Bislicher Insel

Bislicher Insel
51.6513888888896.5075
Lage der Bislicher Insel
Die Landschaft der Bislicher Insel
Ein alter Rheinarm
Die seltene Zwerggans überwintert auf der Bislicher Insel

Die Bislicher Insel liegt zwischen Ginderich und Xanten im Kreis Wesel und ist eine der wenigen noch vorhandenen Auenlandschaften in Deutschland. Geographisch gesehen ist sie allerdings keine Insel. Die Gesamtfläche beträgt 12 km², wovon 8,86 km² als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung der Bislicher Insel

Die Bislicher Insel entstand durch Flusslaufänderungen des Rheins. Zu Zeiten der Römer existierte neben dem heutigen Bislich eine Insel im Rhein die südlich von einem Mäander und nördlich vom Rhein selbst umflossen wurde. Später hat sich das Flussbett immer weiter nach Süden verlagert und mehrfach die Ortschaft Birten verdrängt, bis es vor circa 200 Jahren vollständig im Bereich des heutigen Xantener Altrheins lag. Wegen des großen Umwegs ließ Friedrich der Große 1788 den Rhein durch den Bislicher Graben begradigen, der in etwa dem heutigen Verlauf des Rheins entsprach. Durch diesen menschlichen Eingriff bildete sich ein stiller Rheinarm, der heute nur noch über den Graben „Göt“ oder bei Hochwasser mit dem Rhein verbunden ist. Die Bislicher Insel ist auch heute noch eine Überflutungsfläche bei Hochwasser.

1982 begann der Kommunalverband Ruhrgebiet einen Teil der Bislicher Insel zu erwerben, um das Gebiet zu schützen und zu erhalten. Als Kernstück des Naturschutzgebietes gilt der über fünf Kilometer lange Xantener Altrhein mit einem breiten Spektrum an Wasser- und Uferpflanzen sowie Weichholzauenwäldern. Zahlreiche durch Kiesförderungen entstandene Gewässer liegen innerhalb des Grünlandbereiches in regelmäßig durch den Rhein überfluteten Landschaften. Flutrasen prägt die tiefer gelegenen Bereiche, während im Uferbereich des Rheins verschiedene Weiden-, Eschen- und Ulmen-Wälder zur Vielfalt der vorhandenen Lebensräume beitragen. Die Seekannenbestände der Bislicher Insel gelten als die umfangreichsten in Nordrhein-Westfalen.

Durch den Steinsalzabbau unter der Bislicher Insel werden zwischen 1993 und 2025 an der Tagesoberfläche Senkungen von bis zu 3,5 Metern auftreten, diese begünstigen die Wiedervernässung des grundwassergespeisten Altrheins[1].

Tierwelt des Naturschutzgebiets

Die Bislicher Insel hat besonders für Vögel, die auf Feuchtgebiete angewiesen sind, eine große Bedeutung. Neben meist 20.000 bis 30.000 arktischen Wildgänsen (zumeist Grau-, Saat- und Blässgänse) überwintern und nisten dort seltene und vom Aussterben bedrohte Arten. So besteht beispielsweise die größte Kormoran-Kolonie Nordrhein-Westfalens auf der Bislicher Insel, aber auch Nil-, Kanada- sowie Brand- und Zwerggänse haben sich auf der Bislicher Insel angesiedelt. Zusätzlich lassen sich dort auch Störche, Reiher und eine Vielzahl seltener Schmetterlings- und Schnecken-Arten beobachten.

Als Arten von gemeinschaftlichem Interesse nach den Fauna-Flora-Habitat- und Vogelschutzrichtlinien finden sich im Naturschutzgebiet insbesondere

Besonders hervorzuheben sind zwei Projekte zur Erhaltung des Artenreichtums:

  • Am 12. November 2004 wurden auf der Bislicher Insel in Xanten zwei Biber-Familien mit insgesamt zwölf Tieren ausgesetzt. Hierdurch soll eine neue Population am Niederrhein entstehen, nachdem 1877 der letzte Biber des Niederrheins in Duisburg getötet worden war.
  • Bereits 1999 flog der Franzose Christian Moullec in einem Ultraleichtflugzeug begleitet von 30 Exemplaren der vom Aussterben bedrohten Zwerggänse von Finnland aus an den Niederrhein. Die Gänse waren kurz nach ihrer Geburt auf einen kostümierten Menschen geprägt und aufgezogen worden. So folgten sie Christian Moullec über eine Route, auf der keine Jagd auf die Gänse gemacht wurde. Zwar stehen Zwerggänse in Europa unter Schutz, doch unterscheiden sie sich äußerlich nur geringfügig von Blässgänsen, bei denen das Jagen erlaubt ist. Im folgenden Jahr konnte beobachtet werden, wie ein Großteil der Zwerggänse erneut auf der vom Menschen vorbestimmten Route zu den Brutgebieten in Finnland und wieder zurück an den Niederrhein gelangten. Um die Bestände der Zwerggänse dauerhaft zu sichern sollen in den kommenden Jahren mehrere hundert Gänse auf diese Art auf die neue Flugroute geprägt werden.

Das Befahren des Naturschutzgebietes sowie Reiten und Schwimmen ist untersagt um diese Tiere zu schützen. Im Sommer dient das Naturschutzgebiet ebenfalls als Weideland.

Fischarten

Aufgrund seiner Genese besitzen die Gewässer der Bislicher Insel eine sehr heterogene Besiedelung mit Fischarten. Die eigentliche Altstromrinne des Rheins weist einen recht niederrheintypischen Artenbestand in nahezu allen Altersstufen auf. Im Rahmen einer Untersuchung 1998 wurden u.a. Karpfen, Aal, Zander, Hecht, Brachse, Kaulbarsch, Flussbarsch, Rotauge, seltener auch Rotfeder, Dreistachliger Stichling, Neunstachliger Stichling, Steinbeißer, Sonnenbarsch, Karausche, Güster, Schleie nachgewiesen.

Gefährdet ist der Fischbestand in der Sommerperiode aufgrund seiner geringen Tiefe und dem hohen Nähstoffgehalt (Hypertrophie), wodurch ungünstige Sauerstoffverhältnisse im Wasser erzeugt werden. Eine regelmäßige Überflutung des Auslaufs der Rinne sichert jedoch die Zuwanderung aus dem Rhein.

Gänzlich anders ist die Konstellation in den ehemaligen Kiesgrubengewässern. Hier zeigen sich aufgrund der selteneren Hochwasserereignisse die in der Region typischen Flussbarsch-Zönosen mit wenigen adulten Tieren und einem hohen Anteil an juvenilen. Mittlere Jahrgänge fehlen nahezu völlig. Begründet wird diese Monozönose durch die trogartigen Ufer mit nahezu fehlenden Laich- und Rückzugsmöglichkeiten für andere Arten.

Infozentrum "Natur Forum"

In einem ehemaligen Gehöft in der Mitte der Insel befindet sich ein Besucherzentrum, welches die Dauerausstellung "AuenGeschichten" beherbergt. Nach vorheriger telefonischer Anfrage können die Öffnungszeiten des NaturForums erfragt und Führungstermine auf die Insel für Gruppen und Schulklassen vereinbart werden.[2]

Weblinks

Informationsseite des NABU Wesel

Einzelnachweise

  1. Antje Bräuning, Jan Kirchhof: Bergbau unter Naturschutzgebiet: Bewusste Wasserstandserhöhung des Xanthener Altrheins durch Steinsalz-Gewinnung unter der Bislicher Insel, in: Kali und Steinsalz, Heft 3/2009, herausgegeben vom Verband der Kali- und Salzindustrie e.V., Berlin
  2. Informationsseite des NABU Wesel

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