Björn Borg

Björn Borg
Björn Borg Tennisspieler
Nationalität: SchwedenSchweden Schweden
Geburtstag: 6. Juni 1956
Größe: 180 cm
Gewicht: 73 kg
1. Profisaison: 1973
Rücktritt: 1982
Spielhand: Rechts
Preisgeld: 3.655.751 US-Dollar
Einzel
Karrierebilanz: 608:127
Karrieretitel: 64
Höchste Platzierung: 1 (23. August 1977)
Wochen als Nr.1: 109 Wochen
Grand-Slam-Bilanz
Doppel
Karrierebilanz: 87:82
Karrieretitel: 4
Höchste Platzierung: 890 (22. März 1993)
Grand-Slam-Bilanz
Mixed
Grand-Slam-Bilanz

Björn Rune Borg ( Anhören?/i; * 6. Juni 1956 in Södertälje) ist ein ehemaliger schwedischer Tennisspieler.

Im Laufe seiner relativ kurzen Karriere gewann Borg 64 Einzeltitel, davon 11 Grand-Slam-Titel[1]. In den Jahren 1976 bis 1980 gewann er fünfmal in Folge in Wimbledon, in den Jahren 1974 bis 1981 errang er sechs Titel bei den French Open und er holte 1975 den Davis Cup zum ersten Mal nach Schweden. Zudem gewann er zweimal das Tennis-Masters als Saisonabschluss der Herren-Saison.

Die Jahre 1979 und 1980 beendete Borg an der Spitze der Tennis-Weltrangliste. Er war einer der dominierenden Spieler der zweiten Hälfte der 70er und ersten Jahre der 80er Jahre und zählt zu den besten Spielern der Tennisgeschichte überhaupt.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Rekord-Weltranglistenerste im Herreneinzel
Rang Tennisspieler Wochen
1. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Pete Sampras 286
2. SchweizSchweiz Roger Federer 285
3. TschechoslowakeiTschechoslowakei Ivan Lendl 270
4. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Jimmy Connors 268
5. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten John McEnroe 170
6. SchwedenSchweden Björn Borg 109
7. SpanienSpanien Rafael Nadal 102
8. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Andre Agassi 101
Stand: 27. Juni 2011

Schon 1972, im Alter von 15 Jahren, sorgte Borg für Aufsehen, als er sein erstes Davis-Cup-Match für Schweden gewann. Im gleichen Jahr holte er sich auch den Wimbledon-Titel bei den Junioren. 1973 spielte Borg seine erste komplette Saison auf der Profitour und erreichte jeweils das Achtelfinale bei den French Open und den US Open sowie sein erstes Viertelfinale in Wimbledon.

1974 gewann Borg im Alter von 17 Jahren und elf Monaten bei den Italian Open seinen ersten Profititel und holte in demselben Jahr sechs weitere Titel. Dazu gehörte auch der Titel bei den French Open, den Borg zu jenem Zeitpunkt als bis dato jüngster Spieler errang. Er beendete die Saison auf Platz 3 der Weltrangliste. 1975 setzte er seinen Aufstieg in die Weltspitze erfolgreich fort. Unter insgesamt fünf Saisontiteln war erneut der Titel bei den French Open, welchen er im Finale gegen Guillermo Vilas erkämpfte. In Wimbledon erreichte Borg wieder das Viertelfinale, bei den US Open sogar das Halbfinale. Am Ende der Saison führte der Weltranglistendritte Schweden zum ersten Davis-Cup-Triumph des Landes mit einem 3:2-Finalsieg gegen die Tschechoslowakei, bei dem Borg beide Einzel gewann.

1976 gelang Borg im Finale erstmals der Sieg in Wimbledon – gegen den favorisierten Ilie Năstase. Zu diesem Zeitpunkt galt dieser Erfolg des Sandplatzspezialisten Borg als mittlere Sensation. Bei den großen Sandplatzturnieren selbst blieb Borg in diesem Jahr dagegen ohne Erfolg, er scheiterte jeweils am Weltranglistenersten Jimmy Connors – bei den French Open im Viertelfinale und bei den US Open im Finale. 1977 verteidigte Borg seinen Wimbledontitel in einem Fünfsatz-Finale gegen Connors und nahm damit zwischenzeitlich Platz 1 der Weltrangliste ein. Mit insgesamt elf Saisontiteln beendete er die vierte Saison in Folge unter den besten drei Spielern der Welt.

1978 dominierte Borg die Profitour endgültig. Bei neun Saisonsiegen gelang ihm auch das erste Double von French Open und Wimbledon, bei den US Open verlor er dagegen im Finale erneut gegen Connors. 1979 konnte Borg die beiden Titel in Paris und London verteidigen und mit zehn weiteren Titeln erstmals eine Saison als Nummer 1 der Weltrangliste beenden. Zudem gewann er zum ersten Mal in seiner Karriere den Saisonabschluss Masters, das erst im Januar des folgenden Jahres stattfand.

1980 schaffte Borg den dritten Doppelgewinn von French Open und Wimbledon in Folge, was noch heute zu den größten Leistungen der Tennisgeschichte gehört. Bei den US Open unterlag er dagegen zum dritten Mal in Folge, dieses Mal dem aufstrebenden US-Amerikaner John McEnroe. Dank eines erneuten Masters-Titels und neun weiteren Titeln beendete Borg die Saison aber wiederum an der Spitze der Weltrangliste.

Die Saison 1981 wurde die letzte große von Björn Borg. Er schaffte dabei zum dritten Mal in seiner Karriere drei Finalteilnahmen bei Grand-Slam-Turnieren. Bei den French Open feierte er seinen vierten Titel in Folge und insgesamt sechsten Turniersieg (dieser Rekord sollte erst im Jahr 2011 vom Spanier Rafael Nadal eingestellt werden), in Wimbledon endete hingegen seine Rekordserie von fünf Titeln in Folge mit der Finalniederlage gegen John McEnroe. Auch in seinem vierten US-Open-Finale unterlag er McEnroe. In Genf gewann Borg dann im September 1981 sein 64. und damit das letzte Turnier seiner Karriere.

Nach dem Ende der Saison entschloss sich Borg, eine viermonatige Auszeit vom Turniergeschehen zu nehmen. Er trat nur noch bei dem Turnier in Monte Carlo (seinem Wohnsitz) an, wo er das Viertelfinale erreichte. Von Seiten der Turnierorganisation wurde ihm dann bedeutet, dass er von nun an die Qualifikationsrunden der jeweiligen Turniere bestreiten müsste, um startberechtigt zu sein, wenn er nicht an der notwendigen Anzahl von Turnieren im Saisonverlauf teilnähme. Daraufhin beendete Borg die Saison 1982 vorzeitig. 1983 trat er noch einmal in Monte Carlo an, gab aber kurz darauf – im Alter von gerade mal 26 Jahren – seinen Rücktritt bekannt.

In den folgenden zehn Jahren unternahm Borg mehrere Comebackversuche auf der Profitour. Er scheiterte in Stuttgart 1984 in der ersten Turnierrunde ebenso wie 1991 in Monte Carlo, 1992 bei insgesamt acht Turnieren und 1993 bei weiteren drei Turnieren. Gegen Alexander Wolkow verlor er in Moskau 1993 schließlich in einem entscheidenden Tiebreak und beendete daraufhin endgültig seine Profikarriere. Seit mehreren Jahren ist Borg als Spieler auf der Seniorentournee unterwegs.

Björn Borg ist neben Anja Pärson und Ingemar Stenmark der einzige Sportler, der zweimal mit der renommierten Svenska-Dagbladet-Goldmedaille geehrt wurde (1974, 1978).

Grand-Slam-Bilanz (1974 bis 1981)

Rekord-Grand-Slam-Sieger im Herreneinzel
Rang Tennisspieler Titel
1. SchweizSchweiz Roger Federer 16
2. Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Pete Sampras 14
3. AustralienAustralien Roy Emerson 12
4. SchwedenSchweden Björn Borg 11
AustralienAustralien Rod Laver
6. SpanienSpanien Rafael Nadal 10
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bill Tilden
Stand: 5. Juni 2011
  • French Open: Sieger 1974, 1975, 1978 bis 1981 (Rekord gemeinsam mit Rafael Nadal)
  • Wimbledon: Sieger 1976 bis 1980 (Rekordserie neben Roger Federer), Finale 1981
  • US-Open: Finale 1976, 1978, 1980 und 1981, je 2-mal gegen Connors und McEnroe verloren
  • Masters: Sieger 1979 und 1980, Finale 1975 und 1977

Spielstil

Björn Borg revolutionierte das Tennis-Spiel, indem er eine grundlegend neue Griff- und Schlagtechnik weiterentwickelte und perfektionierte. Während bis dahin für Vorhand und Rückhand mehr oder weniger der gleiche Universalgriff („Shake-Hand-Griff“) üblich war, verwendete Borg für die Vorhandschläge eine ganz andere Griffhaltung („Western“) als für die Rückhandschläge („Eastern“). Er war zwar nicht der erste Spitzenspieler mit beidhändiger Rückhand – auch der ältere Jimmy Connors spielte auf der Rückhandseite bereits beidhändig –, aber er war dadurch in der Lage, auf der Rückhandseite vor allem verdeckt zu schlagen, was die zeitlichen Möglichkeiten des Gegners, darauf zu reagieren, enorm verkürzte. Die bereits durch Rod Laver weiterentwickelte Top-Spin-Technik perfektionierte Borg und kombinierte sie mit einer ungeahnten Präzision und Zuverlässigkeit. Durch diese überlegene Technik diktierte Borg seine vielfach ausgesprochen spektakulären Spiele vor allem von der Grundlinie. Gegen seine kraftvollen und dabei enorm präzisen Top-Spin-Schläge standen Tennis-Spieler mit veralteter Griff- und Schlagtechnik von vornherein zumeist auf verlorenem Posten.

Der Nachteil des Top-Spin-Schlages, die reduzierte Ballgeschwindigkeit, wurde durch die erhöhte Präzision und die weitaus größere Sicherheit mehr als kompensiert. Zumal diese „geraden“ und damit schnelleren und druckvolleren Schläge aufgrund der gestreckteren Flugbahn ein höheres Risiko beinhalten, entweder im Netz zu landen oder hinter der Grundlinie.

Auf dieser revolutionären Technik beruhte in erster Linie die überragende Stellung von Björn Borg im Spitzen-Tennis. Mittlerweile ist die von ihm kreierte Technik Grundlage des modernen Tennis geworden und obligatorisch auf sämtlichen Ebenen des Tennis – vom Anfänger bis zum Spitzenspieler.

Björn Borg war jedoch auch besonders bekannt für seine „Coolness“: Nie sah man ihm während eines Matchs Emotionen an. Weder aussichtslose Rückstände noch Eskapaden seiner Gegenspieler oder Fehlentscheidungen der Schieds- und Linienrichter brachten ihn aus der Ruhe. Das trug ihm in der englischen und amerikanischen Presse den Spitznamen „Ice-Borg“ ein. Oftmals spielte er erst am Rande der Niederlage sein bestes Tennis und drehte verloren geglaubte Matches noch um. In seiner Autobiografie enthüllte Borg nach Ende seiner Karriere den Grund für seine scheinbare Teilnahmslosigkeit: Als Junior war er aufgrund eines heftigen Wutanfalls nach einer krassen Benachteiligung für mehrere Monate gesperrt worden. Zwar ließen ihn danach Fehlentscheidungen nach wie vor verständlicherweise nicht kalt, jedoch ließ er sich seinen Unmut nicht mehr anmerken. Borgs Coolness resultierte aus einem hohen Grad an konsequent durchgezogener Selbstdisziplin.

Zu seinem Image gehörte auch seine für damalige Verhältnisse außergewöhnliche Fitness. Er war stets voll austrainiert, und selbst seine Gegner können sich nicht erinnern, ihn jemals ernsthaft schwitzen oder auch nur schwer atmen gesehen zu haben. Dahinter steckte jedoch beinhartes und ausgeklügeltes Training mit seinem langjährigen Trainer Lennart Bergelin oder seinem persönlichen Freund Vitas Gerulaitis, damals selbst ein Top-10-Spieler. Borg brachte einen neuen Grad Professionalität in den „Herrensport“ Tennis.

Einfluss

Aufgrund seines Nimbus wurde Björn Borg das prägende sportliche Vorbild – besonders für die sportlich interessierte Jugend und weit über das Tennis hinaus. Borg löste einen wahren Tennis-Boom aus. Viele, die früher mit Tennis nichts anzufangen wussten, interessierten sich plötzlich für Tennis; unzählige Kinder begannen das Tennis-Spiel zu erlernen, nur um ihm nachzueifern. Insofern war es durchaus berechtigt, wenn in der Tennis-Welt – in Anlehnung an die „Beatlemania“ – von einer „Borgmania“ gesprochen wurde. So gebührt Björn Borg das große Verdienst, Tennis, das bis dahin eher eine Nischen-Sportart darstellte, zu einem ausgesprochenen Breitensport gemacht zu haben.

Bahnbrechend war auch seine Vermarktung. Die heute weltweit tätige Marketing- und Modelagentur International Management Group (IMG) des inzwischen verstorbenen Mark McCormack wurde mit Sport-Persönlichkeiten wie Borg und dem Golfer Arnold Palmer groß.

Nach seiner Tenniskarriere versuchte sich Borg als Geschäftsmann. Mehrere großangelegte wirtschaftliche Projekte erzielten jedoch nicht den gewünschten Erfolg. Obwohl sein Vermögen gegen Ende seiner Karriere auf etwa 80 Mio. US$ geschätzt wurde, meldete er 1996 in Schweden Konkurs an. Diesen wirtschaftliche Tiefpunkt hat Borg mittlerweile überwunden, er ist heute in Schweden als Geschäftsmann erfolgreich.

Seit einigen Jahren ist Björn Borg Namensgeber für eine vor allem in Skandinavien erfolgreiche Bekleidungs- und Parfum-Marke. 2004 gaben Kunden rund 70 Millionen Euro für Björn-Borg-Produkte aus. Am 20. Dezember 2004 ging die Markeneigentümerin World Brand Marketing (WBM) an den Stockholmer Neuen Markt (Börse).

Persönliches

Borg wurde in Södersjukhuset im Süden Stockholms geboren. Er wuchs in Södertälje auf.

Seine erste Jugendromanze war die Tennisspielerin Helena Anliot, die später den Sport ebenfalls professionell betrieb. Am 24. Juli 1980 heiratete er die rumänische Tennisspielerin Mariana Simionescu in Bukarest. Sie wurden 1984 geschieden. 1985 traf er das Fotomodell Jannike Björling, mit der er den Sohn Robin (* 1985) hat. Sie trennten sich 1988. Zwischen 1989 und 1993 war er mit der italienischen Sängerin Loredana Bertè verheiratet. Seit dem 8. Juni 2002 ist Björn Borg mit Patricia Östfeldt verheiratet, mit ihr zusammen hat er den Sohn Leo (* 2003).

Einzelnachweise

  1. ATP-Webseite

Weblinks


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