Riesen Argos, der mit seinen Argusaugen Io bewachte und schließlich von Hermes getötet wurde.

Symbolische Darstellungen des Pfau

Die einstige britische Kolonialflagge von Burma (heute Myanmar) zierte der Vogel 1939–1941 und 1945–1948, sowie die aktuelle Präsidentenflagge. Der Vogel findet auch als Unternehmenslogo Verwendung, beispielsweise bei der National Broadcasting Company und der SriLankan Airlines.

Der Pfau in Stadt- und Gemeindewappen

Der Pfau in Wappen der Stadt Neuwied und einigen Ortsgemeinden des Landkreises Neuwied deutet auf die ehemalige Wiedsche Landeshoheit hin.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Pavo cristatus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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