Birthälm

Birthälm
Biertan
Birthälm
Berethalom
Wappen fehlt
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Biertan (Rumänien)
DEC
Basisdaten
Staat: Rumänien
Historische Region: Siebenbürgen
Kreis: Sibiu
Koordinaten: 46° 8′ N, 24° 31′ O46.13972222222224.523611111111388Koordinaten: 46° 8′ 23″ N, 24° 31′ 25″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 388 m
Fläche: 97,26 km²
Einwohner: 2.898 (1. Juli 2007)
Bevölkerungsdichte: 30 Einwohner je km²
Postleitzahl: 557045
Telefonvorwahl: (+40) 02 69
Kfz-Kennzeichen: SB
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindeart: Gemeinde
Gliederung: Biertan, Copşa Mare, Richiş
Bürgermeister: Cornel Raţiu (PSD)
Postanschrift: Str. 1 Decembrie, nr. 19
loc. Biertan, jud. Sibiu, RO-557045
Die Kirchenburg von Birthälm, ganz rechts der Katholische Turm

Biertan (deutsch Birthälm, ungarisch Berethalom) ist eine Gemeinde in Siebenbürgen, im Kreis Hermannstadt, Rumänien.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Der Ort Biertan liegt auf dem ehemaligen Königsboden in einem Seitental der Großen Kokel, etwa 8 km südlich des Kokeltals an der Straße, die von Scharosch kommend, nach Reichesdorf und weiter auf die Schlattner Hill Richtung Agnetheln führt. Die Entfernung zur Kreisstadt Hermannstadt beträgt etwa 80 km in südwestliche Richtung. Die beiden nächsten größeren Zentren sind sind Mediasch und Schäßburg.

Die Gemeinde Biertan besteht heute aus den Dörfern Biertan (dt. Birthälm), Richiş (dt. Reichesdorf) und Copşa Mare (dt. Groß-Kopisch) und hat heute etwa 3000 Einwohner, der Ort selbst ca. 1600.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1283, zusammen mit den Ortschaften Hetzeldorf, Reichesdorf, Meschen, Mediasch, Pretai, Scharosch und Groß-Kopisch. In dem Dokument geht es um eine Abfindung von Steuern an den Bischof von Siebenbürgen, die darin verhandelt wird (Wechsel von Naturalabgaben zu einer Abgabe von 40 Silber Mark). Durch dieses „Feilschen“ wird deutlich, dass Birthälm damals noch nicht dem Recht des Goldenen Freibriefs von 1224 unterlag, in dem derartiges bereits hinreichend geregelt war. Es muss also in der Zeit zwischen 1224 und 1283 gegründet worden sein.

Birthälm war eine Ortschaft auf dem Gebiet der Zwei Stühle von Mediasch und Schelk. Diese Region erlangte die Rechte des Goldenen Freibriefs ab ca. 1315.

Die Ansiedlung entwickelte sich rasch zu einem bedeutenden Marktflecken. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts stand Birthälm kurz vor der Erhebung zur Stadt. Es gab damals vier sog. „Zahlhäuser“ (die als Steuerbemessungsmaßstab dienten). Die wirtschaftliche Grundlage bildeten ein florierendes Handwerk (in mehreren Zünften) und der Weinbau (siehe: Weinbau in Rumänien). Im Jahre 1510 verzeichnete Birthälm bereits 31 Steuer-„Marken“, was auf eine Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen schließen lässt. Auch die räumliche Ausdehnung war beträchtlich größer als heute. Die städtische Entwicklung hatte voll eingesetzt. Auf das erste Viertel des 16. Jahrhunderts entfällt auch die Zeit der „großen Bautätigkeit“ in Birthälm. Der Ort hatte sich zur größten Gemeinde der Zwei Stühle entwickelt, besaß (seit 1418) das Jahr- und Wochenmarktsrecht und übte die Blutgerichtsbarkeit aus. In dieser Periode wurde an der Stelle einer frühgotische Basilika die heutige, gotische Hallenkirche errichtet. Ab 1468 ist auch eine Wehranlage auf dem Kirchenhügel belegt, deren hauptsächliche Bauzeit allerdings auf den Beginn des 16. Jahrhunderts fällt. Die Kirchenburg erhielt damals ihre heutige Gestalt. Im Jahr 1572 wurde sogar der Sitz der Sachsenbischöfe unter Lucas Unglerus von Hermannstadt nach Birthälm verlegt, wo er für fast 300 Jahre (bis 1867) verblieb.

Während der Türkenkriege kam es jedoch immer wieder zu Überfällen. Da der Ort noch keine Stadtmauern besaß, war er Brandschatzungen, Plünderungen und Menschenraub relativ schutzlos ausgesetzt. Seuchen dezimierten die Einwohnerschaft zusätzlich, so dass die Bevölkerung dauerhaft auf einen Bruchteil ihres alten Bestandes reduziert wurde. Allmählich glitt der Ort - in Konkurrenz zu den nahen Städten Mediasch und Schäßburg - in die Zweitrangigkeit ab.

Bei der Volkszählung von 1930 hatte Birthälm 2331 Einwohner, davon 1228 Siebenbürger Sachsen. 1992 lebten nur noch 180 Sachsen in der Gemeinde. Aktuell ist ihre Anzahl auf ca. 70 Personen gesunken.

UNESCO-Kulturerbe

Kirchenburg: Die Kirchenburg wurde 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Sie erhebt sich auf einem steilen Hügel inmitten des Ortes. Der innere, älteste Mauerring der Burg wird auf Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts datiert. Als Sitz des evangelischen Bischofs von Siebenbürgen spielte der Sakralbau eine wichtige Rolle und wurde aufwendig ausgestattet. Die gotische Hallenkirche (die keinen Turm besitzt) wird von 3 Ringmauern sowie neun Türmen und Basteien umgeben.

Heutezutage ist die Birthälmer Kirchenburg eine bedeutende touristische Attraktion und ihre Silhouette weltweit bekannt. Sie ist alljährlich (mit Ausnahmen, z.B. 2007) der Schauplatz des sog. „Sachsentreffens“ der noch in Siebenbürgen verbliebenen Siebenbürger Sachsen.

Kunstgegenstände und Gebäudeteile der Kirchenburg von besonderem historischem Wert:

  • Bischofsgruft (Mausoleumsturm): In einem Turm des innersten Mauerrings, nordöstlich neben der Kirche, befindet sich die Gruft der Bischöfe. Dort sind mehrere, z.T. noch bemalte Grabplatten, die das Antlitz der verstorbenen Kirchenfürsten zeigen. Auffällig ist, dass allen Figuren die Nasen abgeschlagen sind. Die sich um diesen Zustand rankende Sage will, dass die Türken, als sie während einer Belagerung einmal so weit in die Burg vorgedrungen waren, den Bischofsfiguren die Nasen abgeschlagen haben sollen.
  • Katholischer Turm: Dieser Turm, ebenfalls im innersten Bezirk, südlich neben der Kirchenburg, verfügt im Erdgeschoss über einen kapellenartigen Raum mit hoher gotischer Decke und ist noch vollständig mit Fresken ausgemalt. Der Name rührt daher, dass in dem überwiegend protestantischen Ort die katholischen Messen im Turm abgehalten wurden.
  • Pultturm (Rathausturm): In der zweiten (mittleren) Ringmauer befindet sich auf der Westseite ein Turm mit einem Pultdach, an dessen Fassade sich Fresken aus dem 16. Jahrhundert erhalten haben. Durch diesen Turm verläuft, wie auch durch drei weitere Türme (Einfahrtsturm, Speckturm und Stundenturm), der Auffahrtsweg in den Burginnenhof. Somit ist er einer der insgesamt vier Tortürme, welche früher im Kriegsfall die Auffahrt ins Burginnere mit Falltoren versperrt hatten.
  • Portale: Die drei Portale der Kirche sind in ihrem ursprünglichen mittelalterlichen Zustand erhalten. Sowohl das Sandsteinmaßwerk als auch die Türen selbst stammen aus dem 16. Jahrhundert.
  • Zunftfahnen: Da Birthälm ein Marktflecken mit einer großen Handwerkeranzahl war, die sich in Zünften organisierten, gab es bestimmte Zunftabzeichen - die sog. Zunftfahnen. Von diesen haben sich im Kirchenraum mehrere erhalten.
Katholischer Turm (links) und die drei Ringmauern
  • Kanzel: Im Kirchenraum, außerhalb des Chorraumes, befindet sich die Kanzel. Sie ist aus einem einzigen großen Sandsteinblock gefertigt und zeigt filigrane gotische Steinschnitzereien.
  • Flügelaltar: Im Kircheninneren befindet sich einer der größten mittelalterlichen Flügelaltare Siebenbürgens mit 28 vorreformatorischen Bildtafeln, die - ungewöhnlicherweise - die Festtagsseite (die ausgeklappten Bildtafeln) jeden Tag zeigen und nur zu den hohen Festtagen (Weihnachten, Ostern und Pfingsten) geschlossen werden.
  • Gestühl: Im Altarraum gegenüber der Sakristeitür hat sich ein Chorgestühl aus dem hohen Mittelalter erhalten. Es ist aus Lindenholz gefertigt und mit aufwändigen Intarsien verziert.
  • Sakristeitür: Die Sakristeitür aus dem Jahr 1515 ist eine der größten Schätze der Kirchenburg. Sie ist mit einer raffinierten Mechanik ausgestattet, die insgesamt 19 Riegel und einen automatischen Verschluss beinhaltet. Wie das Gestühl ist die Tür ebenfalls reich mit Holzeinlegearbeiten verziert und das Schloss auf der Innenseite (Sakristeiseite) ist mit fein gearbeiteten Nilpferdköpfen eingefasst. Die Tür wurde auf der Weltausstellung 1900 in Paris ausgestellt und fand dort Beachtung.
  • Scheidungshaus: Im innersten Mauerring, südöstlich neben der Kirche, etwa auf halber Strecke zwischen Mausoleumsturm und Katholischem Turm, befindet sich das sog. Scheidungshaus. Hier wurden die scheidungswilligen Paare eingeschlossen - und zwar mit nur einem Bett, einem Tisch, einem Teller, einem Becher, einem Löffel usw. Sie wurden so lange dort gehalten, bis sie wieder von ihrer Trennung absehen wollten. In den 400 Jahren in denen das Scheidungshaus genutzt wurde, soll es angeblich nur eine einzige Scheidung gegeben haben.

Persönlichkeiten

Weblinks

Siehe auch


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